Erwachen. Andreas Nass
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Название: Erwachen

Автор: Andreas Nass

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Krisheena — Tor zum Abyss

isbn: 9783742796394

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СКАЧАТЬ Projektes.«

      »Wesentlich subtiler als das Vorgehen der Untoten, wie deren Okkupation von Banduan, von der ich mich selbst überzeugen konnte.« Ich deutete mit einem Finger kreisend auf die Szenerie in den Gärten. »Wer sucht die Frauen aus?«

      »Mutter.« Eine kurze Pause folgte. »Es ist ihre Strategie. Eine gute Strategie. Ich habe sie selbst angewandt, in Ustan, um das Adelshaus derer von Abendstern zu übernehmen. Yana und ihre Cousine dürften als einzige lebend aus dieser Übernahme entkommen sein.« Mit einem Kopfschütteln wischte er eine Überlegung zur Seite. Er kniff seine Lippen zusammen, bevor er fortfuhr. »Jedenfalls brauchen wir uns keine Sorgen um etwaige Ausweichstädte zu machen, die wir kontrollieren können.«

      Das Bildnis wechselte und ich sah an die einhundert kleine Minotauren. Sie umringten Torvac wie Motten das Licht. Er gab ihnen Unterricht.

      »Ein stolzer Vater«, ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Die Erinnerung an den Verlust seines Sprosses schmerzte tief in mir, doch ich hielt meine aufkommenden Tränen zurück. Intuitiv streifte meine Hand den straffen Bauch, wo unser Kind hätte heranwachsen sollen. Irgendwann, dachte ich, irgendwann …

      »Die Labyrinthstadt wird bald uns gehören«, unterbrach Luzius meine Wunschträume. »Torvac wird bald von hier fortgehen und den König der Labyrinthstadt herausfordern.«

      »So kehrt der einstige Leutnant zurück um zu herrschen. Den Traum, über sein Volk zu herrschen, hatte er bereits, als ich ihn zum ersten Mal traf. Für ihn wird er bald in Erfüllung gehen.« Ich unterdrückte ein Schluchzen und verbarg so gut ich ging meine Gefühle vor meinem Bruder. Ich wollte sein Mitleid nicht. Ich wollte Torvac einen Sohn schenken.

      »Ich zweifle nicht an seinem Erfolg, Crish, doch er wird nichts sein im Vergleich zu dem Erfolg, den wir seit kurzem für uns verzeichnen durften. Einem Erfolg, den wir allein unserer Mutter zu verdanken haben.«

      »Was hat sie denn geschafft?«

      Luzius musste sich anstrengen, um ein neues Bild zu schaffen. Adern traten an seinen Schläfen hervor, und bei seinen Gesten wirkte er äußerst konzentriert. Zunächst verschwommen, dann mit zunehmender Klarheit konnte ich den Blick in ein Gemach werfen, das ich nicht kannte. Zunächst war ich irritiert, was mir mein Bruder zu zeigen versuchte, dann blickte ich in das Gesicht unserer Mutter, ihre Antlitz von Lust verzerrt, der Mund im Stöhnen geöffnet. Geräusche wurden bei der angewandten Hellsicht nicht übertragen, aber auch ohne Akustik ergriff mich ein Gefühl erotischer Spannung.

      Das Blickfeld erweiterte sich und ein Glatzkopf erschien, der nur so vor Muskeln und Ketten strotzte. Ein Freier, der sich allem Anschein nach verausgabte. Ich erkannte ihn sofort und schmunzelte breit. Mutter erfuhr grenzenlose Lust und der Mann gab sich redlich Mühe – aber sie verdrehte den Kopf und ihr hämisches Grinsen blickte uns direkt an. Das Abbild verschwand abrupt.

      »Gibt es Neuigkeiten, ob Akb’ah seine Tochter Moi’ra ausgelöst hat, Luzius?«

      »Ja, allerdings. Sie befindet sich nicht länger in der Obhut des Paschas, hat den Mönchskaiser für die Zeitdauer seines Aufenthaltes im Scharlachroten Tempel aber auch nicht aufgesucht.«

      »Und der Gemahl von Fahatmanephtis? Hat sich unsere Mutter entschlossen, bezüglich Tua’thal etwas zu unternehmen?«

      »Nein«, sagte Luzius lakonisch, »den brauchen wir nicht mehr.«

      »Aber was ist mit den Orks? Wie wollen wir ihre Unterstützung sichern, wenn nicht durch einen uns gefälligen Anführer?«

      »Während deiner Abwesenheit blieb das Orkreich von Zwischenfällen nicht verschont. Der Tod des Orkkönigs hat für einigen Aufruhr unter seinem Volk gesorgt. Die Untoten, tja. Welch ein hinterhältiges Attentat. Wer hätte das gedacht?« Luzius schüttelte in gespielter Anteilnahme den Kopf. »Zudem haben wir unsere Zugriffsmöglichkeiten auf den Sklavenmarkt ausgeweitet. Bereits vor vielen Zehntagen sind wir in Verhandlungen mit dem Pascha getreten, und er gehört nun zur Familie – könnte man sagen. Er arbeitet jetzt für uns.«

      »Puh, so viel ist geschehen. Mir wird schon ganz schwindelig.«

      »Es ist an der Zeit, den Chaostrank zu brauen, Crish. Wie weit bist du mit der Besorgung der Zutaten?«

      »Mir fehlt noch das Blut von Ballana.«

      »Es sollte nicht schwierig sein, die Komponente zu bekommen. Ihr Verstand kennt nur drei Dinge: Blut, Gewalt und Fleischeslust.«

      »Ersteres will ich, letzteres gebe ich.«

      »Ich sage ja, es wird nicht schwierig. Sie zu kontrollieren wird schwer. Sie ist absolut ichsüchtig. Und ihre Macht nahezu grenzenlos. Es gibt nur einen anderen, mir bekannten Vampir, der ihr ebenbürtig ist.«

      »Und wer sollte das sein? Ich habe mich mit den Blutsaugern bislang nicht beschäftigt und habe das auch in Zukunft nicht vor. Wie ist der Name des Vampirs?«

      »Khaas, der dunkle Vogel. Niemand weiß, wo er sich derzeitig aufhält. Er war einst der Leutnant von Laird. Als sie sich zerstritten, verlor Laird seine linke Hand und sein linkes Auge. Durch Khaas selbst, so wird es überliefert. Und nun verbirgt sich Khaas erfolgreich vor dem Gott der Geheimnisse und Verstecke. Ein weiterer Affront.« Luzius lachte schal. »Jedoch, all das, was ich dir gerade erzählt habe, beruht auf Gerüchten – ich selbst glaube nicht daran.«

      »Stellt Khaas denn eine Bedrohung für uns dar? Ich meine, versucht er, Ballana zu vernichten?«

      »Nein, es ist eher so, dass Ballana eine persönliche Fehde gegen ihn führt.«

      »Oh, das entspricht natürlich eher ihrem narzisstischen Charakter. Ich frage mich, auf welches Machtmittel sie überhaupt reagiert.«

      »Ballana unterwirft sich nicht der Gewalt und auch nicht dem Blut. Das einzige, um sie ein wenig zu kontrollieren, ist Fleischeslust.«

      »Das gibt mir Hoffnung, ihr gefällig zu sein. Wenn sie sich nach Lustbefriedigung durch mein Fleisch verzehrt, hält sie das vielleicht davon ab, nach meinem Blut zu dürsten. Und mir ein wenig von ihrem Blut zu geben.«

      »Wenn du zu gut bist, wird sie dich nicht gehen lassen. Das bedeutet langwierige Verhandlungen. Und einen horrenden Preis für deine Freiheit. Andererseits, wenn du ihr nicht gefällst …«

      Ich kniff meine Lippen zusammen und nickte nachdenklich. Wenn ich mich je von den Gedanken an meine blutdürstige Halbschwester befreien wollte, musste ich handeln. »So«, sagte ich bekräftigend und richtete mich im Becken auf, »wie du schon richtig anmerktest, ist es an der Zeit, den Chaostrank zu brauen. Ich werde mich dann mal auf den Weg machen.«

      Ohne ein weiteres Wort hob ich mich mit den Händen aus dem Becken, setzte mich auf den Rand ab und schwang meine langen Beine aus dem Wasser. Ich verließ das Bad in Richtung meiner privaten Gemächer.

      Dort scheuchte ich meine beiden persönlichen Sklavinnen aus dem Himmelbett. Ich gab ihnen Anweisungen, ließ mich kleiden und frisieren. Nach der Anprobe verschiedener Frühlingskleider entschied ich mich für eins aus leichtem Stoff und mit sonnigen Farben. Im Standspiegel überprüfte ich mein Aussehen, korrigierte die Nachlässigkeiten meiner Kammerzofen und tadelte sie dafür. Malia und Elyabel sahen beschämt zu Boden. Die beiden hübsch anzusehenden, jungen Frauen erhielten je einen Klaps auf den Po, dann ging ich und suchte Saphira im Bezirk der Magier auf.

      Als die Hohepriesterin der Keylani mich in ihr Gemach eintreten sah, lächelte sie mir entgegen.

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