Mord und Totschlag in Chicago. Edgar Wallace
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Название: Mord und Totschlag in Chicago

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783752947687

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СКАЧАТЬ und lud ihn zum Mittagessen bei Bellini ein. Dort erzählte er ihm alles, was ihm durch den Kopf ging.

      Victor Vinsetti war ein gutgekleideter junger Mann mit merkwürdig ruhelosen Augen. Bezeichnend für ihn war, daß er immer den Verdacht zu haben schien, daß jemand hinter ihm stände. Nur sehr selten äußerte er eigene Ansichten, verstand dafür aber ausgezeichnet zuzuhören.

      Er erfuhr, was Red Gallway bedrückte und was mit Mike Leeson passiert war. Red versuchte ihm klarzumachen, wie leicht es sein würde, ein eigenes Schmuggelunternehmen zu starten, Stoff über die Grenze zu bringen und neue Absatzgebiete zu finden. Wenn man nur ein paar tüchtige, smarte Jungen fand, die in den geheimen Kneipen als Vertreter fungierten, konnte man in lächerlich kurzer Zeit ein Vermögen verdienen.

      Vinsetti hörte interessiert zu, weil er selbst auch schon ähnliche Gedanken gehabt hatte. Seit einiger Zeit befaßte er sich allerdings mit anderen Plänen.

      »Habe ich recht oder nicht, Vic?« fragte Red am Schluß seiner langen Ausführung.

      »Natürlich hast du recht – und ich verstehe dich durchaus. Aber die Sache ist doch nicht so einfach, wie du es dir vorstellst. Und auf jeden Fall bist du sehr unvorsichtig, wenn du so viel darüber sprichst.«

      »Mike Leeson war ein tüchtiger Kerl ...«

      »Mike war gar nichts, höchstens eine große Null«, unterbrach ihn Vinsetti ruhig. »Er ist tot, und es ist auch nicht weiter schade um ihn – ich möchte nur wissen, wie Perelli darüber denkt ...«

      Er dachte intensiv nach, während Red ihn neugierig betrachtete. Vinsetti war selbst ein gefürchteter Pistolenschütze, wenn er auch nicht zu den ganz großen Leuten gehörte. Alle wußten, daß er reich war. Die Pläne, die ihn beschäftigten, bestanden einfach darin, daß er sich vom Alkoholschmuggel zurückziehen wollte – obwohl man sagte, daß dies selten jemand gelänge, der einmal daran beteiligt gewesen war. Auf der ›Empress of Australia‹ war eine Kabine für ihn belegt. Er wollte über Kanada reisen; alles, was wertvoll war, hatte er bereits zu Geld gemacht und stand auch schon wegen einer Villa an der Küste von San Remo in Unterhandlungen. Reds Offenheit war ihm peinlich; besonders weil er wußte, daß jeder zweite Kellner bei Bellini ein Spion war.

      Noch am gleichen Abend ging er zu Perelli.

      »Red ist wütend«, erzählte er. »Ich war mit ihm bei Bellini, und er hat mir dauernd etwas vorgejammert.«

      »Ich möchte keine Schwierigkeiten mit ihm haben«, erwiderte Tony. Dies war zugleich seine Kampfansage und sein Alibi.

      Immer wenn Red getrunken hatte, verwickelte er sich in Schwierigkeiten. Diesmal versuchte er, durch einen Mittelsmann in Verbindung mit Tom Feeney zu kommen, der den Alkoholschmuggel im südlichen Bezirk kontrollierte. Aber es gelang ihm nur, mit O'Donnell zu sprechen, der Toms Personalchef und Schwager war.

      In Wirklichkeit war O'Donnell der leitende Kopf der Bande, und das war nach Perellis Ansicht der schwächste Punkt der Tom Feeney-Gesellschaft. O'Donnell war klein, hager und leicht erregbar. Zu schnell mit der Pistole bei der Hand, wie die einen sagten, und unverschämt frech mit seinem Mundwerk, wie andere wissen wollten.

      Er hörte sich Reds Vorschläge sehr kühl und gelassen an.

      »Red, Sie haben eigentlich für uns ebensowenig Wert wie für sonst jemand«, erklärte er schließlich sachlich. »Sie nehmen Koks, und Sie saufen. Bei unserem Geschäft kann man solche Leute nicht brauchen. Für Perelli habe ich durchaus nicht viel übrig – aber Schwierigkeiten will ich keine mit ihm haben. Wenn Sie allerdings in seinem Bezirk verkaufen wollen, stellen wir Ihnen genügend Alkohol zur Verfügung.«

      Am nächsten Tag ereignete sich nichts Besonderes, außer daß Red Gallway nach anderer Richtung hin Anschluß suchte. In der frühen Dämmerung des Winternachmittags stand er im Polizeipräsidium und bat um eine Unterredung mit Kommissar Kelly. Er wollte sich über einen Polizeibeamten beschweren, erklärte er möglichst laut. Das Polizeipräsidium lag in Perellis Bezirk, und Spitzel berichteten ihm alles Wissenswerte.

      Niemand außer Red wäre in dieser Lage zum Polizeipräsidium gegangen. Schließlich hätte er ja auch die Möglichkeit gehabt, anzurufen und einen Treffpunkt für eine geheime Zusammenkunft zu vereinbaren. Aber wenn Red Gallway Kokain genommen hatte, überlegte er nie lange. Eine Viertelstunde später saß er schon dem Chef der Kriminalpolizei gegenüber.

      Er wollte seine Geschichte möglichst schlau erzählen und vor allem keine Namen nennen. Offen gab er nur zu, daß er in Lebensgefahr schwebe, und nachdem sich Kommissar Kelly einige Zeit mit ihm unterhalten hatte, war er auch davon überzeugt.

      Red erzählte Kelly nichts, was Kelly nicht schon wußte; bittere Erfahrungen hatten den Beamten im übrigen gelehrt, daß es völlig sinnlos gewesen wäre, Red beim Wort zu nehmen und ihn als Zeugen in einem Prozeß auftreten zu lassen.

      Kelly wußte ganz genau, wie und warum Mike Leeson ums Leben gekommen war. Er kannte die Namen der Leute, die den Abtransport der Leiche durchgeführt hatten, genauso wie die Nummer ihres Wagens.

      Red hätte wahrscheinlich noch einige Stunden geredet, aber Kelly hatte viel zu tun, und an einseitigen Unterhaltungen, bei denen er nichts Neues erfuhr, lag ihm nicht viel.

      »Wollen Sie bei uns bleiben?« fragte er.

      Red sah ihn entrüstet an.

      »Soll das heißen, daß Sie mich in Schutzhaft nehmen wollen? Ich bin groß genug, um auf mich selber aufzupassen. Nein, ich werde mich um den ganzen Laden hier nicht mehr kümmern. Chicago kann mir gestohlen werden – ich habe in andern Städten genug Freunde, die mir weiterhelfen.«

      Als Red wieder auf die Straße trat, wurde er von drei Leuten beobachtet. Aber nur zwei davon waren Polizeibeamte.

      »Verliert den Kerl bloß nicht aus den Augen«, hatte der Chef kurz vorher zu ihnen gesagt.

      An der nächsten Straßenecke begrüßten zwei Männer freudig Gallway und nahmen ihn in die Mitte.

      »Was fällt Ihnen denn ein?« fragte Red, als sie ihm liebenswürdig auf die Schulter schlugen und sich bei ihm einhängten.

      »Wenn Sie den Mund aufmachen, knallt's«, erwiderte der eine in herzlichstem Ton und preßte ihm die Mündung einer Pistole in die Seite.

      »Sind Sie verrückt, Sie ...!«

      Die Beamten, die Red beschatten sollten, waren noch Neulinge. Sie sahen nur, daß zwei gute Freunde Red begrüßten und mit ihm in ein Auto einstiegen. Es fiel ihnen nichts Besseres ein, als schnell ein Taxi zu nehmen, aber noch bevor sie einen Wagen gefunden hatten, war das andere Auto schon abgefahren und außer Sicht.

      Red überschaute die Lage nicht sofort. Er war sich nur darüber klar, daß der Mann, der direkt hinter ihm saß, einen harten, kühlen Gegenstand gegen sein Genick drückte. Dabei unterhielt sich dieser Mensch intensiv mit dem Chauffeur über ein Baseball-Match. Die beiden stritten miteinander, ob Südkalifornien oder Columbia gewinnen würde. Der Chauffeur war für Columbia.

      »Dafür bin ich auch«, versuchte sich Red ängstlich einzuschalten.

      »Halten Sie bloß die Klappe«, entgegnete der Chauffeur. »Ich kann mich nur wundern, daß Sie nicht heiser sind – Sie haben doch wirklich lange genug mit dem Polypen gequatscht! Möchte wissen, wen Sie alles verpfiffen haben.«

      »Ich – verpfeifen?« protestierte СКАЧАТЬ