Nesthäkchen und ihre Enkel. Else Ury
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Название: Nesthäkchen und ihre Enkel

Автор: Else Ury

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752940671

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СКАЧАТЬ daß sie sogar eine Scheu vor ihnen hatte.

      »Aber der hier ist doch süß! Ein ganz junges Äffchen, nicht wahr, Papi? Und so zahm ist er! Ich werde ihn Jimmy nennen.« Anita reichte ihm ihre schlanke Hand hin, in die der Affe seine braune, langfingerige legte.

      » Marovilhosa – er ist wundervoll! Ein entzückendes Tierchen! Alle vornehmen Damen besitzen ein zahmes Äffchen. Vielen, vielen Dank, Papi.« Begeistert küsste Anita dem Vater beide Wangen.

      »Nun, und wo bleibt dein Dank, Marietta? Willst du den kleinen braunen Burschen nicht auch bewillkommnen?«

      Marietta legte die Hände auf den Rücken und trat in deutlicher Abneigung noch einen weiteren Schritt zurück.

      »Sie hat Angst! Unsere große Jetta hat Angst vor dem kleinen Äffchen«, lachte Anita sie aus.

      »Eine Tavares hat keine Angst«, sagte der Vater in bestimmtem Tone. »Geh, schau dir das Tierchen mal näher an, Marietta. Es tut nichts.«

      Anita hatte den braunhaarigen Gesellen aus seinem rosigen Bettchen genommen und hielt ihn der Schwester entgegen. »Sei lieb, Jimmy, komm, streichle die Jetta.«

      Mit der braunen Affenhand wollte sie Mariettas zarte Wange berühren. Aber schreiend wich diese zurück. Der Affe, erschreckt über ihren Schrei, machte einen Satz auf das junge Mädchen zu und versetzte ihm ein paar Ohrfeigen. Marietta schrie wie am Spieß. Der Affe sprang die Terrassenstufen auf allen vieren hinab, hast du nicht gesehen den schlanken Schaft einer Palme hinauf und sah nun von dort oben der Weiterentwicklung der Dinge zu.

      Anita hielt sich die Seiten vor Lachen. Auch der Vater stimmte in ihr Lachen ein. Der Anblick war unglaublich komisch. Bei Frau Ursel überwog das mütterliche Mitleid. Sie zog das erschreckte Mädchen zu sich heran und beruhigte es zärtlich.

      »Jetta, Mädelchen, wer wird denn so ängstlich sein. Das Äffchen tut nichts, wenn du es nicht reizt. Obgleich ich gestehen muß, daß mir der vierhändige Familienzuwachs auch nicht gerade sympathisch ist.«

      »Gräßlich unsympathisch ist er – horrible indeed!« Die Miß, die ganz versteinert dagesessen, zeigte wieder Leben.

      »Wenn du den Affen nicht magst, verschenken wir ihn, Ursel«, stimmte ihr Mann sofort bereitwillig bei.

      »Nein – nein, das tust du mir nicht an, Mammi. Ich bin ganz selig über ihn. In Europa halten sich die Damen ein Schoßhündchen oder einen Papagei oder einen Vogel im Käfig. Laß mir doch auch meinen Affen. Tante Margarida hat auch einen«, bat Anita lebhaft.

      »Nun, hier draußen auf der Fazenda mag er meinetwegen bleiben. Aber in das Haus darf er nicht.« Die Mutter wollte jedem ihrer Kinder gerecht werden. Man konnte Anitas tiefblauen Strahlenaugen nur schwer etwas abschlagen.

      »Ich mag keine nervöse junge Damen, Marietta«, äußerte sich der Vater. »Für dich ist es mir besonders lieb, daß die Mutter dem neuen Hausgenossen ein Plätzchen auf der Fazenda gestattet. Du mußt dir die kindische Furcht abgewöhnen. Amerikanische Mädchen dürfen keine zartbesaiteten Nerven haben.«

      Anita schlang den Arm um die Schwester. »Du wirst dich schon an Jimmy gewöhnen, Jetta. Er ist ja so niedlich. Er soll dich auch ganz gewiß nicht mehr streicheln, wenn es dir unangenehm ist.«

      Marietta machte sich aus dem sie umfangenden Arm frei. »Der abscheuliche Affe verdirbt mir den ganzen Ferienaufenthalt hier in Ribeirao Preto. Wenn du mich lieb hast, Nita, verzichtest du auf ihn. Wähle zwischen ihm und mir!« Anita lachte hellauf. Auch die Eltern mußten lachen. Selbst die Miene von Miß Smith wurde süßsäuerlich.

      »Ach, bist du komisch, Jetta! Bist du komisch! Jimmy ist doch nicht mein Zwilling, daß ich zwischen euch wählen soll. Oder findest du, daß er mit einem von uns Ähnlichkeit hat?« Ihr Lachen wirkte so ansteckend, daß sogar Marietta einstimmen mußte. Anita hatte wieder mal gewonnenes Spiel.

      Jimmy wurde mittels einer Banane von seinem hohen Auslug herabgelockt. Und als er so possierlich die Banane mit Händen und Zähnen abzuschälen begann und die Schalen dann der unglücklicherweise zunächst sitzenden Miß an den Kopf warf, die erschreckt aufkreischte, hatte Marietta die eigene Furcht schon ein wenig überwunden. Obwohl Jimmy sich so unehrerbietig gegen Miß Smith benahm, ward er gnädig in den Tavaresschen Familienkreis aufgenommen.

      Aus dem Garten klang die Stimme der alten Rosita: »Juan – Juan – wo steckst du?« Und gleich darauf ihr empörter Ausruf: »Nein, dieser Junge! Nun hat Rosita ihn von Kopf bis Fuß frisch angezogen, und jetzt ist er pitschnass. Juan, willst du wohl aus dem Springbrunnen heraus!«

      Die Familie eilte zum Garten hinab. Nur die Miß und Jimmy blieben zurück. Erstere, weil sie so leicht nichts aus der Ruhe zu bringen vermochte, letzterer, weil ihn die Reste des reichen Frühstückstisches lockten. Beide betrachteten sich mit gegenseitigem Mißtrauen.

      Inzwischen hatte Frau Ursel, deren Schritte Muttersorge beflügelte, als erste den Springbrunnen erreicht. Dort bot sich ein merkwürdiges Bild. In dem großen Steinrund, das von dem niederstäubenden Wasserbogen des Springbrunnens gefüllt wurde, jagte der kleine Juan wie ein Zirkuspferd herum, jedesmal laut aufjuchzend, wenn ihn der nasse Strahl durchweichte. Hinter ihm her – allerdings außerhalb des Steinbassins – die alte Mulattenkinderfrau, rufend und bittend. Vergeblich bemühte sie sich, ihn herauszuangeln. Immer wieder entwischte ihr der kleine Bursche. Hinter den Bäumen und aus dem Buschwerk lugte, vor Vergnügen grinsend, die farbige Dienerschaft hervor.

      Frau Ursel wußte nicht, ob sie über das eigenartige Bild lachen oder schelten sollte. »Juan – gleich kommst du heraus. Du wirst dich erkälten. Ganz naß sind deine Locken. Und den schönen, neuen Anzug verdirbst du obendrein.«

      »Ach, Mammi, herrlich ist es unter der Brause. Komm doch auch herein.« Der kleine Wassergott begann die großen Schwestern, die nun auch auf ihn Jagd machten, übermütig zu bespritzen. Das gab ein Lachen, Jauchzen und Kreischen, daß die Papageien droben in den Baumzweigen ihre runden Äuglein erstaunt aufrissen. Wo war ihre vielmonatige Ruhe hin?

      »Juan, jetzt ist es genug des Übermuts. Jetzt kommst du heraus«, befahl der Vater. Heimlich hatte er seine Freude an dem Streich seines Jungen, der ihm oft nicht forsch genug war.

      »Bekomme ich auch das kleine Pony, Papi? Und darf ich mit dir ausreiten?« leitete der Kleine die Verhandlungen ein.

      »Das wird sich später finden.«

      »Nein, das soll sich gleich finden, das kleine Pony«, verlangte der Kleine, der ziemlich verzogen war.

      »Ich habe etwas viel Schöneres für dich, Juan, als das Pony – ein süßes, kleines Äffchen, Jimmy heißt es«, versuchte ihn Anita zu überreden.

      »Juan, sieh nur, wie traurig die Mammi ist, weil du ungehorsam bist«, stellte Marietta zu gleicher Zeit dem kleinen Bruder vor.

      Was nun mehr Eindruck auf Juan machte, das Äffchen Jimmy oder die traurige Mammi, das ließ sich schwer ergründen. Er war sich wohl selber darüber nicht ganz klar, was ihn veranlaßte, dem kühlen Bade zu entsteigen und sich von der atemlosen Kinderfrau greifen zu lassen.

      »Wenn du dich brav abreiben und umkleiden läßt, Hansi, hat dich die Mammi wieder lieb.« Frau Ursel strich dem Kleinen die triefenden Haare aus dem Gesicht.

      »Erst den Affen sehen«, verlangte Juan.

      »Der Vater zeigt dir das Äffchen. Dann aber gehst du gleich artig mit СКАЧАТЬ