Die Ahnen. Gustav Freytag
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Название: Die Ahnen

Автор: Gustav Freytag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ mein Haus ist gekommen Ingo, König Ingberts Sohn, durch Gastfreundschaft mir verbunden von den Vätern her. Heut begehre ich für ihn das Gastrecht des Volkes, damit er sicher sei nicht allein in meinem Hause, auch in eurem Lande vor Feinden aus der Fremde und im Volke, daß er Recht finde gegen Missetäter und Schutz durch die Waffen der Nachbarn gegen jeden, der ihm feindlich trachtet nach Ehre und Leben. Als Bittender steh‘ ich vor euch für den werten Mann, bei euch steht es zu geben oder zu weigern.« Nach den Worten entstand tiefe Stille; endlich erhob sich Isanbart, lang hing ihm das schneeweiße Haar um das narbige Antlitz, die hohe Gestalt stützte sich auf den Stab, aber kräftig tönte die Stimme des Greises, und achtungsvoll lauschten die Männer: »Dir, Fürst, ziemt es zu sprechen, wie du getan. Wir sind gewöhnt, daß du dem Volke gibst, und wenn du von dem Volke bittest, so sind unsere Herzen bereit zur Gewährung. Ruhmvoll ist der Mann, und daß er selbst es ist und nicht ein lügender Landfahrer, dafür bürgt das Lied des Sängers, ein gastliches Zeichen, das er mit seinem Wirte verglichen hat und über dem anderen seine Würde in Antlitz und Gliedern. Aber wir sind zu Wächtern bestellt über das Wohl von vielen, und zur Vorsicht mahnt die sorgliche Zeit, deshalb ziemt uns ernste Beratung und Ausgleich der Meinungen, welche etwa die Helden des Volkes zwiespältig scheiden.«

      Er setzte sich, und die Nachbarn nickten ihm ehrfürchtig zu. Aber heftig erhob sich Rothari, ein Edler aus altem Herrengeschlecht, ein dicker Mann mit rotem Antlitz und rötlichem Haar, ein rühmlicher Zecher, auch wacker im Männerkampf und lustig im Reigen, ihn nannten die Knaben im Spott König Pausback: »Ein Rat am Morgen soll wie ein Frühtrunk sein, kurz und kräftig. Ich meine, hier braucht es nicht lange Erwägung, wir haben ihm neulich beim Weintrunk Heil gerufen, wir werden ihm heute nicht Wasser in seinen Krug schütten, er ist ein Held, der zwei gute Bürgen hat, das Lied des Sängers und unser Wohlgefallen, das ist mir genug, ich gebe ihm mit meiner Stimme das Gastrecht.«

      Die Alten lächelten über den Eifer des Treuen, und die Jüngeren riefen ihm Beifall zu, da stand Sintram auf, Theodulfs Oheim, ein Mann ohne Brauen, mit bleichem Auge und hagerem Gesicht, ein harter Wirt, gefährlich seinen Feinden, doch von klugem Rat und angesehen am Hofe des Königs. »Du, o Fürst, bist ihm huldreich gesinnt, und er selbst verdient es, so sagt ihr; das gibt auch mir die Richtung für meinen Wunsch und willig würde ich ihn als Gast begrüßen, wie wir zuweilen dem fremden Wanderer tun, dessen Lob nicht der Mund des Sängers verkündet. Doch ein Zweifel bändigt mir den Wunsch in der Brust und ich frage: Kommt er als unser Freund aus der Fremde? Nicht alle jungen Krieger des Gaues stehen auf der Heimaterde, ich denke auch derer, die nach Ruhm und Glück auswärts zogen. Wer von unseren Blutgenossen hat mit den Alemannen gefochten? Ich weiß keinen. Im Heere der Römer aber stehen kühne Schwertträger unserer Verwandtschaft, sind diese dem Fremden feind, wie dürfen wir uns seine Freunde nennen? Sind sie gefallen, so schallt in unseren Dörfern die Totenklage; wer hat sie gefällt? Vielleicht der schlachtenkühne Mann, der sich ja selbst beim Mahl dessen rühmte. Wie dürfen wir Gastrecht dem Feinde bieten, der feindlich unser Blut vergossen? Nicht weiß ich, ob er‘s tat, doch wenn er es nicht tat, so war‘s ein Zufall, seine Absicht war‘s, da er für den König Athanarich stritt. Im Römerheer, höre ich, rühmt man, daß der Cäsar seine Siege allein den Volksgenossen verdankt, welche unsere Sprache reden; wie Riesen stehen die rotwangigen Söhne unseres Landes über den schwarzäugigen Fremden. Der Cäsar lohnt ihnen durch Armringe und Ehren, durch die höchsten Ämter. Fragt nach einem gewaltigen Kriegsmann und stolzen Herrn in Rom, dann sagen die römischen Händler mit neidischem Blick: Germanenblut sind sie. Wo soll unsere Jugend des Krieges Ehre finden und Liebe bei den Göttern, wenn friedlich im Lande die Waffen rosten? Die Überkraft unserer Gaue – wohin soll sie ziehen, damit die Brüder daheim das Erbe genießen, wenn nicht der Cäsar sein Schatzhaus den Wanderern öffnet? Darum sage ich, nützlich ist uns sein Reich, und wer gegen ihn kämpft, steht auch gegen unseren Vorteil. Sehet zu, daß der Fremde unseren Männern nicht den Pfad sperre, welcher hochsinnige Helden zu Goldschatz und Ehre führt.«

      Finster saßen die Männer, ihnen war zur Trauer, daß er Wahrheit sprach. Doch das Schweigen brach Bero, der Vater Fridas, ein hartknochiger Bauer, die buschigen Brauen zog er mißvergnügt zusammen: »Du sandtest den Bruder ins Heer der Römer,« sprach er rauhstimmig und langsam, »du sitzest gemächlich auf seinem Erbe, mich wundert nicht, daß du die fremde Brut lobst. Der Bauer aber freut sich nicht der trotzigen Gesellen, die von ihrer Speerreise aus dem Römerland heimkehren, denn üble Landgenossen werden sie, Verächter unserer Sitte, Prahler und Lungerer. Darum sage ich, ein Unheil sind die Römerfahrten unserem Volke. Ziehen unsere jungen Krieger in den Lagerdienst des fremden Feldherrn, sie tun‘s auf eigene Gefahr, nicht hat das Volk sie dazu erkoren und geweiht. Ich rühme mir seßhaftes Hausen daheim, ehrlichen Axtschlag und darauf ehrlichen Frieden mit den Nachbarn, welche meine Götter und meine Sprache ehren. Jetzt haben wir Frieden mit jedermann, kommt heut ein Alemanne an unseren Herd, ein wackerer Gesell, wir lagern ihn am Feuer, kommt morgen ein Römerkrieger, der uns ehrlich dünkt, wir tun vielleicht dasselbe. Beide müssen sie bescheiden leben nach unserem Recht und mögen sie einer dem anderen die Luft und des Herdes Flamme nicht gönnen, so laßt sie ihre Schwerter nehmen und außerhalb des Dorfzaunes ihren Streit auskämpfen. Die Schläge sind ihre Sorge, nicht unsere. Darum spreche ich so, hier ist ein heldenhafter Mann, ob Römer, ob Vandale, er sei willkommen an unserer Bank, die Hauswirte bleiben wir und bändigen ihn, wenn er des Landes Frieden stört.«

      Er sprach‘s und setzte sich trotzig auf seinen Schemel, beistimmend murmelten die Alten. Da erhob sich Albwin, ein edler Mann; sie sagten, daß ein Hausgeist im Balkendach seines Hofes wohne seit der Väterzeit und in der Nacht die Kinder des Geschlechtes wiege, und daß diese darum nicht zu dem Himmel wüchsen, wie die anderen Menschen; denn zierlich und klein waren alle seines Blutes, doch artig von Gebärden und guter Worte mächtig. Und er sprach: »Vielleicht vermagst du selbst, o Fürst, die Meinung der Herren und Nachbarn zu versöhnen; sie alle gönnen das Beste dem Helden, der aus dem Kriege zu deinem Herde kam. Sie sorgen nur, daß er vielleicht einst die Landgenossen durch sein Schicksal beschwere. Denn es ist erlauchtem Mann eigen, nicht träg unterm Dach des Wirtes zu liegen, er sammelt sich Anhang und schafft sich Gegner; je größer eines Mannes Ruf das Land durchdringt, desto gewaltiger zieht er die Genossen in seine Wege. Wir sind nicht so karg, daß wir die Tage zählen, während denen wir einen Wanderer in der Halle bergen, doch kennen wir des Helden Meinung nicht; und darum sei es mir vergönnt, den Wirt zu fragen. Ist es dem Fremdling nur um kurze Ruhe und Gemach zu tun, dann braucht‘s nicht der Beratung. Will er die Tage seiner Zukunft in dem Volk beschließen, seinen Saal sich zimmern auf unserem Boden, dann mögen wir nicht nur das Heil des Fremden, auch das unsere klug bedenken.«

      »Du mahnst mit Grund,« versetzte ernst der Fürst, »und doch muß ich deiner Rede die Antwort weigern; du selbst weißt, nicht ziemt dem Wirt, die Stunde der Abfahrt aus dem Gast zu spähen, und dürfte ich‘s, hier würde ich es nimmer tun, denn aus dem Elend kommt der edle Mann, er selbst weiß nicht, ob die Heimkehr ihm bald, oder ob sie ihm niemals vergönnt ist.«

      Wieder hob sich Rothari, der ungefüge Mann, und sprach im Zorn: »Was soll das Markten mit der Zeit, wir Thüringe, wenn wir die Herzen öffnen, tun‘s nicht auf Zeit. Gebt ihm das Gastrecht in dem Volk und macht ein Ende.«

      Laut riefen die Männer Beifall und sprangen von ihren Sitzen. Da sprang Sintram in die Mitte des Kreises und rief mit scharfer Stimme in die aufgeregte Menge: »Sieh zu, Fürst, daß nicht die Führer unseres Gaues wie Knaben hinter dem bunten Vogel hinabspringen in unerforschte Kluft; ich fordere Schweigen, wenig ist noch bedacht, was unserem Heile frommt.«

      Der Fürst winkte mit seinem Stabe, unwillig setzten sich die Männer und erhoben drohendes Gemurmel gegen Sintram; aber ungerührt fuhr er fort: »Mächtig bist du, o Fürst, und scharf ist das Eisen der Landgenossen, aber Thüringe sind wir, und ein König waltet über uns, es ziemt, daß der König dem fremden Königsohne Gastrecht gebe, nicht wir.« »König Bisino, König Blaubeere?« schrien zornige Stimmen. »Will Sintram, daß ein Bote des Königs die Gelübde vorspreche, die wir am Herdfeuer sagen sollen?« rief ein finsterer Thüring.

      »Der König ist der oberste Herr,« sprach Herr Answald bedächtig, »im Rat des Volkes soll sein Name СКАЧАТЬ