Название: DUNKLE GEHEIMNISSE
Автор: Irene Dorfner
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Leo Schwartz
isbn: 9783748591146
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„Ich habe das Kennzeichen, um den Wagen kümmern wir uns später. Wie ist das mit den Todesnachrichten? Hast du dich im Laufe deiner Berufsjahre daran gewöhnt?“
„Daran gewöhnt man sich nie.“
„Wie gehst du vor?“
„Keine Ahnung. Ich lass die Situation auf mich zukommen.“
„Das ist eine seltsame Taktik.“
Leo hatte tatsächlich keine Ahnung, wie er der Mutter den Tod der Tochter beibringen sollte. Wie würde die alte Frau die Nachricht aufnehmen?
Hans unterhielt sich mit einem Uniformierten. Bis er merkte, dass Leo und Diana aufbrachen, war es zu spät. Anstatt hier herumzustehen, hätte er viel lieber Leo begleitet.
Der SUV fuhr auf die Einsatzfahrzeuge der Polizei zu und hielt mitten auf dem Waldweg. Ein Mann Mitte fünfzig sprang heraus.
„Wer ist hier zuständig?“, rief er laut.
Tatjana ging auf ihn zu.
„Das bin ich. Struck, Kripo Mühldorf. Und wer sind Sie?“
„Pechstein. Mein Sohn Ludwig soll hier sein. Wo ist er? Warum halten Sie ihn hier fest? Was wird ihm vorgeworfen? Das eins klar ist: Ich werde meinen Sohn auf der Stelle mitnehmen. Das wird Konsequenzen haben, darauf können Sie sich verlassen! Mein Sohn ist erst zehn Jahre alt, was fällt Ihnen eigentlich ein?“ Der Mann schnaubte vor Wut.
„Sind Sie fertig?“
„Sie können doch nicht einfach….“
„Was wir können und nicht können, dürfen Sie gerne uns überlassen. Sie beruhigen sich auf der Stelle. Es wird doch möglich sein, dass man sich mit Ihnen vernünftig unterhalten kann!“
„Wie soll ich denn ruhig bleiben, wenn Sie meinen zehnjährigen Sohn wie einen Schwerverbrecher behandeln.“
„Tun wir das? Wissen Sie überhaupt, was hier los ist?“
„Nein. Sie hatten es bisher ja nicht für nötig gehalten, mich zu informieren.“
„Wenn Sie den Mund halten und zuhören würden, bekäme ich vielleicht endlich die Gelegenheit, Sie in Kenntnis zu setzen. Wenn Sie es allerdings vorziehen, weiterhin haltlose Vorwürfe von sich zu geben, dann bitte.“
„Ich habe vielleicht etwas überreagiert.“
„Ihr Sohn hat bei gemeinsamen Schießübungen mit seinem Freund eine Leiche entdeckt. Das Gewehr konnten wir sicherstellen, ebenso den Rest der Munition.“
„Schießübungen? Auf diese Idee ist sicher dieser Ben gekommen. Ich habe meinem Sohn den Umgang mit diesem Jungen ausdrücklich verboten! Er kommt aus der Gosse und passt nicht zu uns. Mir war sofort klar, warum sich Ben an meinen Sohn rangemacht hat. Er hat die Labilität und Naivität meines Sohnes ausgenutzt. Und natürlich möchte er sich an unserem Reichtum laben, das kennt man ja. Na warte, der Bursche wird mich kennenlernen!“ Valentin Pechstein hatte seinen Sohn und Ben entdeckt. Er war drauf und dran, zu den beiden zu gehen, aber Tatjana hielt ihn zurück.
„Sie bleiben hier und beruhigen sich! Ich habe kein Problem damit, Sie vorläufig festzunehmen, wenn Sie sich nicht augenblicklich zusammenreißen!“
„Wie würden Sie denn reagieren, wenn Ihr Kind Umgang mit einem solchen Subjekt hätte? Mein Ludwig ist ein anständiger, labiler Junge, der leicht zu beeinflussen ist. Würden Sie zuschauen, wenn Ihr Sohn in die Kriminalität gezogen würde?“
„Zum einen ist Ben nicht kriminell….“
„Ja, das behaupten Sie! Wie kommt der an eine Waffe? Und warum ist er immer noch hier und wurde nicht weggesperrt? Und erzählen Sie mir nicht irgendeinen Mist über eine schwere Kindheit, eine Dummheit oder irgendwelchen psychologischen Scheiß, den Ihnen sowieso niemand glaubt. Hier muss man hart durchgreifen, darauf bestehe ich!“
Hans hatte wie alle anderen alles gehört, denn Pechstein sprach sehr laut. Hans hatte das beschlagnahmte Gewehr geholt und hielt es dem aufbrausenden Choleriker vor die Nase.
„Kommt Ihnen das bekannt vor?“
Valentin Pechstein war irritiert.
„Aber das ist ja…. Nein, das kann nicht sein!“ Fassungslos starrte er Hans an, der sich einen gewissen Triumpf nicht verkneifen konnte.
„Ja, das ist Ihr Gewehr. Ihr Sohn hat es zusammen mit der Munition an sich genommen. Die Schießübungen waren seine Idee.“
„Ludwig war das? Der kann jetzt was erleben!“
„Wenn Sie den Jungen anfassen oder auch nur dumm anreden, bekommen Sie mächtig Ärger. Ihr Sohn hat eine Leiche gefunden und sofort die Polizei verständigt. Und das, obwohl er wusste, dass das mit dem Gewehr herauskommen würde. Er hat absolut richtig und für sein Alter sehr erwachsen und vernünftig reagiert. Jeder andere wäre davongelaufen und hätte sich verkrochen, aber nicht Ihr Sohn. Er hat die Leiche einer Frau gefunden, die er auch noch sehr gut kennt. Ihrem Sohn geht es nicht gut, was jeder hier nachvollziehen kann. Sie gehen jetzt da rüber und sind für Ihren Sohn da. Werden Sie Ihrer Aufgabe als Vater gerecht.“
Diese Ansage verfehlte ihre Wirkung nicht. Pechstein war auf einen Schlag sehr ruhig.
„Ludwig kennt die Tote?“
„Ja. Es ist seine Englischlehrerin.“
„Frau Giesinger?“
„Ja. Und jetzt gehen Sie endlich zu Ihrem Sohn, er wartet schon sehr lange auf Sie. Er braucht Sie jetzt mehr als alles andere.“
Alle sahen dem Mann hinterher, der mit seinem teuren Anzug und den sauberen Schuhen wie alle anderen durch den Dreck waten musste.
„Was für ein Trottel“, sagte Hans.
„Wenn du den als Vater hast, brauchst du keine Feinde. Der arme Junge.“ Tatjana bedauerte Ludwig noch mehr, als sie es schon getan hatte. Er war erst zehn und hatte bereits schon mit mehr Problemen zu kämpfen, als andere in ihrem gesamten Leben.
Unbeholfen näherte sich Pechstein seinem Sohn. Anstatt ihn in die Arme zu nehmen, klopfte er ihm nur auf die Schulter. Zumindest schrie er ihn nicht an, aber er sagte auch nicht viel. Ob der Vater seinem Sohn wirklich so eine große Hilfe war? Alle bezweifelten es.
Fuchs war endlich fertig mit der Arbeit und alle konnten gehen. Leider hatte er keinen Ermittlungsansatz für die Kriminalbeamten, was vor allem Tatjana sauer aufstieß. Es war verschenkte Zeit gewesen, hier zu warten.
Der Psychologe kam erst jetzt, was allen furchtbar gegen den Strich ging.
„Dr. Bentz“, stellte er sich Hans knapp vor. „Wo sind die Patienten?“
„Sie kommen reichlich spät!“ Tatjana konnte sich den Vorwurf nicht verkneifen.
„Das tut mir sehr leid, aber es ging nicht anders. Ich stehe auf der Bereitschaftsliste, habe aber trotzdem Patienten, die Vorrang haben. Wenn СКАЧАТЬ