Eine Studentin. Peter Schmidt
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Название: Eine Studentin

Автор: Peter Schmidt

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742710260

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СКАЧАТЬ stand vom Tisch auf und um­arm­te sie wie­der. „Ich weiß gar nicht, ob ich hier weg will …“

      „Schon gut“, sagte Carolin und strich ihr übers Haar. „Al­les wird gut. Wenn wir dei­ne Eltern ge­fun­den ha­ben, kommst du mich je­den Tag be­su­chen, ver­spro­chen?“

      Arbeitskreis

      „Religiöser Glaube ist eine Form irra­tio­naler Ge­fühls­ge­wiss­heit, über de­ren Wahr­heits­wert wir keine In­for­ma­tio­nen be­sit­zen“, sagte Pro­fes­sor Hol­lando.

      Er blickte fra­gend in die Run­de …

      Ihr Arbeitskreis bestand aus drei­zehn Stu­den­ten, aller­dings fehl­te An­na Schwartz.

      Deu­tete das schon auf das Ende ihrer Bezie­hung hin? We­gen der Bla­mage in der Dis­kus­sion um Wil­lens­frei­heit? Weil sie eigent­lich ein Dum­mer­chen war?

      Dann gehörten nur noch zwölf Mit­ar­beiter zum harten Kern – wie die zwölf Apos­tel … dachte Carolin. Und Ce­sare Hol­lan­do war ihr Jesus Chris­tus.

      Hollando hatte einige der be­gab­tes­ten Köpfe um sich ge­scharrt – den bleich­gesich­tigen Com­puter­freak Lars Ober­baum, Paul den „Robo­ter“ mit dem Ge­dächt­nis ei­nes Autis­ten und ein ewig hüs­teln­des Bürsch­chen na­mens Sig­mund Reck, dem Hol­lan­do eine steile Kar­riere in der Neu­ro­logie vor­aus­sagte.

      Reck hatte gerade die Frage auf­ge­wor­fen, was wohl die Kirche von Hol­landos bahn­bre­chen­der Ent­de­ckung hielt, schon we­gen der Erb­sün­de. Und wo blieb die christ­liche Mo­ral in einer Ge­sell­schaft, die sich von der Gei­ßel des ne­ga­ti­ven Füh­lens be­freit hatte?

      Christus am Kreuz ohne Schmerzen?

      Stellte das nicht eine zentrale religiöse Tradition in Frage?

      Carolin hätte eigentlich lieber mehr darüber erfahren, wie man den Aver­sio-Gene­tic-Toggle-Switch steu­erte – das The­ma des heu­ti­gen Ar­beits­krei­ses. Und gab es da­bei ge­sund­heit­li­che Risi­ken?

      „Fräulein Mey­ers …?“, fragte Pro­fes­sor Hol­lando. „Ir­gend­wel­che Ein­wän­de?“

      Carolin schüttelte unmerk­lich den Kopf.

      „Heute ganz ohne Kommentar?“ Hollando blickte belustigt in die Runde. „Ein Datum, das wir uns womöglich notieren sollten.“

      „Ihre Charakterisierung religiö­sen Glau­bens als ir­ra­tio­nale Ge­fühls­ge­wiss­heit dürf­te bei streng­gläu­bigen Do­mi­nika­nern aber zu Ir­ri­tatio­nen füh­ren“, sagte Carolin.

      „Dominikaner zu sein bedeutet, dass man über un­er­schüt­ter­li­chen Glau­ben ver­fügt?“

      „Oder Zweifel für sich behält.“

      „Auch eine Antwort, Carolin … meine Ge­wiss­heit be­gann in dem Au­gen­blick zu schwin­den, als ich ent­deckte, dass ich ein Sün­der wie alle an­de­ren bin. Und dass nir­gends ein Schal­ter für Inde­termi­nis­mus zu fin­den ist. Wie steuert man seine Mo­tiva­tio­nen? Wie be­freit man sich von den Ver­lockun­gen des Le­bens?“

      „Hatten Sie denn nicht kürz­lich noch die Meinung ver­treten, man solle aus prak­ti­schen Gründen alle Vor­be­halte der neu­e­ren Hirn­for­schung ge­gen mensch­li­che Wil­lens­frei­heit ad acta le­gen?“

      „In der Tat hilft uns der Glaube manch­mal weiter. Aber sind wir deshalb schon frei? Schauen wir uns doch nur mal ge­nauer die Rea­li­täten an“, fuhr Hol­lan­do fort. „Als Ket­ten­rau­cher fällt es uns un­end­lich schwer, mit dem Rau­chen auf­zuhö­ren. Und die Lust des Kinder­schän­ders ist so stark, dass er selbst um den Preis, be­straft und ge­sell­schaft­lich ge­äch­tet zu wer­den, nicht von ihr las­sen will.“

      „Wäre denn dann nicht gerade Ihre Ent­deckung des ge­ne­ti­schen Schal­ters, der ne­ga­tive Ge­fühle ab­schal­tet, ein wah­rer Se­gen für die Mensch­heit?“

      „Aber so bleibt immer noch die Abhän­gig­keit von der Lust? Als ich das ent­deckte, war es der Be­ginn einer lan­gen Su­che nach Mög­lich­kei­ten, auch jene Ge­fühle ab­zu­schal­ten, die so viel Lei­den schaf­fen.“

      Professor Hollando ging in den Kreis in­ner­halb der Ti­sche und fuhr fort:

      „Ich verrate Ihnen ein Geheim­nis … mei­ne eigent­li­che Su­che war an­fangs ein Gen-Schal­ter, der Sucht durch über­starke Lust ab­schal­tet. Ich ge­lang­te also eher zu­fäl­lig zur Ent­de­ckung des Aver­sio-Ge­ne­tic-Toggle-Switchs.“

      „Aber die Abschaltung von Sucht­ge­füh­len blieb spä­ter auf der Stre­cke?“, er­kun­digte sich Ca­rolin.

      „Ein solcher Schalter wurde im Ge­hirn bisher nicht ge­fun­den. Viel­leicht be­fin­det sich ja hier im Ar­beits­kreis ein künf­ti­ger No­bel­preis­trä­ger, der uns auch von die­ser Gei­ßel der Mensch­heit be­frei­t? Sig­mund, was hal­ten Sie da­von?“

      Reck nickte hüstelnd und griff nach sei­nem Pfer­de­schwanz. Es wirk­te nicht so, als wenn ihm die Heraus­forde­rung eine Num­mer zu groß er­schien.

      „Es wäre ein wichtiger Fort­schritt“, sagte Hollando.

      „Ich ar­beite daran …“

      „Dabei denken Sie an alle Arten von posi­tiven Ge­füh­len, die uns scha­den, Pro­fes­sor Hol­lan­do?“, er­kun­dig­te sich Ca­ro­lin. „Nicht nur sexu­elle Per­ver­sion, son­dern auch Hab­gier, Mord­lust, Nie­der­tracht, Lust am Bö­sen?“

      „Genau das – und nicht we­ni­ger. Ich be­wun­dere im­mer wieder Ihre Fä­hig­keit, Probleme auf den Punkt zu brin­gen, Fräu­lein Mey­ers.“

      „Danke, immer aufgeschlossen für Kom­pli­men­te. Be­son­ders, wenn sie be­rech­tigt sind …“

      Gelächter in der Runde.

      Ich hätte dir die Flasche Grappa doch lieber an den Kopf wer­fen sol­len, dachte Ca­ro­lin.

      „Aber nun zum eigentlichen Thema unseres heutigen Ar­beits­krei­ses“, sagte Hol­lan­do. Er erhob sich und schal­tete den Pro­jek­tor ein.

      Auf der Videoleinwand er­schien ein Kä­fig, in dem ein Rhe­sus­äff­chen stand, die Arme aus­ge­brei­tet, den Kör­per fixiert.

      Das Me­tall­ge­rippe glänzte blau­violett wie Stahl, der ge­schweißt oder zu­sätz­lich bear­bei­tet wor­den war, wohl, um ihm mehr Stabi­li­tät zu ver­leihen. Der Kä­fig konnte belie­big an­ge­schrägt und in die Senk­rechte oder Waa­ge­rechte ge­bracht wer­den. Das Tier steckte in einem Gewirr aus In­fu­sions­schläu­chen, Ka­thetern und Kabeln, die mit Appa­ra­ten ver­bun­den wa­ren. Aus dem be­wegli­chen Arm über ihm ragte eine Bohr­vor­rich­tung zum Auf­frä­sen СКАЧАТЬ