Teverino. Жорж Санд
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Название: Teverino

Автор: Жорж Санд

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ dieses gefährlichen Beisammenseins unter vier Augen gestört würde. Ich will sie Ihnen nicht verderben, ich gehe mit, vorausgesetzt, daß es nicht zu fern sei, denn an Geschäften mangelt es hier nicht. Dem Einen gefällt es, zu werden, dem Andern zu sterben, und das fängt alle Tage wieder von vorn an. Gehen Sie, benachrichtigen Sie Ihre Dame, ich eile in meine Kirche.«

      »Wohlan denn,« sagte Sabina, welche Leonce’s Rückkehr erwartend, aus der Kutschentasche ein Buch hervorgelangt hatte und im Wilhelm Meister blätterte. »Ich glaubte, Sie hätten mich vergessen und tröstete mich mit dieser bewunderungswürdigen Erzählung darüber.«

      »Ich hatte es für Sie mitgebracht,« sagte Leonce, ich wußte, daß sie dasselbe noch nicht kennen und es die Lectüre ist, deren Sie in diesem Augenblicke bedürfen.«

      »Das sind ja allerliebste Aufmerksamkeiten; doch was beginnen wir jetzt?«

      »Wir gehen in die Messe.«

      »Seltsamer Einfall!«

      »Gedenken Sie mich zu ergötzen, indem Sie mich anhalten, mein Seelenheil zu fördern?«

      »Es ist Ihnen untersagt, meine Gedanken zu erforschen und meine Absichten errathen zu wollen. Vom Augenblicke an, wo Ihr Unbekanntes nicht mehr in meinem Gehirn allein lebt, werden Sie mich Nichts von Allem, was ich unternommen, zu Ende führen lassen.«

      »Das ist wahr. Gehen wir daher in die Messe; aber was wollten Sie nur mit diesen! Pfarrer anfangen?«

      »Ei, ei, immer fragen, wenn Sie wissen, daß das Orakel stumm sein muß.«

      »Ihre Wunderlichkeiten beginnen mich zu interessiren. Ist es mir nicht erlaubt, zu suchen, daß ich verstehe?«

      »Warum nicht! ich lauft nicht Gefahr, errathen zu werden.«

      Die Wurst fuhr durch den Weiler und hielt vor der ländlichen Kirche an. Sie war gewöhnlich in den Wochenmessen beinahe leer; allein sobald die beiden edlen Reisenden eingetreten waren, füllte sie sich mit neugierigen Weibern und Kindern. Die Mehrzahl davon kehrte indeß bald wieder unter die Vorhalle zurück, um die Pferde zu bewundern, den Wagen zu berühren und besonders die Negerin zu betrachten, die ihnen ein mit Spott und Schreck vermischtes Staunen verursachte.

      Der Sakristan wies Sabina und Leonce die Ehrenbank an. Die Bergluft ist so scharf, daß der Pfarrer schon Hunger hatte und seine Messe nicht in die Länge zog.

      Lady G*** hatte aus andern alten Erbauungsscharteken, die zerstreut auf dem Betstuhle umherlagen, mit den Fingerspitzen ein ehrwürdiges Meßbuch hervorgelangt. Sie schien sehr andächtig; allein Leonce bemerkte bald, daß sie immer Wilhelm Meister unter ihrem Shawl hielt, daß sie diesen nach und nach auf das vor ihr geöffnete Meßbuch schob und ihn endlich während des confiteor aufmerksam las.

      Er kniete nun auf das Fußbänkchen zu ihr hin und sagte leise:

      »Ich wette, daß dieser einfältige Pfarrer und die guten Leute da, welche Sie anschauen, von Ihrer Frömmigkeit erbaut sind, Sabina! Ich aber sage mir, daß Sie nur die Außenseite einer Religion achten, an welche Sie nicht mehr glauben.«

      Sie antwortete ihm blos durch Hinweisung auf das Wort Pedant, welches sich in Betreff einer der Personen der umherziehenden Truppe im Wilhelm Meister an mehreren, Stellen vorfindet.

      »Sie wissen wohl, daß ich keine Betschwester bin,« sagte sie nach der Messe zu ihm, während sie mit einander durch das mit kleinen Kapellen umgebene Schiff der Kirche schritten, »ich habe die Religion meiner Zeit.«

      »Das heißt, Sie haben keine Religion?«

      »Ich glaube im Gegentheil, es sei kein Zeitalter religiöser gewesen, in dem Sinne nämlich, daß die großen Geister gegen die Vergangenheit ankämpfen und nach der Zukunft streben. Allein die Gegenwart kann in keinem Tempel Schutz suchen. Warum führten Sie mich in diesen hier?«

      »Gehen Sie nicht sonntäglich in die Messe?«

      »Es ist dies Sache des Anstandes und um nicht die Rolle des Freigeistes zu spielen. Der Sonntag hat religiöse Verpflichtungen und demzufolge einen Weltbrauch aufgestellt.«

      »Ach! Sie sind Heuchlerin.«

      »In der Religion? Nicht doch. Ich verberge Niemanden, daß ich einer Gewohnheit gehorche.«

      »Sie haben sich aus dieser profanen Welt einen Gott geschaffen, und finden es leicht, diesem zu dienen.«

      »Leonce, sollten Sie ein Betbruder sein?« sagte sie, ihn anschauend.

      »Ich bin Künstler,« antwortete er; »ich fühle überall die Gegenwart Gottes, selbst vor diesen rohen Bildern des Mittelalters, die den Ort, in welchem wir uns befinden, irgend einem barbarischen Götzentempel ähnlich machen.«

      »Sie sind gottloser, als ich; diese schrecklichen Fetische, diese cynischen Votivtafeln machen mir Furcht.«

      »Ich sehe, die Vergangenheit ist Ihnen ein Schrecken; sie verderbt Ihnen die Gegenwart. Daß Sie doch die Zukunft nicht verstehen können! Sie lebten im Ideal.«

      »Da, Künstler, schauen Sie hin!« sagte Sabina, seine Aufmerksamkeit auf eine im schaurigen Hintergrund einer Todtenkapelle auf dem Pflaster knieende Figur lenkend.

      Es war ein junges Mädchen, beinahe noch ein Kind, ärmlich; obwohl reinlich gekleidet. Sie war nicht hübsch, allein ihr Gesicht hatte einen ergreifenden Ausdruck und ihre Haltung einen seltsamen Adel. Ein in das feuchte Gewölbe, worin sie betete, verirrter Sonnenstral fiel auf ihren rosigen Nacken und eine prächtige Flechte hellblonder, fast weißlicher Haare, die festanliegend um ein kleines, von rothem, mit verblichenem Golde gestickten Sammt und nach Landessitte mit schwarzen Spitzen verziertes Häubchen geschlungen waren. Sie war trotz des matten Tons ihrer Haare von blühender Gesichtsfarbe. Das helle Blau ihrer Augen erschien unter ihren mattgoldenen, in’s Silber spielenden Wimpern noch glänzender. Ihr allzu kurzes Profil hatte Linien von außerordentlicher Feinheit und Energie.

      »Ei, ei, Leonce, vergessen Sie sich nicht allzusehr in dieser Beschauung,« sagte Sabina zu ihrem Begleiter, welcher wie versteinert vor dem Landmädchen stand, »nur mit mir allein müssen Sie heute beschäftigt sein; wenn Sie zerstreut werden, so bin ich verloren, so langweile ich mich.«

      »Ich denke nur an Sie, während ich diese anschaue. Schauen Sie sie auch an. Sie müssen das verstehen.«

      »Das? Das ist der blinde und dumme Glaube, es ist die noch lebende Vergangenheit, es ist das Volk. Das ist merkwürdig für den Künstler, ich aber bin Poet und bedarf mehr, als des Seltsamen, ich bedarf des Schönen . . . Diese Kleine ist häßlich.«

      »Sie verstehen eben Nichts davon. Sie ist in Bezug auf den seltenen Typus, welchem sie angehört, schön.«

      »Albions Typus.«

      »Nein! Es ist Rubens Farbe mit dem strengen Ausdruck der niederländischen Jungfrauen. Und die Haltung?«

      »Ist steif wie die Zeichnung der ältern Meister. Sie lieben das?«

      »Es liegt Anmuth darin, weil es naiv und überraschend ist. Die Magdalena von Canova ruht, die Jungfrauen der Renaissance wissen, daß sie schön sind; die ältern Modelle sind ganz von einem Wurf, ganz von einem Stücke, man könnte sagen, ganz von einem Ursprung, wie der Gedanke, der sie erblühen ließ.«

      »Und der sie versteinerte . . . Sehen Sie, sie hat ihr Gebet beendigt; reden Sie mit ihr, Sie werden sehen, daß sie ungeachtet des СКАЧАТЬ