Название: Friedrich Arnold Brockhaus - Erster Theil
Автор: Brockhaus Heinrich Eduard
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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Massenbach war ein geistvoller politischer und militärischer Schriftsteller, und seine Werke haben hohen Werth für die Zeitgeschichte. Indessen litt er an großer Selbstüberhebung, indem er fortwährend darzuthun suchte, daß er durch seine Rathschläge das Unglück des preußischen Staats abgewendet haben würde, wenn sie befolgt worden wären. Außerdem ließ er sich oft zu rücksichtslosen und unberechtigten Angriffen auf die leitenden Persönlichkeiten des preußischen Staates hinreißen.
Die erwähnten drei Werke Massenbach's sind: »Rückerinnerungen an große Männer« (2 Abtheilungen, Amsterdam 1808); »Memoiren zur Geschichte des preußischen Staats unter den Regierungen Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III.« (3 Bände, Amsterdam 1809); »Historische Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Verfalls des preußischen Staats seit dem Jahre 1794 nebst meinem Tagebuche über den Feldzug von 1806« (2 Theile, Amsterdam 1809). Letzteres und das vorige Werk enthalten mehrere Karten und Pläne.
Noch drei andere Verlagswerke gehören in diese Zeit: »Parallelen« von Christian Daniel Voß (Professor des Staatsrechts und der Kameralwissenschaften in Halle, geb. 1761, gest. 1821), in zwei Theilen (1808 und 1811 erschienen), eine vergleichende Darstellung der Jahrhunderte Ludwig's XIV. und Napoleon's I.; Dschami's persischer Liebesroman »Medschnun und Leila«, aus dem Französischen übersetzt und erklärt von Anton Theodor Hartmann (damals in Oldenburg, später schwerinischer Consistorialrath und Professor in Rostock, verdienter Orientalist, geb. 1774, gest. 1838), 1808 in zwei Bändchen erschienen; endlich, ebenfalls 1808, das dramatische Gedicht »Aladdin oder die Wunderlampe« von Adam Oehlenschläger, dem bekannten dänischen Dichter (geb. 1779, gest. 1850), der seine meisten Werke gleichzeitig auch in deutscher Sprache veröffentlichte.
Mit diesen drei hervorragenden Schriftstellern trat Brockhaus dadurch in eine dauernde Verbindung, besonders mit Oehlenschläger.
Bei dieser für einen jungen Verleger mit beschränkten Mitteln staunenswerthen Ausdehnung seiner Unternehmungen war es nicht zu verwundern, daß Brockhaus bald wieder in finanzielle Verlegenheiten gerieth. Die Früchte seiner Arbeit, wenn es überhaupt zu solchen kam, reiften nicht so schnell, als seine sanguinische Natur es erwartete; auch war er als früherer Kaufmann noch nicht daran gewöhnt, daß der Verlagsbuchhändler im besten Falle ein Jahr lang auf das Erträgniß seiner Thätigkeit zu warten hat. Es handelte sich zwar nicht um so große Summen, wie in seinem frühern Geschäftsleben, aber um so ärgerlicher war ihm bei seinem regen Streben und dem guten Gang des Geschäfts das Ausbleiben der zum Fortbetriebe desselben erforderlichen mäßigen Gelder.
In seiner Sorge wandte er sich natürlich wieder an seinen »einzigen Freund«, wie er ihn oft nennt — seinen Bruder in Dortmund. Er schreibt ihm in dem bereits mehrfach erwähnten Briefe vom 25. August 1807:
In dieser Zeit faßte ich den Gedanken, vor meine Person und Familie aufs Land zu gehen und für mich nur die Direction der Verlagsunternehmungen zu halten, meine andere sehr lucrative, aber lästige Unternehmung27 zu verkaufen, wenn ich 10000 Fl. dafür erhalten könnte, da mir 6000 Fl. dafür geboten wurden, und die Sortimentsgeschäfte mit Jemandem in Compagnie zu treiben, der sie dann leiten sollte. Es war mein Lieblingsgedanke, der auch um so eher ausführbar war, da ich auf dem Lande mit der Hälfte hätte leben können und ich die mir vorbehaltenen Geschäfte von dort so gut wie von hier (Amsterdam) hätte besorgen können. Indessen aus diesem Idyllenplane wurde nichts, und ich fuhr dann fort, unser Geschäft immer zu erweitern und zu consolidiren. Im Herbst vorigen Jahres bekam ich von Hannover einen sehr geschickten Commis, der seitdem den eigentlichen Sortimentshandel dirigirt und das Meßgeschäft (er war auch Ostern in Leipzig), und mein Departement ist dagegen Verlagsgeschäft, Correspondenz mit den Gelehrten und andere dahin einschlagende Arbeit ... Das Geschäft ist übrigens vortrefflich, und es wird und kann, wenn es so fort geht, mich nicht blos zu einem wohlhabenden Manne machen, sondern auch recht innig zufrieden mit meinem Schicksale und meiner Lage. Von unsern ostensibeln und inostensibeln Verlagsunternehmungen haben wir bisjetzt an keinem Schaden gehabt, an mehrern aber viel gewonnen. Ich werde Dir von beiden Arten (unter den letztern sind die berühmten »Vertrauten Briefe über die innern Verhältnisse am preußischen Hofe«28, woran ich zum Viertel interessirt bin), mit Gelegenheit ein Exemplar senden, daß Du mal sehen kannst, was wir in diesem Fache getrieben haben. Außer diesen Verlagsunternehmungen ist unser Sortimentsgeschäft (Verkauf fremden Verlags hier im Lande) schon so bedeutend, daß wir monatlich im Durchschnitt an 3000 Fl. debitiren. Es wird Dir bekannt sein, daß man auf Bücher an 33 Procent Rabatt hat, und ist ein solcher Umsatz also sehr ansehnlich, und kann sich derselbe, besonders wenn wir mal Frieden bekommen, noch sehr vermehren. Da wir nun sogar unser Sortiment großentheils wieder gegen Verlag changiren und wir am Verlag wieder stark verdienen, so ist es mathematisch klar, daß mein jetziges Geschäft recht sehr vortheilhaft ist und ich, ohne daß ich mir unberufen schmeichele, die wahrhaft glücklichsten Resultate davon erwarten kann.
Nur in einem, aber in einem sehr wesentlichen Punkte finde ich mich gedrückt, und ich erzähle Dir diesen nun um so eher, da ich auf Sophiens Rath Dich darin zu meinem Vertrauten mache. Ich hätte es ohne diesen nicht übers Herz bringen können, da es nun einmal leider mein Charakter ist, daß ich mich lieber hindrücke und hinwürme, als über solche Sachen laut zu werden. Es ist dies, daß, da wir bei diesen Geschäften Alles und Alles auf Jahresrechnung stellen müssen und wir etwa nur ein Funfzigstel baar verkaufen, alles Andere aber nicht vor dem Anfang des folgenden Jahres einkommt, daß es mir da gegen Ende des Jahres knapp in Casse wird, weil wir so unsaglich viel an Porten, Frachten, Papieren, Buchdrucker- und Buchbinderlohnen beständig ausgeben müssen, dabei die schweren Haushaltungsausgaben, Miethen und Abgaben zu tragen haben, die alle so viele beständige Ausgaben erfordern, wogegen wir im Laufe des Jahres fast nichts, sondern Alles erst im Januar und Februar einnehmen. Dies genirt mich nun in diesem Jahre besonders, da ich für mehrere Unternehmungen ein Ansehnliches habe aufwenden müssen, das sich aber erst zu Ostern 1808 rentirt. Recht sehr wünschte ich also, mit einigen Fonds in diesem Jahre ausgeholfen zu werden, und ich frage Dich nun darum, ob Du das möglich machen kannst, sei es durch Dich selbst oder durch Deinen Credit ...
Es ist mir schwer gefallen, über diesen Punkt offen zu werden, und ohne das Zureden Sophiens hätte ich es unmöglich gekonnt. Ich füge weiter nichts hinzu, lieber Bruder, als daß jede Zeile, die ich Dir heute schrieb, lautere nackte Wahrheit ist, und daß ältere Schulden mich keine drückt noch ihrer mehr existirt.
Auf diesen Brief erfolgte sofort in echt brüderlicher Weise Hülfe durch Uebersendung einer ansehnlichen Summe. Brockhaus antwortete in einem Briefe vom 18. September, dessen Anfang eine gemüthvolle Erinnerung an seine Kinderzeit enthält:
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Den Rest seines frühern kaufmännischen Geschäfts.
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Dieses damals großes Aufsehen erregende Werk, dessen weiterer Titel lautet: »seit dem Tode Friedrich's II.«, erschien 1807 anonym und war von dem vielgenannten Kriegsrath von Cölln verfaßt (geb. 1766, gest. 1820), der nach den für Preußen so traurigen Ereignissen von 1806 die preußische Verwaltung heftig angriff, deshalb 1808 in Untersuchung gezogen, später aber im Bureau des Staatskanzlers Hardenberg angestellt wurde. Die Schrift trägt die bekannte pseudonyme Firma »Peter Hammer« mit dem Verlagsort »Köln und Amsterdam«. Nach Obigem und nach andern Mittheilungen war Brockhaus jedenfalls bei dem Verlage derselben betheiligt, obwol sie in keinem seiner Verlagsberichte aufgeführt ist; in Heinsius' »Bücher-Lexikon« ist sein damaliger Commissionär in Leipzig, Heinrich Gräff, als Verleger genannt.