Friedrich Arnold Brockhaus - Erster Theil. Brockhaus Heinrich Eduard
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СКАЧАТЬ nach Soesdyk hinversetzt; auch kömmt die hiesige Plantage darin vor. Ich denke: es wird den amsterdammer Damen gefallen, das Stück; und warum nicht den Rotterdammerinnen Haagerinnen, Delfterinnen, Gröningerinnen &c. auch? Giebt es Eine, in welcher Stadt auf der Erde es sei, der dies Schalksstück nicht aus dem Herzen und dem Wandel wie abgeschrieben gleichsam ist?

      Cramer's schon mehrfach erwähnte »Individualitäten« waren das zweite journalistische Unternehmen des jungen Verlegers, ein deutsches neben dem holländischen »Ster« und dem französischen »Conservateur«. Denn wenn es uns auch nur in Buchform vorliegt, in vier Bändchen, die »Hefte« genannt sind, so zeigt doch die ganze innere und äußere Einrichtung (die Eintheilung in einzelne Abschnitte und Briefe mit fortlaufenden Daten, vom 2. August 1805 bis 26. September 1806) den journalistischen Charakter. Noch mehr geht dies aus dem am 15. März 1806 zwischen Brockhaus und Cramer darüber abgeschlossenen Verlagscontracte hervor. Danach handelte es sich um den in »freien Heften« herauszugebenden »ersten Jahrgang« eines Werks unter dem Titel: »Individualitäten aus und über Paris von Karl Friedrich Cramer und seinen Freunden.« Dieser erste Jahrgang sollte in zwölf Heften (die also wol als Monatshefte gedacht waren), jedes zu zwölf Bogen erscheinen; je drei Hefte sollten gleichzeitig einen zweiten Titel erhalten und dadurch als neue Theile des in den Jahren 1792-97 in Altona und Leipzig von Cramer herausgegebenen »Menschlichen Leben« bezeichnet werden. Das Werk sollte in Leipzig in der Breitkopf'schen Druckerei gedruckt werden und jedes Heft die Handschrift eines Gelehrten u. s. w. in einem Facsimile bringen, dessen Platte in Paris unter Cramer's Leitung zu stechen wäre. Ueber eine Fortsetzung des Werks in einem zweiten, dritten u. s. w. Jahrgange sollte neue Verständigung stattfinden. Also der Verleger in Amsterdam, der Redacteur in Paris, der Drucker in Leipzig, monatlich 12 Bogen (jährlich 144!), dazu artistische Beilagen und ein für damalige Zeiten und ein derartiges Monatsjournal ansehnliches Honorar (24 resp. 30 Francs für den Bogen klein Octav) — jedenfalls ein kühnes Unternehmen für einen angehenden deutschen Verleger im Auslande! Die Ausführung entsprach denn auch nur theilweise diesem Vorhaben: statt zwölf Heften erschienen nur vier (wenn auch meist mehr als zwölf Bogen enthaltend und jedes mit einem Facsimile) im Laufe von dreiviertel Jahren. Der Gehalt der Zeitschrift war indeß ein werthvoller, der ein etwas näheres Eingehen verdient, zumal darin auch einige biographische Mittheilungen über Brockhaus enthalten sind und der Herausgeber seinem Verleger persönlich nahetrat.

      Vor allem müssen wir den Herausgeber selbst näher kennen lernen. Karl Friedlich Cramer war eine eigenthümliche Natur, in vieler Hinsicht der von Brockhaus ähnlich und diesen deshalb anziehend, wie Brockhaus in seinem ersten Briefe an ihn (vgl. S. 61 fg.) selbst schildert. Am 7. März 1752 in Quedlinburg geboren, wo sein Vater, der verdiente Kanzelredner Johann Andreas Cramer (auch als religiöser Dichter und Biograph Gellert's bekannt), damals Oberhofprediger war, kam er mit diesem noch als Kind nach Kopenhagen, dann nach Lübeck und Kiel. Er studirte in Göttingen, wo er Anfang 1773 in den Göttinger Dichterbund aufgenommen wurde, und lebte seitdem in Kiel, wo er erst Privatdocent, 1775 außerordentlicher und 1780 ordentlicher Professor der griechischen Sprache, der orientalischen Sprachen und der Homiletik an der Universität wurde. Als ein leidenschaftlicher Anhänger der Französischen Revolution wurde er 1794 seines Amtes entsetzt und selbst aus Kiel verwiesen. Den nächsten Anlaß dazu scheint er dadurch gegeben zu haben, daß er den bekannten französischen Revolutionsmann Péthion (der erst Jakobiner, dann Girondist war, als Royalist verdächtigt aus Paris entfloh und im Juli 1793 in der Gegend von Bordeaux todt aufgefunden wurde) in einer Ankündigung der Uebersetzung von dessen Werken einen Mann von »menschenfreundlichstem Geiste«, »einen Märtyrer seiner Rechtschaffenheit« genannt hatte! Nach kurzem Aufenthalt in Hamburg ging er 1795 nach Paris und errichtete dort eine Buchhandlung und Buchdruckerei, scheint damit aber schlechte Geschäfte gemacht und dabei sein ganzes Vermögen eingebüßt zu haben. Eine Zeit lang war er deshalb genöthigt, sich aus Paris zu entfernen. Er wendete sich nun wieder literarischen Arbeiten zu und starb in Paris am 8. December 1807.

      Cramer war ein fruchtbarer, talentvoller und kenntnißreicher Schriftsteller, der lange Zeit auch großes Ansehen genoß, aber excentrisch und von einem Hang zum Sonderbaren beherrscht. Anfangs concentrirte sich seine literarische Thätigkeit um seinen fast 30 Jahre ältern Landsmann Klopstock (geb. 2. Juli 1724 in Quedlinburg), der mit Cramer's Vater befreundet war und z. B. 1754 dessen Berufung nach Kopenhagen veranlaßt hatte, nachdem dieser selbst 1751 auf Graf Bernstorff's Veranlassung dorthin gegangen war. Auch war der Göttinger Dichterbund, dem Cramer angehörte, der Mittelpunkt der damaligen begeisterten Verehrung Klopstock's. Cramer schrieb in den Jahren 1777-92 zwei große Werke über Klopstock, das eine aus zwei, das andere aus fünf Bänden bestehend, und übersetzte unter anderm dessen »Hermannsschlacht« ins Französische. Daß Klopstock auch seinerseits viel auf Cramer hielt, geht schon daraus hervor, daß er eine seiner schönsten Oden an ihn richtete; es ist die 1790 gedichtete Ode »An Cramer, den Franken«, in der er das französische Volk vor neuen Ueberschreitungen warnt, zugleich aber die Fürsten mahnt, sich durch das Gespenst des untergegangenen Königthums warnen zu lassen. Ein zweites Stadium der Schriftstellerlaufbahn Cramer's bildet das bereits erwähnte Werk »Menschliches Leben«, ein drittes umfaßt drei von ihm in Paris geschriebene Werke: ein »Tagebuch aus Paris« (2 Bände, Paris 1800), die »Individualitäten aus und über Paris« und ein gleichfalls von Brockhaus verlegtes Buch »Ansichten der Hauptstadt des französischen Kaiserreichs vom Jahre 1806 an. Von Pinkerton, Mercier und C. F. Cramer« (2 Bände, 1807-8), außerdem ein Wörterbuch der deutschen und französischen Sprache (2 Bände, Braunschweig und Paris 1805) und zahlreiche Uebersetzungen aus dem Französischen ins Deutsche und umgekehrt, auch aus dem Dänischen, sowie Artikel in französischen und deutschen Journalen.

      Brockhaus trat mit Cramer erst im Herbst 1805 in Beziehungen, indem er am 17. October jenen Brief an ihn richtete, in welchem er ihm seine Verehrung aussprach und mehrere literarische Anträge stellte. Ihre Verbindung dauerte gerade nur zwei Jahre, da Cramer, wie eben erwähnt, am 8. December 1807 starb, war aber in dieser kurzen Zeit eine sehr freundschaftliche und selbst innige. Cramer antwortete auf den erwähnten Brief sofort am 24. October, sichtlich erfreut über die warme Begrüßung (seine Antwort folgt weiter unten) und es entspann sich daraus ein lebhafter Briefwechsel, ja Cramer kam im Februar des nächsten Jahres nach Amsterdam und blieb dort drei Monate, in täglichem geschäftlichen und persönlichen Verkehr mit Brockhaus. Als diesem am 28. Januar dieses Jahres (1806) der dritte Sohn geboren war, gab er ihm auf Cramer's Rath den Namen Hermann. Er schreibt darüber unterm 25. Februar folgende Worte an seinen Bruder Gottlieb, die am besten das Verhältniß zwischen ihm und Cramer charakterisiren:

      Die Wahl dieses Namens machte mein Freund, der Professor Cramer aus Paris, der sich seit einigen Wochen hier aufhält und während seines hiesigen Aufenthalts unser unzertrennlicher Gesellschafter ist, da vielleicht keine zwei Menschen auf der Erde existiren, die eine größere Aehnlichkeit in ihren Neigungen, in ihrem Geschmacke und in ihren Ansichten der Welt zusammen haben, als wir Beide. Er ist überhaupt einer der interessantesten Menschen, die ich kenne, und ich rechne die Wochen, die ich mit ihm verlebt, zu den glücklichsten meines Lebens.

      Cramer äußert sich seinerseits mehrfach in ähnlicher Weise über Brockhaus. So schreibt er aus Amsterdam unterm 30. März 1806 in den »Individualitäten«:

      Fast alle meine Abende, wenn mir nicht gar zu arg von Morpheus zugesetzt wird, bring' ich bei unserm Freund Wilibald zu und seinem lieben Weibe, die an schöner deutscher Häuslichkeit, Gutheit, Freundlichkeit und Verstand zu meinen Idealen gehört; ich glaube mich manchmal in Eutin bei Vossen wieder zu sehen, dessen Ernestine sie sehr gleicht. Bei Erdäpfeln, fast noch nationaler hier, als die Canäle und Alexandriner sind, und die ich gebraten (à l'italienne) sehr gern mag, Fischen und trefflichem Beaunewein schwatzen wir oft bis tief in die Nächte hinein, schlummern dann und wann auch an der Torfglut des englischen Camins ein Duettchen zusammen; ich habe bei meiner Modehändlerin, Madame Müller, bei der ich, zehn Schritt ab von seinem Hause, mich einquartirt, meine Zerstreutheit so in Credit zu setzen gewußt, daß sie mir den Schlüssel zu ihrer Boutique anvertraut und ich in der Kunst, sie mit einer eisernen Stange wieder zu schließen, von ihr unterrichtet worden bin; so СКАЧАТЬ