Название: Das geheimnisvolle Haus
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752946888
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Mr. Smith ging in dem Raum auf und ab, er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und schüttelte nachdenklich den Kopf.
»Ferreira de Coasta war der eine, und Henri Sans der andere. Zweifellos standen die beiden im Sold Montagues. Coasta war ein gebildeter Mann, der ihm wahrscheinlich als Vermittler gedient hat. Von Haus aus Architekt, war er wegen dunkler Geldangelegenheiten in Paris in Schwierigkeiten gekommen. Sans war ein untergeordneter Agent, dem man mehr oder weniger Vertrauen entgegenbrachte. Ich habe weder bei dem einen noch bei dem anderen etwas Besonderes gefunden, das mich auf die Spur Montague Fallocks hätte bringen können. Sehen Sie, nur dieses Ding habe ich entdeckt.«
Er zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und nahm ein kleines, silbernes Medaillon heraus, das eingravierte Ornamente und ein schon halb verwischtes Monogramm trug.
Mr. Smith drückte auf eine Feder, und das Medaillon sprang auf. Es enthielt nur ein kleines, weißes, kreisrundes Papier.
»Ein gummiertes Etikett«, erklärte Mr. Smith. »Aber die Inschrift ist interessant.«
Ela nahm den kleinen Gegenstand in die Hand, hielt ihn ans Licht und las.
Mor: Cot.
Gott schütz dem Kenig
»Ungeheuer patriotisch, aber eine unglaubliche Orthographie, ich kann nichts damit anfangen.«
Smith steckte das Medaillon wieder in seine Tasche und verschloß dann das Aktenstück in einer Schreibtischschublade.
Ela gähnte.
»Entschuldigen Sie, aber ich bin sehr müde. Übrigens – liegt in diesem Great Bradley, das Sie vorhin erwähnten, nicht irgend so ein romantisches Haus?«
Mr. Smith nickte und zwinkerte mit den Augen.
»Es ist die Stadt, in der das ›geheimnisvolle Haus‹ liegt«, sagte er und erhob sich. »Aber die Extravaganzen eines liebeskranken Amerikaners, der verrückte Häuser baut, gehen schließlich die Polizei nichts an. Sie können bis Chelsea in meinem Wagen mitfahren.« Bei diesen Worten zog er seinen Mantel an und nahm seine Handschuhe. »Möglicherweise haben wir Glück und überfahren Montague im Nebel.«
»Sie scheinen ja heute Abend in einer Stimmung zu sein, in der Sie an Wunder glauben«, meinte Ela, als sie zusammen die Treppe hinuntergingen.
»Ich bin in der Stimmung, zu Bett zu gehen«, erwiderte Mr. Smith ehrlich.
Als sie draußen angelangt waren, war der Nebel so dicht, daß sie zögernd stehenblieben. Der Chauffeur, der Mr. Smiths Wagen lenkte, war ein kluger und zäher Polizeibeamter, aber seine lange Erfahrung sagte ihm, daß es ein nutzloses Beginnen war, an diesem Abend nach Chelsea zu fahren.
»Die ganze Straße ist nebelig und unsichtig«, sagte er. »Ich habe eben mit der Westminster-Wache telefoniert und dort die Auskunft bekommen, daß es unmöglich sei, durch den Nebel zu fahren.«
Mr. Smith nickte.
»Dann werde ich hier in der Polizeidirektion schlafen. Sie suchen sich besser hier auch ein Quartier in einer der Wachstuben«, wandte er sich an seinen Chauffeur. »Was wollen Sie tun, Ela?«
»Ich werde ein wenig im Park spazierengehen«, entgegnete Ela ironisch.
Mr. Smith ging zu seinem Büro zurück, und Ela folgte ihm.
Oben drehte er das elektrische Licht an, aber er blieb in der Tür stehen. Während ihrer Abwesenheit von höchstens zehn Minuten mußte jemand hiergewesen sein. Zwei Schubladen des Schreibtisches waren gewaltsam geöffnet worden, und der Fußboden war mit Schriftstücken bedeckt, die bei einer hastigen Durchsuchung hinuntergeworfen worden waren.
Mr. Smith war mit einigen großen Schritten am Schreibtisch das Aktenstück war fort.
Ein Fenster stand offen, und dichte Nebelschwaden drangen in das Zimmer.
»Sehen Sie – hier sind Blutspuren«, rief Ela und zeigte auf das mit Blutflecken bedeckte Löschpapier der Schreibunterlage.
»Er hat sich mit der Hand am Glas geschnitten.« Mr. Smith wies auf die zerbrochene Fensterscheibe. Dann schaute er hinaus.
Eine leichte Hakenleiter, wie sie bei amerikanischen Feuerwehren benützt wird, hing draußen an der Brüstung. Der Nebel war so dicht, daß man unmöglich erkennen konnte, wie lang sie war. Die beiden zogen sie mühelos nach oben. Sie bestand aus leichten Bambusstangen, an denen in gewissen Abständen kurze Eisenklammern angebracht waren.
»Auch hier sind Blutspuren«, bemerkte Ela. Dann wandte er sich schnell an den Beamten, der auf sein Klingelzeichen erschienen war, und gab seine Anordnungen in größter Eile. »Der Inspektor vom Dienst soll sofort mit allen verfügbaren Mannschaften das Polizeipräsidium umstellen – rufen Sie die Wache Cannon Row an, daß alle Leute an der Absperrung teilnehmen sollen. Ein Mann mit einer verletzten Hand soll verhaftet werden – geben Sie den Befehl an alle Reviere durch.«
»Wir haben nur wenig Aussicht, unseren Freund auf diese Weise zu fassen«, sagte Mr. Smith. Er nahm ein Vergrößerungsglas und betrachtete einen der Blutflecken.
»Wer mag das gewesen sein?« fragte Ela.
Mr. Smith zeigte auf den blutigen Fingerabdruck.
»Montague Fallock – und er weiß jetzt gerade das, was er unter keinen Umständen erfahren sollte.«
»Und was ist das?«
Mr. Smith antwortete nicht gleich. Er stand mitten im Zimmer und schaute sich um, ob er nicht irgendwelche Spuren oder Anhaltspunkte finden könnte, die der Einbrecher hinterlassen hatte.
»Er weiß genauso viel wie ich«, sagte er grimmig. »Aber vielleicht bildet er sich ein, daß ich noch mehr weiß – die Dinge werden sich ja entwickeln.«
4
Es war eine böse Nacht für London. Sie war nicht wild oder stürmisch, aber die ganze Stadt war – wie eine Mohammedanerin, die bis zu den Augen verschleiert ist – in Nebel gehüllt. Der weiche, graue Dunst hing über den engen Straßen der Stadt, durch die sich den ganzen Tag über der Verkehr gewälzt hatte, und machte die kleinen Seitenstraßen zu einem wahren Irrgarten. Fast noch schwerer war es, sich auf den großen Plätzen zurechtzufinden. Besonders unten am Boden war der graue Dunst so dicht, daß man nicht einen Meter weit sehen oder etwas erkennen konnte. Die Menschen gingen gespenstisch und abenteuerlich durch eine fremde, unbekannte Welt.
Gelegentlich zerrissen die Nebelschleier, um sich dann nur wieder fest zu schließen. Vor dem Jollity-Theater brannte eine große Anzahl starker Bogenlampen, deren zitterndes Licht den Platz erhellte. Eine ununterbrochene Reihe von Fahrzeugen strömte hierher. Die Wagen sahen wie ungeheuer große, glitzernde Käfer aus, die von irgendwoher auftauchten. Sie verschwanden wieder in dem ungewissen Nebel, nachdem die Fahrgäste ausgestiegen waren. Auch eine lange Prozession von Fußgängern wand sich über diesen erleuchteten Platz.
Inmitten der Menge bewegte sich ein junger Bursche mit scharfgeschnittenen Gesichtszügen, der offenbar Zeitungen verkaufte, aber alle ankommenden Wagen scharf beobachtete. Plötzlich stürzte er an den Rand des Gehsteigs, wo soeben ein Taxi hielt. Ein Herr stieg etwas schwerfällig aus und СКАЧАТЬ