Der Richter und sein Henker. Grieche sucht Griechin / Судья и его палач. Грек ищет гречанку. Книга для чтения на немецком языке. Фридрих Дюрренматт
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Richter und sein Henker. Grieche sucht Griechin / Судья и его палач. Грек ищет гречанку. Книга для чтения на немецком языке - Фридрих Дюрренматт страница 3

СКАЧАТЬ schafft man so schnell als möglich fort[31], die haben nichts mehr unter uns zu suchen. Sie haben schon recht getan, den Schmied nach Biel zu führen.“

      Bärlach trat an den Straßenrand und sah nach Twann hinunter. Nur Weinberge lagen zwischen ihm und der alten Ansiedlung. Die Sonne war schon untergegangen. Die Straße krümmte sich wie eine Schlange zwischen den Häusern, und am Bahnhof stand ein langer Güterzug.

      „Hat man denn nichts gehört da unten, Clenin?“ fragte er. „Das Städtchen ist doch ganz nah, da müsste man jeden Schuss hören.“

      „Man hat nichts gehört als den Motor die Nacht durch laufen, aber man hat nichts Schlimmes dabei gedacht[32].“

      „Natürlich, wie sollte man auch.“

      Er sah wieder auf die Rebberge. „Wie ist der Wein dieses Jahr, Clenin?“

      „Gut. Wir können ihn ja dann versuchen.“

      „Das ist wahr, ein Glas Neuen möchte ich jetzt gerne trinken.“ Und er stieß mit seinem rechten Fuß auf etwas Hartes.[33] Er bückte sich und hielt ein vorne breitgedrücktes, längliches, kleines Metallstück zwischen den hageren Fingern. Clenin und Blatter sahen neugierig hin.

      „Eine Revolverkugel“, sagte Blatter.

      „Wie Sie das wieder gemacht haben, Herr Kommissär!“ staunte Clenin.

      „Das ist nur Zufall“, sagte Bärlach, und sie gingen nach Twann hinunter.

      Drittes Kapitel

      Der neue Twanner schien Bärlach nicht gutgetan zu haben[34], denn er erklärte am nächsten Morgen, er habe die ganze Nacht erbrechen müssen[35]. Lutz, der dem Kommissär auf der Treppe begegnete, war über dessen Befinden ehrlich besorgt und riet ihm, zum Arzt zu gehen.

      „Schon, schon“, brummte Bärlach und meinte, er liebe die ärzte noch weniger als die moderne wissenschaftliche Kriminalistik.

      In seinem Bureau ging es ihm besser. Er setzte sich hinter den Schreibtisch und holte die eingeschlossene Mappe des Toten hervor.

      Bärlach war noch immer in die Mappe vertieft, als sich um zehn Uhr Tschanz bei ihm meldete, der schon am Vortage spät nachts aus seinen Ferien heimgekehrt war.

      Bärlach fuhr zusammen, denn im ersten Moment glaubte er[36], der tote Schmied komme zu ihm. Tschanz trug den gleichen Mantel wie Schmied und einen ähnlichen Filzhut. Nur das Gesicht war anders; es war ein gutmütiges, volles Antlitz.

      „Es ist gut, dass Sie da sind, Tschanz“, sagte Bärlach. „Wir müssen den Fall Schmied besprechen. Sie sollen ihn der Hauptsache nach übernehmen, ich bin nicht so gesund.“

      „Ja“, sagte Tschanz, „ich weiß Bescheid[37].“

      Tschanz setzte sich, nachdem er den Stuhl an Bärlachs Schreibtisch gerückt hatte, auf den er nun den linken Arm legte. Auf dem Schreibtisch war die Mappe Schmieds aufgeschlagen.

      Bärlach lehnte sich in seinen Sessel zurück. „Ihnen kann ich es ja sagen“, begann er, „ich habe zwischen Konstantinopel und Bern Tausende von Polizeimännern gesehen, gute und schlechte. Viele waren nicht besser als das arme Gesindel, mit dem wir die Gefängnisse aller Art bevölkern, nur dass sie zufällig auf der andern Seite des Gesetzes standen. Aber auf den Schmied lasse ich nichts kommen[38], der war der begabteste. Der war berechtigt, uns alle einzustecken. Er war ein klarer Kopf, der wusste, was er wollte, und verschwieg, was er wusste, um nur dann zu reden, wenn es nötig war. An dem müssen wir uns ein Beispiel nehmen, Tschanz, der war uns über.“

      Tschanz wandte seinen Kopf langsam Bärlach zu, denn er hatte zum Fenster hinausgesehen, und sagte: „Das ist möglich.“

      Bärlach sah es ihm an, dass er nicht überzeugt war.

      „Wir wissen nicht viel über seinen Tod“, fuhr der Kommissär fort, „diese Kugel, das ist alles“, und damit legte er die Kugel auf den Tisch, die er in Twann gefunden hatte. Tschanz nahm sie und schaute sie an.

      „Die kommt aus einem Armeerevolver“, sagte er und gab die Kugel wieder zurück.

      Bärlach klappte die Mappe auf seinem Schreibtisch zu: „Vor allem wissen wir nicht, was Schmied in Twann oder Lamlingen zu suchen hatte. Dienstlich war er nicht am Bielersee, ich hätte von dieser Reise gewußt. Es fehlt uns jedes Motiv, das seine Reise dorthin auch nur ein wenig wahrscheinlich machen würde.“

      Tschanz hörte auf das, was Bärlach sagte, nur halb hin, legte ein Bein über das andere und bemerkte: „Wir wissen nur, wie Schmied ermordet wurde.“

      „Wie wollen Sie das nun wieder wissen?“ fragte der Kommissär nicht ohne überraschung[39] nach einer Pause.

      „Schmieds Wagen hat das Steuer links, und Sie haben die Kugel am linken Straßenrand gefunden, vom Wagen aus gesehen; dann hat man in Twann den Motor die Nacht durch laufen gehört. Schmied wurde vom Mörder angehalten, wie er von Lamboing nach Twann hinunterfuhr. Wahrscheinlich kannte er den Mörder, weil er sonst nicht gestoppt hätte[40]. Schmied öffnete die rechte Wagentüre, um den Mörder aufzunehmen, und setzte sich wieder ans Steuer. In diesem Augenblick wurde er erschossen. Schmied muß keine Ahnung von der Absicht des Mannes gehabt haben[41], der ihn getötet hat.“

      Bärlach überlegte sich das noch einmal und sagte dann: „Jetzt will ich mir doch eine Zigarre anzünden“, und darauf, wie er sie in Brand gesteckt hatte: „Sie haben recht, Tschanz, so ähnlich muß es zugegangen sein zwischen Schmied und seinem Mörder, ich will Ihnen das glauben. Aber das erklärt immer noch nicht, was Schmied auf der Straße von Twann nach Lamlingen zu suchen hatte.“

      Tschanz gab zu bedenken[42], dass Schmied unter seinem Mantel einen Gesellschaftsanzug getragen habe.

      „Das wusste ich ja gar nicht“, sagte Bärlach.

      „Ja, haben Sie denn den Toten nicht gesehen?“

      „Nein, ich liebe Tote nicht.“

      „Aber es stand doch auch im Protokoll.“

      „Ich liebe Protokolle noch weniger.“

      Tschanz schwieg.

      Bärlach jedoch konstatierte: „Das macht den Fall nur noch komplizierter. Was wollte Schmied mit einem Gesellschaftsanzug in der Twannbachschlucht?“

      Das mache den Fall vielleicht einfacher, antwortete Tschanz; es wohnten in der Gegend von Lamboing sicher nicht viele Leute, die in der Lage seien, Gesellschaften zu geben[43], an denen man einen Frack trage.

      Er zog einen kleinen Taschenkalender hervor und erklärte, dass dies Schmieds Kalender sei.

      „Ich kenne ihn“, nickte Bärlach, СКАЧАТЬ



<p>31</p>

Tote schafft man so schnell als möglich fort – Покойников надо увозить как можно быстрее

<p>32</p>

hat nichts Schlimmes dabei gedacht – ничего плохого не подумали

<p>33</p>

Und er stieß mit seinem rechten Fuß auf etwas Hartes. – Правой ногой он наступил на что-то твердое.

<p>34</p>

schien Bärlach nicht gutgetan zu haben – казалось, что Берлах не мог быть полезен

<p>35</p>

er habe die ganze Nacht erbrechen müssen – его всю ночь рвало

<p>36</p>

im ersten Moment glaubte er – в первую минуту ему показалось

<p>37</p>

ich weiß Bescheid – я в курсе

<p>38</p>

Aber auf den Schmied lasse ich nichts kommen – Но я не могу сказать этого о Шмиде

<p>39</p>

nicht ohne überraschung – не без удивления

<p>40</p>

weil er sonst nicht gestoppt hätte – иначе он бы не остановился

<p>41</p>

Schmied muß keine Ahnung von der Absicht des Mannes gehabt haben – Шмид не имел представления о намерениях мужчины

<p>42</p>

Tschanz gab zu bedenken – Чанз обратил внимание на то, что

<p>43</p>

die in der Lage seien, Gesellschaften zu geben – которые в состоянии устраивать приемы