Literarische Texte als Sprechanlässe im Deutschunterricht. Н. А. Евгеньева
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СКАЧАТЬ Wer das Gegenteil behauptet, lügt. Und wer die Lüge glaubt, wird, nachdem er alle Prüfungen mit Hochglanz bestanden hat, nicht sehr schön aussehen. Man muss nämlich auch springen, turnen, tanzen und singen können, sonst ist man, mit seinem Wasserkopf voller Wissen, ein Krüppel und nichts weiter.

      Lacht die Dummen nicht aus! Sie sind nicht aus freien Stücken dumm und auch nicht zu eurem Vergnügen.

      Und prügelt keinen, der kleiner und schwächer ist als ihr! Wem das ohne nähere Erklärung nicht einleuchtet, mit dem möchte ich nichts zu tun haben. Nur ein wenig warnen will ich ihn. Niemand ist so gescheit oder so stark, dass es nicht noch Gescheitere und Stärkere als ihn gäbe. Er mag sich hüten. Auch er ist, vergleichsweise, schwach und ein rechter Dummkopf.

      Misstraut gelegentlich euren Schulbüchern! Sie sind nicht auf dem Berge Sinai entstanden, meistens nicht einmal auf verständige Art und Weise, sondern aus alten Schulbüchern, die aus alten Schulbüchern entstanden sind, die aus alten Schulbüchern entstanden sind, die aus alten Schulbüchern entstanden sind. Man nennt das Tradition. Aber es ist ganz etwas anderes. Der Krieg zum Beispiel findet heutzutage nicht mehr wie in Lesebuchgeschichten statt, nicht mehr mit geschwungener Plempe und auch nicht mehr mit blitzendem Kürass und wehendem Federbusch wie bei Gravelotte und Mars-la-Tour. In manchen Lesebüchern hat sich das noch nicht herumgesprochen. Glaubt auch den Geschichten nicht, worin der Mensch in einem fort gut ist und der wackre Held vierundzwanzig Stunden am Tage tapfer! Glaubt und lernt das, bitte, nicht, sonst werdet ihr euch, wenn ihr später ins Leben hineintretet, außerordentlich wundern! […]

      Da sitzt ihr nun, alphabetisch oder nach der Größe geordnet, und wollt nach Hause gehen. Geht heim, liebe Kinder! Wenn ihr etwas nicht verstanden haben solltet, fragt eure Eltern! Und, liebe Eltern, wenn Sie etwas nicht verstanden haben sollten, fragen Sie Ihre Kinder!

      Aus: „Die kleine Freiheit“, Chansons und Prosa 1949-1952

      3 Versuchen Sie sich in die Zeit Ihrer Kindheit zurück zu versetzen. Würden Sie Kästners Ratschläge befolgen?

      4 Sind Kästners Ratschläge, Beispiele und Begründungen aus den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts auch heute noch aktuell? Würden Sie vielleicht etwas ändern bzw. anders formulieren?

      5 Erich Kästner nennt die Kindheit „unseren Leuchtturm“. Was kann Ihrer Meinung nach ein erwachsener Mensch von den Kindern lernen?

      6 Schreiben Sie eine parallele Ansprache zum Studienbeginn aus der Perspektive eines Studenten des 5. Studienjahres.

      1 Der Sohn von Erich Kästner wurde 1957 geboren. Das vorliegende Gedicht wurde 1931 verfasst. Stellen Sie Vermutungen an: Was erwartet der Autor von seinem Sohn, der noch nicht geboren ist? Welche Eigenschaften soll das Kind besitzen?

      2 Lesen Sie das Gedicht und prüfen Sie, ob sich Ihre Hypothesen bestätigt haben.

E. Kästner Brief an meinen Sohn Lesehilfen

      entgeistert – unangenehm überrascht, verstört

      Vaux und Ypern – Orte, wo im ersten Weltkrieg verheerende Schlachten stattfanden

      der Prophet – j-d, der sagt, er könne die Zukunft vorhersehen

      über einen Leisten – nach ein und demselben Maßstab

      Ich möchte endlich einen Jungen haben,

      so klug und stark, wie Kinder heute sind.

      Nur etwas fehlt mir noch zu diesem Knaben.

      Mir fehlt nur noch die Mutter zu dem Kind.

      Nicht jedes Fräulein kommt dafür in Frage.

      Seit vielen langen Jahren such ich schon.

      Das Glück ist seltner als die Feiertage.

      Und deine Mutter weiß noch nichts von uns, mein Sohn.

      Doch eines schönen Tages wird’s dich geben.

      Ich freue mich schon heute sehr darauf.

      Dann lernst du laufen, und dann lernst du leben,

      und was daraus entsteht, heißt Lebenslauf.

      Zu Anfang schreist du bloß und machst Gebärden,

      bis du zu andern Taten übergehst,

      bis du und deine Augen größer werden

      und bis du das, was man verstehen muss, verstehst.

      Wer zu verstehn beginnt, versteht nichts mehr.

      Er starrt entgeistert auf das Welttheater.

      Zu Anfang braucht ein Kind die Mutter sehr.

      Doch wenn du größer wirst, brauchst du den Vater.

      Ich will mit dir durch Kohlengruben gehen.

      Ich will dir Parks mit Marmorvillen zeigen.

      Du wirst mich anschaun und es nicht verstehn.

      Ich werde dich belehren, Kind, und schweigen.

      Ich will mit dir nach Vaux und Ypern reisen

      und auf das Meer von weißen Kreuzen blicken.

      Ich werde still sein und dir nichts beweisen.

      Doch wenn du weinen wirst, mein Kind, dann will ich nicken.

      Ich will nicht reden, wie die Dinge liegen.

      Ich will dir zeigen, wie die Sache steht.

      Denn die Vernunft muss ganz von selber siegen.

      Ich will dein Vater sein und kein Prophet.

      Wenn du trotzdem ein Mensch wirst wie die meisten,

      all dem, was ich dich schauen ließ, zum Hohn,

      ein Kerl wie alle, über einen Leisten,

      dann wirst du nie, was du sein sollst: mein Sohn!

      Anmerkung: Da der Autor, nach dem Erscheinen des Gedichts in einer Zeitschrift, Briefe von Frauen und Mädchen erhielt, erklärt er, vorsichtig geworden, hiermit: Schriftliche Angebote dieser Art werden nicht berücksichtigt.

(1931)

      3 Erklären Sie die Widersprüchlichkeit der letzten Strophe.

      4 Nennen und kommentieren Sie die Grundidee des Erziehungskonzepts von Erich Kästner.

      5 Legen Sie die Grundideen Ihres eigenen Erziehungskonzepts dar.

      1 Das Problem der Generationenverhältnisse ist das ewige Problem des menschlichen Daseins. Die maximalistische Weltanschauung von den Jugendlichen lässt sie hohe Forderungen an die Erwachsenen stellen.

      2 Im vorliegenden Text wird die ältere Generation von der jüngeren zur Auseinandersetzung aufgefordert.

E. Kästner Die Jugend hat das Wort Lesehilfen

      j-m etw. predigen – gespr; j-m immer wieder sagen, wie er sich verhalten soll

      das Gehalt – das Geld, das ein Angestellter für seine Arbeit (mst jeden Monat) bekommt

      mitunter – geschr; manchmal

      j-n (zu etw.) bekehren – j-n dazu bringen, seine Weltanschauung zu ändern

      1

      Ihr seid die Ält’ren. Wir sind jünger.

      Ihr steht am Weg mit gutem Rat.

      Mit scharf gespitztem Zeigefinger

      weist ihr uns auf den neuen Pfad.

      Ihr СКАЧАТЬ