Fulcher von Fabeln - TOD IN ELBING. Thomas Friedrich Sänze
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Название: Fulcher von Fabeln - TOD IN ELBING

Автор: Thomas Friedrich Sänze

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737514514

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СКАЧАТЬ überhaupt Gelegenheit hatte, den Höhepunkt der Manneskraft zu erreichen und zu genießen, war sie mir schon entschwunden. Womit ich eindeutig viel zu jung für dieses schlaffe Schicksal war. Wäre ich ein alter Sack gewesen, stockblind, völlig verblödet und halb verwest, ein Nichts, nur noch ein Echo des Lebens, dann hätte ich mich wohl diesem Schicksal beugen können. Denn ein tattriger Greis hatte zwar noch seinen Schwengel, aber längst dessen Gebrauch vergessen, und was man vergaß, vermisste man nicht. Viele lachten über mich und meine Unfähigkeit, meinen Mann zu stehen. Meistens Frauen. Manche Bekloppte beneideten mich sogar, da mir durch diese göttliche Fügung etwas ermöglicht wurde, wozu sie allesamt als die geilen Böcke, die sie waren, nicht fähig waren: ein vollkommen keusches Leben. Wen verwundert es da noch, dass ich schließlich anfing, genau solche Typen zu verdreschen. Ich war Ordensritter, verdammt, bis zum Halse hatte ich in Blut, Scheiße und Gedärmen gewühlt. Ein Kämpfer akzeptiert den Tod in der Schlacht oder den Verlust von Gliedmaßen, das gehörte zu seinem alltäglichen Broterwerb. Aber keiner rechnete damit, dass ihm im Krieg die Männlichkeit abhanden kommen könnte. So etwas gab es einfach nicht.

      Meine Kameraden vögelten und verspritzten sich in den Tagen und Nächten der Welt, während ich meine Welt mit einem fetten Mönchlein teilen musste, das wie ein Ochse schnarchte und dem Widernatürlichen mehr als zugetan war. Allein die Vorstellung daran reichte aus, dass es mich vor Ekel schüttelte und ich aus meinem Halbschlaf aufwachte.

      Großartig! Jetzt war mir wirklich richtig schlecht. Rasch betete ich ein Vaterunser. Danach verfluchte ich den miesen Schweinehund im Himmel. Genau wie seinen widerwärtigen kleinen Kumpel in der Hölle, um mich im Anschluss daran noch zweimal zu übergeben.

      Die Glocke zur drei Uhr Laudes mitsamt Gebeten hatte ich offenbar verpennt, denn gerade wurde zum sechs Uhr Prim, dem eigentlichen Morgengebet gebimmelt. Benommen erhob ich mich und musste mich erst einmal orientieren. Niemand schien mein Fehlen während der Gottesdienste bemerkt zu haben oder, was wahrscheinlicher war, es war allen egal. Also stellte ich mich auf meine wackeligen Beine und reckte mich ausgiebig.

      Sonnenaufgang. Endlich! Das war wenigstens eine halbwegs christliche Zeit, um aus der Bewusstlosigkeit des Schlafes in die Wirklichkeit der Welt zurückzukehren. Jetzt hatte ich bis neun Uhr Terz erst einmal meine Ruhe. Die drei Psalmen, die dabei geschmettert werden würden, konnte ich wohl gerade noch so ertragen. Vorausgesetzt, ich fand bis dahin etwas zu saufen. Taumelnd machte ich mich auf den Weg zurück in die Kapelle, um die üblichen Morgengebete hinter mich zu bringen. Danach war es Zeit an mein Tagewerk zu gehen. Falls man es so nennen wollte.

      Kapitel 4

      Das Skriptorium befand sich in einem überdeckten Raum zwischen Saal und Kapelle. Wie jeder Vorgesetzte konnte ich mich um Stunden verspäten, ohne dass man mich vermisste. Als ich die Stube betrat, schienen die beiden mir unterstellten Ordensbrüder fleißig bei der Arbeit zu sein. Offenbar hatten sie mich kommen hören und taten wie gewöhnlich überaus geschäftig. Ich grunzte mürrisch zur Begrüßung, ging an meinen Platz und ließ mich schwer auf die Holzbank fallen. Keiner der beiden sah von seinem Schriftstück auf oder nahm sonst Notiz von mir. Da ich das gewohnt war, störte es mich nicht. Vermutlich fragten sich die beiden Schmierfinken jeden Tag aufs Neue, wieso man ausgerechnet ihnen jemanden wie mich vor die Nase gesetzt hatte. Zwar reizte es mich durchaus zu erfahren, ob im Gegensatz zu mir einer von den zwei Eierköpfen eine Antwort auf diese Frage gefunden hatte. Jedoch war ich niemals gelangweilt genug, um sie tatsächlich danach zu fragen.

      Langsam ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen und gähnte ausgiebig. Geschriebenem hatte ich noch nie viel abgewinnen können. Und als ich von den schlimmen Folgen des Trinkens las, gab ich das Lesen vollends auf. Bei meiner Tätigkeit kam ich so auch ganz gut zurecht, denn sie war im Grunde einfach: Ich saß herum, machte einen wichtigen Gesichtsausdruck und kontrollierte die Arbeit meiner beiden Untergebenen.

      Zu Beginn hatte ich wenigstens noch so getan, als läse ich mir das Vorgelegte auch wirklich durch. Zumindest so lange, bis ich bemerkte, dass davon die Stimmung der mir unterstellten Brüder spürbar sank. Schließlich verzichtete ich auf jegliche Art der Kontrolle und ließ sie einfach ihre Arbeit machen. Sie ignorierten mich, und ich nervte nicht – eine wortlose Übereinkunft, mit der wir alle hervorragend leben konnten.

      Wie immer wurde ich nach einer Weile des schweigenden Herumsitzens unruhig. Getrieben von irrationaler Hoffnung und einem mörderischen Kater fing ich an, den Raum nach etwas Trinkbarem zu durchsuchen. Doch außer den leeren Bechern von gestern fand ich nichts vor. Natürlich missbilligten Albertus und Bernardus die von mir veranstaltete Unruhe und warfen mir verächtliche Blicke zu. Also gab ich die Suche auf und stapfte stattdessen ohne Ziel im Raum umher.

      Albertus war ein schmächtiges, ergrautes, altes Männlein, das immer etwas Tinte im Gesicht hatte. Seine schwachen Augen zwangen ihn, ständig mit der Nasenspitze dicht über das Pergament zu fahren, was dazu führte, dass sein faltiges Antlitz stets mit Farbe verziert war. Auf seinem Schreibpult thronte für jedermann gut sichtbar ein Totenschädel als Memento Mori. Dies war als Staubfänger auf den Pulten vieler Skriptoren sehr beliebt. Es galt als Sinnbild für die Nichtigkeit irdischen Strebens und die Unausweichlichkeit des Todes. Die eigene Eitelkeit als phallisches Symbol darzustellen, war eine recht beliebte männliche Eigenschaft, denn jeder einfältige Idiot versuchte, seine Dummheit auf die eigene Art zu kompensieren. So prahlte der eine mit seinem Verstand, wie der andere es mit seinem Schwert tat. Klüger machte dies keinen und die meisten nur noch umso dümmer.

      Albertus gegenüber saß sein Kumpan Bernardus. Er war ungefähr in meinem Alter, hatte blasse Lippen und ein teigiges Gesicht. Seine Finger waren gewöhnlich voller Tinte und hinterließen auf allem, was er anfasste, schmierige Farbkleckse. Lediglich die Pergamente und Bücher, mit denen er arbeitete, blieben erstaunlicherweise immer sauber. Interessanterweise wies seine Kutte genau im Schritt besonders viele Farbflecken auf. Offensichtlich spielte er während der Arbeit gerne an sich herum. Ich ignorierte diese skurrile Angewohnheit dem eisernen Prinzip folgend, mich weder in Gedanken noch in Taten mit den Schwänzen anderer Kerle zu befassen. Deshalb sah ich ihm auch nur durch Zufall über seine gebeugte Schulter und machte die überraschende Entdeckung, dass sich dieser kleine Schmutzfink doch tatsächlich mit äußerst anrüchigen Werken beschäftigte.

      Erbost entriss ich ihm die Pergamentrolle, die seine Fantasie und seinen Schwengel so augenscheinlich beflügelte. Natürlich nur, um sie selber genauer zu studieren. Ich war erstaunt, welch skandalöse Schriften wir in unserem Armarium aufbewahrten und empört, dass man sie vor mir verborgen hatte.

      Bernardus erschrak, und sein Gesicht wurde noch blasser als sonst. Es war ihm sichtlich peinlich, erwischt worden zu sein. Als Wüstling würde er noch üben müssen. Der alte Albertus warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Daraufhin schrumpfte Bernardus ein weiteres Stück in sich zusammen und sah aus, als wolle er sich gleich unter dem Pult verkriechen.

      Das alles nahm ich nur am Rande wahr, denn voller Inbrunst betrachtete ich das Pergament. Die lateinischen Texte waren sehr gut und anschaulich illustriert. Mit Kennermiene nahm ich genüsslich sämtliche Abbildungen und eindeutigen Positionen in Augenschein. Als mir bewusst wurde, dass ich damit sowieso nichts würde anfangen können, ließ ich das Pergament wieder auf sein Pult fallen.

      „Ich verstehe, wenn du bei dieser Lektüre die Lust verspürst, an deinem Schwengel zu spielen. Aber tue das in Zukunft, wenn ich nicht anwesend bin, oder benutze für solche Handlungen den Lokus! Ist das klar?“

      Mein unerregbarer Zustand war schon schlimm genug zu ertragen, da wollte ich anderen nicht noch dabei zusehen, wie sie sich selbst beglückten.

      Bernardus glotzte mich an und nickte dümmlich. Fast wäre ihm vor Erstaunen der Unterkiefer auf das Pult gefallen. Offenbar hatte er wie die meisten einfältigen Mönche gedacht, er sei der Einzige mit schmutzigen Bedürfnissen. Dem alten Albertus hingegen quollen beinahe die Augen aus dem Kopf. Bis zu diesem СКАЧАТЬ