Teverino. Жорж Санд
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Teverino - Жорж Санд страница 9

Название: Teverino

Автор: Жорж Санд

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ sobald sie gebaut werden, entdeckst, daß Du Dich der jungen Brut bemächtigst und die Eltern zwingst, ihre Kleinen auf Deinen Knieen zu füttern. Man weiß, wie geduldig Du ganze Stunden lang gleich einer Bildsäule oder einem Baume unbeweglich bleibst, damit diese Thierchen sich gewöhnen, Dich zu sehen, ohne Dich zu fürchten. Man weiß, daß sobald sie gezähmt sind, sie Dir überall hinfolgen, um ihr Futter von Dir zu empfangen, und daß, einem bewundrungswürdigen Instinkt des Gedächtnisses und der Anhänglichkeit folgend, womit mehrere Gattungen besonders begabt sind, sie Dir ihre Familien zuführen, so sehr sie sich auch vermehren. Alles das ist kein Hexenwerk. Jeder von uns könnte ein Gleiches thun, wenn man, wie Du, vernünftigen Beschäftigungen und einer nützlichen Arbeit fremd wäre . . .

      »Spiele daher nicht die Zauberin und die Inspirirte, wie gewisse berühmte Betrüger des Alterthums und unter Andern ein elender Apollonius von Thyana, welchen die Kirche als falschen Propheten verdammt und der die Sprache her Sperlinge zu verstehen behauptete. Was diese edeln Personen betrifft, so hoffe nicht, sie zum Besten halten zu können. Ihr Verstand und ihre Bildung gestatten ihnen nicht, zu glauben, daß ein Püppchen, wie Du, mit einer übernatürlichen Macht begabt sei.«

      »Wohlan, Herr Pfarrer,« sagte Lady G***, »Sie hätten Nichts sagen können, das mir weniger angenehm gewesen, noch über den Aberglauben eine Predigt halten können, die übler angebracht gewesen wäre. Ihre Erklärungen befeinden die Poesie, und ich glaube hundertmal lieber, die arme Magdalena besitze eine geheimnißvolle, ja sogar wunderbare Gabe, wenn Sie wollen, als daß ich meine Einbildungskraft durch das Annehmen abgedroschener Wahrheiten erkalten lasse. Tröste Dich,« sagte sie zu dem Vogelmädchen, das vor Aerger weinte und den Pfarrer mit einer Art naiver und stolzer Entrüstung anschaute, »wir halten Dich für eine Fee und erklären uns von Deinem Zauber gefesselt.«

      »Uebrigens erklären die Erklärungen des Herrn Pfarrers Nichts. Sie bestätigen Thatsachen und enthüllen die Ursachen davon nicht. Um in solchem Grade freie und in natürlicher Wildheit lebende Wesen zu zähmen, bedarf es eines besondern Geschicks, einer Art ganz ausnahmsweisen geheimen Magnetismus. Jeder von uns würde sich vergeblich dieser Erziehung widmen, welche das geheimnißvolle Verhängniß dem Instinkt dieses jungen Mädchens enthüllt.«

      »Ja, ja!« rief Magdalena, deren Augen sich entstammten, als hätte sie Leoncen’s Beweisführung vollkommen wohl verstanden, »ich wette auch, der Herr Pfarrer kann nicht eine einzige Henne in seinem Hofe zähmen, und ich zähme die Adler des Gebirges.«

      »Die Adler, Du?« sagte der Pfarrer, empfindlich, Sabina in Lachen ausbrechen zu sehen; »das wirst Du wohl bleiben lassen! Die Adler lassen sich nicht zähmen wie Lerchen. Da sieht man, was bei so albernem Treiben und wunderlichen Anmaßungen herauskommt. Man lernt lügen, und so geht’s Dir, kleine Unverschämte!«

      »Ach! entschuldigen’s, Herr Pfarrer,« sagte ein junger Ziegenhirte, der sich aus der Gruppe der übrigen Kinder weggeschlichen hatte und die Unterhaltung der edeln Gäste mitanhörte. »Seit einiger Zeit zähmt Magdalena wirklich Adler. Ich habe es gesehn. Ihr Verstand wird immer größer, und bald wird sie die Bären zähmen, das ist gewiß.«

      »Nein, nein, nie!« antwortete das Vogelmädchen mit einer Art Schrecken und Abscheu, die sich in allen ihren Zügen malten. »Mein Geist verträgt sich nur mit dem, was in den Lüften schwebt.«

      »Nun, was sagt ich Ihnen?« rief Leonce, von diesem Worte betroffen. »Sie fühlt, obwohl sie weder Andern noch sich selbst Rechenschaft darüber ablegen kann, daß sie durch unerklärliche Verwandtschaftsbeziehungen gewisse Wesen an sich lockt. Diese vertraulichen Beziehungen sind in unsern Augen Wunder, weil wir das Naturgesetz davon nicht erfassen können, und die Welt der physischen Dinge ist voll solcher Wunder, die uns alle entgehen. Seien Sie überzeugt, Herr Pfarrer, der Teufel hat mit diesen Dingen Nichts zu schaffen; Gott allein besitzt das Geheimniß des ganzen Räthsels und leitet das ganze Mysterium.«

      »Wohlan, das laß ich gelten,« sagte der Pfarrer, von dieser Erklärung ziemlich befriedigt. »Ihrer Meinung nach gäbe es also zwischen gewissen verschiedenen Organisationen unbekannte Beziehungen? Vielleicht dünstet diese Kleine einen nur dem feinem Geruchssinn dieses Vogelgeschlechte merklichen Geruch aus?«

      »So viel ist gewiß,« sagte Sabina lachend, »daß sie ein Vogelprofil hat. Betrachten Sie einmal ihre kleine, gekrümmte Nase, ihre lebhaften, hervorstechenden Augen, ihre beweglichen und blassen Augenlieder, dazu ihre Leichtigkeit, ihre wie Flügel behenden Arme, ihre gleich Vogelfüßen feinen und festen Beine, und Sie werden sehen, daß sie einem jungen Adler ohne Schnabel und Krallen gleicht.«

      »Wie Sie wollen,« sagte Magdalena, die, mit einer raschen Fassungskraft begabt, Alles zu verstehen schien, was in Betreff ihrer gesagt wurde. »Aber außer der Gabe, mich beliebt zu machen, habe ich auch die, mich verständlich zu machen; ich besitze eine Wissenschaft und wette, daß kein Anderer entdeckt, was ich weiß. Wer von Ihnen wird mir sagen, zu welcher Stunde man sich Gehorsam erzwingen kann und zu welcher nicht? welches Schreien oder Rufen in weiter Ferne gehört werden kann? an was für Orte man sich stellen muß? welche Einflüsse man entfernen soll, welches Wetter günstig ist? Ach! Herr Pfarrer, wenn Sie die Leute zu überzeugen wüßten, wie ich die Thiere anzulocken weiß, Ihre Kirche wäre reicher und Ihre Heiligen würden besser gefeiert.«

      »Sie hat Verstand,« sagte der Pfarrer Polterer, welcher im Grund ein gutmüthiger und heiterer Polterer war, besonders nach dem Trinken; »allein es steckt ein Teufelsgeist in ihr und ich muß sie einmal exorcisiren. Unterdeß, Madalon, laß Deine Adler kommen.«

      »Und wo sollte ich sie zu dieser Stunde hernehmen?« antwortete sie schalkhaft. »Wissen Sie, wo sie sind, Herr Pfarrer? Wenn Sie es wissen, so sagen Sie es, und ich geh und hohl sie Ihnen.«

      »Geh nur hin, weil Du behauptest, es zu wissen.«

      »Sie sind, wo ich jetzt nicht hingehen kann. Ich sehe wohl, Herr Pfarrer, daß Sie es nicht wissen. Wenn Sie aber diesen Abend bei Sonnenuntergang mit mir kommen wollen und keine Furcht haben, so sollen Sie Etwas sehen, worüber Sie staunen werden.«

      Der Pfarrer zuckte die Achseln, allein Sabinas glühende Einbildungskraft bemächtigte sich dieser Grille.

      »Ich will mitgehen, ich,« rief sie, »ich will keine Furcht haben, ich will das Erstaunliche beobachten, ich will an den Teufel glauben und ihn sehen, wenn es sich thun läßt!«

      »Ganz sachte!« sagte ihr Leonce ins Ohr, »Sie haben meine Erlaubniß noch nicht, theure Kranke.«

      »Ich erbitte sie mir, ich entreiße sie Ihnen, liebenswürdiger Doktor.«

      »Nun, das werden wir sehen, ich will die Zauberin befragen und darüber entscheiden, wie ich für gut finde.«

      »Ich zähle also auf Ihren Wunsch, auf Ihr Versprechen, mich zu amüsiren. Wollen wir aber nicht inzwischen nach der Villa zurückkehren, um zu sehen, wie Mylord G*** geschlafen hat?«

      »Wenn Sie Ihren Willen haben wollen, so gebe ich meine Demission.«

      »Gott behüte! Bisher habe ich mich nicht einen Augenblick gelangweilt. Thun Sie daher, was Sie für zweckmäßig erachten; wo Sie mich aber hinführen mögen, da lassen Sie mich auch das Vogelmädchen mitnehmen.«

      »Das war ganz meine Absicht. Glauben Sie denn, sie sei zufälligerweise hiehergekommen?«

      »Sie kannten sie also? Sie haben also eine Zusammenkunft mit ihr verabredet?«

      »Fragen Sie mich nicht.«

      »Ich vergaß! Behalten Sie Ihre Geheimnisse; ich hoffe indeß, Sie werden deren noch mehr besitzen?«

      »Gewiß besitze ich deren noch mehr, und ich künde Ihnen an, Madame, daß dieser СКАЧАТЬ