Название: Mara und der Feuerbringer
Автор: Tommy Krappweis
Издательство: Автор
isbn: 9783964260444
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Mara wich zurück und versuchte, Steffis Arm zu erwischen, um mit ihr körperlichen Kontakt aufzunehmen. Nur dann konnte sie sicher sein, dass sie sie wieder mit zurücknehmen würde! Sie erwischte einen Ärmel, riss ihn zu sich und konzentrierte sich sogleich auf den Platz vor dem Museumstrakt.
Professor Weissinger war ebenso überrascht, wie Mara aufgeregt war: »Wow, das war knapp!«, sprudelte sie sofort los. »Wir waren in der Halle mit den toten Kriegern! Odin war auch da und Loki! Und er hatte den Mund zugenäht, warum könnte das denn sein, oder ist das wieder irgend so eine brutale Göttergeschichte? Auf jeden Fall bin ich erschrocken und zwar zu laut. Und alle haben hergesehen, Loki auch, und da sind wir sofort abgehauen, boah, war das knapp!«
Sie sah den Professor an, doch der sagte nichts. »Hallo?«, fragte Mara. »Alles okay?«
Der Professor schüttelte den Kopf und deutete dann nur mit seinem Blick und einem Nicken seines Kinns an, wohin Mara schauen sollte. Mara drehte den Kopf und erschrak noch einmal: Sie hielt den Ärmel eines Wikingers in der Hand.
»Ah!«, rief Mara und sprang zur Seite wie ein Flummi. Gleichzeitig zog der Wikinger sein Schwert. Ein wütender Kampfschrei klang dumpf unter dem breiten Nasenschoner des Helmes hervor, als er das Schwert geschickt um den Körper kreisen ließ, um dann von ganz oben mit voller Wucht zuzuschlagen.
Mara stolperte rückwärts, prallte gegen die Hauswand und rutschte zitternd daran herab. Sie hatte keine Chance, dem Hieb auszuweichen, und wusste das. Sie wusste auch, dass es nichts brachte, die Augen zu schließen und dabei schützend die Arme über den Kopf zu heben, und tat es trotzdem.
Da hörte sie einen weiteren Schrei und öffnete die Augen. Es war die Stimme des Professors, der Maras Stab in beiden Händen hielt und gerade einen Hieb des Wikingers parierte.
»Weg von der Mauer!«, rief er ihr zu, während er sich seitlich zu seinem Gegner postierte, um weniger Angriffsfläche zu bieten und gleichzeitig die linke Hand vom Stab löste. Mit der Rechten führte er nun den Stab wie ein Schwert, ließ ihn durch eine Bewegung des Unterarmes zweimal blitzschnell kreisen und schlug dann dem Wikinger aus einem überraschenden Winkel mit voller Wucht auf die Schwerthand. Der schrie wütend auf und ging zum Angriff über. Doch sein Schwert glitt ins Nichts, denn der Professor stand nun daneben und vollführte mit dem Stab eine seltsame Drehbewegung entlang der gegnerischen Klinge. Bevor Mara verstehen konnte, wie der Professor das gemacht hatte, fiel das Schwert des Wikingers auch schon in den Kies. Mara bemerkte sehr wohl, dass der Professor sein typisches Ich-liebe-es-wenn-ein-Plan-funktioniert-Gesicht trug. Sie schrie erschrocken auf, als der Wikinger nach seiner Waffe tauchte.
Professor Weissinger schwang den Stab wie einen Golfschläger und traf das Schwert präzise am Knauf. Singend schlitterte die Waffe des Wikingers über den Kiesboden und schlug mit der Spitze am Fuß eines Baumstamms ein. Der Wikinger landete bäuchlings im Kies.
Gerade als er sich aufrappeln wollte, um hinter dem Schwert herzurennen, schob ihm Professor Weissinger den Stab zwischen die Füße. Der Wikinger vollführte einen halben Salto in der Luft, und es machte ziemlich laut PANK, als der Helm auf den Kiesboden prallte. Da der Kopf des Wikingers nach wie vor im Helm war und an dem Kopf der Rest des Wikingers dranhing, machte es wohl auch in dem Wikinger ganz schön laut PANK. Bevor der sich’s versah, hatte der Professor ihm seinen Fuß auf den Hals gestellt und schaute ihn mit einem Blick an, den Mara so noch nie an ihrem Mitstreiter gesehen hatte.
»Ekki bregð við eða ek skal þrýsta!«, sprach der Professor, und Mara ahnte schon, dass das eine Drohung war, in der das Wort zudrücken vorkam.
»Mara! Hol das Schwert!«, befahl der Professor, und Mara stolperte sofort los. Die Klinge ließ sich leider nicht so leicht aus dem Baum ziehen wie erhofft, aber nachdem sie einmal fest gegen den Griff getreten hatte, löste sich die Spitze aus dem Holz, und sie hob das Schwert auf.
Sie war überrascht, wie schwer es war. Mit der Klinge nach unten reichte sie dem Professor die Waffe. Der nahm seinen Fuß vom Hals des Kriegers und hielt ihm jetzt dafür die Spitze seines eigenen Schwertes unters Kinn.
Sehr darauf bedacht, keine hektische Bewegung zu machen, breitete nun der Wikinger auf dem Boden die Arme aus und drehte die Handflächen nach oben. Er ergab sich.
»Krass«, schulhofte es aus Mara hervor. Es passte nun mal perfekt zu der Situation. Sie war gleichzeitig verwundert und fasziniert, wie gut Professor Weissinger tatsächlich mit dem Schwert umgehen konnte.
Dieser merkte das. »Um ehrlich zu sein, ich war nicht ganz fair. Ich kenne dieses historische Schwertmodell, und es ist fürchterlich kopflastig. Damit kann man zwar wuchtig zuschlagen, aber dafür verliert man schnell die Kontrolle, wenn ein geschickter Gegner – in dem Falle also ich – an der richtigen Stelle Druck ausübt. Mit einem hochmittelalterlichen Schwert vom Typ XIII nach Oakeshott hätte er mich filettiert.«
Mara verzichtete darauf, zu fragen, was für ein Typ der Oakeshott war. Sie wollte den Professor in einer solchen Situation nicht noch in den Erzählmodus schalten. Schließlich lag da nach wie vor ein wütender Wikinger vor ihm auf dem Kies!
Der Professor ließ seinen Gegner nicht aus den Augen.
»Eingar heimskar!«, sagte er auf wikingerisch, und Mara konnte wieder nur raten, was es wohl bedeutete. Vermutlich so was wie: »Brav bleiben, Schnubbelchen, und die Flossen, wo ich sie sehen kann.« Was man eben so sagte, wenn man jemanden mit einer Waffe bedrohte.
»So, dann bring ich den jetzt mal zurück und hol Ihre Exfrau wieder«, verkündete Mara und trat neben den Professor.
»Eine klitzekleine Sekunde bitte noch!«, bat der Professor. »Lass uns wenigstens nachsehen, mit wem wir hier die Ehre haben!«
»Herr Professor! Ihre Exfrau rennt vermutlich gerade vor einem Haufen Wikinger davon!«
»Oder die vor ihr«, brummte der Professor in seinen Bart.
»Bitte?!«
»Ich sagte, du hast natürlich recht. Also dann, ich bin bereit.«
Mara beschloss, die letzten Sätze zu ignorieren, damit sie nicht noch mehr Zeit verloren, und schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. Und öffnete sie wieder. »Geht nicht«, sagte sie nur.
»Wie, ›geht nicht‹?«
»Na, das Fass namens Mara ist wieder mal leer. Reicht grad mal für mich alleine, aber nicht für drei«, antwortete Mara und seufzte. »Wo sind denn Hugin und Munin? Vielleicht geben die mir was ab?«
Sie sah sich um. Die beiden Raben waren verschwunden. Auch der Professor wagte einen Blick zur Seite, wo die beiden vorher noch gesessen hatten, und schnaubte wütend: »Die sind doch tatsächlich abgehauen! Na, vielen Dank!«
Ein Fehler, wie er schnell bemerkte, denn der Wikinger nutzte sofort die Chance, schlug mit seinem lederumwickelten Unterarm die Klinge des Schwertes zur Seite, rappelte sich auf und rannte dann wie der Teufel davon, in Richtung des Haupthauses.
»Verdammt noch eins!«, rief der Professor und machte sich sofort an die Verfolgung. »Du musst Steffi alleine zurückholen! Du schaffst das, Mara! Ich weiß das!«
Es klirrte und schepperte, und ein überraschter Schrei mischte sich unter den Lärm. Der Krieger war mit voller Wucht durch die gläserne Eingangstüre des Haupteingangs gerannt und schlitterte СКАЧАТЬ