Ratsmädel- und Altweimarische Geschichten. Böhlau Helene
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Читать онлайн книгу Ratsmädel- und Altweimarische Geschichten - Böhlau Helene страница 10

СКАЧАТЬ Sohn mögen mir nit zürnen, ich hab' sie allweil aufgemuntert, aber genutzt hat's nix, sie ißt wie sie ißt. Und eine alte Frau weiß, daß an einem Menschen nit viel zu schiegen und zu richten ißt. Sie laufen einher, wie der Herr Gott sie in seiner Laune gemacht hat.

      Aber der Herr Sohn verspricht mir, sowie ich alte Frau daß Zeitliche gesegnet habe, das Kind zu sich zu nehmen, damit es ihm nit in das Kloster eschappiert. Sie trägt das Bildnis der heiligen Jungfrau an einem Schnürl um den Hals, was bedeutet, daß sie besonders dem Schutz der heiligen Jungfrau anvertraut ißt.

      Das ißt so eine Sach bei den Schwestern, von denen sie unterrichtet ißt. Sie ißt halt brav und fleißig gewesen, aber ich mein' schon, das Bildl un die Schwestern haben sie den weltlichen Dingen entrückt.

      Um noch etwas Besunders zu erwähnen: Sie hat eine Gabe an sich, die mir wohl und auch nit wohl gefällt. Sie hat eine gesegnete Hand. Und das ißt so gekommen: Ein Kindel in unserm Haus hatte die Fraisen und war gottserbärmlich geplagt. Zufällig hat die Waben das Kindel in die Arme bekommen und hat's umhertragen un gestreichelt un die Fraisen sind weggewesen wie weggeblasen und wenn's wieder kommen sind, da haben die Leut in ihrer Angst nach der Waben geschickt – dann hat's sich rumgeredet und es sind welche kommen mit einem Mäderl, das den Rotlauf hatte, und Waberl hat's gestrichen und geliebkost, und auch das Mäderl ißt gesund worden.

      Und wenn wir jetzt bei einand sitzen und spinnen oder Wäsche flicken, da klopft's hin und wieder an die Thür und es kommt eins herein mit Zahnschmerz oder hat die Gichter und will sich von der Waben kurieren lassen.

      Nun in Gottes Namen! Es kann ja wohl nit von Uebel sein?

      Aber das Mädchen, mei Waben thut mir halt leid, – wenn's so still und brav dahinlebt.

      Ich hab's ›mein Hausgeist‹ benamst: Herr Sohn, ich hab' Ihm von Ihrem Kind geschrieben, damit Sie wissen, wie's in die Höh gewachsen ißt, – und damit Sie, wenn ich das Zeitliche gesegnet hab', sich beeilen, das Madel zu sich zu rufen.

      Indessen wünschen wir unter dem trostreichen Gesang des freudenreichen Alleluia! Leben Sie wohl und seyn Sie von uns alle beyde herzlich gegrüßt, der Herr Sohn, die liebe Frau und die Kinder. Zugleich daß ich Zeitlebens verbleib'

deroGroßmutter.«

      Dieser Brief war es hauptsächlich, der auf die Ratsmädchen wie ein Märchen wirkte.

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