Stille Helden. Boy-Ed Ida
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Название: Stille Helden

Автор: Boy-Ed Ida

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Grabe hätte er sie wieder holen mögen, um sie haßvoll zu fragen: Was hast du aus unserm Sohn gemacht? Einen Schwächling! Einen, der am Weibe scheiterte, weil du ihn weibisch erzogst …

      Er sah ihr kühles, ablehnendes Lächeln – er sah ihr schönes Gesicht, auf dem nichts geschrieben stand als Wohlgefallen an sich selbst.

      In einem seiner stürmischen Entschlüsse klingelte er plötzlich. Alsbald erschien eine schlichte blaue Livree in der Tür. Aber es war nicht Leupold, sondern der neu engagierte blonde Georg, dessen saubere Gewaschenheit den alten Herrn immer irgendwie und ganz unlogisch ärgerlich reizte.

      »Leupold!« sagte er befehlshaberisch.

      »Leupold ist nach Schlutup hinüber, um die von Herrn Geheimrat gestern abend angeordneten Besorgungen zu machen,« sagte Georg in militärischer Haltung, als habe er noch immer seinen Hauptmann von Likowski vor sich.

      »Ist mein Sohn schon aufgestanden?«

      »Der junge gnädige Herr haben noch nicht das Klingelzeichen zum Bad gegeben.«

      Der alte gnädige Herr gab nur einen Laut von sich, der für Georgs Ohr etwas Ungeformtes behielt. Daß aber beinahe Verachtung darin klang, spürte der junge Mensch wohl, und er dachte aufsässig: »Na, wir können doch nicht alle immer Glock fünf aufstehen …«

      Er war es ja zum Glück von seiner Militär- und Burschenzeit her gewöhnt. Aber wenn er der junge Herr gewesen wäre, würde er auch bis zehne schlafen. Und viel frohe Stunden schien der junge Herr seit seiner Ankunft gestern morgen auch nicht mit seinem Vater gehabt zu haben. Das ganze Haus stand unter dem dumpfen Wissen, daß zwischen Vater und Sohn »was los« sei – was, wußte kein Mensch, wenn nicht etwa Leupold. Aber der würde es auch nicht verraten …

      Nun war der Geheimrat wieder allein. Nun mußte er sich von neuem in Geduld fassen. Er hatte doch ein Gefühl dafür, daß er seinen Sohn nicht wie einen Schuljungen aus dem Bett holen lassen könne …

      Geduld – wenn eine so große, so schwere Frage zu beantworten ist – die bitterste, die das Leben bisher an ihn gestellt hatte …

      Was sollte mit seinem Sohn werden?

      Äußerlich gesehen, konnte ja alles, wie von jeher bestimmt gewesen, nun geschehen. Wynfried hatte alle Stadien der Vorschulung für die auf ihn wartende Stellung durchlaufen. Er war auf der Hochschule gewesen; auf befreundeten Hüttenwerken hatte er als Volontär in die Betriebe hineingesehen; er war ein Jahr auf einer Bank gewesen und ein Jahr im Auslande. Nirgends hatte er Anlaß zu Klage oder Lob gegeben. Ob er überhaupt gearbeitet hatte, war unklar.

      Das prickelte und grämte den Vater! So eine glatte Null – sein Sohn! Lieber mit Härten, Ecken und Kanten sich herumstoßen! Die Neutralen hatte der Alte immer gehaßt.

      Und das einzige Gebiet, wo Wynfried von der unauffälligen Bahn des eben Zureichenden gewichen war, das war gerade das verhängnisvollste von allen …

      Ein Weib hatte ihn zerbrochen – er hatte sich zerbrechen lassen –

      Das kam, weil ein Weib ihn verzogen und schwächlich genommen hatte.

      Er, der Vater, er konnte nicht den Erzieher spielen. Er, ein Mann, für dessen Pflichtenfülle der Tag immer um viele Stunden zu kurz war. Erziehung – das galt ihm auch als Frauen-, als Mutterwerk! Frauen, die Söhne gebären, sollen sie auch erziehen können. Das war sein Anspruch gewesen.

      Aber seine Frau mochte sich das Leben so einrichten, daß nichts ihre Gemütsruhe, ihr Luxusdasein und ihre Schönheit störte. Erzieherpflichten können unbequem sein.

      Auch gehört Liebe dazu – und seine Frau hatte wohl, außer zu sich selbst, keine Liebe gehabt. Nicht einmal zu Wynfried, obschon es so aussah, als vergöttere sie den Sohn. Solche mütterliche Affenliebe ist bloß eine etwas verwickeltere Form von Selbstsucht – das wußte der alte Herr längst, obschon er keine Neigung zu Betrachtungen gehabt hatte – früher, denn jetzt kam ihn, gegen seinen Willen, oft genug das Philosophieren an …

      Er dachte an eine Antwort, die sein Sohn ihm gestern bei einer vorläufigen Aussprache gegeben hatte: »Ja, Vater, du bist eben einer von den Männern, die nur denken und arbeiten. Du weißt nicht, was das ist: Lieben und Leiden …«

      Wie sich ihm da das Gesicht dunkel gefärbt hatte, wie rauh sein Ton, wie schroff sein Ausdruck gewesen war – das wußte er selbst nicht.

      Grollend und in so schwerer Düsterheit, daß sein Sohn verstummte, sprach er: »Was weißt denn du von mir!«

      Ja, was hatte sein Weib von ihm gewußt! Was wußte sein Sohn von ihm! Einsam! Einsam!

      Und die eine Hand, deren sanfter Druck schon ihm Glück und Frieden bedeutete, die hatte er nicht festhalten dürfen …

      Lieben und Leiden?

      Als ob es das Teil der Müßigen, Schwachen, Zärtlichen, Durchschnittlichen sei.

      Wehe, wenn es die großen Arbeiter packt und die Ehernen, die sich nicht zerbrechen lassen dürfen, wenn sie vor sich selbst voll Würde bleiben wollen …

      Helden müssen sie sein – aber in der Stille – denn es ziemt ihnen nicht, ihren Jammer zu zeigen, ihn laut auszurufen.

      Ihre Leiden tragen die Maske der Rauheit oder Bitterkeit; der Gram ihrer Nächte bleibt ihr Geheimnis.

      Erinnerungen kamen, und aus dem Groll glitt langsam seine Seele in weichere Stimmungen hinüber. Er sah das Weib, das er geliebt hatte, mit einer starken Deutlichkeit vor sich, die ihn beglückte und erschütterte. Für die, die groß lieben, ganz und mit der heißen Kraft der Hoffnungslosigkeit, gibt es keine Entfernungen und keine Gräber. Nie Besessenes bleibt unverloren und ewig nah … So war Klara nie für ihn gestorben und nie von seinem Gemüt entfernt.

      Ihre dunkelgrauen Augen, von einer leisen Traurigkeit immer vertieft, richteten sich mit innigem Blick auf ihn, ihre mädchenhafte Gestalt, mittelgroß und schlank, drückte in der ganzen Haltung so viel Ergebenheit und Keuschheit aus – es war, als wehe der Hauch von Tempelluft aus ihren Kleidern. In der ganzen stillen sanften Weiblichkeit ihres Wesens war dies unnahbar Feste gewesen, was ihm, dem stürmisch Leidenden half – und wenn ihr feines, kluges Gesicht einmal von einem Lächeln erhellt wurde, dann, wenn sie zu ihrem Töchterchen sprach, dann war es rührend schön, zum Weinen schön … Er sah ihr braunes, fast glanzloses lockeres Haar, er sah ihre edlen Hände, deren Ausdruck so merkwürdig wechselnd war – beredte Hände.

      Solch ein Weib hätte seinem Sohn begegnen müssen. Eine, die den Mann zu Höhen emporführt, die er allein niemals erreichen kann.

      Aber auf Wynfrieds Wegen waren ihm offenbar nur Weiber begegnet, oder er hatte das Talent, jedes Weib herabzuziehen – solche Männer gibt es. Es gibt aber auch Frauen, sonst ganz unschädlich, scheinbar fast gut, wenn sie in Ungestörtheit bleiben; die ziehen den Mann herab, wenn sie nur mit ihm in Berührung kommen – Frauen, die man isolieren sollte; wie Bakterien unschädlich bleiben, wenn sie nicht in Blutbahnen überführt werden. Wunderlich – wer könnte je ergründen, von was für Bedingungen die schädlichen oder segensreichen Wirkungen abhängen.

      Gott mochte wissen, wie es mit Wynfried bestellt war.

      »Ich kenn’ meinen Sohn nicht,« das gestand er sich ein, »weiß bloß seine undeutlichen, äußeren Abgeschliffenheiten – die äußeren Daten seiner Liebesgeschichten. Was sonst in ihm steckt? Viel? – Nichts? – Ich weiß es nicht.

      »Und nun soll ich davon, und diesem СКАЧАТЬ