Die Mumie von Rotterdam. Döring Georg
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Название: Die Mumie von Rotterdam

Автор: Döring Georg

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ die noch entsetzlichere, die ganze Geschichte im Beiseyn des unersättlichen van Vlieten auszuplaudern?«

      Jetzt erst ging dem armen Jeremias Hoontschoten ein Licht auf. Er hatte bisher nicht einmal geahnt, warum sein hochedler Prinzipal ihm zürne. Nun sah er es ein und es kam auch zugleich eine solche Reue über ihn, daß er anfing zu weinen und laut zu schluchzen. Er machte sich selbst im jämmerlichsten Tone die heftigsten Vorwürfe über seine unzeitige Schwatzhaftigkeit. Er gerieth nach und nach in eine so verzweiflungsvolle Stimmung, daß Herr van Daalen, der im Grunde ein sehr gutes Herz besaß, bald sehr gerührt wurde und in der Furcht, der alte Mann könne sich ein Leid thun, ihn zu trösten begann. Es fruchtete aber Alles nichts. Jeremias gebehrdete sich immer kläglicher, das mitfühlende Herz seines Patrons wurde immer weicher, er mußte am Ende auch weinen und als Beiden der Hausknecht die Thüre des van Daalenschen Hauses auf ihr Klopfen öffnete, war dieser nicht wenig erstaunt, seinen Gebieter und den alten Buchhalter in Thränen auf der Straße zu finden.

      3

      Clelia van Vlieten war ein Mädchen von einigem Verstand und einiger Ueberlegungskraft, aber nur für die gewöhnlichen Fälle ihrer sehr beschränkten Lebensweise. Wenn Junker Cornelius ihr darüber etwas Schmeichelhaftes sagte, so lag der Grund dazu theils in seiner eigenen, einem liebenden Herzen entsprossenen Ueberzeugung, theils in dem allgemeinen Glauben der Rotterdammer, des reichen van Vlietens Clötje müsse, so wie ein Wunder an Schönheit, auch eins an Verstand seyn. Clelia hatte selbst, da man sie sehr oft in dieser Beziehung ins Gesicht gelobt und niemand in ihrem Hause und in dem Kreise ihrer Bekanntinnen ihr entgegenstand, den sie übersehen hätte, eine nicht geringe Meinung von ihren geistigen Fähigkeiten in sich aufgenommen. Diese reichten auch völlig für die häuslichen Geschäfte, für den Umgang mit dem Vater und den Freundinnen aus; trug sich aber etwas Außerordentliches zu, wurde sie von einem unerwarteten Ereignisse beängstigender oder erschreckender Art überrascht, so war es in einem Augenblicke vorbei mit ihrer Gedankenfähigkeit, sie war dann willenlos, Alles wurde ihr zu einem Gegenstande unklarer Besorgniß und sie folgte dann, ohne nachsinnen, ohne überlegen zu können, jedem Rathe, der ihr eben gegeben wurde und den sie vielleicht in einer andern ruhigen Stunde unbedingt verworfen haben würde. Die Ursache dieses Mangels an Selbstständigkeit war ohne Zweifel ihre beschränkte Erziehung und der einförmige Gang ihres Lebens, in dem ein Tag wie der andere, ohne die mindeste Abweichung von der einmal eingeführten Ordnung, verstrich. Der lebhafte Cornelius zeichnete sich durch seine körperlichen Vorzüge und durch die Gewandtheit seines Betragens zu sehr von den wenigen übrigen jungen Männern ihrer Bekanntschaft aus, um nicht, da er ihr auch sonst in Hinsicht auf die Glücksumstände seines Vaters am Nächsten stand, von ihr mit günstigen Blicken betrachtet zu werden. Die kecke Art und Weise, mit der er sich ihr näherte, seine heitere Laune und die leichte, aber doch zarte Anknüpfung eines innigeren Verhältnisses von seiner Seite, hatten ihr ganz und gar nicht mißfallen. Nur als er nach und nach anfing sich zu vergessen, als er länger bei ihr auf der Straße und in der Kirchthüre verweilte, als früher, und sein trauliches Flüstern zu van Vlietens Clötje’n die Aufmerksamkeit der Leute erregte, da begann das Mädchen nachzudenken und zu überlegen, und kam zu jenem Resultate, das den leichtgestimmten und auch ziemlich leichtsinnigen Cornelius in die chinesische Stube ihres Vaterhauses, in den Leib des Schiwa führte und sie selbst in eine Bestürzung brachte, die von dem eben beschriebenen Zustande der Gedankenunfähigkeit begleitet war.

      Sie saß wie auf Kohlen ihrem Vater gegenüber im kleinen Gemache, das fern von dem Zimmer war, in dem sie den Geliebten zurückgelassen hatte. Ihre Hand zitterte, als sie dem alten Herrn den Thee kredenzte. Sie hatte den Zucker vergessen und er trank in seiner Aufgeregtheit den Thee hinunter, ohne das zu bemerken. Clelia sah bei aller Betretenheit wohl ein, daß ihr Vater einen gewaltigen Groll gegen die van Daalen im Herzen berge, aber sie wußte die Ursache nicht und vermochte jetzt auch nicht darüber nachzusinnen. Einzelne Ausrufungen, die er unter dem Theetrinken ausstieß, gaben ebensowenig einen weitern Aufschluß. Dieser Ausrufungen waren ohnehin nur drei, und so kräftig sie sich vernehmen ließen, so wenig klärten sie die Sache selbst auf. Als Herr Tobias die erste Tasse getrunken hatte, stieß er die chinesische Porzellanschale klirrend auf den Tisch und sagte im Tone heftiger Erbitterung: »Der Windmacher!« Bei der zweiten rief er ingrimmig: »Der Schwindelkrämer!« Die dritte ließ er unberührt stehn, indem er wild schrie: »Der Lump!« und dann hastig, ohne Clelia die gewöhnliche gute Nacht zu wünschen, in sein Schlafzimmer eilte, das er hinter sich verschloß.

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