Die Falkner vom Falkenhof. Zweiter Band.. von Adlersfeld-Ballestrem Eufemia
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Читать онлайн книгу Die Falkner vom Falkenhof. Zweiter Band. - von Adlersfeld-Ballestrem Eufemia страница 11

СКАЧАТЬ er mit einem Seufzer und fügte warm hinzu, wie sie ihn nie sprechen gehört: »Nein, wirklich, Dolores, auch Sie müssen an meine schwer errungene, bessere Überzeugung glauben!«

      »Soll das ein Kompliment sein?« fragte sie neckend.

      »Nein,« erwiderte er ehrlich. »Aber warum auch nicht das? Eine schwer errungene Sache zeugt von einem Siege gegen manche menschliche Schwachheit, und da ich die gewonnene Überzeugung eine bessere nannte, so kann dies auch ein Kompliment sein, nur ums Himmels willen nicht im gewöhnlichen Sinne gedankenlosen Salongeschwätzes.«

      Da sah Dolores ihn ernst an und freundlich dazu.

      »Sie haben recht,« sagte sie mit gänzlich verändertem Ton. »Ich will mich bemühen, stets dieser Auffassung eingedenk zu sein nach dem Wahlspruch unseres Hauses: ›Alle Falken ehrlich.‹ Und mehr noch – heut', da Sie mir die Nachricht bringen, daß die Freifrau von Falkner gewählt worden ist von Ihnen, heut' verspreche ich, Vergangenes vergangen, vergessen und begraben sein zu lassen!«

      »Dolores!« rief er und ergriff ihre Hand und küßte sie, die willig aber ohne Druck in der seinen lag, und dann sah er sie an, lange, mit seltsam verschleiertem Blick: »Das also war der Preis, die Bedingung unseres Friedens?« fragte er langsam.

      »Ja,« sagte sie mit fester, aber freundlicher, beinahe freudiger Stimme.

      Da ließ er ihre Hand los. »Ich fange an, Sie zu verstehen, Dolores!«

      Nun reichte sie ihm die Hand von selbst.

      »Das freut mich von Herzen,« sagte sie so warm, so schlicht und voll wirklicher Anmut, wie er nie geahnt hatte, daß sie sich geben konnte. Und all' das war nicht für ihn, zu hoch, zu unerreichbar, und wie das Auge von ferne nur glorreiche, wunderbare Berggipfel anzustaunen vermag, die unzugänglich sind für Menschenwitz, Menschenneugierde und Menschenfuß, so auch wurde ihm gezeigt, was er ohne die goldene Fessel, die ihn gefesselt hatte, nicht schauen gedurft.

      »Und nun zu Ihrer Bitte, Vetter Alfred,« rief sie heiter nach einer langen Pause, die ihr das innere Gleichgewicht wiedergeben mußte. »Ich bin furchtbar stolz darauf, die Erfüllung eines Ihrer Wünsche in meiner Macht zu haben!«

      »Ich bin nur nicht ganz sicher, ob Sie meine Bitte nicht für Neugierde sans phrase halten,« erwiderte Falkner, mühsam auf ihren Ton eingehend.

      »Jetzt machen Sie mich aber unverhältnismäßig neugierig!«

      »Ich möchte gern die Prophezeiung der Ahnfrau hören,« erwiderte er bittend. »Ist das eine große Schwäche?«

      Da wechselte die Blässe ihres Gesichtes mit jäher Röte.

      »Nein, nein,« sagte sie erschreckt, aber sie erhob sich im Moment. »Einen Augenblick Geduld,« fügte sie hinzu, »ich hole meinen Fund sogleich.«

      Im Nebenzimmer aber stand sie einen Moment still und preßte die Hände gegen die Schläfen.

      »Das also war's,« dachte sie mit Bezug auf das Gefühl nahenden Unheils, das sie vorhin beschlichen.

      Dann holte sie das Missale der Ahnfrau aus seinem Versteck.

      »Vorwärts!« sagte sie sich. »Auch das muß noch überwunden werden.«

      Und wieder trat sie in den Saal, wo Falkner vor dem Bilde der Freifrau Dolorosa stand.

      »Es war doch ihr Ernst mit dem Bericht von dem wunderbaren Funde der Prophezeiung?« fragte er, als sie vor ihm stand.

      »Ja gewiß,« und nochmals erzählte sie ihm ausführlich von ihrem Traume und versprach, ihm das dadurch entdeckte Geheimfach zu zeigen.

      Und nun nahm er mit einem gewissen Gefühl von Ehrfurcht und Rührung das Buch mit den verblichenen, vielfarbigen Bändern aus ihrer Hand und schlug den Deckel auf, und las laut und langsam die steilen, krausen Schriftzüge:

      Wenn sich die Bas' dem Vetter soll vermählen,

      Wird sich der Falk' ein dauernd Nestlein wählen.

      Die letzte Falkin muß in Schmerzen büßen,

      Die Grabesruh' der Ahne zu versüßen.

      Wenn neu sie auflebt in der Huldgestalt,

      Die einst im Brautgewande ward gemalt,

      Kann diese Falkin siegen ob dem Bösen.

      Wird meine arme Seele sie erlösen,

      Kann sie des Falken Herz zu sich bekehren,

      Werd' ich der Engel Alleluja hören.

      Dann ist ein tausendjährig Blühn beschieden

      Dem Stamm der Falkner auf der Erd' hienieden.

      Kann sich das Edelfalkenpaar nicht finden,

      So wird ihr Stamm erlöschen und verschwinden.

***

      Und dieses Edelfalkenpaar, die letzten Falken aus dem alten Nest, für die drei Jahrhunderte früher die Hand einer Unglücklichen diese Zeilen niedergeschrieben zu haben schien – sie standen sich jetzt gegenüber unter dem Bilde der unseligen Prophetin – Falkner wunderbar erregt, Dolores blaß zwar, aber scheinbar unbewegt und kühl.

      »Ein seltsames Elaborat,« unterbrach er dann die herrschende Stille. »Es fällt, angesichts dieser verworrenen, gereimten Andeutungen schwer, an den klaren Geisteszustand der Schreiberin zu glauben, den sie selbst so feierlich betont, doch das Geheimnisvolle, Unklare ist ja das Zeichen aller Sybillen.«

      Dolores nickte.

      »Wollen Sie das Geheimfach sehen?« fragte sie etwas unvermittelt. Er schien die Frage gar nicht gehört zu haben.

      »Dolores, Sie und ich, wir sind die letzten Falkner,« sagte er, sie voll anblickend.

      Sie versuchte zu lächeln.

      »Uns hat sie aber nicht gemeint,« rief sie, auf das Bild deutend.

      »Abergläubische würden das trotzdem glauben,« entgegnete er, »denn drei Zeilen dieses wunderbaren Ergusses zeigen ja geradezu mit Fingern auf uns. Die erste ist auch der Beginn der Prophezeiung, wenn man's überhaupt eine solche nennen will – die andern beiden Zeilen:

      Wenn neu sie auflebt in der Huldgestalt,

      Die einst im Brautgewande ward gemalt, –

      diese Zeilen werden ja lebendig, wenn Sie neben dies Bild treten!«

      »Das ist Zufall,« sagte sie lächelnd. »Denn wenn auch diese Zeilen anwendbar sind auf Sie und mich, so wissen wir's doch nicht, ob wir die letzten Falken sind, weil eine Freifrau von Falkner in spe alle Lust bezeugt, die dritte im Bunde zu werden.«

      »Ah, das ist freilich ein schlagender Beweis,« erwiderte Falkner, indem er das Buch in ihre Hände zurücklegte.

      »Ich hebe es als Familienreliquie auf für –« für Ihre Kinder, wollte sie sagen, brach aber ab und fügte hinzu: »Für Sie.«

      Und dann zeigte sie ihm das Geheimfach hinter dem Madonnenbilde des Beato Angelico, und nachdem sie davon noch harmlos eine Viertelstunde verplaudert, empfahl er sich, und sie gab ihm das Geleit bis zur Thür.

      »Sie haben Ihrer Mutter von Ihrer Verlobung natürlich schon Mitteilung gemacht?« fragte sie während des kurzen Ganges.

      »Gewiß. Ich war zuerst bei ihr.«

      »Und СКАЧАТЬ