Название: Aficionados - Der Zauber der Giacomettis
Автор: - Joshi
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783741805233
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Also irgendwie kriege ich sie nicht hin, die Chemie des Zusammenkommens. Einen Tag später noch schlimmer, sitzt eine zierliche Blonde, mit Mandelaugen, auch ne Seltenheit, vor genau dem gleichen Café. Sie hat so ein elektronisches Leseding, von der Größe eines Heftchens auf den übereinander geschlagenen Schenkeln, und immerhin einen Rock an. Erst hab ich die gar nicht bemerkt, weil die vor dem Café ganz alleine so still rumsitzt. Und die neuartigen Lesemittel interessieren mich nicht, da telefoniert die plötzlich ganz aufgeregt und sagt düstere Sachen, dass ich denke, Junge, Junge, die is aber grad ins Verließ hinabgestiegen. „Nein, hat sich nicht mehr gemeldet“, hadert sie in ihr Handy, „hab schon überlegt, ob ich da nochmal hin fliege, aber die Flugpreise. Nee, renn dem doch nicht…hässliche Augen…was will das Schwein…den seh ich am Montag, den schieß ich ab…ach…müssen die sich denn immer schon vorher als…entpuppen…du …wir sehen uns ja auch am Montag, mit der….“ Und so geht das die ganze Zeit. Ich denke, Mensch, die erzählt mir hier einen, merkt die nicht, dass wir morgens beide draußen hier um 7.33 Uhr ganz alleine vor dem Café sitzen? Wieso tut die das? Als sie endlich auflegt, frage ich dann doch mal nach, was sie da für n Elektrogerät hat, Tabloid-irgendwas, gesenktes Stimmchen, damit könne sie lesen und ein bisschen Schreiben, aha, hingebe ich mich interessiert…500 sagt sie, is aber teuer hingebe ich mich bewundernd…ja, so macht das der Leo, ich könnte sie zuschroten mit 500.000 bis oben hin bis ihr Kopf nicht mehr zu sehen ist, aber sie? Schnute zieht sie, ihre Augen sehen müde aus, ich denk, Junge die is so in der Scheiße gelandet, das muss doch jetzt was werden, dann soll sie mir doch den ganzen Mist erzählen, meinetwegen. Ich seh mich schon mit der anner Spree langgehen… aber da kommt nichts mehr, ruckartig senkt sich ihr Kinn und sie liest so vehement und scrollt da weiter in ihrem Elektroding, mehr Ablehnung geht nicht. Na gut, les ich eben auch weiter meine Zeitung, aber als ich denke, so nach 5 Minuten kannste ja mal wieder, steht die plötzlich auf und geht rein. Wozu sitzt die eigentlich hier draußen in der Kirchstraße? Dann soll sie doch zuhause flennen, und da wird mir klar, es gibt nicht nur so etwas wie einen Dresscode, es gibt auch einen, …hm, wie nennt man das… Accessoire Code. Wenn du nicht mit ein paar dieser neuesten Technologien ausgestattet bist, stattdessen dein Billig Handy auf den Tisch legst, das die angeekelt schon kaum ertragen können, als würde der Tisch mit Uralt-Technik kontaminiert, kannst du auch nicht ihr Bild erfüllen. Die haben ihr bestimmtes Bild von Mann im Kopf, das sie alles anders geratene ignorieren lässt. Die hörn auch ihr Leben lang dieselbe Musik. Wenn da mal n fremdes Instrument so ganz scheu im Hintergrund auftaucht, ne Sitar, Tabla, da schalten die gleich ab. Wir gehen durch die Welt mit der Musik, die wir hörn. Dieses Geldausgeben für Luxus bringt überhaupt nichts, du musst dann nämlich am Savignyplatz draußen sitzen zur Vorzeige, krampfig in die Sonne blinzeln, beim teuersten Italiener für pappige Gnocchi den dreifachen Preis bezahlen, und sie schwenkt dir mit ihren dünnen Ärmchen lässig gegen die Sonne ihr Weinglas entgegen, es ist so jämmerlich, das ganze Geldausgeben, so ärmlich. Deshalb landen diese Frauen auch immer in den gleichen Unglücken, mit den gleichen in die Sonne blinzelnden Männern. Dann sitzen die so da vor dem Café und dann kommt der Leo, das haben die gerade noch gebraucht. „Jetzt mal Vorschläge, wie wir den beschäftigen können.“ „Ich hab’s, der soll mich malen, da isser vier Tage beschäftigt.“ „Geht nicht, das hab ich ihm ja abgewöhnt. Hab ihn nur noch wisch wisch machen lassen, da hat er dann seinen Leo drunter gesetzt. Deshalb isser doch berühmt.“ Leo is ne Marke. Die Marke gehört den Käufern, die kaufen wo Leo drauf steht. Der braucht keine Werbespots, die merkt sich keine Sau, da steht Leo, fertig.“ „Dann soll er doch auf mich Leo draufschreiben.“ „Genau, dann is Alex von Leo und sitzt bei Carl, nich sehr überzeugend.“ „Wie wär’s mit nem Streifzug durch die Sex-Historie, da lernen wa alle noch was?“ „Aber Alex. Du meinst, wir sitzen mit nem Laptop auf den Knien daneben und probieren aus, was es in 3000 Jahren gegeben hat? Kleopatras ersten Vibrator, das Bambusrohr mit den eingesperrten Bienen drin? Dildos aus Wachs von erigierten Penissen Strangulierter am Pranger, und dieser ganze Mist?“ „Na, Leo liebt es doch improvisiert, hab mal gelesen, dass jeder seiner Songs mindestens 120 Fehler enthält, statt bpm, beats per minute, hat Leo mpm, 120 Mistakes per minute.“ Das is doch Programm bei dem, Alex, das is sein Ding, damit stemmt er sich gegen diesen Perfektionismus in der Welt. Der will auch keine perfekten Menschen, deshalb mag er dich ja so.“ „Wenn der mich mögen würde, würde er auf die ganze Show verzichten und wenn er wirklich dein Freund wär, würde er endlich nachgeben, einsehen, dass es eben Gewinner und Verlierer gibt.“ „Nee, so sieht der Leo die Welt aber nicht, der meint, alles kommt irgendwie zurück.“ „Dann kommt das. was er hier mit uns treibt aber auf ihn zurück, A Tribe Called Quest, da sollte er mal lieber in Deckung gehen, noch vor vorm Zurück, sonst kommt das Zurück nämlich frontal, von vorne, und das tut dann richtig weh“, „…dass wir da geradewegs draufzusteuern“, ergänzt Carl, jetzt scheinen sie langsam drinnen im Ideen spinnen. „Oder“, sagt Alex: „Wir holen uns Hilfe.“ „Pass auf“, spinnt Carl weiter: „Der Leo hat mal so eine Domina engagiert, bei einer Vernissage, Ewa heißt die, hat Schilder hochgehalten, so richtig hoch. Ja, die kann uns СКАЧАТЬ