Gorloin. Thomas Hoffmann
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Название: Gorloin

Автор: Thomas Hoffmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leif Brogsohn

isbn: 9783742776297

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      Das fahle Mondlicht weckte mir die Erinnerung an den Geschmack von Blut. In fünf oder sechs Tagen würde es Vollmond sein.

      ***

      Wir erwachten starr vor Kälte. Unsere Wolldecken waren von einer Reifschicht überzogen. Als wir mit klammen Gliedern aus dem Zelt krochen und in den Morgendunst hinausschauten, kam Fedurin mit zusammengebundenen Vorderfüßen schnaubend herangehinkt. Er stieß sein röchelndes Eselsschreien aus und rammte Kat die Schnauze in die Seite.

      Sie nahm seinen Kopf in die Hände und kraulte ihm das Fell. „Hast eine schlimme Nacht gehabt, du armes Tier?“

      Kat klopfte den Schnee von der Decke, die sie Fedurin am Abend umgehängt hatte und rieb ihm das zitternde Fell. Ich hockte am Boden und gab mir Mühe, das kleine magische Feuer nicht ausgehen zu lassen, das ich um Lyanas Teekessel herum entfacht hatte. Ich hoffte, das Teewasser würde kochen, bevor ich die Konzentration verlor. Sven ging auf und ab und klopfte sich den Leib, um warm zu werden. Sein Kettenhemd klirrte. Lyana kam mit den Stiefeln in den Händen vom Seeufer zurück. Sie lief barfuß durch den Schnee.

      Sven sah sie entgeistert an. „Was machst du da? Füße waschen? Bei der Kälte?“

      Lyana trocknete sich die Füße mit einem Ende der Decke ab, auf die sie sich gesetzt hatte. „Das hab ich euch doch schon mal erklärt: Wenn man morgens durchgefroren aufwacht, gibt es nichts besseres, als die Füße in eiskaltes Wasser zu tauchen, um warm zu werden!“

      „Ich glaub's nicht!“ murmelte Sven kopfschüttelnd.

      Lyana zog ihre Socken und Stiefel an. „Probier' es mal, du wirst sehen, wie warm dir danach wird!“

      Sven setzte sich zu uns. „Andere Leute werden von so was krank, statt dass ihnen warm wird.“

      „Ach Quatsch!“ Lyana streute Teeblätter in das dampfende Wasser.

      Ich ließ den Flammenzauber versiegen. Kat gab Fedurin eine reichliche Portion Rüben und Hafer, dann setzte sie sich zwischen Sven und mir auf die Decke und nahm einen Becher heißen Tee von Lyana entgegen.

      „Leifs Zaubertee,“ meinte Lyana mit leichtem Schmunzeln.

      „Als wir im Herbst die Schlucht herunterkamen, haben wir in der Nebelsuppe überhaupt kein Seeufer gesehen,“ meinte Sven beim Frühstück.

      Wir kauten Dörrobst und Brotkanten.

      „Dafür sind wir nach kaum zehn Schritten im Moor gelandet. Dabei gibt es hier weit und breit keinen Sumpf.“

      Ich sah mit einem flauen Gefühl im Magen zu den Hügeln hinauf. Dichte Nebelschleier stiegen zwischen den Hügelkuppen auf und quollen herunter in die Ebene, wie eine zähe, vor Kälte dampfende Flüssigkeit.

      „Damals war es Ligeias Nebel, in den wir am Ausgang der Schlucht geraten sind,“ überlegte ich. „Diesmal kommt der Nebel von den Ahnenhügeln herab. Ich weiß nicht, welches die üblere Variante ist.“

      „Wir können immer noch an den Hügeln vorbei über das Eis gehen,“ fand Lyana.

      Kat blickte unruhig von den Hügeln zum See.

      „Über dem Eis ist der Nebel auch schon,“ murmelte sie.

      Wir beeilten uns, das Lager abzubrechen und uns auf den Weg zu machen. Hinter den Dunstschleiern stand die blasse Wintersonne über den Ahnenhügeln. Dicke Nebelschwaden krochen um uns her über die Ebene. In der Kälte gefror unser Atem zu weißen Wolken.

      „In eineinhalb Stunden sind wir durch die Hügel durch,“ sagte Kat, während wir dem Einschnitt im Steilhang entgegen marschierten.

      Der Nebel verdichtete sich, als wir die Schlucht betraten. Wie eine undurchdringliche, milchige Wand floss uns der Dunst entgegen. Die Kälte nahm zu. Die Seitenwände der Schlucht konnten wir in den Nebelschwaden kaum ausmachen.

      „Tho Wendrun!“ flüsterte ich, während wir der Nebelwand entgegengingen.

      Die Luft um uns her wurde klar. Einen Steinwurf weit verflüchtigte sich der Nebel. Zugleich spürte ich heftigen magischen Widerstand. Wie ein schweres Gewicht stemmte ein eiserner Wille sich mir entgegen. Er schien von unbezwingbarer Boshaftigkeit. Von oben in der Schlucht flossen weitere Dunstmassen herab. Ich versuchte, meinen Geist abzuschotten, doch mein Zauberspruch brach zusammen. Schlagartig hüllten die Nebel uns ein.

      Kat fing mich auf, bevor ich der Länge nach hinschlug. Ich hatte nicht gemerkt, dass ich taumelte.

      „Alles klar?“

      Ich nickte schwer atmend. „Das ist ziemlich böse, da oben!“

      Sven klinkte Herodin aus der Schwerthalterung. „Kämpfen wir es nieder!“

      Das große Schwert gab einen gleißenden Lichtblitz von sich. Ein Lichtschein umgab die Klinge des Zweihänders. Ich glaubte einen klaren, singenden Ton zu hören. Die Nebel wichen zurück. In einem Umkreis von zwei Manneslängen um Sven her strahlte Herodins Klinge warmes Licht aus. An der Grenze des hellen Bereiches kräuselte sich weißer Dunst. Einzelne Schwaden tasteten in den Lichtkreis hinein wie Geisterarme. Sie lösten sich im warmen Licht auf. Die Kälte hatte abgenommen. Die dumpfe Betäubung, die ich den Morgen über gespürt hatte, war verschwunden.

      Kat, Lyana und ich zogen unsere Schwerter. Die Klingen der beiden Frauen strahlten hell. Mein Schwert glühte in tiefem Blau.

      „Also vorwärts!“ knurrte Sven. „Erledigen wir diesen Geisterspuk.“

      „Na komm schon, du blöder Esel!“ schimpfte Kat.

      Fedurin stand, alle viere in den Boden gestemmt, und rührte sich nicht vom Fleck. Er hatte die Ohren zu den Seiten abgespreizt und stemmte sich mit seinem gesamten Gewicht gegen die Leine, an der Kat zog.

      „Soll ich dich durch den Schnee hinaufschleifen, oder glaubst du, ich trage dich da hoch?“ schrie Kat.

      Fedurin blieb stur. Er gab keinen Fingerbreit nach.

      „Lass mal.“ Lyana griff dem Esel sanft in die Mähne.

      Sie stimmte einen monotonen Gesang an, fremdartige Worte zu einer kurzen, seltsamen Melodie, die sie wieder und wieder wiederholte. Der Gesang hatte keine Ähnlichkeit mit den Melodien, die sie auf ihrer Flöte spielte. Fedurin schien sich zu entspannen. Seine Haltung lockerte sich und langsam stellte er die Ohren auf. Schließlich lief er zögernd los, obwohl seine Flanken zitterten und die Ohren bald wieder zu den Seiten abstanden. Doch er folgte Kat. Lyana stellte ihren Gesang ein.

      Dicht hinter Sven, im Lichtschein Herodins, schritten wir die Schlucht hinauf. Den Esel nahmen wir in die Mitte.

      „Was hast du mit Fedurin gemacht?“ wollte Kat von Lyana wissen.

      „Eine einfache Beschwörung,“ antwortete Lyana. „Sie stammt aus dem Buch, das ich in Dwarfencast studiert habe.“

      Vor dem leuchtenden Glanz von Svens Klinge wichen die Nebelschwaden zurück. Sie ballten sich außerhalb des Lichtkreises zusammen, zerfaserten immer wieder vor dem warmen Licht.

      „So schlimm war es beim letzten Mal nicht,“ murmelte Kat.

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