Christliche Pflanzennamen. Dieter Kremp
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Название: Christliche Pflanzennamen

Автор: Dieter Kremp

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isbn: 9783957448644

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СКАЧАТЬ Grunde gesägt sind. In den Kerben zwischen den Lappen und den Randzähnen stehen am frühen Morgen glitzernde Tautropfen, die sich mitunter im Blattgrund wie in einem Becher sammeln. Die Blattform ist das Abbild eines ausgebreiteten Mantels, wie ihn Maria tragen könnte. Auf Heiligenbildern kann man die Mutter Gottes mit einem ähnlichen, weiten, faltenschlagenden Überwurf dargestellt finden. Auch der Frauenmantel hat sich einen Wechsel der Namensgeberin gefallen lassen müssen. Er war ursprünglich der Göttin Frigga geweiht. Die mittelalterlichen Alchimisten schrieben ihm besondere Kräfte zu und brauchten ihn zum „Goldmachen“.

      Es ist wohl möglich, dass auch das Frauenholz und der Frauenflachs in diesen Zusammenhang gehören.

      Manche Pflanzen tragen auch die Namen biblischer Personen. der Basidienpilz Judasohr hat ein ohrähnliches Aussehen. Der Pilz ist häufig am Holunder anzutreffen. Nach der Legende soll sich Judas an einem Holunderbaum erhängt haben. – An einer Staude hängen die Silberlinge, für die Judas den Herrn verriet. Es sind die kreisförmigen Scheidewände einer Schotenfrucht, die wie silberne Münzen glänzen, wenn sie der Wind bewegt. Man nennt sie Judassilberlinge.

      Das Jakobskreuzkraut heißt nach Jakobus, dem Sohn des Zebedäus und Bruder des Johannes. Es blüht um Jakobi, 25. Juli. Herodes Agrippa I. ließ den Apostel (Apostelgeschichte 12, 2) enthaupten, daher der Gedenktag in der römischen Kirche am 25. Juli. Früher hatte der Jakobstag in Bauernkalendern eine besondere Bedeutung, weil er der Termin war zum Mähen der Wiesen (Grummetmahd). – Noch ein zweites Mal wird Jakob verherrlicht. Die Jakobsleiter, auch Himmelsleiter genannt, besitzt gefiederte Blätter. Mag sein, dass man die Leitersprossen mit diesen Fiederblättchen vergleicht. Man steigt über die Sprossen bis zum Himmel, d. h. bis zu den himmelblauen Blüten der Pflanze.

      Wenn die oberirdischen Sprosse des Salomonssiegel absterben, entstehen auf dem Wurzelstock siegelähnliche Narben. Die Legende erzählt, dass König Salomon mit dieser Pflanze, die sein Siegel trägt, Felsen gespalten habe, also sein Tempel gebaut wurde. – Johannes der Täufer gab dem Johannisbrot seinen Namen. Mit dem süßen Mark seiner Früchte soll der jüdische Bußprediger, wie die Legende wissen will, in der Wüste sein Leben gefristet haben. Es ist vielleicht der „wilde Honig“ der Bibel. Die linsenähnlichen Samen des Johannisbrots dienten früher als Vergleichsgewicht für Juweliere und Apotheker. Auch das Johanniskraut trägt den Namen von Johannes dem Täufer. Es blüht um den Johannistag, 24. Juni, auf, und hat deshalb seinen Namen. Es trägt auch den Namen „Herrgottskraut“ und „Herz-Jesu-Blut“, weil man den blutroten Saft in den Blüten des Johanniskrautes mit dem Blut des Gekreuzigten vergleicht.

      Es ist möglich, dass das lateinische Wort „arum“ (= Nutzen) falsch verstanden wurde. Aus dem grünlichen Hüllblatt der „Blüte“ ragt ein violetter Endabschnitt eines Kolbens hervor. Dieser Kolben wurde irrtümlich mit dem grünenden Stab des Hohenpriesters Aron (4. Moses, 17, 8) verglichen, da der Name ähnlichen Klang besitzt. So entstand der Aronstab.

      Es gibt auch eine Reihe von Heiligen, die Pflanzen ihren Namen gaben. Seit dem 16. Jahrhundert heißt eine Pflanze nach der heiligen Barbara Barbarakraut. Da das Barbarakraut am nassen Standort bis in den frühen Winter hinein grüne Blätter besitzt, kann man es (was vor allem in Frankreich geschieht) selbst noch am Barbaratag, also am 4. Dezember, als Gemüse einsammeln und als Salat zubereiten. Und so sind dann auch die Barbarazweige nach der heiligen Barbara benannt, die man an ihrem Patronatstag, 4. Dezember, draußen von Kirschbäumen abschneidet, sie im Zimmer in eine Vase steckt und die dann an Weihnachten aufblühen. –

      Das Kunigundenkraut, der Gemeine Wasserdost, kann heilen. Die heilige Kunigunde war eine Schutzpatronin der kranken Kinder; an ihrem Grabe (im Bamberger Dom beigesetzt) sollen viele Kranke geheilt worden sein. – die Samen der Pfingstrose sind der heiligen Apollonia, der Märtyrerin aus Alexandrien, geweiht. Sie ist die Patronin gegen Zahnschmerzen, da sie, wie ihre Leidensgeschichte erzählt, aller ihrer Zähne beraubt wurde. So heißen die Samen der Pflanze in Oberbayern auch Apolloniakörner. In manchen Gegenden gibt man sie, auf eine Schnur aufgereiht, zahnenden Kindern in den Mund, damit sie sich im Beißen üben.

      Die Passionsblume (Passiflora) erzählt in ihrer Blüte die ganze Leidensgeschichte des Herrn und weist alle Folterwerkzeuge auf. In ihrer Nebenkrone erblickt man die Dornenkrone, die Staubbeutel erinnern an die Gestalt eines Hammers (manche sehen darin die Wundmale); das Gynandrophor wird als Kelch oder Stock mit Schwamm gedeutet, es endet in den drei kurzgestielten, nagelähnlichen Narben. Die zehn Blütenblätter aber stellen zehn Apostel dar, denn Petrus und Judas fehlen. Auch die Laubblätter und Ranken werden oft in die Betrachtung eingeschlossen (Lanzen und Geißeln). Die Passionsblumen wurden von ihren Entdeckern, den Jesuiten in Paraguay, beschrieben, die auch den Namen für das Blütenwunder prägten.

      Nach dem Heiligen Benedikt von Nursia, dem Vater des abendländischen Mönchtums, ist das Benediktenkraut benannt, die Echte Nelkenwurz. Man verbindet den nelkenartigen Geruch der Wurzel mit dem Weihrauchgeruch in den mittelalterlichen Klöstern, worauf der Name Benediktenkraut oder Benediktenwurz zurückgeht. Die Benediktinermönche hatten in ihren Klostergärten zahlreiche Kräuter zum Würzen ihrer Speisen, auch das Benediktenkraut, das den Speisen einen Nelkengeruch verlieh.

      Der heilige Christophorus galt als Schutzpatron gegen die Pest. Das Christophskraut wurde früher gegen diese Krankheit verwendet. Es diente aber genau so zum Vertreiben von Ungeziefer, ja sogar als Hexenkraut. Der heilige Christophorus war auch Schutzpatron der Schatzgräber; ein eigenes Christophsgebet half unterirdische Schätze erschließen. Daher brauchte man früher das Kraut, um die Geister zu beschwören, die das Gold verwahrten („christopheln“).

      Zu den Franziskanern, nach Franz von Assisi genannt, gehören die „Kapuziner“. Die Mönche des Bettelordens tragen ohne Strümpfe Sandalen und eine große, wollene, braune Kutte, an der sich eine Kapuze befindet. Diese Kapuze nun kehrt in ähnlicher Form in der Blütengestalt einer südamerikanischen Pflanzengattung wieder, der Kapuzinerkresse, die in vielen Formen als Gartenblume gezüchtet wird. Ihr Geschmack ist senfartig scharf.

      Die Karthäusernelke geht tatsächlich auf den Eremitenorden zurück, den der heilige Bruno von Köln gründete. Man hat wohl die Nelke gern in Klostergärten gezogen; vielleicht sollte auch den botanischen Arbeiten des Ordens ein Denkmal gesetzt werden. – Unser Märzenbecher heißt auch Josephsblume, weil er um den St. Josephstag (19. März) bereits blüht; andere nennen ihn auch „Schnee-Katherl“ nach der Schutzheiligen des Dominikanerordens, der Katharina von Siena, die 1461 heiliggesprochen wurde. Denn auch der 30. April fällt noch in die Blütezeit der Frühlingsblume.

      Ein weit verbreiteter Storchschnabel mit sehr unangenehmem Geruch ist dem Schutzgott des Hauses gewidmet, dem heiligen Ruprecht. Die Pflanze heißt Stinkender Storchschnabel oder Ruprechtskraut. Botanisch heißt sie nach dem Vornamen Robert, der gleicher sprachlicher Herkunft ist: Geranium Robertianum.

      Sophie, auch Sophia, ist ein weiblicher Vorname griechischen Ursprungs, was eigentlich „Weisheit“ heißt. Die ehemalige byzantinische Kirche in Konstantinopel war die „Hagia Sophia“, die „Heilige weisheit“. Als Vorname geht Sophie auf den Namen einer römischen Märtyrerin des 2. Jahrhunderts zurück, die im Mittelalter besonders im Elsass verehrt wurde. Ihr Namenstag ist der 15. Mai. Es ist im alten Bauernkalender als „Kalte Sophie“ der letzte Tag der Eisheiligen. Der heiligen Sophie zu Ehren ist das Sophienkraut gewidmet.

      Unter den Namen von Pflanzen fehlen nicht die Diener des Herrn. Zunächst kehren die Priester in mancherlei Namen wieder. Manche Pflanzen ahmen nämlich die Amtstracht der Geistlichen nach. Vom Pfaffenhütchen bis zur Bischofsmütze, vom Priesterkragen СКАЧАТЬ