Название: Die Herren von Telkor - Die Trollhöhle
Автор: Daniel Sigmanek
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783844267891
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„Wie weit ist es noch?“, fragte Tado, als die Abendsonne ihre blassen Strahlen durch die Baumkronen schickte und die Blätter golden färbte.
Etos besah sich einen Moment lang die Nebelschwaden, die nach wie vor, wenn auch nicht mehr so undurchdringlich, in dem Dickicht zu beiden Seiten in der Luft hingen, und antwortete schließlich: „Wir werden wohl diese Nacht noch im Wald verbringen müssen. Morgen Mittag sollten wir ihn aber spätestens verlassen haben.“
Er schien noch etwas hinzufügen zu wollen, aber sein Blick richtete sich plötzlich auf die Wasseroberfläche einen Meter vor ihnen. Kleine, kreisförmige Wellen brachten eine sanfte Bewegung in den stillen Bachlauf. Tado ahnte Schlimmes, als drei Augenpaare auftauchten und zu ihnen hinüber sahen. Schließlich ragten ebenso viele Köpfe aus dem Wasser, und er wusste, zu welchem Körper sie gehörten. Es waren Sumpfkrokodile, und äußerst aggressive dazu. Tado erinnerte sich nur ungern an seine erste Begegnung mit einer dieser Kreaturen.
Spiffi legte einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens, zielte auf das mittlere Exemplar und ließ ihn fliegen. Ein leichtes Krachen war zu hören, als das Geschoss die dicken Schuppen der Krokodilhaut durchbohrte und sich tief ins Fleisch grub. Leider traf Spiffi nicht so, wie er es sich erhofft hatte, und verletzte das Tier nur an der Schulter, was es überhaupt nicht zu kümmern schien. Die drei Krokodile bewegten sich keinen Zentimeter, und die Gefährten steuerten immer weiter auf sie zu, an Land gehen konnten sie nicht (und selbst wenn, hätten die Tiere sie eingeholt, bevor sie auch nur einen Fuß vom Floß nehmen könnten) und zudem besaß der Fluss mittlerweile eine kleine Strömung, sodass sie selbst dann fuhren, wenn sie nicht ruderten. So blickten die Gefährten einige Sekunden in gierig leuchtende Augen, die beständig näher kamen. Schließlich waren die Sumpfkrokodile in Angriffsreichweite. Baako stieß einem der Tiere das Schwert zwischen die Augen. Es vermochte jedoch kaum den Schuppenpanzer zu durchdringen, und hinterließ nur eine kleine Schramme. Ein Krokodil hatte derweil nach Regan geschnappt, verfehlte ihn aber und biss eine kleine Ecke des Floßes ab. Ein anderes Reptil zerstörte zwei Ruder bei dem Versuch, auf das Wassergefährt zu springen. Spiffi ließ endlich einen weiteren Pfeil fliegen, diesmal traf er das Tier zwischen die Augen. Es schlug einige Sekunden um sich, rettete sich schließlich in einen kleinen Nebenarm des Flusses und verschwand im Nebel. Doch wahrscheinlich würde es an der schweren Verletzung sterben. Die beiden anderen Sumpfkrokodile schienen bemerkt zu haben, was mit ihrem Artgenossen geschehen war. Sie folgten, sehr zur Verwunderung Tados, dem verletzten Tier.
Die Sieben konnten ihre Fahrt wieder aufnehmen. Allerdings währte auch diese erfreuliche Tatsache nur wenige Momente, da sie sich bald in einem regelrechten Wald aus riesenhaften Schilfpflanzen wiederfanden, den zu durchdringen sie alle Mühe hatten. Erschwerend kam hinzu, dass der Fluss einen Bogen nach rechts beschrieb, um sofort mit einer scharfen Linkskurve fortzufahren. Einmal versuchten Grook und Etos, sowie Tado und Spiffi, das Floß an den Schilfblättern vorwärts zu ziehen. Dies misslang allerdings, da die Pflanzen mit messerscharfen, gezackten Blatträndern ausgestattet waren, es handelte sich um Westgordonischen Rissschilf.
Zum Glück kamen sie bald wieder in weniger überwucherte Gewässer, und der Nebel zu beiden Seiten im Wald klarte auf, zwar kaum sichtbar, aber immerhin ein klein wenig.
Eine ganze Stunde trieben sie auf ihrem Floß dahin, aßen irgendwann, kurz bevor die Sonne gänzlich untergegangen war, Abendbrot. Regan machte den Vorschlag, die Nacht lieber an Land zu verbringen, um den in der Nacht fast unsichtbaren Sumpfkrokodilen aus dem Weg zu gehen, und zu Tados Überraschung begrüßte Etos diese Idee.
Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden hinter den Baumwipfeln, und mit der Nacht brach auch die Kälte über den Tümpelwald herein. Die Sieben steuerten ihr Floß gen Ufer, was nicht allzu schwer war, denn der Bach maß noch immer keine fünf Meter in der Breite. Sie suchten sich eine von Bäumen, Gebüsch und Steinen geschützte Stelle zum Schlafen und schlugen ihr Nachtlager auf. Tado übernahm die letzte Wache, die mochte er am liebsten, da er so bis zum Morgen durchschlafen konnte. Etos stellte seine Sanduhr zur Verfügung, und bald darauf herrschte Schweigen im Wald...
Ein Schatten erhob sich aus dem Sumpf, eine schnell größer werdende Gestalt, mit unendlich kalten, bösen Augen. Tado wurde in den Tümpel hineingezogen, modriger, fauler Morast umgab ihn, und mit einem Mal war er nicht mehr im Wald. Er fand sich zwischen Felsen wieder, und er spürte den Hauch eisiger Kälte, der sich auf ihn zu bewegte. Ein wabernder Schatten kam unaufhaltsam näher, und er...
...erwachte.
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