Ingeborg. Bernhard Kellermann
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Название: Ingeborg

Автор: Bernhard Kellermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754181539

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СКАЧАТЬ nur mich wolle und keineswegs den Leuchter aus Bernstein und die Schuhe aus Perlmutter. Nein, nein, nur dich, sagte sie. Und ich lag und lächelte und verlor fast die Besinnung, so herrlich und berückend klang die Stimme. Dann sagte sie, daß wir eine Hütte am Strande haben würden, eine kleine Hütte. Du bist ja ein Fischer, sagte sie. Ein Feuer wird auf unserm Herde brennen und du wirst mir die Schuhe mit Fischschuppen bekleben. — Darauf antwortete ich ihr: ja! Ich werde am blauen Grunde des Meeres herumwandern und nach schönen Dingen für dich suchen. Vielleicht finde ich auch ein hübsches Messerchen für dich, sagte ich.“

      Ich lächelte und fuhr ebenso hastig fort: „Die Stimme sagte darauf, ich solle mich vor den Sägefischen in acht nehmen, da drunten im Meere. — Haha! — Ich aber fuhr fort: einmal wird auch eine Kiste an den Strand geworfen und wenn wir sie aufbrechen, so fallen lauter alte Kronen heraus, goldene Reifen mit grünen und roten Steinen, Zepter und Spangen. Auch ein Haarpfeil ist für dich dabei. Darauf jubelte die Stimme und begann zu singen: ich erwachte und im Garten sang eine Nachtigall.“

      Ich blickte auf Ingeborg und wartete darauf, daß sie etwas sagte. Aber Ingeborg bewegte keine Miene, schmal, gleichsam erfroren sah ihr Gesicht aus. Sie schüttelte den Kopf.

      „Es sang eben ein Vogel im Walde, da mußte ich an die Stimme und den Traum denken,“ sagte ich.

      „Ja, aber — ich verstehe den Zusammenhang nicht,“ entgegnete Ingeborg.

      Die Falte zwischen ihren Brauen war tiefer geworden.

       Zusammenhang? War kein Zusammenhang da?

      „Ich mußte doch mein Lächeln begründen, Sie blickten mich an, dann glaubte ich Ihnen sagen zu müssen, weshalb ich lächelte. Es war vielleicht ungeschickt von mir.“ — —

      Wir kamen an Graf Flüggens Schloß. Die Pfeiler des Gitters trugen Löwen aus Stein, die zwei Wappen vorhielten. Mit Moos bedeckt waren die Löwen, als habe man Kübel von Schlamm über sie gestülpt.

      Ingeborg bot mir die Hand. Ich blickte sie an. Sie verstand meinen Blick recht gut. Sie senkte die Augen, dann sagte sie: „Ich habe Harry Usedom mein Wort gegeben.“

      Ich verneigte mich. Ich verneigte mich tief, mein Unglück drückte mich nieder. Ich war voller Demut.

      „Ich wünsche Ihnen Glück!“ sagte ich mit ruhiger, tiefer Stimme und nahm den Hut ab.

      Ich ging . . . . .

      Ich ging hinein in den Wald, stolperte hin und her, wußte nicht, ob ich nach rechts gehen sollte oder nach links. Es war auch einerlei.

      Ich lachte leicht auf, wie einer der friert. Hahaha, lachte ich, hahaha!

      Aber gleichzeitig hatte ich den Drang in mir, mich auf den Boden zu werfen und liegen zu bleiben.

       Dann besann ich mich auf den Weg und steuerte meinem Hause zu.

      Es war spät, die Sterne tauchten am Himmel auf.

      Etwas Weißes saß auf der Treppe meines Hauses. Es war Ingeborg.

      Sie erhob sich und eilte auf mich zu.

      „Nein! Nein!“ rief sie.

      Sie kam zu mir her, faßte leicht meinen Arm und blickte mir von unten herauf in die Augen. Wie war der Blick? Voller Suchen, voller Staunen, voller Glanz. Sie lächelte und schmiegte sich an mich.

      Ich legte meinen Arm um sie und küßte sie auf den Mund.

      WWie oft küßte ich Ingeborg? Ich habe es nicht gezählt. Auch Ingeborg hat es nicht gezählt.

      „Siehst du nun?“ sagte ich und küßte sie.

      Sie lächelte verzückt und bot mir den Mund und die Stirne zum Kusse. „Du sagtest, du könntest nicht mehr lieben!“

      „Ja, siehst du nun?“ sagte ich und küßte sie.

      Ach, nach Hause, nach Hause, nein, nein. Jetzt nach Hause? Nein, nein! Wer denkt auch daran? Du? Nein, nein, keiner denkt daran.

      Wie war dieser Abend? Er war wie der Wind, der über Blumen gegangen ist. Er war wie der Traum von zwei Vöglein, die in einer Rosenhecke schlummern. Gott sandte uns ein Lächeln und Grüße, viele Grüße.

      Die Sterne kamen herauf, haha! Blau und voll geheimnisvoller Liebe war der Himmel. Wir saßen unter einem blühenden Apfelbaum, er schäumte von Blüten. Die weißen Blüten und der blaue Nachthimmel, es war Tausendundeinenacht, es war Himmel.

       Ich sah Ingeborg an und sagte: „Schön, schön, schön bist du! Du verschenkst Himmel!“

      Und ich schüttelte den Apfelbaum, da fielen die Blüten über Ingeborgs schönen Scheitel.

      Ingeborg sagte: „Nein, du bist schön! Du weißt es nicht. Du bist so schön, als wärst du kein Mensch! Deine Augen sind so warm und rein, du hast Kinderaugen, weißt du es?“

      Nein. Mein Herz pochte.

      „Ich glaube, du könntest sterben unter Mörderhänden und deine Augen würden sich nicht verändern. Solche Augen hat Jesus Christus gehabt, ich weiß es!“

      Mein Herz pochte.

      In meinem Kopfe sprühte es. Ich hatte einen weißen Stern in meinem Kopfe.

      „Höre, süße Ingeborg,“ sagte ich, „was denkst du! Eben fällt mir eine Legende ein. Gerade in diesem Momente. Es ist die Legende von der Mutter Gottes und dem erfrorenen Weinstock.

      Du mußt sie hören, denn sie paßt so gut. Denke dir, alle Weinstöcke treiben und grünen, nur einer nicht. Er ist erfroren. In einer Nacht packte ihn der Frost. Ich erzähle schlecht, ach, entschuldige.

      Ja. Aber da kam die Mutter Gottes des Weges daher, und nun höre: wie an den Fenstern hundert Augen erscheinen, zieht die Königin vorüber, so schlugen plötzlich Blüten aus allen Reben, und wie Kinder die Ärmchen ausstrecken, kommt die Mutter gegangen, so streckten sich überall Ranken und Blätter nach der Mutter Gottes aus. Verstehst du?“

      „Schön! — Wo hast du sie gehört, die Legende?“

      „Gehört? Nein, sagte ich nicht, daß sie mir eben einfiel, diese Legende, in diesem Augenblick?“ — —

      Es ist spät. Gute Nacht, gute Nacht, gute Nacht! Hat jemand eine Ahnung, wie leise man gute Nacht sagen kann? Immer leiser und leiser und doch hört man es noch. Und wie man es sagen kann? daß es soviel bedeutet! — — — „Gute Nacht, du mein Himmelreich!“ — — — —

      Ich war allein. Plötzlich stand Pazzo vor mir und blickte mich an. Niemand hatte ihn mehr gesehen. Ich ging nach Hause, durch den stillen weiten Wald ging ich nach Hause. Mitten im weiten feierlichen Walde begegnete mir Gott.

      Bist du es, Axel? sprach Gott zu mir.

      Ich kniete nieder. Ja.

      Gott hauchte mir seinen Atem ins Gesicht.

      Ich СКАЧАТЬ