Sommerberg. Franjo Franjkovic
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Название: Sommerberg

Автор: Franjo Franjkovic

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847695714

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СКАЧАТЬ Arbeit.

      Ein geschwungenes „S“, ein stilisiertes „B“.

      Marion lässt den Sektkorken knallen und beginnt sofort die Gläser zu füllen, reicht eines an mich weiter, hebt ihr eigenes.

      „Auf die beste Künstlerin der Welt!“

      Sie grinst über das ganze Gesicht. Ich zögere einen Moment, proste ihr dann aber auch zu.

      „Auf die beste Frau der Welt.“

      Sie küsst mich, presst ihre Lippen auf meine, ich spüre ihre Hand um meine Taille. Das „Ich liebe Dich“, das sie mir ins Ohr haucht, verfliegt im Raum, bevor es mein Gehirn erreicht. Sie wandert mit ihren Lippen langsam nach unten, meinen Hals hinab, ich stöhne ganz leise, denn ich habe wieder eine Gänsehaut, nur dieses Mal aus anderen Gründen.

      Sanft drückt sie mich gegen die Arbeitsfläche, ihre Lippen wandern weiter meinen Körper hinab, sie zieht mein Shirt nach oben, küsst zärtlich meinen Bauch.

      Sie weiß, wie sie meine singenden Nerven beruhigen kann, hat es schon immer gewusst und ich bin ihr unendlich dankbar dafür, dass ich nicht mehr an das Bild denken muss. Das unvollendete.

      Ich spüre, wie ihre Hände die Knöpfe meiner Jeans öffnen, ihre Zunge meinen Bauchnabel umspielt und ich lehne mich lächelnd zurück, wissend, dass ich so hart kommen werde, wie seit Monaten nicht mehr.

       4

      Ich schlüpfe gerade noch durch die sich schließende Haustür hinein, vollbepackt mit Einkaufstüten und stolpere beinahe in den Flur. Jemand packt mich am Arm und verhindert so einen Sturz. Ich blicke auf, sehe in ein freundliches Augenpaar.

      „In meinem Job erlebt man ja so einiges, aber dass jemand so scharf auf seine Post ist, habe ich auch noch nicht gesehen.“

      Mein Postbote. Ende 20, wirres Haar, ein gutaussehender Bursche.

      Ich stelle die Tüten ab und lächele ihn verlegen an. „Sie schickt der Himmel...“, ich senke die Stimme, flüstere ihm verschwörerisch zu.

      „...ich habe nämlich meinen Briefkastenschlüssel verloren.“

      Er grinst breit. „Schon wieder?“

      Ich lächele ertappt und er greift ohne Umschweife in seinen Umhängebeutel, zieht einen kleinen Stoß Briefe heraus und drückt ihn mir in die Hand.

      „Ich war sowieso noch nicht so weit. Weiß denn Ihr Hausmeister Schmidt schon von dem Missgeschick?“

      Ich schüttele heftig den Kopf und lege sofort mit einer übertrieben theatralischen Geste den Zeigefinger vor den Mund.

      „Psst! Er kennt die Version der Wahrheit, die ich ihm erzählt habe. Könnte aber sein, dass die gar nicht wahr, sondern ein bisschen gelogen war.“

      Er nickt wissend. „Na dann, viel Glück bei der Suche. Ich möchte auf jeden Fall nicht in Ihrer Haut stecken, falls der Schlüssel nicht wieder auftaucht.“

      „Er würde mich in sein Verlies stecken und neben meine unzähligen Vormieter an die Wand ketten.“

      Er grinst, senkt die Stimme.

      „Mir hat er letztens gesagt, ich solle mir Plastiktüten über die Schuhe ziehen, bevor ich den Hausflur betrete.“

      Ich muss lachen, weiß aber genau, dass er nicht übertreibt. Typisch Schmidt.

      „Dann sollten Sie das lieber tun. Ihren Vorgänger hat er mit siedendem Öl übergossen, weil er es gewagt hat, ein Päckchen im Hausflur abzustellen.“

      „Ich werd’s mir merken.“

      Er zwinkert mir zu und wendet sich wieder den Briefkästen an der Wand zu. Ich stecke mir die Briefe zwischen die Zähne, packe meine Einkaufstüten und schleppe sie die Treppe nach oben.

      Ich schließe die Tür hinter mir und stelle die Einkaufstüten im Flur ab. Mit schnellen Fingern gehe ich die Post durch und zucke zusammen, als ich zwei vergilbte Postkarten aus dem Stoß hervorziehe.

      Beide haben frappierende Ähnlichkeit mit jenen, die ich gestern bereits erhalten habe.

      Das Tal. Der Berg. Das große Haus auf der Kuppe des Berges. Auch diese Postkarten sind schwarzweiß. Die Ränder gezackt. Dasselbe Motiv, nur aufgenommen aus einer anderen Perspektive. Erneut keine Nachricht. Keine Anschrift. Auf der Rückseite nur der aufgedruckte Hinweis „Fotohaus v. Schönebeck“.

      Ein merkwürdiges Gefühl überkommt mich. Einer dieser Momente, an denen eine diffuse Erinnerung an den Nervenenden zupft, aber man keine Verbindung herstellen kann.

      Ich lege die Postkarten beiseite und packe mir meine Einkäufe, die sich nicht von alleine in den Kühlschrank bringen werden. Auf dem Weg in die Küche muss ich durch das Atelier, an meinem Bild vorbei und ich versuche, es nicht direkt anzusehen. Aber etwas drängt sich aus meinem Augenwinkel in mein Blickfeld und ich lasse meine Einkäufe zu Boden fallen.

      Mein Herz macht einen Sprung, verdoppelt seine Schlagfrequenz, ich kann es unter meiner Zunge pochen spüren.

      Meine Einkäufe rollen in alle Richtungen über den dunklen Parkettfußboden, aber ich habe nur Augen für mein Bild. Ich gehe etwas näher heran, kneife die Augen zusammen.

      An der Stelle, an der ich die Ausbesserung vorgenommen habe, prangt wieder ein kleiner roter Fleck.

      „Nicht schon wieder!“

      Und wieder greife ich zum Pinsel und übertünche den Fleck mit dem Blau des Wassers.

       5

      Ich stehe vor der verschlossenen Wohnungstür meiner Nachbarin und klopfe, etwas verhalten, an. Kein Geräusch dringt aus der Wohnung, ich warte einen kurzen Augenblick, klopfe erneut, dieses Mal lauter.

      Ruckartig öffnet sich die Tür, ich habe die sich nähernden Schritte nicht einmal gehört. Frau Bucksch, eine mürrische, ältere Dame, steht misstrauisch im Türrahmen. Sie trägt nur einen Morgenmantel. Aber es ist schon nach Mittag durch.

      „Ja?“

      „Guten Tag, Frau Bucksch. Mein Name ist Sarah Bürger, ich wohne auch hier im Haus. Ich habe die Wohnung über Ihnen.“

      „Die Künstlerin, was?“

      „Ja. Genau.“

      Ich hätte mir denken können, dass sie über so ziemlich alles und jeden in diesem Haus Bescheid weiß. Ich frage mich, ob sie Marion und mich gestern Nacht wohl gehört hat.

      „Und was wollen Sie? Soll ich für Sie Porträt stehen?“

      Heiser lacht sie in sich hinein. Sie ist ein paar Zentimeter größer als ich, trotz ihres vom Alter gebeugten Rückens. Sie hat volles, strahlend weißes Haar und ich versuche sie mir sechzig Jahre jünger vorzustellen. Sie ist in Würde gealtert, wurde aber auch von der Natur begünstigt. Sie hat kaum Falten und die Schwerkraft meint es noch СКАЧАТЬ