La San Felice. Александр Дюма
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Название: La San Felice

Автор: Александр Дюма

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ ganz gewiß täuschte er sich. Was sollten diese Menschen vor seinem Palast machen?

      Etwas erschien ihm aber noch weit außerordentlicher als die an dieser Stelle versammelten Menschen.

      Es waren dies die Bücher und Papiere, welche gleich einem Vogelschwarm aus den Fenstern seiner Bibliothek herauszufliegen schienen! Ohne Zweifel täuschte ihn die Perspective. Diese Fenster, an welchen von Zeit zu Zeit Männer erschienen, welche mit den auf der Straße stehenden zornige Geberden wechselten, diese Fenster waren nicht die seinigen.

      So wie aber der Carrozzello immer näher kam, war es dem Herzog nicht mehr erlaubt zu zweifeln, und sein Herz ward von unüberwindlicher Angst zusammengeschnürt.

      Obschon er aber mit jedem Schritt näher kam, so sah er mit jedem Schritt weniger deutlich. Eine Wolke umflorte seine Augen, wie dies zuweilen im Traume geschieht, und in leisem, aber immer unruhigerem Tone sagte er mit stierem Blicke, ausgestrecktem Halse und vorwärts gebeugtem Körper: »Ich träume! ich träume! ich träume!«

      Bald aber mußte er sich gestehen, daß er nicht träumte und daß eine furchtbare, unerwartete Katastrophe über sein Haus und ihn selbst hereingebrochen war.

      Die Menschenmenge reichte bis an den Vico Marina del Vino und jeder der Menschen, welche diese Zusammenrottung bildeten, heulte von wahnsinniger Wuth ergriffen:

      »Tod dem Jakobiner! Tod dem Atheisten! Tod dem Freunde der Franzosen! Auf den Scheiterhaufen mit ihm! auf den Scheiterhaufen!«

      Ein furchtbarer Blitz durchzuckte das Hirn des Herzogs. Zerlumpte, halb nackte, mit Blut besudelte Gestalten gesticulirten an den Fenstern der Wohnung seines Bruders.

      Er sprang aus dem Carrozzello, drang wie ein Wahnsinniger in diese Menge, stieß einen wilden Schrei aus, drängte mit einer Kraft, die er sich selbst nicht zugetraut, Männer, die zehnmal stärker waren als er, auf die Seite, und so wie er in diesem Ocean, dessen Wogen jede aus einem Menschen bestanden, weiter hinein kam, fühlte er, daß derselbe immer wüthender, immer drohender, immer leidenschaftlicher ward.

      Endlich nachdem er dem Umkreis hinter sich hatte, gelangte er in die Mitte und stieß einen lauten Schrei aus.

      Er sah sich einem aus Holz von jeder Gattung zusammengesetzten Scheiterhaufen gegenüber, auf welchem blutend, ohnmächtig, verstümmelt und halb nackt sein Bruder lag.

      Es war unmöglich ihn zu verkennen, es war unmöglich zu sagen: »Er ist es nicht.«

      Nein, nein! Er war es wirklich, Don Clemente, das Kind seines Herzens, der vielgeliebte Bruder! Der Herzog begriff nur Eins und brauchte auch nur Eins zu begreifen, nämlich, daß diese brüllenden Tiger, daß diese heulenden Cannibalen, daß diese Teufel, welche lachend und singend diesen Scheiterhaufen umtanzten, die Mörder seines Bruders waren.

      Man muß dem Herzog die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er, da er seinen Bruder todt glaubte, nicht einen einzigen Augenblick den Gedanken hegte, ihn überleben zu wollen. Er dachte nicht einmal an die Möglichkeit eines solchen Gedankens.

      »Ha, elende, feige Meuchelmörder und Henker!« rief er, »Ihr werdet uns wenigstens nicht hindern mit einander zu sterben.«

      Und mit diesen Worten warf er sich auf den Körper seines Bruders.

      Die ganze Bande heulte vor Freude. Sie hatte nun zwei Opfer anstatt eines und zwar anstatt eines besinnungslosen, zu drei Viertheilen schon todten Schlachtopfers eines, an welchem man alle Qualen erschöpfen und verlängern konnte.

      Domitian sagte, indem er von den Christen sprach:

      »Es ist nicht genug, daß sie sterben; sie müssen auch fühlen, daß sie sterben.«

      Das Volk von Neapel ist in dieser Beziehung Domitians würdiger Erbe.

      In einer Secunde war der Herzog della Torre auf den Körper seines Bruders an die Balken des Scheiterhaufens gebunden.

      Don Clemente schlug die Augen auf. Er hatte auf seinen Lippen den Druck eines befreundeten Mundes gefühlt.

      Er erkannte seinen Bruder. Schon in die Woge des Todes hinabsinkend, murmelte er:

      »Antonio! Antonio! Verzeihe mir!«

      »Du hast es gesagt, Clemente, antwortete der Herzog, »die Götter lieben uns. Eben so wie Kleobis und Biton werden wir mit einander sterben. Ich segne Dich, Bruder meines Herzens! Ich segne Dich, Clemente!»

      In diesem Augenblick, mitten unter dem Freudengeschrei, den frechen Spöttereien und blutigen Lästerungen dieser Rotte hielt ein Mann eine brennende Fackel an die am Fuße des Scheiterhaufens aufgehäuften Papiere und Bücher, welchen der Herzog weder einen Blick noch einen Seufzer gewidmet, während ein anderer schrie:

      »Wasser! Wasser! Sie dürfen nicht zu schnell sterben.«

      Und in der That dauerte die Qual der beiden Brüder volle drei Stunden!

      Erst nach Verlauf dieser Zeit zerstreute sich das mit Martern gesättigte Volk, während Jeder auf der Spitze seines Dolches, seines Messers oder Stockes einen Fetzen verbranntes Fleisch mit fortnahm.

      Die Gebeine blieben dem Scheiterhaufen, welcher fortfuhr sie langsam zu verzehren.

      Der Doctor Cirillo konnte nun seine Fahrt nach Portici weiter fortzusetzen. Der Todeskampf dieser beiden Märtyrer war es, der ihm den Weg versperrte.

      So endeten der Herzog della Torre und sein Bruder Don Clemente Filomarino, die beiden ersten Schlachtopfer der Volkswuth von Neapel.

      Das Wappen der Stadt mit dem schönen Himmel ist ein Cavale passante, aber dieses Cavale, dieses Pferd, welches aus den Rossen des Diomedes entstanden, hat sich sehr oft mit Menschenfleisch genährt.

      Fünfzig Minuten später war der Doctor Cirillo in Portici und der Kutscher hatte seinen Piaster verdient.

      Noch denselben Abend erreichte Hector Caraffa, verkleidet und auf demselben Wege, den er schon einmal eingeschlagen, um das Königreich Neapel zu verlassen, die Grenze der päpstlichen Staaten und begab sich in aller Eile nach Rom, um dem General Championnet den einem Adjutanten zugestoßenen Unfall zu melden und sich mit ihm über die unter diesen ernsten Umständen zu ergreifenden Maßregeln zu besprechen.

       Achtes Capitel.

      Ein Gemälde von Leopold Robert

      Wir lassen Hector Caraffa die Fußsteige des Gebirges verfolgen und schlagen, in der Hoffnung vor ihm anzulangen, mit Erlaubniß unserer Leser die Heerstraße von Neapel nach Rom ein, dieselbe, welche der französische Gesandte Dominique Joseph Garat eingeschlagen.

      Ohne uns in dem Feldlager zu Sessa, wo die Truppen des Königs Ferdinand manöverieren, oder bei dem Thurm von Castellone in Gaëta, welcher fälschlich das Grabmal Ciceros genannt wird, ohne uns auch nur bei dem Wagen unseres Gesandten aufzuhalten, welcher, von vier raschen Pferden gezogen, den Abhang von Castellone hinabrollt, überholen wir ihn und versetzen uns sofort nach Itri, wo Horaz auf seiner Reise nach Brindisi an der Küste Capitos gespeist und bei Murena geschlafen hat:

      »Murena praebente domum, Capitone culinana.«

      Heutzutage, das heißt zu der Zeit, wo wir unsere Leser hierher führen, ist die kleine Stadt Itri nicht mehr die Urbs Mamurrarum. Sie zählt unter ihren viertausendfünfhundert Einwohnern nicht mehr Männer, welche die Berühmtheit des großen römischen Rechtsgelehrten СКАЧАТЬ