Название: Mara und der Feuerbringer
Автор: Tommy Krappweis
Издательство: Автор
isbn: 9783964260444
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»Wo er recht hat …«, begann der Professor und wendete sich dann an die beiden Raben. »Es ist zwar ebenso logisch wie verrückt, dass ein Vogel namens Erinnerung selbige auch nehmen kann. Aber ich frage mich nun doch, was ihr noch so draufhabt.«
Die Antwort der Raben bestand aus einem stummen Blick.
Mara musterte die beiden Vögel. Ob sie auch nur geliehene magische Kräfte hatten, so wie sie selbst? Nein, gab sie sich selbst die Antwort. Dies waren Odins Raben, und der hatte sicher Besseres zu tun gehabt, als alle paar Tage für seine Vögel Tankstelle zu spielen.
»Nun ja, eine Aufzählung hätte mich jetzt auch gewundert«, murmelte der Professor und zuckte mit den Achseln. »Wie sieht’s aus, Mara Lorbeer? Wollen wir mal schauen, ob unser Gepäck noch da ist?«
»Viel wichtiger ist mir, ob da immer noch Wäsche zum Wechseln drin ist«, erwiderte Mara, die sich schon seit Stunden so verpappt und zerdrückt vorkam wie ein Klebestift im Kindergarten.
Wenige Minuten später standen sie auch schon vor der Sicherheitstür des Gebäudes, das die Restaurationsabteilung und die Büros des Museums beinhaltete. Dort hatten sie gestern ihre Koffer zurückgelassen. Der Professor wollte gerade den Finger nach der Klingel ausstrecken, als sie beide erschrocken zusammenfuhren.
»Wo. Ist. Mein. Auto?«
Mara und der Professor drehten sich um und blickten in die furiosen Augen von Stefanie Warnatzsch-Abra. Die Exfrau von Professor Weissinger sah aus, als würde sie jeden Moment spontan explodieren, und als könnte nur eine ehrliche Antwort sie davon abhalten.
»Du bist aber früh hier«, antwortete der Professor ungerührt und lächelte dazu unschuldig.
»Ich bin nicht früh hier, du Scherzartikel, sondern lange!«, entgegnete Steffi scharf. »Denn als ich irgendwann gegen drei Uhr endlich aus dem Büro kam, stand mein Auto nicht mehr auf dem Parkplatz.«
»Geklaut? Ach du liebe Zeit, aber wer sollte denn ausgerechnet hier …«, wollte der Professor gerade loslügen, aber er wurde sofort unterbrochen.
»Du«, sagte Steffi. »Du und dieses wunderliche Mädchen.«
Wunderlich? Na toll, vielen Dank. Genau das wollte ich nie sein. Hab ich also doch was geerbt von meiner Mama, dachte Mara und verdrehte die Augen.
»Du brauchst gar nicht so zu gucken, als würdest du um Beistand von Oben bitten, junge Dame!«, schimpfte Steffi weiter. »Der hilft euch jetzt auch nicht! Los, raus damit. Wer sonst weiß, wo ich seit Jahr und Tag meinen Ersatzschlüssel versteckt habe?!«
»Dein amtierender Ehemann vielleicht?«, entgegnete Professor Weissinger lahm.
Steffi lächelte ihn kalt an. »Eloquent pariert, Herr Professor. Aber ich wüsste nicht, warum der extra seine Studien in Norwegen abbrechen sollte, um mal eben mein Auto den Teutberg runterzuschubsen!«
Diese Antwort ließ sogar Professor Weissinger kurz die Balance verlieren, und er brauchte einen Moment, um das zu verarbeiten. Auch Mara war erstaunt. Woher wusste sie …
Stefanie Warnatzsch-Abra war anzusehen, dass sie diesen Moment genoss: »Da fragt ihr euch jetzt, wie ich das wissen kann, nicht wahr? Nun, die Antwort ist denkbar simpel. Ich habe gestern Nacht direkt das Auto als gestohlen gemeldet und siehe da, eben gerade bekam ich einen Anruf, dass man es gefunden hat: bei Detmold, zwischen ein paar Bäumen am Hang des Teutbergs! Der Polizist am Telefon ist wohl ebenso ein Witzezäpfchen wie du, Reinhold, denn er sagte, er hätte nur am Nummernschild erkannt, dass es sich bei dem Haufen um ein Auto handelt. Hahaha!«
Gott sei Dank war Mara nicht zum Lachen zumute. Ihr war das Ganze einfach nur fürchterlich unangenehm. Denn schließlich hatte Steffi ja einfach nur recht!
Inzwischen hatte der Professor allerdings genug Zeit gehabt, um sich einigermaßen zu sammeln. Er hob beschwichtigend die Hände. »Hohoho, nun mal langsam, verehrte Frau Professor. Das heißt doch noch lange nicht, dass wir …«
Steffi nickte. »Zugegeben, ich kann es nicht beweisen. Aber hier sind die erdrückenden Indizien: Ihr musstet gestern von hier verschwinden. Zu Fuß ist so gut wie sinnlos, gestern fuhr aber auch kein Bus mehr, und der Mann vom Taxifunk in Bramsche hat gestern Abend niemanden hier abgeholt, jadahabichangerufenunterbrichmichnicht. Du kennst mein Auto, du weißt, wo der Ersatzschlüssel ist, und ihr hattet es eilig. Trotzdem habt ihr euer Gepäck hiergelassen, somit hattet ihr vor zurückzukommen! Also?«
Wow, die hat’s ja ganz schön drauf, dachte Mara. Nicht schlecht. Vielleicht muss man so was als Archäologin aber auch können, wenn man nach der Buddelei die Funde deuten soll.
Aber Steffi war noch nicht fertig. Sie deutete auf Maras Stab. »Und jetzt will ich zwei Dinge: erstens den Delfin wieder zurück, und zweitens eine ehrliche Antwort auf die Frage: WARUM!«
Bevor der Professor wieder dagegenhalten konnte, hatte Mara den kleinen Bronzedelfin vom Stab gezogen. Sie reichte ihn Steffi, und ihre Stimme klang belegt. »Hier. Vielen Dank, der hat uns letzte Nacht das Leben gerettet. Von außen sieht er genauso aus wie gestern, also können sie ihn jetzt wieder in die Vitrine legen.«
Steffi nahm das kleine Kunstwerk und sah Mara nachdenklich an. »Komisch. Gerade eben noch wollte ich unbedingt wissen, was ihr da mitten in der Nacht in Detmold zu suchen hattet … und jetzt fühlt es sich so an, als sollte es mir unbedingt egal sein.«
»Ich kann nur so viel sagen«, meldete sich der Professor zu Wort. »Es ist besser für dich, wenn du nichts weißt.«
»Reinhold, ich bin wie du. Ich hasse es, etwas nicht zu wissen. Erst recht dann, wenn ich etwas besser nicht wissen sollte. Also raus mit der Sprache. Und wehe, die Antwort gefällt mir nicht, dann werd ich richtig sauer, und du als mein Herr Ex weißt, was das bedeutet. Also?« Und dabei sah sie Mara durchdringend an.
»Ähm … gleymið«, antwortete Mara und erreichte damit nichts als einen fragenden Blick. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie die beiden Raben mitleidig den Kopf schüttelten.
Alles klar. Ich kann grad gar nix außer dem üblichen Seherinnenmist, dachte Mara frustriert. Na, ganz toll, Hauptsache, ich bin das coole Fass, das man so spitzenmäßig mit Götterkräften füllen kann. Wenn nur mal welche da wären. Echt spitze!
Am liebsten hätte sie Steffi einfach alles erzählt, aber das würde nicht anders laufen als ihr erstes Treffen mit Professor Weissinger. Und der hatte ihr ja auch erst geglaubt, als … hm.
Sie sah wieder zu den Raben hinüber, dann zum Professor, und in ihrem Kopf entstand so etwas Ähnliches wie ein Plan.
»Liebe Steffi, so leid es mir tut, ich kann dir leider wirklich nicht sagen, warum das alles passiert ist«, erklärte der Professor gerade.
»Wieso? Meinst du, ich bin zu dumm, es zu verstehen?«, schnappte Steffi.
»Aber nein, nein, ganz im Gegenteil! Ich würde sogar sagen, du bist viel zu intelligent und würdest darum tausend und einen Grund finden, warum das alles Quatsch ist, was wir erzählen! Trotzdem ist es nichts als die Wahrheit.« Dem Professor war anzusehen, dass СКАЧАТЬ