Sand und Kiesel. Raphael Nibbana
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Название: Sand und Kiesel

Автор: Raphael Nibbana

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748589594

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СКАЧАТЬ die Wellen größer und größer. Sie fegten die Blumen aus ihren Vasen – selbst der Buddha im Schrein wurde überschwemmt! Er fühlte, wie die Wellen seine Ängste und Zweifel hinfort spülten. Er fühlte. Und vor der Morgendämmerung war der Tempel nichts als Ebbe und Flut eines riesigen Meeres.

      Am nächsten Morgen fand Hakuju den Kämpfer in sich versunken in der Halle: Ein schwaches Lächeln zierte sein Gesicht. Er klopfte Onami auf die Schulter: »Nichts kann sich dir nunmehr in den Weg stellen«, sagte er. »Du wirst alles verschlucken, was deinen Weg kreuzt.«

      Am selben Tag stieg Onami in den Ring und gewann. Von jetzt an konnte ihn niemand besiegen!

      Den Mond kann keiner stehlen

      Zen-Meister Ryokan lebte auf einfachste Weise in einer kleinen Hütte am Fuße eines Berges. Eines Abends kam ein Dieb des Weges, nur um festzustellen, dass es dort nichts gab, das man hätte stehlen können.

      Als der Hausherr einkehrte, überraschte er den Dieb: »Du bist weit gereist, um mich zu besuchen«, sagte er dem Herumtreiber, »und du sollst nicht mit leeren Händen wieder gehen. Bitte nimm meine Kleider als Geschenk.«

      Der Dieb war verwirrt! Er nahm die Kleider und schlich davon.

      Nackt saß nun Ryokan neben seiner Hütte und blickte hinauf zum Firmament. »Armer Kerl«, sinnierte er, »ich wünschte, ich hätte ihm diesen schönen Mond geben können.«

      Hoshins letztes Gedicht

      Zen-Meister Hoshin lebte viele Jahre in China. Schließlich aber kehrte er nach Nordost-Japan zurück, wo er seine Jünger unterwies. Als er sehr alt geworden war, erzählte er ihnen eine Geschichte, die er in China gehört hatte:

      * * *

      Eines Jahres am 25. Dezember sagte der alte Tokufu zu seinen Schülern: »Ich werde im nächsten Jahr nicht mehr am Leben sein, also solltet ihr mich in diesem gut behandeln.«

      Die Schüler dachten, er mache Witze! Aber da er ein großherziger Lehrer war, kümmerte sich jeder der Schüler abwechselnd um ihn an den folgenden Tagen dieses Jahres.

      Am Vorabend des neuen Jahres schloss Tokufu: »Ihr wart gut zu mir. Ich werde um Mitternacht gehen, sobald es aufgehört hat zu schneien.«

      Die Jünger lachten und dachten, er würde senil werden und Unsinn reden. Denn die Nacht war klar und kein Wölkchen trübte den Himmel. Aber um Mitternacht fiel der erste Schnee.

      Am nächsten Tag suchten sie ihren Lehrer und konnten ihn nirgends finden. Und so gingen sie in die Meditationshalle: Dort war er verloschen.

      * * *

      Hoshin, der diese Geschichte erzählte, sagte seinen Schülern: »Es ist nicht nötig, dass ein Zen-Meister sein Ableben voraussagen kann. Aber wenn er das wirklich will, kann er es.«

      »Können Sie das?« fragte irgendjemand.

      »Ja«, antwortete Hoshin. »Ich werde euch zeigen, dass ich es kann: Sieben Tagen von nun an!«

      Keiner der Jünger glaubte ihm, und die meisten von ihnen hatten diese Unterhaltung sogar vergessen, als Hoshin sie schließlich zusammenrief: »Vor sieben Tagen«, bemerkte er, »sagte ich, ich würde euch verlassen. Es ist üblich, ein Todesgedicht zu schreiben. Aber ich bin weder ein Dichter, noch ein Kalligraph. Lasst also einen von euch meine letzten Worte schreiben.«

      Seine Anhänger dachten, er scherze! Aber einer von ihnen begann dann doch zu notieren.

      »Bist du bereit?« fragte Hoshin.

      »Ja, Meister«, antwortete der Schreiber.

      Dann diktierte Hoshin:

       Ich kam aus Brillanz

       und kehre zurück.

       Was ist das?

      Diese Zeile war eine Zeile kürzer als die üblichen vier, also sagte der Schüler: »Meister, das ist eine Zeile zu wenig.«

      Hoshin, mit dem Gebrüll eines erobernden Löwen, schrie »Kaa!« und war gegangen.

      Die Geschichte Shunkais

      Die edle Shunkai, die man auch Suzu rief, musste gegen ihren Willen heiraten, als sie noch sehr jung war. Doch die Ehe fand ein jähes Ende und so war es Suzu doch noch vergönnt, zur Universität zugehen und Philosophie zu studieren.

      Suzu zu sehen hieß, sich in sie zu verlieben! Und sie verliebte sich in alle, die ihr begegneten. Ob im Hörsaal oder auf dem Campus: Die Liebe war ihr steter Begleiter. Und als sie der Philosophie den Rücken kehrte und die Universität verließ, um mehr über Zen zu lernen, verliebten sich die Zen-Schüler in sie. Shunkais Leben war Liebe:

      In Kyoto wurde Suzu Zen-Schülerin. Ihre Mitschüler im Untertempel von Kennin lobten ihre Aufrichtigkeit. Einer von ihnen erwies sich sogar als Bruder im Geiste und half ihr, Zen zu meistern.

      Der Abt des Kennin-Tempels hieß Mokurai, Stiller Donner, und war sehr streng. Er hielt die Vorschriften selbst immer ein und erwartete das auch von seinen Priestern.

      Im modernen Japan schien der Enthusiasmus, den diese Priester für die buddhistische Praxis verloren, einer zu sein, den sie für ihre Frauen gewonnen hatten. Mokurai nahm einen Besen und verjagte diese Frauen, wann immer er ihrer in seinem Tempel gewahr wurde. Aber je mehr er verscheuchte, desto mehr schienen zurückzukommen.

      In diesem Tempel war die Frau des Oberpriesters eifersüchtig auf Shunkais Disziplin und Schönheit geworden. Als sie hörte, wie die Schüler ihr ernsthaftes Zen lobten, schüttelte es diese Frau vor Ekel! Schließlich verbreitete sie ein Gerücht über diese Shunkai und den jungen Mann, der ihr Freund war. Als Folge wurde der junge Mann vertrieben und Shunkai aus dem Tempel verbannt.

      »Zu lieben war vielleicht ein Fehler«, dachte Shunkai, »aber wenn mein Freund so ungerecht behandelt wird, soll auch die Frau des Priesters nicht im Tempel bleiben.«

      Mit einer Kanne Kerosin entzündete Shunkai den fünfhundert Jahre alten Tempel noch in derselben Nacht und brannte ihn bis auf die Grundmauern nieder. Am Morgen darauf befand sie sich in Polizeigewahrsam.

      Ein junger Anwalt interessierte sich für sie und bemühte sich, ihre Strafe zu mildern. »Hilf mir nicht«, sagte sie ihm. »Ich könnte Dinge tun, die mich nur wieder hinter Gitter bringen würden.«

      Nach sieben Jahren Haft wurde Shunkai aus dem Vollzug entlassen, in dem sich selbst ein sechzigjähriger Wärter in sie verliebt hatte. In den Augen aller aber war Suzu nun ein Knastvogel. Niemand wollte sich mehr mit ihr abgeben. Selbst Zen-Praktizierende, die an die Erleuchtung in diesem Leben und mit diesem Körper glaubten, mieden sie. Zen, fand Shunkai, war die eine Sache. Aber Zen-Anhänger eine ganz СКАЧАТЬ