Gänzlich ohne Spur. Dietrich Novak
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Название: Gänzlich ohne Spur

Автор: Dietrich Novak

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Valerie Voss, LKA Berlin

isbn: 9783742779175

isbn:

СКАЧАТЬ er das Kind in ein Erdloch oder anderswo eingesperrt hat, würde auch das mit den vielen Wohnungen des Herrn Sinn machen.«

      »Verdammte Scheiße, ich will das nicht schon wieder mit diesen religiös Verwirrten«, sagte Valerie. »Können die Zeichen nicht noch etwas anderes bedeuten? Wartet mal! Als man noch nichts von Google Earth wusste, gab es doch diese Faltpläne. Wurden die Quadrate nicht immer einem Buchstaben und einer Zahl zugeordnet?«

      »Aber warum zwei verschiedene Zuweisungen? Einmal „S“ und einmal „K“ beziehungsweise „L“.«

      »Weil es sich vielleicht um zwei verschiedene Pläne handelt. Oder der eine zur Innenstadt gehört«, sagte Valerie.

      »Also hier auf unserem Wandplan sind es zwei völlig verschiedene Gegenden«, sagte Marlies, »und was ist mit der 33?.

      »Ich habe noch so’n altes Ding im Auto«, sagte Lars. »Als es konkret wurde, dass ich nach Berlin gehe, hat ihn mir ein Freund geschenkt. Soll ich ihn holen?«

      »Ja, sofort!«, riefen alle im Chor, und Lars lief los.

      »Fällt noch jemand etwas zu den Zeichen ein?«, fragte Hinnerk, während Lars unterwegs war.

      »Vielleicht ein Kreuzworträtsel? „S“ könnte für senkrecht und „L“ für längs stehen«, meinte Marlies.

      »Nicht schlecht, Schmidtchen«, sagte Valerie, »fragt sich nur in welcher Zeitung? In den Tageszeitungen sind die Rätsel meist nicht so groß, und Rätselhefte gibt es wie Sand am Meer.«

      »Was ist mit Schach?«, fragte Marlies.

      Hinnerk lachte laut auf.

      »Beim Schach gehen die Felder nur von A bis H beziehungsweise von 1 bis 8. Da gibt es keine Dreizehn und auch kein „L“ oder „K“ und erst recht keine 33.«

      »Tschuldigung, ich spiele kein Schach.«

      »Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen, Schmidtchen«, sagte Valerie, »beim Brainstorming ist alles erlaubt. Und ich finde es toll, wie du mitdenkst.«

      Als Lars zurückkam, wedelte er mit zwei Plänen.

      »Ich habe noch einen gefunden«, sagte er, »muss ich mal auf dem Flohmarkt gekauft haben. Los, lasst sie uns beide ausbreiten!«

      Es begann ein Knistern und Flattern und auch Fluchen, weil es gar nicht so leicht war, die Seiten auseinanderzufalten, ohne das dünne, brüchige Papier zu beschädigen. Aber schließlich gelang es, und Valerie und Hinnerk und Marlies und Lars hatten einen großen Plan von Berlin vor sich liegen.

      »Also bei uns ist es die Dahlemer Gegend«, sagte Lars, »und bei euch?«

      »Auch«, sagte Hinnerk. »Mist in diesem feinen Bezirk gibt es bestimmt kein Ödland oder verlassene Fabriken.«

      »Sieh mal hier!« Valerie deutete mit dem Finger auf eine Straßenkreuzung. »An der Königin-Luise-Straße Ecke Peter-Lenné-Straße liegt doch das ehemalige Institut für Anatomie der FU. Das wurde 1949 eröffnet und 2005 aufgegeben. Seitdem liegt es in einem Dornröschenschlaf. 2008 soll das Gelände ein Discounter erstanden haben, um dort ein Einkaufszentrum zu errichten. Der Bezirk hat aber die Genehmigung verweigert. Daraus ist ein Rechtsstreit entstanden, und die Ruinen verfallen weiter.«

      »Ja, ich erinnere mich. Das ging immer wieder durch die Presse«, sagte Lars. »Das ehemalige Institut gilt bei Fotografen als „lost place“ – aufgrund des morbiden Charmes eignet sich das Gelände hervorragend zum Fotografieren, was offiziell natürlich verboten ist. Die Zäune werden aber immer wieder von Abenteurern überwunden. Ich habe im Internet Fotos gesehen. Gruselig, sage ich euch. Die haben damals alles stehen und liegen gelassen. Die Hörsäle sind noch bestuhlt, und im Keller stehen sogar noch Seziertische herum. Soll ich die Seite mal aufrufen?«

      »Ja, kannst du machen. Aber ich denke, wir verschaffen uns selbst ein Bild vor Ort. Und wir nehmen Leichenspürhunde mit und das Nachthemdchen von Elena«, sagte Valerie.

      Als sie dann die Fotos im Netz sahen, erkannten sie, dass Lars nicht übertrieben hatte. Besonders ein Foto erweckte Valeries Interesse. Deshalb tippte sie mit dem Finger drauf, und Hinnerk nickte. Es zeigte eine halb geöffnete Leichenkühlkammer mit der Nummer 33.

      Der Mann, der sich Tom nannte, war immer für eine Überraschung gut. So kam er nach einigen Monaten der Tortur und Einsamkeit für Annika mit einem kleinen Mädchen an der Hand in den Bunker. Die Kleine hatte dunkelbraune Löckchen und große Kulleraugen in der gleichen Farbe, die jetzt allerdings vom Weinen gerötet waren. Ihre Körperhaltung und ihr Gesichtsausdruck zeigten, dass sie völlig verstört war und panische Angst haben musste. Annika schätzte sie auf etwa sechs Jahre und hoffte, dass es sich nicht nur um einen kurzen Besuch handeln würde.

      »Das ist Lotte«, sagte er, »sie wird dir von jetzt ab Gesellschaft leisten. Komm, sag Annika guten Tag!«

      Das Mädchen ging zögernd auf Annika zu, reichte ihr die kleine Hand und blieb dann an ihrer Seite stehen.

      »Ich lass euch dann mal alleine, damit ihr euch richtig bekannt machen könnt. Aber denk daran, was ich dir gesagt habe, Lotte!«

      »Was meint er damit?«, fragte Annika, als der Mann gegangen war.

      Das Mädchen zuckte nur mit den Achseln.

      »Dann bist du also seine Tochter, ja?«

      „Lotte“ schüttelte den Kopf.

      »Nicht? Hat er dich nur wegen deines Namens ausgesucht?«

      »Quatsch, ich heiße ja gar nicht Lotte, sondern Jana. Er will nur, dass ich mich Lotte nenne. Dabei finde ich den Namen blöd. Aber du darfst mich nicht verraten.«

      »Nein, bestimmt nicht. Spiel einfach das Spiel mit, dann ist er zufrieden.«

      Annika überlegte fieberhaft. Dann stimmt es also. Der schreckliche Kerl suchte sich Ersatztöchter. Warum? War die echte Lotte schon tot? Oder sprach er die Wahrheit, wenn er behauptete, er dürfe sie nur nicht sehen? Annika wollte das unbedingt herausfinden. Und wenn sie all ihre kindliche Verführungskunst aufbringen musste.

      »Bist du auch heute gekommen?«, fragte Jana nach einer Weile.

      »Nein, ich bin schon sehr lange hier. Ich kann dir aber nicht sagen, wie lange. Weil hier unten ein Tag wie der andere ist.«

      »Ich will zu meiner Mama!« Jana fing heftig an zu weinen.

      »Ja, ich weiß. Aber jetzt haben wir wenigstens uns beide. Und irgendwann, wenn die Gelegenheit günstig ist, werden wir fliehen. Das verspreche ich dir.«

      »Ehrlich?«

      »Ehrlich. Du musst nur etwas Geduld haben. Er darf nicht merken, was wir vorhaben. Sonst bindet er uns fest. Hast du Durst? Da im Kühlschrank gibt es Saft. Soll ich dir ein Glas holen?«

      Jana nickte.

      »Gut, dann setz dich da auf die Bank. Wir können etwas spielen, wenn du willst. Kannst du Mensch ärgere dich nicht? oder spielst du lieber Karten? Memory oder Schwarzer Peter

      »Egal, СКАЧАТЬ