Besessen. Nicole Seidel
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Besessen - Nicole Seidel страница 5

Название: Besessen

Автор: Nicole Seidel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Dämonenfeuer

isbn: 9783738026351

isbn:

СКАЧАТЬ er. Schließlich trocknete er sie ab und brachte sie in eines der unzähligen, ungenutzten, staubigen Zimmer. Dort legte er das Mädchen ins Bett und deckte sie sorgsam mit der muffigen Decke zu. Schnell schlummerte sie ein.

      Jucon ging nach unten und fand denn letzten Räuber. Vhez, der röchelnd in der Empfangshalle lag und langsam am Bolzen in seiner Lunge verblutete, beendete er mit einem gnadenlosen Schnitt durch die Kehle das jämmerliche Dasein.

      Der Lord begann die zehn valdivianischen Räuber zu entsorgen. Dazu schmiss er die teilweise verbrannten Körper einfach über den Müllaustritt hinter der Küche hinaus in einen tiefen Graben. Die Leichen landeten auf dem zu Kompost gewordenen Müllberg und schon bald würden sich Maden und Bakterien ihrer Wandlung annehmen.

      Als das erledigt war, sah er nach seinem verwundeten Wolf. Das Tier schleckte ihm dankbar die Hand ab, war aber immer noch zu schwach vom Blutverlust.

      Er wusch sich das Blut und den Dreck vom Körper und griff nach einem weißen Tuch, etwa drei Handlängen breit, und legte es sich um die Hüften. Damit es dort hielt, schnallte er sich seinen Gürtel nun um die Hüfte. Das verlorene Messer steckte wieder in der Scheide.

      Zwei Zimmer weiter lag Petrarca. Als der Lord ihre Ruhestätte betrat, schlief sie noch. Seit er sie dort hineingelegt hatte, mussten bereits drei Stunden vergangen sein. Jucon stand reglos an ihrem Bettende und betrachtete sie. Und doch sah er sie nicht. Seine Gedanken schweiften ab.

      Keinesfalls dachte er über den zurückliegenden Kampf nach. Was würde mit dieser Frau geschehen? Wenn sie dem Wahnsinn verfiel, würde er sie töten, denn eine Irre konnte er nun wahrlich nicht gebrauchen. Und wenn sie geistig genesen würde? - soweit das in ihrem grauenvollen Zustand geschehen konnte. War sie unantastbar der Schmach, die man ihr zu gedeihen ließ - noch irgendwie brauchbar? So oder so lief alles nur dahin hinaus, dass er sie wohl beseitigen würde. Töten. Ihr das Leben nehmen musste.

      Jucon Alde'Atair schüttelte den schönen Kopf. Nein. Das Töten musste endlich mal ein Ende haben. Wirklich?

      Es rankte sich nicht umsonst ein gruselige Legende um seine Person. Dem letzten Atair, der herrschenden Kaste in der Provinz Coron von Mantineia. Dem Reich, in dem das eigene Volk von einem einzelnen Mann ausgelöscht worden war.

      Begonnen hatte Coron's Untergang mit dem Wahnsinn, dass ein jugendlicher Prinz seine herrschenden Eltern umgebracht hatte! Und nach und nach all die anderen Angehörigen seiner Familie. Zunächst heimlich, mit magisch geladenen Flüchen, die sich in tödliche Unfälle wandelten. Doch dieser Prinz machte nicht einmal vor seinen Untergebenen halt und vergiftete heimtückisch alle Brunnen im Lande, damit es keinen gab, der gegen ihn sprechen konnte. Das Volk floh aus der Provinz und das ganze Reich Mantineia begann zu verwaisen. War dieser Jüngling wahnsinnig?

      Nein! Ihn hatte nur ein rachelustiger Dämon aus der alten Götterwelt beseelt. Ihn, Jucon Alde'Atair Am' Corona de' Mantineia, traf nur soweit eine Schuld, in dem er Gefallen fand am Spiel über Leben und Tod.

      Wenn Petrarca erwachte und erfuhr, bei wem sie gelandet war, und die alten Geschichten kannte, würde sie ihn verurteilen. Und wenn sie nichts von der mantineianischen Atair-Legende wusste? Die Antwort würde der Lord erst finden, wenn er das Mädchen mit seinem Namen konfrontierte.

      Unbeweglich stand der Lord an ihrem Bett wohl noch zwei Stunden und nagende Fragen plagten ihn. Sie erwachte unerwartet und plötzlich. Verwirrt richtete sich ihr Blick auf das Zimmer und schließlich auch auf ihn. Sie brauchte eine Weile bis sie der Situation bewusst wurde, sich an das was geschah erinnerte und wo sie sich befand.

      Stumm fragend schaute sie ihn an. Jucon erriet den Sinn ihres verwirrten Blicks, der gleichsam auch seine eigenen Fragen beantworten dürfte. "Willkommen auf Schloss de' Altair Am' Corona-Mantineia", erwiderte der Lord trocken.

      Ungläubig starrte Petrarca ihn nur an und fragte schließlich: "Dann seit ihr Lord Jucon Alde'Atair!"

      Während er nickte, wusste er, dass wenn sie seinen Namen kannte, auch von der blutigen Legende gehört hatte. Die Konfrontation war da. Ihre Reaktion bleib noch aus...

      Petrarca schüttelte den Kopf. "Nein!"

      Er versicherte ihr nichts zu tun und bot ihr Kleidung aus der Truhe an, auf deren Deckel sich jahrzehntelanger Staub niedergelegt hatte. Dann verließ er den Raum.

      Das Entsetzen steckte ihr tief in den Knochen, als die Frau aus dem Bett stieg. Unwillkürlich überkam sie ein kurzer Schwindel. Sie überwand ihn und öffnete die Truhe mit zitternden Händen. Zuoberst lag ein prächtiges senffarbenes Kleid. Ohne groß zu überlegen kletterte sie hinein.

      Wie ein wilder Schwarm Bienen waren ihre Gedanken und Gefühle. Sie kämpfte gegen die eigene Selbstaufgabe. Verursacht von den Misshandlungen der Vergangenheit und dem neuhinzugekommenen Schrecken in das Netz eines blasphemischen Dämons geraten zu sein. Sie wusste von seinen Morden an seinen Eltern, Verwandten und dem eigenen Volk. Mochte dies auch lange vor ihrer Geburt geschehen sein, so bestärkte seine reale Existenz sie in ihrem Glauben an Furcht und Vorsicht, Lebenswille und Flucht.

      Als behelfsmäßige Waffe fand Petrarca eine Haarnadel, die Hand lang und aus gehärtetem Walknochen war. Sie versteckte sie im Saum ihres linken Ärmels. Petrarca schlich zur Tür und lauschte zunächst, aus Angst er könne draußen auf sie warten. Doch es war nichts zu hören. Absolute Stille herrschte, obgleich es erst Spätnachmittag war - was aber wegen des ständigen Nebelscheiers und dem schattenreichen Mauerwerk kaum auszumachen war.

      Petrarca huschte in den Gang. Barfuß nahm sie die linke Abzweigung des gespenstischen Korridors und gelangte nach zwei kurzen Biegungen an die Galerie, die um die Empfangshalle ging. Mehrere Treppen führten in bestimmten Rhythmen in die untere Etage. Nur ihre leise tapsenden Schritte waren zu vernehmen, als sie das Eingangsportal unten erreichte.

      War es beim Eintritt der Räuber noch offen gestanden, so war es nun fest verschlossen und nicht aufzubekommen. Petrarca bemühte sich umsonst. Sie zerrte und riss mit aller Kraft an dem Schließmechanismus, doch die Tür blieb verschlossen.

      Dafür erklang ein kratzendes Geräusch. Die Frau fuhr erschrocken herum. An der Haupttreppe ihr gegenüber erschien Jucon. In seiner Hand lag ein Messer, mit dessen Spitze er über die Metallummantelung des Geländers kratzte, während er bedächtig langsam die Stufen hinab schritt.

      Der Lord hatte schon fast die Halle erreicht, als Petrarca aus ihrer Starre erwachte und nach einem Fluchtweg suchte. Sie entschloss sich nach rechts zu gehen. Jucon folgte ihr nach.

      In ihren Augen las er die Furcht und die Erkenntnis seiner Legende. Er brauchte sie in ihrem Zustand nicht. Aber er wollte sie auch nicht so einfach gehen lassen. Nicht dass sie anderen von seiner Existenz erzählte und sie hier her kommen würden, um ihn zu richten. Aber nicht nur er wollte die Benevenxianerin nicht gehen lassen, auch das Schloss selbst hatte seine Tore verschlossen und würde Petrarca nicht fort lassen.

      Am Ende des Korridors rüttelte die Frau an Türen, die sich ihr nicht öffnen wollten. Ihr blieb auch nicht mehr die Gelegenheit einen anderen Gang entlang zu rennen, da der Lord bereits an der letzten Biegung aufgetaucht war.

      Petrarca war verloren. Blieb nur noch die Art ihres Todes.

      Sie hielt die Haarnadel verborgen in ihrer Hand und trat mit zögernden, bebenden Schritten näher. Sie war unfähig ihm in die unheimlichen Augen zu sehen. Auch vermied sie in sein schönes Gesicht zu sehen. So starrte sie nur irgendwo in die Schatten, konzentriert auf das, was sie vor hatte.

      Etwas über eine Armlänge trennte sie noch voneinander. СКАЧАТЬ