Die Schlangentrommel. Ole R. Börgdahl
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Название: Die Schlangentrommel

Автор: Ole R. Börgdahl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Tillman-Halls-Reihe

isbn: 9783847613718

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СКАЧАТЬ es ist eine große Ehre für mich, Herr.«

      Louk Bourey nickte und machte dann aus der Kopfbewegung eine Verbeugung. Er ging zwei Schritte rückwärts, drehte sich um und verließ das Arbeitszimmer. Er schloss die Tür hinter sich. Rin Mura blieb allein. Er hatte noch Arbeit vor sich. Zunächst ging er aber zum Fenster. Der Motor einer der Limousinen wurde gestartet. Die Scheinwerfer erhellten den Hof der Villa. Chenda saß bereits im Fond des Wagens. Louk Bourey kam über den Kiesweg. Einer der Leibwächter hielt ihm die Wagentür geöffnet. Bourey setzte sich neben Chenda. Seine Reisetasche wurde in den Kofferraum gelegt. Der Leibwächter stieg vorne beim Fahrer ein. Der Wagen fuhr an, rollte durch die Torausfahrt und fuhr in den Wald, der sich dem Villengrundstück anschloss. Einmal noch sah Rin Mura die Autoscheinwerfer durch die Bäume flackern, dann waren sie verschwunden. Für die knapp dreißig Kilometer bis zum Vedderland Airport von Göteborg würde der Wagen eine halbe Stunde brauchen. Rin Mura sah auf die Uhr.

      *

      Zwei Stunden später, Eastern Daylight Time, getarnter, abhörsicherer Einsatzraum.

      »Was ist das?«

      »Ein Kalender, Sir. Ein chinesischer Kalender.«

      Tillman Halls hatte sich erhoben, als die beiden Offiziere den Raum betraten. Der Colonel blieb vor der Leinwand des Videobeamers stehen und starrte auf die Zahlen und Symbole.

      »Wir haben das Jahr der Schlange«, erklärte der Commander, der den Colonel in den Raum geführt hatte. Der Commander deutete auf die Grafik. »Metall-Schlange, um exakt zu sein, aber Mr. Halls wird es ihnen genauer erklären.«

      »Jawohl, Sir!« Tillman Halls wartete, bis sich die Offiziere gesetzt hatten, dann nahm er selbst wieder Platz. Er zog sich das weiße iBook heran, fuhr mit dem Finger über das Touchpad und folgte mit den Augen dem Mauspfeil auf der Leinwand.

      »Es sind fünf Elemente und zwölf Tierzeichen. Es ist ein Sechzig-Jahre-Zyklus. Jede Kombination aus einem Element und einem Tierzeichen kommt also nur alle sechzig Jahre vor.« Tillman Halls sah den Colonel kurz an. »Die Schlange ist das sechste Tier. Sie steht für Schlauheit.«

      »Was soll das mit der Schlange?«, unterbrach der Colonel Tillman Halls.

      Halls räusperte sich. »Wir nehmen an, dass die Schlange eine Bedeutung für die Ereignisse der vergangenen Monate hat. Unser erster Toter wurde am 29. Januar gefunden. Laut Obduktion war der Mann nicht länger als achtundvierzig Stunden tot. Das Jahr der Schlange hat am 24. Januar 2001 begonnen und endet im nächsten Jahr am 11. Februar.«

      »Sie sagten chinesischer Kalender. Was hat das mit Kambodscha zu tun?«

      »Buddhismus, Sir. Wir glauben, dass es sich um ein Ritual handelt.«

      »Religiöse Morde?«

      »Nein, das glauben wir allerdings nicht. Die Symbole der Religion spielen zwar eine Rolle, aber es gibt noch eine andere Theorie, die sich aus der Gemeinsamkeit aller sechs Opfer ableitet.«

      »Moment!«, warf der Colonel ein. »Ich habe die Information, dass es sich nur um zwei Opfer handelt.«

      Tillman Halls schüttelte den Kopf. »Nein, es sind mittlerweile sechs, wir haben bis jetzt sechs Leichen. Die Zweite im Februar, eine im März, zwei im Mai und die Letzte am 23. Juli, also vor knapp drei Wochen.«

      »Sechs!« Der Colonel wandte sich jetzt an den Commander, sah ihn fragend an.

      »Ja, das ist richtig, Sir. Es sind sechs Opfer. Wir haben den Zusammenhang erst nach dem Fund der letzten Leiche eindeutig klären können.« Der Commander zog eine Akte heran, die auf dem Tisch lag, und schlug sie auf.

      Der Colonel beugte sich über das Papier und nickte. »Ja, richtig, die beiden Namen ganz oben, das sind unsere Leute.«

      »Und was ist mit den anderen?«, fragte der Commander.

      Der Colonel überlegte, schüttelte den Kopf. »Ich kenne nicht alle Namen, auch nicht die Decknamen.« Er blickte auf. »Aber sie haben das ganz sicher überprüft?«

      »Ja, das haben wir, Sir. Es sind ebenfalls ihre Leute.«

      »Und, was machen wir jetzt?« Der Colonel tippte mit dem Finger auf das Papier. »Wenn sie tot sind, sind sie tot. Was wollen sie jetzt noch und warum haben Sie es so dringend gemacht, Sie wissen, wie spät es ist? Ich bin um halb sieben zum Essen verabredet.«

      »Das verstehen wir natürlich«, antwortete der Commander ruhig. »Wir werden sie nicht lange aufhalten. Es geht uns nur um Schadensbegrenzung.«

      Der Colonel verschränkte die Arme vor der Brust, erwiderte aber nichts. Der Commander ließ ein paar Sekunden verstreichen, bis er fortfuhr.

      »Sie müssen uns ein wenig erzählen, von damals, damit wir einschätzen können, ob weiterhin Gefahr besteht.«

      »Gefahr?« Der Colonel reckte das Kinn ein Stück vor.

      »Sie entschuldigen Sir, aber Sie wissen genau, wovon ich spreche. Die Zeiten haben sich geändert. Wenn wir nicht aufpassen, wird der vietnamesische Tong cuc Fragen stellen. Fragen, die ganz nach oben gehen, und dort wird man sich an Sie halten, schätze ich. Wollen Sie diese Fragen dann beantworten müssen?«

      Der Colonel zuckte mit den Schultern. »Verdammter Charlie!« Er schüttelte den Kopf. »Aber was soll’s. Nun gut, was wollen Sie hören?«

      Der Commander lächelte und sah dann Tillman Halls an, bevor er sich wieder an den Colonel wandte. »Wir sind nicht so gut in Geschichte. Wie ging das 1979 los und warum?«

      Der Colonel spitzte die Lippen, bevor er begann. »Nun gut, Pol Pot war eigentlich ein Sauhund, aber seine sogenannten Brüder und er selbst waren sehr gerissen. Die Roten Khmer hatten keine Gesichter, nach außen gab es keine Verantwortlichen. Es gab nur die Angka. Das war ihre Partei, ihre Organisation, eine Masse, hinter der sie sich versteckten. Offiziell waren sie vor 1975 und nach 1979 eine maoistisch-nationalistische Guerillabewegung. Für mich waren sie einfach nur Kommunisten, und zwar mit einer haarsträubenden Doktrin. Während ihrer Herrschaft über Kambodscha wurden die Leute aus den Städten geholt. Alle sollten zu willenlosen Landarbeitern umerzogen werden. Das Geld wurde abgeschafft, Bücher wurden verbrannt. Intellektuelle wurden hingerichtet. Es reichte aus, Brillenträger zu sein. Es war schon ein ganz schöner Mist, aber das war egal, denn es gab da etwas. Die Roten Khmer haben gegen die Vietnamesen gekämpft, waren sich spinnefeind. Und das machte sie für uns auf einmal gesellschaftsfähig. Die vietnamesische Armee hat die Roten Khmer gestürzt und die Volksrepublik Kampuchea ausgerufen. Wir und andere westliche Staaten haben das nicht akzeptiert. Pol Pot und seine Leute mussten in den Untergrund gehen, aber wir haben sie weiterhin unterstützt und die neuen Verhältnisse in Kambodscha lange nicht anerkannt.«

      Der Commander nickte. »Sie haben den Bürgerkrieg in Kambodscha angeheizt, mehr als ein ganzes Jahrzehnt lang.«

      »Ich habe gar nichts«, wehrte der Colonel ab. »Ich habe auch nur Befehle ausgeführt. Wir hatten unsere Position in dieser Angelegenheit und haben getan, was notwendig war. Alles andere ist Politik, für die ich nicht verantwortlich bin.«

      »Sie haben den Roten Khmer also Militärhilfe zukommen lassen?«

      »Was fragen Sie? Das wissen Sie doch ganz genau. Wir haben unsere Position allerdings Anfang der neunziger Jahre überdacht, also nicht wir, sondern die Politik. Wir haben uns mit den Russen geeinigt. СКАЧАТЬ