Название: DarkZone
Автор: Juryk Barelhaven
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754999912
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„Nur ein reicher Vorstadtjunge aus den USA. Das bleibt auch so, verstanden?“ Charlie zog eine Klammer mit Geldscheinen hervor und legte sie vor sich. „Hier etwas Lohn für Ihre Zeit.“
Ohne sein Gegenüber aus den Augen zu lassen steckte der Mann das Geld ein. „Was wollen Sie? Für gewöhnlich suche ich mir die Leute aus, mit denen ich etwas trinke.“
„Gibt es einen Weg in die Dark Zone?“
„Nein.“ Langsam hob sich eine Braue fragend nach oben. „Sie wollen da nicht rein.“ Er schloss kurz die Augen, als wolle er die schrecklichen Bilder in seinem Geist vertreiben. Ein Kellner kam zur Nische. Nach einem fragenden Blick zu Charlie bestellte Mahershala für sie beide. „Er bekommt ein Wasser, das er sich gleich selbst ins Gesicht schütten kann. Damit unser Großkotz zu Vernunft kommt. Für mich einen Doppelten vom Üblichen.“
„Einen Glen Moran mit Eis. Oder besser: lassen Sie das Eis weg. Wenn ich mir die Wasserqualität ansehe, fange ich mir bestimmt noch etwas ein.“
„Und das wollen wir doch nicht.“ Mahershala nickte zum Kellner, der sofort wieder verschwand. „Ich werde Ihnen nicht helfen, Mister O´Neill. Sie haben sich umsonst hierherbemüht.“
„Erzählen Sie mir etwas darüber. Als Schichtleiter der zuständigen Wachmannschaft muss man schließlich auch Brötchen bezahlen. Oder die nächste Bypass-OP. Und ihrer Tochter soll es auch nicht so gut gehen, hörte ich.“
„Woher...?“
„Infos. Und wenn du kleiner Knüppelschwinger nicht mitziehst, … tja, dann eben nicht.“ Charlie hielt den böse funkelnden Blick stand und zog einen prall gefüllten Umschlag hervor, den er langsam wieder zurückschob. Die Botschaft wurde verstanden.
Mahershala litt Qualen – ohne Frage. Seine Abscheu gegenüber Charlie war nicht gespielt, aber das lockende Geld würde ihn gefügig machen. Kirgisien war nicht für sein Gesundheitssystem bekannt. Schließlich gab er klein bei: „Nun… viel weiß ich nicht, aber es gibt Gerüchte, die sich die Wachen erzählen…Wir dürfen natürlich nicht darüber reden…“
„Biokampfstoffe? Strahlung?“
„Nun… es ist kompliziert…“
„Entkomplizieren Sie es, aber Vorsicht: Wenn Sie mich nur ausnehmen wollen, … ich kenne den Gouverneur eures wunderschönen Städtchens…“
„Keine Sorge. Wenn ich länger darüber nachdenke, könnte Ihnen Ihr kleiner Ausflug sicherlich guttun“, sagte der Wachmann leise und beugte sich vor. „Vor drei Jahren ist ein Transporter mit einem Biokampfstoff in der Nähe der Hotelanlage auseinandergebrochen. Dann brach alles zusammen. Mehr weiß ich nicht, aber von da an wurde die Anlage abgeriegelt. Soldaten gingen rein und verschwanden. Dann wurde das Tor zugelassen und der Schlüssel in ein tiefes, dunkles Loch geschmissen. Und das Loch in ein anderes Loch.“ Er zündete sich eine Zigarette an und paffte einen Kringel in Charlies Richtung. „Eplexherix-10.“
„Ich kenne es. Wir haben es so modifiziert, dass es nach einem Monat zerfällt. In drei, wenn es in geschlossenen Räumen ist. Also ist es sicher dort. Warum die Barrikaden nicht auflösen?“
„Kennen Sie The walking dead?“
„Zombies? Nonsens.“
„Nein, keine Zombies. Aber Tragödien. Und das multiplizieren Sie mal schön mit Game of Thrones.“ Mahershala verzog keine Mühe und spielte mit dem Drink in seinen Glas. „Wir können uns Ihr teures Medikament leider nicht leisten…“
Charlie war nicht beeindruckt. In seiner Welt hatte er schon mit Brokern zu tun gehabt, die ohne mit der Wimper zu zucken Firmen teilen und deren Mitarbeiter innerhalb einer Stunde auf die Straße setzen konnten. Mahershala war in seinen Augen ein blasser Mann, der ganz unten in der Hierarchie stand. „Gibt es einen Weg hinein?“
„Ja, den gibt es. Über einen Kanalisationsschacht, der nur mit einem sechsstelligen Code zu erreichen ist. Und auch nur, wenn ich den Entriegelungsprozess im Sicherheitskorridor überwache. Falls der Alarm losgeht…“
„Nur für ein paar Stunden.“
Keiner der Männer sagte etwas, bis der Kellner mit ihrer Bestellung zurückkam.
„Danke“, sagte Mahershala und kippte den Drink in einem Zug herunter. Dann atmete er tief ein. „Warum, Mister O´Neill? Sie haben doch schon alles. Muss nicht irgendwo ein Kinderkrankenhaus eingeweiht werden?“
„Sie sind verwirrt, aber der Zustand ist bestimmt nichts Neues. Der Ausflug ist mir wichtig, und Geld spielt keine Rolle. Also“, er beugte sich leicht vor und setzte sein Haifisch-Lächeln auf. „Entweder helfen Sie mir, drücken ein paar Knöpfe und bekommen ganz viele Umschläge wie den hier und sehen mich nicht wieder“, drohend sah er ihn an, „oder wir trennen uns und ich erzähle dem Gouverneur eine Horrorgeschichte mit Ihnen als Hauptfigur. Und ihre verarmte Familie muss lernen aus Gras und Steinen schmackhafte Suppenrezepte zu kreieren.“ Charlie lehnte sich langsam zurück und genoss die Wutfalten auf dem Gesicht seines Gegenübers. Diesen Teil liebte er besonders. „Euer Land ist so toll. So gastfreundlich…, wenn man vermögend ist. Aber für ausgebrannte Staatsdiener gibt es keinen Rentenfond. Schade. Naja, Einzelschicksale langweilen mich.“ Einer seiner Finger deutete auf das Ziffernblatt seiner Uhr. „Ticktack, ticktack…“
„Dienstagmorgen“, zischte Mahershala und riss Charlie den dargereichten Umschlag aus der Hand. „Meine Schicht beginnt um 5 Uhr. Um 13 Uhr stehen Sie wieder am Tor. Dann bringe ich Sie raus und kriege meinen Anteil.“
„Das ist ein Wort.“ Triumphierend stand Charlie auf und lächelte versonnen. „Wir sehen uns in der DarkZone!“
3. Kapitel
„Starkes Verlangen. Wunsch oder Zwang, eine Substanz zu konsumieren oder etwas immer wieder zu tun. Kontrollverlust. Abstinenzunfähigkeit. Toleranzbildung. Entzugserscheinungen. Das macht eine Sucht aus.“
(Ratgeber Gesundheit)
Die DarkZone war von außen nicht zu übersehen. Eine kilometerweite Betonwand trennte den Rest von der Welt von dem 840 Quadratmeilen größten Absperrplatz in der Geschichte der weltweiten Katastrophen. Vor dem Hauptgebäude, einem zweigeschossigen Betonpalast, war ein weiter Parkplatz, der von mehreren Kettenfahrzeugen und uniformierten Truppen des privaten Sicherheitstrupps belagert war. Langsam fuhr der schwarze Armeewagen um die Umzäunungen, bis er schließlich an einem Kontrollpunkt angekommen war. Gegen die schweren Raupenfahrzeuge wirkte der Wagen wie ein kleiner, erschöpfter Hund nach einer schweren Hetzjagd. Im Inneren des Wagens nahm der bewaffnete Wachmann seine Sonnenbrille ab, fuhr sein Fenster herunter und zeigte dem nächsten Wachmann seinen Ausweis. Weit um das gesamte Areal waren mehrere Reihen von Stacheldraht ausgelegt; dazu Betondecken, die wie Wellenbrecher jeden Ansturm von außen standhalten konnten. Die Republik von Kirgisien fürchtete Demonstrationen der Bevölkerung genauso stark wie ein Ausfall des gesamten Systems, als würden tatsächlich hinter den Mauern Zombies lauern. Charlie zog angewidert den Mund über diese in seinen Augen offensichtliche Verschwendung von Geldern und schaute auf seine Uhr.