gesucht gefunden. Madlen Schaffhauser
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Название: gesucht gefunden

Автор: Madlen Schaffhauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738023749

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СКАЧАТЬ eine Ertrinkende an ihn.

      Ich lächle Oliver an, der nackt ausgestreckt neben mir liegt und mit meinen Haaren spielt. Niemals hätte ich zu träumen gewagt, dass ich irgendwann mein Bett mit diesem fesselnden und geheimnisvollen Mann teile und doch ist es in den letzten dreissig Stunden schon das zweite Mal, dass wir uns in meinem Schlafzimmer befinden und unbekleidet nebeneinander liegen.

      Ich küsse Oliver auf die Brust und kuschle mich in seine Armbeuge. Ein Hochgefühl der seltenen Art überkommt mich, als er seine Hand auf mein Hinterteil legt und mich fest an sich drückt. In diesem Augenblick wünsche ich mir nichts sehnlicher, als für immer hier mit ihm liegen bleiben zu können. Dass wir uns angeregt unterhalten, zusammen lachen und uns lieben. Dass uns niemand und nichts voneinander lösen kann.

      Welchem Märchen geistere ich eigentlich hinterher? Ich würde gerne glauben, dass ihm unsere Bekanntschaft genauso viel bedeutet wie mir, aber tief in meinem Herzen weiss ich, dass dies nie der Fall sein wird. Ich passe nicht in die Reihe seiner Bekanntschaften, da bin ich mir ziemlich sicher. So wie auch mein Unterbewusstsein sagt, dass ich nur eine kleine Ablenkung, ein kurzer Zeitvertreib für ihn bin.

      Mir fallen die Worte meiner Schwester wieder ein. Mach dir nicht so einen Kopf und geniesse diese Zeit. Und eben das mache ich jetzt auch. Ich wische meine unangenehmen Gedanken weg und blicke in sein markantes Gesicht, mit den eindrucksvollsten Augen, die ich je gesehen habe und die mich soeben gründlich mustern.

      „Was hat dich dazu bewogen jenen Menschen zu helfen, die nach ihren Familienangehörigen suchen?“

      „Es sind nicht nur Familienangehörigen. Es kann sich auch um alte Freunde handeln, die sich irgendwann in ihrem Leben aus den Augen verloren haben.“ entgegne ich ausweichend.

      „Das kommt schlussendlich aufs Gleiche an. Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“ Oliver dreht sich zur Seite, stützt sich auf seinem linken Arm ab und sieht mich eindringlich an. Ich lege mich auf den Rücken und sehe an die Decke.

      „Wo soll ich beginnen?“

      „Beim Anfang?“

      Es ist zwar kein Geheimnis, warum ich meinen Job mache und doch ist es eine ganz private Geschichte. Ich hole tief Luft. „Vor fünf Jahren ertrug Tina, meine Schwester, den Gedanken nicht mehr, nicht zu wissen, wer ihre leiblichen Eltern sind. Sie hatte das Gefühl, als wisse sie nicht, wer sie ist. Sie bekam einfach keine Ruhe mehr, bis ich ihr angeboten habe ihr zu helfen, nach ihnen zu suchen.“

      „Tina ist deine Adoptivschwester?“ fragt er mich ganz überrascht.

      „Ja. Was aber nicht heisst, dass ich sie nicht wie eine echte Schwester betrachte. Wir verstanden uns immer gut. Dieses Wissen, dass sie nicht aus gleichem Fleisch und Blut ist, wie ich, hat uns eher zusammengeschweisst als auseinander gebracht.“

      „Ist sie nicht älter als du?“

      „Du möchtest wissen, warum ich eine Adoptivschwester habe?“ Ich warte seine Antwort gar nicht erst ab. „Meine Eltern versuchten mehrere Jahre ein Kind zu bekommen. Niemand fand einen wirklichen Grund für ihre Unfruchtbarkeit heraus und irgendwann haben sie die Hoffnung aufgegeben ein eigenes Kind zu bekommen und haben sich für eine Adoption entschieden. Tina, die in einem Babyfenster abgegeben wurde, kam mit acht Wochen zu meinen Eltern. Sie umsorgten und liebten sie vom ersten Tag an, an dem sie zu ihnen kam. Sie behandelten sie immer, als wäre sie ihr eigen Fleisch und Blut. Sie waren endlich eine glückliche Familie. Zwei Personen die sich von Herzen liebten, denen nach verzweifelten Versuchen schwanger zu werden, ein Mädchen geschenkt wurde. Nie im Traum hätten sie erwartet, dass meine Mutter zwei Jahre später im Spital liegen würde, um ein Kind zu gebären.“

      „Deine Augen bekommen ein ganz besonderes Leuchten, wenn du von deinen Eltern sprichst. Du musst sie wirklich gern haben.“

      „Ja. Sie bedeuten mir sehr viel.“

      „Bewahre diese Liebe gut in deinem Herzen auf. Behandle Sie wie einen kostbaren Schatz. Denn ein solches Geschenk bekommen nicht alle.“ Obwohl er versucht nicht sarkastisch zu klingen, schwingt doch ein spöttischer Unterton in seiner Stimme mit.

      Ich drehe mich zu ihm um, um in sein Gesicht sehen zu können, das zu einer starren Maske geworden ist. Nicht sicher, ob er sich von mir berühren lässt, strecke ich vorsichtig meine Hand nach ihm aus und lege sie auf seine Wange.

      „Es tut mir leid, dass du keine solche Geborgenheit in deiner Kindheit erleben durftest, aber du hast...“

      „Ich brauche dein Mitleid nicht, Verena.“ Seine Augen haben jeglichen Glanz verloren, den sie noch vor wenigen Minuten besessen haben. Sein Blick wirkt hart und kalt, als er sich aufsetzt. „Ich konnte gut auf die Liebe verzichten, die mir meine Eltern nicht geben wollten. Und ich kann es noch heute. Sieh mich an.“ Er zeigt mit seinem Zeigefinger auf sich. „Ich habe es weit geschafft und das alles ohne die Hilfe meiner Erzeuger. Warum versuchst du eigentlich nicht mehr, mich zu einem Treffen mit meiner Mutter zu bewegen? Es lag dir vor einigen Tagen noch so sehr am Herzen, warum jetzt nicht mehr?“

      „Oliver“ sage ich kaum hörbar. Seine Frage bringt mich etwas aus der Fassung, aber überrascht bin ich nicht wirklich. Ich wusste, dass dieser Moment eines Tage kommen wird, nur habe ich gehofft, dass es noch eine Weile dauern wird, damit ich ihm eine ehrliche Antwort geben kann, wozu ich heute noch nicht in der Lage bin, weil mein Mut mich verlassen hat.

      Ich verstehe seine Abneigung gegenüber seinen Eltern, aber dass er sich selbst so sehr belügt, macht mich traurig. „Ich wollte dich nicht verärgern. Und ja, du hast es verdammt weit gebracht, worauf du sehr stolz sein kannst.“

      Er sieht mich abwartend und fragend an. Fieberhaft suche ich nach einer geeigneten Erklärung. „Weisst du noch, was du mir bei unserem Treffen gesagt hast?“

      „Was?“ Er klingt wütend und sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an.

      „Du hast mir genug deutlich erklärt, dass du deine Mutter weder hören noch sehen möchtest und das habe ich akzeptiert. Es ist ganz allein deine Entscheidung.“

      „Da hast du vollkommen Recht.“ Oliver drückt mir einen Kuss auf die Stirn und steht auf, um seine Kleider zusammen zu sammeln.

      „Was hast du vor?“ frage ich ihn, während er sich anzieht.

      „Es ist schon spät. Ich sollte jetzt gehen.“

      „Bleib doch hier. Warum möchtest du schon wieder gehen?“

      „Ich kann nicht.“

      „Warum nicht? Hat es irgendwas mit dem zu tun, über das wir soeben gesprochen haben?“

      „Ich bin seit meinem achten Lebensjahr alleine und das wird sich nicht ändern. Ich brauche meine Freiheit.“

      „Wenn du das brauchst, möchte ich dir nicht im Weg stehen. Übernachtest du wieder in einem Hotel?“ Ich kann meine Bedrückung nicht verbergen, aber Oliver scheint es gar nicht zu bemerken.

      „Mitchell fährt mich nach Hause.“

      Ich begleite Oliver durch meine Wohnung. An der Tür greife ich nach seinem Arm und drehe ihn zu mir um. „Wenn ich dir zu nahe getreten bin, tut es mir leid. Ich wollte mich nicht aufdrängen.“

      „Das hast du nicht. Ich melde mich bei dir.“ Er bückt sich zu mir nieder und küsst mich kurz auf den Mund.

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