Название: Die Herren von Telkor - Die Trollhöhle
Автор: Daniel Sigmanek
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783844267891
isbn:
Nun hatte ihm dieses Wasser schon zum zweiten Mal das Leben gerettet. Was täte, wenn er es aufgebraucht haben würde (‚Was in wahrscheinlich gar nicht allzu ferner Zukunft auch geschehen wird, wenn das so weitergeht’, dachte er ärgerlich).
Doch sein nächster Gedanke galt den anderen. Er hatte sich schon während seiner beinahe tödlichen Tortur gewundert, wo sie denn die ganze Zeit blieben, und fast schon sehnsüchtig auf einen Pfeil Spiffis im Sumpfkrokodil oder dem Tiger (oder bei dessen Schießkunst auch in ihm) gewartet. Nun aber sah er den Grund: Auch sie waren angegriffen worden, und zwar von den übrig gebliebenen schwarzen Tigern. Wahrscheinlich hatten diese die zerstörte Stelle des Astes einfach übersprungen. Zwar empfand Tado es als angenehmer, zu sechst gegen fünf Tiger zu kämpfen, noch dazu bewaffnet, als sich mit Steinen gegen eines der Tiere zu wehren, beinahe von einem Sumpfkrokodil aufgefressen, von dem Luftzug eines Monstrums von Libelle getötet und einer gigantischen fleischfressenden Pflanze zerstochen zu werden, aber das sagte er natürlich nicht den anderen gegenüber, die übrigens immer noch mit zwei der Bestien kämpften. Offensichtlich hatte Tado mehr als unverschämtes Glück gehabt, eines dieser Ungeheuer mit einem Stein zu ersticken, denn in den anderen toten Tigern steckten jeweils gut und gerne ein halbes Dutzend Pfeile. Gerade krachte Regans Morgenstern auf einen der Angreifer nieder und zerschmetterte dessen Schädel, während Grook sein Schwert in den Leib des selbigen bohrte. Etos, Baako und Tengal stachen derweil fast gleichzeitig ihre Klingen in das andere Tier. Spiffi sammelte bereits noch brauchbare Pfeile auf, die ihm scheinbar ausgegangen waren. Tado sah erst jetzt, dass jeder der Sechs ziemlich üble Wunden davon getragen hatte. Der Goblin und der Bogenschütze tranken gerade etwas von ihrem Wasser der Quelle des Lebens, von dem auch sie nicht mehr allzu viel zu besitzen schienen, während die Aonarier ihre Verletzungen anderweitig notdürftig versorgten. Bei ihnen handelte es sich nur um kleinere Schrammen, offenbar wussten sie sich besser zu verteidigen. Tado gesellte sich zu ihnen.
„Du... hast überlebt?“, fragte Etos mehr als nur ungläubig. „Ich habe genau gesehen, wie dich die Libelle verletzt hat!“
Tado winkte ab. „Manchmal muss man einfach Glück haben. Jetzt sollten wir vielleicht eine kleine Pause machen“, schlug er vor.
Die anderen begrüßten diesen Vorschlag, und so entschieden sie sich schließlich dafür, an Ort und Stelle eine Rast zu machen. Spiffi schlang gleich fünf Käsebrote hinunter, und auch die Aonarier, der Goblin und Tado selbst sparten nicht gerade mit ihren Vorräten. Trotzdem waren sie schon nach wenigen Minuten wieder marschbereit.
Es musste kurz nach Mittag sein, als die kleine Gruppe an eine sonnenbeschienene Lichtung gelangte. Inmitten der leuchtenden Grasfläche lag, flankiert von zwei Felsen, einer der schwarzen Tiger, mit denen sie schon Bekanntschaft geschlossen hatten. Das Tier schlief offenbar. Tado wollte schon umkehren, um die Lichtung im Schutz des Waldes zu umrunden, wurde aber von Etos zurückgehalten.
„Nicht“, sagte er. „Du könntest versehentlich auf einen Ast treten und ihn damit wecken. Die Tiger besitzen ein sehr gut ausgeprägtes Gehör, allein die Tatsache, dass er bis jetzt noch nicht aufgewacht ist, grenzt an ein Wunder.“
Die Worte ließen Tado sich nur mit Mühe beherrschen: „Aber wir können niemals über die Lichtung spazieren!“
„Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du deinem Unmut demnächst ein wenig leiser zum Ausdruck bringen könntest!“, flüsterte Etos und warf beunruhigt einen Blick zum Tiger. Das schwarze Tier rührte sich noch immer nicht. Bevor irgendjemand ein weiteres Wort verlieren konnte, trat der König der Aonarier einige Schritte auf die Lichtung hinaus. Widerwillig folgten ihm die anderen. Besonders für Spiffi mussten die wenigen Meter eine Qual sein, er hatte den Blick ununterbrochen auf die schwarze Gestalt geheftet. Gerade als sie an dem Schlafplatz des Tiers vorbei kamen, regte es sich ein wenig. Im Bruchteil einer Sekunde standen die Sieben kampfbereit im Halbkreis um den Tiger. Als sich aber herausstellte, dass dieser anscheinend immer noch schlief, entspannten sie sich wieder und wollten ihren Weg fortsetzen.
Das Tier jedoch hatte sie gewittert. Es war ein besonders großes Exemplar, und begann, sich langsam zu erheben, ließ zuerst ein leises Knurren vernehmen, und stürzte sich dann auf Tengal. Dessen Schwert wurde ihm aus der Hand gerissen und flog meterweit davon. Die Wucht des Aufpralls auf den Waldboden trieb ihm die Luft aus den Lungen. Regan schlug derweil mit seinem Morgenstern nach dem Tier, dieses wich mit spielerischer Leichtigkeit aus, biss dem Goblin das Handgelenk durch, woraufhin dieser vor Schmerzen auf den Boden sank, und griff nun Baako an. Dieser konnte sich mit einem gewagten Sprung vor dem tödlichen Gebiss des Ungetüms in Sicherheit bringen und stach ihm sein Schwert in die Seite. Das Tier brüllte, und warf sich schließlich, die Waffe mit sich reißend, dem Aonarier entgegen. Völlig überrascht prallte dieser, einen halben Salto vollführend, gegen einen Baum am Rand der Lichtung und blieb bewusstlos liegen. Spiffi hatte währenddessen mehrmals versucht, einen Pfeil auf das Tier abzuschießen, dieses war allerdings viel zu schnell und entging dem tödlichen Geschoss ein ums andere Mal. Es stürmte nun auf den Schützen zu, der bei einem Fluchtversuch (wie könnte es auch anders sein) über eine Bodenranke gestolpert war. Der Tiger stieß seine messerscharfen Zähne in das Bein des Unglücklichen. Dieser erlitt einen solchen Schock, dass er nicht einmal aufschrie. Die drei Verbliebenen versuchten, ihn vor weiteren Attacken des schwarzen Ungetüms zu retten, und stürzten sich auf den Angreifer, der nun endlich von Spiffi abließ und sich zu den anderen umdrehte. Tado schmetterte ihm seinen letzten Stein ans linke Auge, was dem Tier zwar Schmerzen bereitete, es aber noch wütender machte. Mit einem unendlich tiefen Knurren sprang es auf ihn zu, entwaffnete dabei Grook und Etos und versetzte Tado einen solchen Stoß, dass dieser mehrere Meter über die Lichtung flog und dicht bei Baako liegen blieb. Die beiden verbliebenen Aonarier hatten derweil ihre Schwerter wieder ergriffen und schienen dem Ungetüm ernsthaft die Stirn bieten zu können. Dieser Trugschluss währte allerdings nur wenige Sekunden, Grook brach schon unter Schmerzen zusammen und auch Etos stürzte bald darauf zu Boden. Das riesige Tier fletschte die Zähne. Es ist aus..., schoss es Tado durch den Kopf. In diesem Moment jedoch bemerkte er einen breiten Ast neben sich. Unter Aufbietung seiner letzten Kraft stemmte er die gut vier Meter lange und zwanzig Zentimeter breite Keule in die Höhe und schleppte sich die wenigen Schritte zum Tiger, der gerade dazu ansetzte, Etos die Kehle durchzubeißen. ...aber für dich! Mit diesem Gedanken schmetterte er den Ast zielgerichtet auf den Kopf des Tieres nieder. Dessen Schädel zerbrach unter dem gigantischen Gewicht und der leblose Körper krachte auf die Lichtung. Der König der Aonarier hatte sich rechtzeitig zur Seite rollen können und wurde nicht unter dem Tiger begraben.
Erst eine halbe Stunde nach diesem ungleichen Kampf waren die Sieben wieder zum Weitergehen bereit. Spiffi und Regan hatte sich mit dem Wasser aus der Quelle des Lebens geheilt, und Baako erwachte aus seiner Ohnmacht.
Sie verließen die Lichtung und marschierten weiter durch den Wald. Es wurde immer dunkler und nebliger, ein grauer Schleier ließ die Bäume verhüllt erscheinen, und Tado hatte lange keinen Boden mehr gesehen, als das Dämmerlicht wieder heller wurde und sich vor ihnen ein sumpfiger Bach auftat. Flankiert von Nebelschwaden, war dieser Tümpel frei von jeglichem Schleier.
„Von nun an beginnt der unangenehme Teil unseres Weges“, meinte Etos. „Wir brauchen ein Floß.“
„Meint ihr etwa, wir sollen über den Fluss fahren?“, fragte Regan ungläubig. „Ja. Der Nebel wird links und rechts dichter, irgendwann werden wir gar nichts mehr sehen können. Es ist unsere einzige Chance, lebend aus diesem Wald СКАЧАТЬ