Namenlos. Уилки Коллинз
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Namenlos - Уилки Коллинз страница 30

Название: Namenlos

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ sie in dem Zimmer, wo die Enthüllung von ihres Vaters Tode sie zuerst getroffen hatte. Ihr Gesicht, unnatürlich versteinert durch den starren Kummer des Alters – ein geisterbleiches eintöniges Weiß, fürchterlich anzusehen. Nichts konnte sie aufrichten, Nichts sie innerlich befreien. Sie sagte nur:

      – Sprecht nicht mit mir, berührt mich nicht. Laßt es mich allein tragen.

      Dann verfiel sie wieder in ihr Schweigen. Gleich der erste große Schmerz, welcher finster in das Leben der Schwestern getreten war, hatte, wie es schien, bereits ihren gewöhnlichen Charakter umgewandelt.

      Das Zwielicht sank herab und verschwand, und die Sommernacht kam glänzend heraus. Als das erste sorgfältig verhüllte Licht in dem Krankenzimmer angezündet wurde, kam der Arzt, der von Bristol herbei geholt war, an, um sich mit dem Hausarzte der Familie zu berathen. Er konnte keinen Trost geben: er konnte nur sagen:

      – Wir müssen versuchen und hoffen. Der Schlag, welcher sie traf, als sie die Nachricht von des Gatten Tode überraschte, hat ihre Kraft zu einer Zeit niedergeworfen, wo sie dieselbe gerade am Nöthigsten hatte. Keine Anstrengung soll gespart werden, um sie zu erhalten. Ich will die Nacht hier bleiben.

      Er öffnete, als er sprach, eins von den Fenstern, um mehr Luft herein zu lassen. Die Aussicht ging auf die Anfahrt vor dem Hause und die Landstraße draußen. Kleine Gruppen von Leuten standen vor der Hausthür und sahen herein.

      – Wenn diese Personen irgendwie laut werden, sagte der Doktor, so müssen sie bedeutet werden, wegzugehen.

      Es war nicht nöthig, sie zu bedeuten. Es waren nur die Arbeiter, welche auf den Ländereien des Verstorbenen gearbeitet hatten und darunter hin und wieder einige Frauen und Kinder aus dem Dorfe. Sie dachten alle seiner. Einige sprachen von ihm, und es erhöhte ihre schwache Denkkraft, wenn sie dabei sein Haus ansehen durften. Die Vornehmen der Gegend waren meist freundlich gegen sie (sagten die Männer), aber wie er war doch Keiner. Die Frauen erzählten einander flüsternd von seinem tröstlichen Wesen, wenn er in ihre Häuschen kam.

      – Er war ein fröhlicher Herr, die gute Seele, und dachte an uns, er kam niemals und starrte uns an, wenn Essenszeit war. Die Anderen, vor denen mag uns Gott behüten und bewahren… Alles was er jemals sagte, war: Nächstes Mal besser.

      So standen sie und sprachen von ihm und sahen nach dem Hause und dem Grundstück und gingen allmälich zu Zweien und Dreien hinweg mit dem dunklen Gefühl, daß sie sich des Anblicks seines freundlichen Angesichts niemals wieder erfreuen würden. Der beschränkteste Kopf unter ihnen wußte an dem Abend, daß die rauhen Wege der Armuth nunmehr, wo er dahin gegangen war, noch einmal so rauh für sie sein würden.

      Ein wenig später wurde an die Thür des Schlafzimmers die Nachricht gebracht, daß der alte Mr. Clare allein ins Haus gekommen sei und daß er unten in der Flur warte, um zu hören, was der Arzt sage. Miss Garth war nicht im Stande selbst zu ihm hinunter zu gehen: sie ließ es ihm bestellen. Er sagte zu dem Diener:

      – Ich will in zwei Stunden wieder kommen und mich erkundigten.

      Darauf ging er langsam fort. Unähnlich wie er war im Vergleich mit anderen Männern ließ er nach dem jähen Tode seines alten Freundes keine merkbare Veränderung an sich wahrnehmen. Das Mitgefühl, das sich in seiner persönlichen Erkundigung, um deren Willen er in das Haus gekommen war, aussprach, war das einzige Zeichen menschlicher Regung; welches sich der schroffe, unbegreifliche Mann entschlüpfen ließ.

      Er kam wieder, als die zwei Stunden Vorüber waren, und dies Mal sprach Miss Garth mit ihm.

      Sie reichten sich schweigend die Hände. Sie wartete und raffte sich selbst zusammen, um ihn anhören zu können, wenn er von seinem verlorenen Freunde sprechen würde. Doch nein, er erwähnte nicht ein Mal das fürchterliche Ereigniß, nicht ein einziges Mal spielte er an auf den fürchterlichen Todesfall Er sprach nur die Worte:

      – Ist es besser oder schlimmer mit ihr?

      Weiter sagte er Nichts. War der Zoll seines Beileids wegen des Gatten so vollständig von dem Ausdrucke seiner Besorgniß um die Gemahlin desselben unterdrückt? Der Charakter des Mannes, der sich unbeugsam gegen die Welt und gegen die Gewohnheiten der Menschen auflehnte, rechtfertigte vielleicht eine solche Erklärung seines Benehmens. Er wiederholte seine Frage:

      – Geht es besser oder schlimmer mit ihr?

      Miss Garth antwortete ihm:

      – Nicht besser; wenn eine Veränderung da ist, so ist es eher zum Schlimmeren.

      Sie sprach diese Worte am Fenster des Morgenzimmers, welches sich nach dem Garten öffnete. Mr. Clare hielt inne, als er die Antwort auf seine Frage gehört hatte, that dann einige Schritte, als ob er fortgehen wollte, wandte sich aber plötzlich wieder um und sprach von Neuem.

      – Hat der Doktor sie aufgegeben? fragte er.

      – Er hat uns nicht verschwiegen, daß sie in Gefahr schwebt. Wir können nur beten für sie.

      Der alte Mann legte s eine Hand aus Miss Garths Arm, als sie ihm antwortete, und sah ihr aufmerksam ins Gesicht.

      – Sie glauben an das Gebet —? sagte er.

      Miss Garth wich mit Schmerz, im Angesicht vor ihm zurück.

      – Sie hätten es mir ersparen sollen, Herr, in einer solchen Zeit wie diese eine solche Frage zu hören!

      Er beachtete ihre Antwort nicht, seine Augen waren fort und fort auf ihr Gesicht geheftet.

      – Beten Sie, sagte er, wie Sie noch nie zuvor gebetet haben, für die Erhaltung von Mrs. Vanstones Leben.

      Und damit ging er fort. Seine Stimme und Art und Weise drückten eine unmittheilbare Furcht vor der Zukunft aus, welche seine Worte nicht ausgesprochen hatten. Miss Garth ging ihm bis in den Garten nach und rief ihn an. Er hörte sie, aber er kehrte nicht wieder um. Er beschleunigte seine Schritte, als ob er vermiede, mit ihr zusammen zu treffen. Sie beobachtete ihn über den freien Rasenplatz weg im warmen Sommermondlichte. Sie sah seine weißen greisenhaften Hände, sah sie plötzlich gegen den schwarzen Hintergrund der Buschanlagen erhoben und gerungen über feinem Kopfe. Sie fielen herab, die Bäume nahmen ihn in ihre Schatten auf; und er war verschwunden.

      Miss Garth begab sich zurück zu der Leidenden auf ihrer Seele die Last einer neuen Sorge.

      Es war jetzt elf Uhr vorüber. Eine kurze Zeit war vergangen, seit sie die Schwestern gesehen und gesprochen hatte. Die Fragen, welche sie an eines von den Dienstmädchen richtete, brachten aus diesem nur die Meldung heraus, daß Beide auf ihren Zimmern seien. Sie verschob ihre Rückkehr an das Bett der Mutter, um vorher noch einige letzte Trostesworte den Töchtern zu sagen, ehe sie dieselben für die Nacht verließ. Noras Zimmer war das nächste. Sie öffnete leise die Thür und sah hinein. Die knieende Gestalt neben dem Bette zeigte ihr an, daß Gottes Hilfe der vaterlosen Waise in ihrer Kummersnoth nahe war. Dankesthränen sammelten sich in ihren eigenen Augen, als sie das sah, dann machte sie die Thür leise wieder zu und ging in Magdalenens Zimmer. Dort hielt sie ungewiß ihre Schritte auf der Schwelle an und wartete einen Augenblick, ehe sie eintrat.

      Ein Geräusch in dem Zimmer erreichte ihr Ohr, das eintönige Rauschen eines Frauenkleides, bald näher, bald ferner; ohne Unterlaß von einem Ende zum andern über den Boden gehend, ein Geräusch, welches ihr sagte, daß Magdalene in der Einsamkeit ihrer Kammer auf und abging. Miss Garth klopfte. Das Rauschen hörte auf, die Thür öffnete sich, und das trauernde Mädchenangesicht stand vor ihr, verschlossen in eisig kalte Verzweiflung, die großen hellen Augen mechanisch in die ihrigen blickend, so leer und so thränenlos wie immer.

      Dieser СКАЧАТЬ