Alfried Krupp. Frobenius Herman
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Название: Alfried Krupp

Автор: Frobenius Herman

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ hierdurch fast ganz unabhängig von anderen Lieferanten und entging allen durch solche etwa auszuübenden Pressionen und seinen Kredit gefährdenden Maßnahmen.

      Unermüdlich war Krupp eifrigst bemüht, seine Kenntnisse zu erweitern und als geeignetstes Mittel hierzu suchte er die zahlreichen Reisen auszunutzen, die er im Geschäftsinteresse unternehmen mußte. Namentlich war es in England, in dem Lande des Welthandels und der ausgedehntesten Industrie, wo er offenen Auges beobachtete und forschte, wo ihm die Gewißheit wurde, daß sich für sein vorzügliches Material auch ein weiter Wirkungsbezirk erschließen müßte; er selbst äußerte später, daß er hier erst einen Begriff davon bekommen habe, „welch einen umfassenden Markt eine gute Sache sich erwerben kann”. Weniger hoch schlug er das an, was er in technischer Beziehung, als in geschäftlicher, in Großbritannien lernte. Aber seinen großen Gegner und Konkurrenten auf dem Gebiete der Eisentechnik lernte er gründlich kennen und abschätzen; er fand mit klarem Blick den Punkt, wo er den Hebel einzusetzen habe, um ihn aus dem Sattel zu heben, und diesem nächsten Ziele steuerte er mit aller Energie zu.

      Wesentlichen Vortheil zog er aus seinen Reisen für seine Sprachkenntnisse, indem er in der englischen wie in der französischen Sprache sich vollkommene Fertigkeit erwarb. Dabei wußte er aus seinem Verkehr mit den bedeutendsten deutschen Technikern, aus dem eifrigen Studium der fachwissenschaftlichen Litteratur, aus allem dem Neuen und Entwickelungsfähigen, das er mit scharfem Auge entdeckte, eine praktische Verwerthung für seine Fabrik zu ziehen und erfreute sich im Kreise seiner Berufsgenossen bald einer angesehenen Stellung dank der Entwickelung seines Werkes, seiner geschäftlichen und technischen Kenntnisse, sowie seiner zunehmenden Erfolge auf dem Gebiete der Eisentechnik.

      Im Jahre 1844 ward ihm die erste größere öffentliche Anerkennung zu Theil, indem ihm für seine Fabrikate auf der Berliner Ausstellung vaterländischer Gewerbserzeugnisse die goldene Medaille verliehen wurde.

      Eine ernste Krisis brachte das Jahr 1848 dem aufblühenden Werke. Der wirthschaftliche Rückgang, welcher in Folge der unglücklichen politischen Verhältnisse in allen Kulturstaaten sich geltend machte, drohte auch der Gußstahlfabrik verhängnißvoll zu werden. Die Arbeiterzahl mußte auf 72 Köpfe vermindert werden, und nur ein großes persönliches Opfer konnte über die Nothwendigkeit hinweg helfen, noch eine größere Anzahl entlassen zu müssen. Krupp ließ das gesammte ererbte Silberzeug der Familie einschmelzen, um mit den hierdurch geschafften Baarmitteln der Fabrik über die schwerste Zeit hinweg zu helfen. Seitdem ward im Hause Krupp niemals wieder Silbergeräth benutzt. Nach Alfrieds Bestimmung durfte fortan nur Neusilbergeräth beschafft und zwar aus der Fabrik des Bruders in Berndorf bezogen werden.

      Von kurzer Dauer war die Krisis. Im folgenden Jahre konnten wieder 107 Arbeiter beschäftigt werden, und ihre Zahl stieg von da an ganz außerordentlich, so daß sie im Jahre 1850 auf 237 und 1852 auf 340 sich belief. Der Grund ist einerseits wohl in dem allgemeinen mächtigen Aufschwung zu suchen, welchen die ganze vaterländische Industrie noch 1848 im Kampfe gegen die der Franzosen und Engländer nahm. Wenn wir aber sehen, wie Alfried Krupp gerade in den ersten Reihen der Kämpfer sich auszeichnete, wie er allen anderen voran eilte, um dem Auslande auf dem Weltmarkte den Rang abzugewinnen, so müssen es wohl noch besonders günstige Ereignisse sein, welche dem jungen Adler die Flügel lösten und ihm den Impuls gaben zum muthigen Fluge himmelan.

      Und das Jahr 1848 bezeichnet allerdings einen außerordentlich wichtigen Wendepunkt nicht nur in der Entwickelung seiner Fabrik, sondern vor allem in dem eigenen Werdegang Krupps. Bisher war er noch immer gebunden gewesen durch die Verpflichtung, als Chef des Hauses die Interessen seiner Geschwister ebenso gut wie die seinigen zu wahren, und er war zu pflichttreu, als daß er sich zu Wagnissen hätte hinreißen lassen, welche das Vermögen der Geschwister etwa durch seine Schuld gefährdet hätten; er war an große Vorsicht in allen seinen Unternehmungen gebunden. Nun war im Jahre 1844 der Bruder Hermann ausgeschieden und 1848 trat auch der zweite Bruder Friedrich aus dem Verbande; Alfried übernahm vom 24. Februar ab die Fabrik auf seine alleinige Rechnung. Die hierbei nothwendige Vermögensauseinandersetzung mag auch nicht ohne Einfluß auf die erwähnte wirthschaftliche Krisis gewesen sein.

      Mit diesem 24. Februar ward er nun frei von jeder Rücksichtnahme auf anderweitige Interessen, er hatte nur noch eine Verantwortung, die vor sich selbst und vor dem idealen Bild seiner Lebensaufgabe, das er tief in der Brust trug. Diesem Treue zu wahren, dessen hellen Glanz durch keine Handlung zu beeinträchtigen, ihm zum Siege und zur allgemeinen Anerkennung zu helfen, das ward allein die Richtschnur seiner Handlungen. Das löste ihm die Flügel, da er nun nicht mehr ängstlich abzuwägen brauchte, ob er für einen neuen Versuch, eine verheißungsvolle Erfindung die nöthigen Geldmittel, vielleicht ohne Erfolg, opfern dürfte, da er nur unter dem einen Gesichtspunkt zu handeln hatte: „Bringt es mich weiter zum Ziele, wenn es gelingt?” Nun konnte er wohl gewagte Wege einschlagen, die ein anderer ihm zu folgen sich scheute, von denen er ihn vielleicht abzuhalten suchte, weil er nicht in gleicher Weise klar das Ziel vor Augen sah, wie Alfried und gleichen brennenden Drang und Wagemuth empfand, sich ihm zu nähern.

      Man darf nicht außer Augen lassen, daß jeder weitere Schritt im Bereiche der Eisentechnik, jeder Versuch, das Material in ein neues Gebiet einzuführen, nicht nur ein sorgfältiges Studium, Berechnungen, Experimente, sondern die Beschaffung, häufig die Erfindung neuer maschineller Einrichtungen, Werkzeuge und baulicher Anlagen erfordert, wodurch hohe Ausgaben veranlaßt werden, lange bevor ein Erfolg, eine Einnahme aus den neuen Erzeugnissen zu gewärtigen ist. Denn selbst, wenn die Versuche bald zu einem günstigen Ergebniß führen – und wie viele mögen erst nach häufigen Verbesserungen und hohen Geldopfern dahin gelangen – gilt es noch, dem Neugeschaffenen auch die Anerkennung zu verschaffen. Im Kampfe mit der Konkurrenz müssen erst andere minderwerthige Erzeugnisse besiegt und verdrängt werden, denn nicht immer sind die Abnehmer so schnell von den Vortheilen der neuen Produkte zu überzeugen. Welche Erfahrungen hat Alfried Krupp in dieser Beziehung machen müssen, welche tiefwurzelnde Ueberzeugung von der Mehrwerthigkeit seines Gußstahles gehörte dazu, welches durch Jahre und Jahrzehnte hindurch mit hartnäckiger Konsequenz durchgesetzte Beharren auf dem als richtig erkannten Wege, um endlich den Sieg zu erringen über Kurzsichtigkeit, Sonderinteressen und Anfeindung! Das ist Alles nicht ohne schwerwiegenden Einfluß gewesen auf die Entwickelung seines Charakters, das war aber auch nicht durchführbar, wenn er nicht die volle Unabhängigkeit in seinem Handeln genoß, die ihm gestattete, stets rücksichtslos Alles einzusetzen, um das ihm vorschwebende Ziel zu erreichen.

      Deshalb ist das Jahr 1848 von entscheidender Bedeutung für seine Entwickelung; es bezeichnet den Abschluß der Lehrjahre und den Beginn einer neuen Periode, in welcher der Meister mit kühnem Sprunge sich an die Spitze der einheimischen Industrie stellte und von Erfolg zu Erfolg sie zum endgültigen Siege über die des Auslandes führte.

      III

      Der erste Erfolg und seine Verwerthung

      Das erste Unternehmen, das in diese Jahre fällt, ist sehr charakteristisch. Es entspricht dem leitenden Grundsatz des Vaters: „Ohne gutes Eisen kein guter Stahl!” und gleichzeitig der Geschäftsregel des Sohnes: „Die Fabrik muß sich ihre Bedürfnisse selbst herstellen.” Das wichtigste Bedürfniß ist unstreitig das Rohmaterial. Seine schwierige Beschaffung war dem Vater oft ein großes Hemmniß gewesen. Um ein dem in England (Sheffield) benutzten möglichst gleichwerthiges Material zu besitzen, hatte er das Siegerländer Renneisen, ein aus dem Erz in kleinen Schachtöfen reducirtes, also recht kostspieliges Schmiedeeisen verwendet und durch Cementirung, d. h. Erhitzen in Kohlenstaub, ihm den nothwendigen Kohlenstoffgehalt zugeführt, auf diese Weise den Rohstahl aus dem Schmiedeeisen hergestellt. Das nochmalige Schmelzen dieses Rohstahls in Thontiegeln hat ja nur den Zweck, ein selbst von den kleinsten Schlackenresten befreites, durch und durch gleichmäßiges Material zu gewinnen. Aus dem Rohstahl sind erstere durch Hämmern und Walzen nie ganz zu entfernen – und die kleinen Schlackenkörnchen sind, zumal für ganz kleine und dünne Stahlgegenstände, wie Uhrfedern, Messer von stark beeinträchtigender Wirkung – ; der aus einem teigigen Zustande entstandene Rohstahl besteht anderseits aus verfilzten und zusammengeschweißten Fasern verschiedener Härte, es СКАЧАТЬ