Der viereckige Smaragd. Edgar Wallace
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Название: Der viereckige Smaragd

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752947540

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СКАЧАТЬ ich habe Unterkunft unter der obigen Adresse gefunden. Die Gegend ist nicht gerade die beste, aber das Zimmer ist ganz gut, obwohl meine Wirtin ein abstoßendes Frauenzimmer ist. Außerdem sind noch sechs Kinder hier im Haus, das jüngste ist erst einige Monate alt, das älteste ist ein Mädchen von acht Jahren. Daraus geht schon hervor, daß Mrs. Inglethorne, welche Fehler sie auch sonst haben mag, ihrem Vaterland durch reichlichen Nachwuchs gedient hat (sie trinkt Schnaps und hat ein feuerrotes Gesicht wie spanischer Pfeffer). Ich kaufe mir einen neuen Anzug und hoffe, daß ich in ein paar Tagen melden kann, daß ich vorwärtskomme ...

      Leslie Maughan fand diesen Brief am folgenden Nachmittag, als sie von ihrem Büro nach Hause kam.

      ›Der Fall Dawlish‹, wie ihn Mr. Coldwell bezeichnete, obwohl sie selbst dieser Angelegenheit einen ganz anderen Namen beilegte, nahm im Schlafen und Wachen alle ihre Gedanken in Anspruch. Es war ihr erster größerer Fall, denn sie hatte sich früher noch niemals selbständig mit der Aufklärung einer Sache befassen können. Sie hatte allerdings schon mehrere aufsehenerregende Ereignisse miterlebt. Sie hatte Coldwell geholfen, den Mord im Kent-Tunnel aufzuklären. Als erste hatte sie damals den Eindruck gehabt, daß der Hauptzeuge, der der Polizei über die Tat berichtete, zu viel von der Tragödie wußte, um nicht selbst an dem Verbrechen beteiligt zu sein. Das führte später zur Klärung des ganzen Falles. Sie war es auch bei einer anderen Gelegenheit gewesen, die beim Durchsuchen der Taschen eines Gefangenen einen Flecken von unauslöschlicher Tinte auf einer Silbermünze fand. Auf diesen kleinen Anhaltspunkt hatte sie eine Theorie aufgebaut, die zu der Verhaftung der Flack-Bande und zur Auffindung der Druckmaschine führte, mit deren Hilfe die Verbrecher ganz Europa mit gefälschten Tausend-Franc-Scheinen überschwemmt hatten.

      Leslie Maughan besaß eine außerordentliche Begabung für die Aufgaben eines Polizeidetektivs, und ihr feiner Instinkt für die Hintergründe einer Sache hatte ihre Vorgesetzten schon oft in Erstaunen und Bewunderung versetzt.

      Und nun stellte sie wieder eine Theorie auf, allerdings auf schwachen Fundamenten, darüber war sie sich klar – auf einem kleinen Gedichtband, den sie in einem Landhaus in Cumberland gefunden hatte.

      Wieder nahm sie ihn aus ihrem Bücherregal. Es war ein dünnes Buch mit Gedichten von Elizabeth Browning. Auf der ersten leeren Seite standen in hübscher Handschrift acht Zeilen in Gedichtform. Es waren ganz freie Verse, die nicht einmal besonders gut waren. Sie las sie wohl schon zum fünfzigsten Male. Dann legte sie das Buch wieder fort und ging zu ihrem Schreibtisch zurück. Dort saß sie eine halbe Stunde lang, stützte ihr Kinn in die Hände und schaute gedankenverloren auf die gegenüberliegende Wand. Sie konnte im Augenblick nichts mehr für Peter Dawlish tun, doch ihre Gedanken kehrten immer wieder zu ihm zurück.

      Sie nahm aus einer Schublade die Zigarettenschachtel, die sie ihm am vorigen Abend angeboten hatte, und betrachtete sie zerstreut. Sie hatte ganz London abgesucht, um diese besondere Sorte ägyptischer Zigaretten zu bekommen, und hatte sie schließlich an einer Stelle gefunden, wo sie es am wenigsten erwartet hatte – in Scotland Yard. Der Polizeipräsident selbst, früher Offizier in Ägypten, ließ sie für sich von dort kommen.

      Sie schloß die Schachtel wieder, packte sie ein und adressierte sie an ›Peter Dawlish Esq., 104 Several Street, London‹. Es war fast schon dunkel, als Lucretia ihr den Tee hereinbrachte.

      »Heute Abend gehen Sie doch nicht mehr aus, Miss?« fragte sie. Leslie bejahte. »Aber dann nehmen Sie mich doch wenigstens mit?«

      Leslie lachte durchaus nicht.

      »Ich kann mir nur nicht vorstellen, wie Sie sich in einem Nachtklub ausnehmen, Lucretia.«

      »Ich kann ja draußen warten«, bestand Lucretia energisch. »Ich würde es mir auch nicht im Traum einfallen lassen, in einen Nachtklub zu gehen – nach allem, was ich in den Zeitungen darüber gelesen habe. Ich habe gestern Abend eine Gesellschaft aus einem Auto steigen sehen – es waren Damen! Aber, gnädiges Fräulein, ich hätte ihre ganzen Kleider in meiner kleinen Handtasche unterbringen können. Ich kann so etwas nur schamlos nennen!«

      Leslie lachte.

      »Sie müssen verstehen, Lucretia, daß keine Dame glaubt, sie sei zu einer Abendgesellschaft richtig angezogen, wenn sie sich nicht entsprechend ausgezogen vorkommt – aber werden Sie nur nicht gleich ohnmächtig!«

      »Ja, die Frauen sind nicht mehr das, was sie früher waren«, seufzte Lucretia.

      Leslie war sich noch nicht ganz klar darüber, welche Taktik sie anwenden sollte. Mr. Coldwell hätte sie schon oft wegen ihres Glückes geneckt, aber ihr ›Glück‹ bestand eigentlich in ihrer außergewöhnlichen Begabung, und sie fühlte jetzt wieder, daß etwas Schicksalschweres in der Luft lag. Sollte sie Lady Raytham noch einmal besuchen und ihr diesmal nicht nur Andeutungen machen, sondern in ganz verständlichem, klarem Englisch zu ihr sprechen? Das würde sie keine besondere Anstrengung kosten, denn sie war vollständig frei von irgendwelchen Hintergedanken. Sie hatte sich heute morgen erkundigt, ob Lady Raytham ihre Drohung ausgeführt und sich schriftlich an den Polizeipräsidenten gewandt hatte. Aber anscheinend hatte sie ihre Absicht nicht ausgeführt. Hätte Peter Dawlish ihr von dem Überfall berichtet, der auf ihn gemacht worden war und der ihn auf so überraschende Weise in das Haus von Mrs. Inglethorne führte, so wäre sie schon früher nach Berkeley Square gegangen. Aber Peter hatte sich darüber ausgeschwiegen, und Leslie erfuhr erst am nächsten Tag von seinem Erlebnis.

      Sie ging in ihr Schlafzimmer und zog sich um. Sie wollte an diesem Abend mit Mr. Coldwell bei Ambassadors speisen, das manchmal von Uneingeweihten als Nachtklub bezeichnet wurde, in Wirklichkeit aber ein Mittelpunkt des vornehmen Londoner Lebens war. Sie wählte ein durchbrochenes Spitzenkleid, das Lucretia nur mit moralischem Abscheu betrachtete, dann nahm sie ihren schweren Pelzmantel um und zog ein paar Überschuhe über ihre leichten, eleganten Abendschuhe. Schließlich schickte sie Lucretia fort, um ein Taxi zu holen. Um Viertel nach sieben klingelte sie am Haus Nr. 377, Berkeley Square. Die Tür wurde sofort von einem Diener geöffnet.

      »Haben Sie eine Verabredung mit Mylady?« fragte er, als er die Tür hinter ihr schloß.

      »Nein, sie hat keine Verabredung mit Mylady!«

      Leslie drehte sich erstaunt um, als sie die laute, raue Stimme hinter sich hörte. Es war Druze, der durch eine Tür unter der Treppe in die Eingangshalle getreten war. Sein sonst blasses Gesicht war rot und aufgedunsen, sein Haar ungeordnet, und er hatte einen großen Flecken auf seinem weißen Vorhemd. Mit unsicheren Schritten kam er auf sie zu. Er war betrunken und in diesem Zustand ein ganz anderer als sonst.

      Der Charakter des Mannes schien völlig verändert zu sein. Früher war er immer achtsam, geräuschlos und rücksichtsvoll gewesen, jetzt aber war er laut, unangenehm und aufdringlich.

      »Sie können machen, daß Sie fortkommen – packen Sie sich, wir können Sie hier nicht gebrauchen!«

      Er ging drohend auf Leslie zu, aber sie bewegte sich nicht. Der zweite Diener hatte sich zurückgezogen und beobachtete aus dem Hintergrund mit unterdrückter Schadenfreude das merkwürdige Betragen seines Vorgesetzten.

      »Können Sie nicht hören, was ich sage? Scheren Sie sich fort, wir dulden hier keine herumspionierenden Polizistinnen!«

      Es sah so aus, als ob er Gewalt anwenden wollte, um sie hinauszuwerfen, aber er hatte seine Hand kaum erhoben, als sie mit leiser Stimme etwas zu ihm sagte – es war nur ein Wort. Plötzlich senkte sich die große fleischige Hand wieder, das Rot wich aus seinem Gesicht, und er sah sie bestürzt an. Als Leslie Maughan nach oben schaute, bemerkte sie Lady Raytham an der Treppe.

      »Kommen Sie bitte herauf.«

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