Plötzlich ist alles anders. Heidi Oehlmann
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Plötzlich ist alles anders - Heidi Oehlmann страница 5

Название: Plötzlich ist alles anders

Автор: Heidi Oehlmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748564232

isbn:

СКАЧАТЬ einschätzen sollte. Für mich war nur wichtig, dass sie überhaupt irgendetwas fand und dagegen vorgehen konnte. Sie verschrieb mir ein paar homöopathische Tropfen und einige Pillen und erklärte mir, es könnte etliche Monate dauern, bis sich mein Blutbild verbessern würde. Ich war geschockt bei dem Gedanken diesen miserablen Zustand noch länger auszuhalten und hoffte auf eine frühzeitige Verbesserung meines Gesundheitszustandes. Denn ich wollte nicht monatelang warten, bis ich mein altes Leben zurückbekam. Wie sollte ich es auch aushalten?

      Danach begutachtete Frau Hof meinen Rücken und meinte, er wäre total verbogen. Sie fragte mich, was ich davon halten würde, eine Dorntherapie zu machen. Daraufhin schaute ich sie Antwort suchend an. Unter dem Begriff konnte ich mir einfach nichts vorstellen.

      Die Heilpraktikerin erkannte meinen fragenden Blick und erklärte mir, was es mit der Behandlung auf sich hat. Diese Therapie soll die Wirbelsäule auf schonende Weise einrenken. Dafür hätte sie jemanden, der ein paar Mal in der Woche in ihre Praxis käme. Ich stimmte natürlich zu. Es konnte schließlich nicht schaden, sich jedem noch so kleinen körperlichen Problem anzunehmen.

      Zum Schluss riet sie mir, mich noch für eine Dreiviertelstunde auf eine Magnetfeldmatte zu legen, die meine Geldrollenbildung für kurze Zeit auflösen würde. Ich wusste nicht so recht, was ich von der ganzen Sache halten sollte, ließ mich aber darauf ein.

      Nach der Behandlung auf der Matte verspürte ich zwar keine Verbesserung, dennoch machte ich einen neuen Termin für die kommende Woche. Dann würde die erste Dorntherapie stattfinden. Bei der Gelegenheit sollte ich eine weitere Magnetfeldbehandlung bekommen.

      Auf dem Rückweg hielten wir an einer Apotheke an und kauften die homöopathischen Medikamente, die nicht ganz billig waren. Natürlich begann ich noch am selben Tag, die Tropfen und Pillen einzunehmen. Schließlich wollte ich, schnellstmöglich gesund werden. Zugegeben, ich hatte schon ein paar Bedenken, ob mir diese homöopathischen Mittel helfen würden, mich wieder besser zu fühlen. Aber ich versuchte, zuversichtlich an die Sache heranzugehen.

      In den nächsten Tagen nahm ich penibel die Tropfen und Pillen ein, so wie es mir von der Heilpraktikerin erklärt und sicherheitshalber noch aufgeschrieben wurde. Das war nicht so einfach. Einige der Mittelchen sollte ich vor jedem Essen nehmen, andere wieder nur ein oder zwei Mal am Tag nach einer Mahlzeit. Es dauerte Tage, bis ich den Bogen raus hatte, wann ich welche Medikamente einnehmen musste.

      Bis zum nächsten Termin verließ ich kaum das Haus, aus Angst, ich könnte unterwegs umkippen. Stattdessen vertiefte ich mich in die Arbeit und war froh über jede Ablenkung. Tagsüber gelang es mir recht gut, nicht an meine Gesundheit zu denken. Aber abends, sobald ich im Bett lag, hielten mich die Gedanken wach. Ich fragte mich immer wieder, ob ich der Heilpraktikerin vertrauen konnte und es mir wegen der Geldrollenbildung so schlecht ging oder doch etwas anderes dahinter steckte.

      4. Kapitel

      Die Woche, bis ich mich in der Praxis wieder fand, verging relativ schnell. Max begleitete mich auch dieses Mal.

      Ich war inzwischen total unsicher, ob ich die Therapie machen sollte. Nachdem Frau Hof mir am Rücken herumgewerkelt hatte, bekam ich heftige Rückenschmerzen. Vorher hatte ich noch nie Probleme mit meiner Rückseite gehabt. In der letzten Woche wusste ich manche Nacht nicht, wie ich liegen sollte vor Schmerzen. Nun hatte ich Angst, dass sie mich verbogen haben könnte. Ich stellte mir die Frage, ob es eine Masche war, erst den Patienten Beschwerden zu bereiten und gleichzeitig eine Therapie dagegen anzubieten. Ich wusste überhaupt nicht, was ich glauben sollte. Dennoch beschloss ich, die Dorntherapie wenigstens einmal auszuprobieren, in der Hoffnung, es linderte meine Schmerzen. Wenn es mies laufen würde, könnte ich die Behandlung schließlich jederzeit abbrechen.

      Als wir in der Praxis ankamen, war der Wartebereich erneut leer. So langsam wurde ich stutzig. Wenn ein Wartezimmer ständig leer war, musste das doch ein Zeichen für mangelnde Kompetenz der Heilpraktikerin sein. Es konnte natürlich auch an der Jahreszeit liegen. Immerhin war es Mitte Juli und die meisten Menschen befanden sich im Urlaub. Oder war Frau Hof besser organisiert als Ärzte? Ich war mir unsicher, was ich von dem leeren Wartebereich halten sollte. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, kam ein älterer Herr ins Wartezimmer. Er reichte mir die Hand und stellte sich als der Dorntherapeut Herr Meier vor. Ich folgte ihm in ein Behandlungszimmer und war gespannt, was mich erwartete.

      Max blieb im Wartezimmer. Er tat mir leid. Frau Hof erwähnte, die Behandlung würde ungefähr sechzig Minuten dauern. Da ich im Anschluss noch die Magnetfeldtherapie machen sollte, die wieder eine Dreiviertelstunde dauerte, musste Max also knapp zwei Stunden auf mich warten. Ich machte mir aber keine Sorgen um ihn. Er würde sich die Wartezeit schon vertreiben. Da war ich mir sicher.

      »Legen Sie sich bitte hin!«, sagte Herr Meier und deutete auf eine Liege mitten im Raum.

      Als ich mich darauf ausgebreitet hatte, nahm er meine Beine in die Hände und meinte: »Ihr linkes Bein ist einen Zentimeter kürzer als Ihr rechtes.«

      Ich war erschrocken. »Wie ist es möglich, dass meine Beine unterschiedlich lang sind?«

      Herr Meier meinte, durch die Behandlung würde es sich wieder normalisieren. Abweichende Beinlängen sollten ein Anzeichen für eine schiefe Wirbelsäule sein.

      Nach dieser Information dachte ich an meinen ersten Besuch in der Heilpraxis, daran, wie Frau Hof mir am Rücken herumfummelte. Sie musste mir die Knochen durcheinandergebracht haben. Anders konnte ich mir die Rückenschmerzen und meine unterschiedlich langen Beine nicht erklären.

      Bevor es losging, wies mich der Therapeut darauf hin, ich müsste in den nächsten Tagen mit starkem Muskelkater rechnen. Dann begann er mit der Behandlung. Wir machten erst ein paar Übungen im Liegen, im Sitzen und anschließend im Stehen. Das Ganze dauerte über eine Stunde und war sehr anstrengend. Ich fühlte mich, wie in einem Fitnessstudio, in dem ich unter Aufsicht trainieren musste. Für mich war es mit meinem Befinden alles andere als spaßig.

      Zum Schluss bekam ich Hausaufgaben auf. Jeden Tag sollte ich ein paar Übungen zu Hause machen. Wenn es hilft, würde ich es durchziehen, dachte ich mir.

      »Wie oft muss ich denn noch zu der Behandlung kommen?«, fragte ich vorsichtig.

      »Mit fünf bis sechs Mal können Sie schon rechnen.«

      Ich war baff, verabschiedete mich und wartete am Empfang, bis ich von der Sprechstundenhilfe zu der Magnetfeldmatte geführt wurde.

      Max konnte ich im Vorbeigehen im Wartebereich nicht sehen. Ich machte mir keine weiteren Gedanken. Denn ich wusste, er würde sich die Wartezeit durch einen Spaziergang in der Stadt verkürzen. Gleichzeitig hoffte ich, der Stadtbummel lenkte ihn von seinen Sorgen ab.

      Da lag ich wieder eine Dreiviertelstunde auf der Magnetfeldmatte herum. Mir war total langweilig. Die Schwester legte mir beruhigende Musik auf, damit ich mich entspannen konnte. Es gelang mir nicht. Ich wollte nur noch raus aus der Praxis. Die Dorntherapie dauerte bereits über eine Stunde. Das habe ich als kürzer empfunden. Als mir aber bewusst wurde, ich müsste ab sofort zwei Mal die Woche so viel Zeit in den Praxisräumen verbringen, bereute ich es, zu der Heilpraktikerin gegangen zu sein. Zumal ich bisher nicht die kleinste Verbesserung spürte. Frau Hof erklärte mir zwar, es würde dauern, bis sich meine gesundheitliche Situation verbesserte. Aber allmählich ging mir die Kraft aus. Ich wollte diesen Zustand nicht mehr ertragen. Doch, was blieb mir übrig? Was sollte ich tun? Mir fehlte die Alternative. Sicher hätte ich zu einem Arzt gehen können. Ich spielte auch mit dem Gedanken, es zu tun. Meine Angst vor einer schlimmeren Diagnose, als die Geldrollenbildung, hielt mich davon ab. Also beließ ich vorerst alles so, wie es war.

СКАЧАТЬ