Gräfin Elisa von Ahlefeldt, die Gattin Adolphs von Lützow, die Freundin Karl Immermann's. Assing Ludmilla
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Читать онлайн книгу Gräfin Elisa von Ahlefeldt, die Gattin Adolphs von Lützow, die Freundin Karl Immermann's - Assing Ludmilla страница 11

СКАЧАТЬ kommen wird. Ihr Blick strahlte diese Zuversicht in mein Herz, die unveränderliche Verehrung für Sie wird sie mir bis an das Ende meines Lebens erhalten!« –

      Von allen Seiten trafen Elisen in jener Zeit betrübende Eindrücke. Von ihrem Vater erhielt sie nur wenig Nachrichten; er war ihr um so mehr entfremdet worden, als er sich schon vor längerer Zeit mit einer Frau verheirathet hatte, die an Stand, Alter und Erziehung sehr verschieden von ihm und wenig seiner würdig war. – Lützow's Bruder Wilhelm verlobte sich Ende 1819, und Elisa konnte sich dabei einer stillen Wehmuth nicht erwehren, weil sie richtig vorausfühlte, daß die künftige Gattin für den Schwager wenig passen, und ihn schwerlich befriedigen würde; doch konnte sie damals noch nicht ahnen, daß jene dazu bestimmt war, später ihre eigene Stelle einzunehmen! –

      Im Jahre 1820 trafen von Johanna Motherby beunruhigende Briefe ein; die leidenschaftliche Frau hatte ihren Gatten und ihre beiden Kinder verlassen, um dem jungen Arzte Johann Friedrich Dieffenbach nachzureisen, von dessen eigenthümlich gewinnender Persönlichkeit sie in dem Grade bezaubert war, daß sie glaubte, nicht ohne ihn leben zu können. Viele ihrer Freunde wandten sich in Mißbilligung und Tadel von ihr ab, Elisa aber, die ganz andere Begriffe von Freundschaft hatte, bewahrte ihr nur um so treuer ihre Anhänglichkeit, und erwies sich ihr um so eifriger hülfreich und antheilvoll, da sie die Arme bedauerte, und dabei fürchten mußte, daß das neue Verhältniß ein unglückliches Ende nehmen würde.

      Ein Vetter Elisens aus Dänemark kam zum Besuch zu ihr, um sich in ihrer Nähe Trost und Zerstreuung zu suchen gegen häusliche Verdrüsse, da er im Begriff war, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Auch Henriette Paalzow lebte in sehr unglücklicher Ehe.

      So sah Elisa, Adele von A. ausgenommen, die in sehr beglückenden Verhältnissen lebte, rings um sich her lauter unglückliche Ehen! –

      Eine Reise, die sie mit Lützow an den Rhein machte, dessen poetische Ufer sie sehr liebte, gab einige angenehme Zerstreuung.

      Im Herbst dieses Jahres bezog sie mit Lützow das Wittig'sche Haus in Münster, ein ehemaliges Kloster, welches jetzt zur Dienstwohnung eingerichtet war. Die äußeren Mauern des alterthümlichen Gebäudes waren mit Statuen von Heiligen und anderer Schnitzarbeit verziert. Die inneren Räume sahen ernst und feierlich aus; die hohen Fenster, die mächtigen Flügelthüren hatten etwas Schloßartiges; Elisa erschien darin wie eine Ritterdame aus der alten Zeit. Sie besaß ein besonderes Talent, sich ihre Zimmer mit Sinn und Geschmack auszuschmücken. Man glaubte in eine schönere Welt zu gelangen, sicher in eine, in der ein guter Genius waltete, wenn man ihre Wohnung betrat. Dort lebte sie unter Blumen, Büsten, Büchern und Bildern, umgeben von ihren Vögeln und Hunden, unter denen der große, schöne Hector, vom Schlachtfeld von Belle-Alliance, eine Hauptperson war, meist entweder an ihrem Schreibtisch oder dem Stickrahmen beschäftigt, oder auch lesend. Die holde Freundlichkeit, mit der sie jeden Besucher empfing, hatte darum etwas so Herzgewinnendes, weil sie aus dem Herzen kam.

      Einen zu ihrer Wohnung gehörenden Garten besorgte Elisa selbst wie eine Gärtnerin, und die Blumen und Gesträuche gediehen auf das schönste unter ihrer Pflege; eine schattige Weinlaube vereinigte oft den Freundeskreis, der sie umgab. Immermann erschien auch oft allein, da Elisa, die des Englischen sehr kundig war, ihm in dieser Sprache Unterricht ertheilte; in artigen, englischen Billetten schalt sie ihn aus, wenn er nicht fleißig genug war, und er entgegnete ihr darauf in scherzhaften englischen Gedichten. Ein deutsches Gedicht Immermann's aus jener Zeit an Elisen theilen wir mit, das, am Todestage ihrer Mutter verfaßt, sie in zarter Weise über diesen Verlust zu trösten sucht. Es lautet:

Die Blumen an eine trauernde Tochter, am 30. März

      Der fromme Schmerz zieht seine Nebelschleier

      Vor Deiner Augen himmelvolle Sterne,

      Ach, einer theuren Todten gilt die Feier,

      Die Wehmuth naht, Du hegst die Wehmuth gerne,

      Nun lichtet sich der Blick, nun wird er freier,

      Es dringet Sehnsucht in die weitste Ferne –

      Allein ermattet sinkt die Seele wieder

      Auf jenem öden dunkeln Grabe nieder.

      Da treibt es uns, von unten aufzubringen

      Uns selbst zu Dir, und Trost zu Deinem Leid!

      Wir möchten Dir zu Brust und Herzen dringen

      Mit tiefster Treue ganzer Innigkeit!

      Uns hat ein Gott in seiner Liebe Ringen

      Zu frohen Boten immerdar geweiht:

      Daß Leben schlägt und glüht an jedem Orte,

      Und daß der Tod ein Wort, wie andre Worte.

      Denn lagen wir nicht dürftig eingefaltet

      Und stumm und bang in unserm kleinen Grabe?

      Denn waren wir nicht ganz und gar erkaltet,

      Vom feuchten Frost in unserm schaur'gen Grabe?

      Hat nicht das Schweigen räthselvoll gewaltet

      Auch über uns, auch über unserm Grabe?

      Nun sieh, wie dennoch Wärm' und Licht verbündet,

      Zu Farb' und Duft uns wunderbar entzündet!

      Und Farb' und Duft, sie wünschen auszusagen

      Die eine unbegreiflich hohe Kunde!

      Doch weil das Siegel unsre Lippen tragen,

      Küßt Ahnung nur sie still von Blumenmunde,

      Die Welt hat keine Zeit zu Schmerz und Klagen,

      Der reichste Segen keimt aus schwerster Wunde.

      Wir täuschen nicht! Das ist nicht eitel Wähnen!

      Die Mutter trocknet Dir durch und die Thränen.

      Auch die folgenden Verse Immermann's gehören hierher:

      Nicht immer füllen

      Die schwebenden Horen

      Den Becher der Freude

      Mit frischem Wein!

      Dann geh zum Born

      Der heil'gen Erinnrung

      Und trinke Dir Muth

      Für heut' und morgen!

      Im Herbst 1821 reiste Elisa mit Lützow nach Berlin, wo sie alte Freunde und Bekannte wiedersahen. Im Anfang des folgenden Jahres kam Johanna Motherby nach Münster, und ihr scharfer Blick entdeckte bald die heftige Neigung Immermann's, die er bisher möglichst zu verbergen gesucht hatte, und die Elisa noch nicht in ihrem ganzen Umfang ahnte. Hier wären zwei Menschen, die für einander bestimmt seien, äußerte Johanna in ihrer lebhaften Weise, und beklagte, daß die Verhältnisse sie trennten. Sie selbst war damals von den leidenschaftlichsten Empfindungen zerrissen, die durch die Trennung von ihren Kindern, und die mancherlei Hindernisse, welche ihrer Verbindung mit Dieffenbach noch im Wege standen, veranlaßt wurden.

      Lützow's Ernennung zum General, die im Jahre 1822 erfolgte, brachte in Elisens Verhältnissen keine Veränderung hervor.

      Wir haben schon früher erwähnt, daß die Charaktere von Lützow und Elisen eigentlich wenig zu einander paßten, doch hatte letztere immer in dem Gedanken Beruhigung gefunden, daß sie an ihm einen treuen Freund besäße, der ihr von ganzem Herzen ergeben sei. Um so mehr wurde sie betroffen, als Lützow eines Tages mit einem alten Kriegskameraden plaudernd im Garten saß und in ihrer Gegenwart darauf die Rede kam, daß Lützow, der anwesende Freund und noch zwei andre Offiziere sich als junge Leute verabredet hatten, sie wollten alle darauf ausgehen, reiche Frauen zu heirathen. Es wurde davon ganz offenherzig und in etwas derben Scherzreden gesprochen und zugleich erwähnt, daß keiner von den Vieren sein Ziel erreicht habe, denn zwei blieben unvermählt, und die andern beiden waren in ihren Erwartungen getäuscht worden, indem sie mit ihren Gattinnen nicht so bedeutendes Vermögen СКАЧАТЬ