Ricarda Huch: Deutsche Geschichte – Mittelalter – I. Römisches Reich Deutscher Nation –. Ricarda Huch
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ricarda Huch: Deutsche Geschichte – Mittelalter – I. Römisches Reich Deutscher Nation – - Ricarda Huch страница 22

СКАЧАТЬ beladenen Gefährtin deuten. Allein man kann auf die Geltung, die eine Klasse von Menschen hat, nicht nur aus dem Gesetz schließen. Die enge Beziehung zwischen Mutter und Sohn, Vater und Tochter, Bruder und Schwester, Mann und Frau schuf im täglichen Leben Gewohnheiten, die der Frau mehr zuwendeten, als das plumpe Gesetz ihr nahm. Soweit die Persönlichkeit wirken konnte, hatte die Frau viel Einfluss. Lässt er sich selten ausdrücklich berechnen, so spiegelt er sich darin, dass die Überlieferung oft, wenn ein Mann etwas im Guten oder Bösen Auffallendes, etwas Sieghaftes oder Unheilvolles tat, die Mutter oder Frau dafür verantwortlich machte.

      Unbändiger Stolz beseelte die deutsche und namentlich die nordische Frau, ebenso wie die nordgermanischen Männer. Sie zürnen dem Vater, wenn er sie, ohne sie um ihre Einwilligung zu fragen, vermählt, zürnen ihm doppelt, wenn er sie einem Unebenbürtigen gibt. Es kommt vor, dass der Mann die Frau im Zorn schlägt, aber ebenso oft, dass sie den Schlag mit seinem Tod rächt.

Grafik 215

      Olav I. Tryggvason (* 968; † 9. September 1000 in der Svolder) war ein norwegischer König, der von 995 bis 1000 regierte. Auf Altnordisch lautete sein Name „Óláfr Tryggvason“ und auf den von ihm geprägten Silberpfennig-Münzen bezeichnet er sich in der lateinischen Inschrift als „ONLAF REX NOR“ (Abkürzung für: „Onlafus rex Normannorum“).

Grafik 370

      Sigrid die Stolze

      Als der norwegische König Olaf Tryggvasohn um die schwedische Königin Sigrid warb und verlangte, dass sie Christin würde und sie das nicht wollte, schlug er ihr den Handschuh ins Gesicht. „Das soll dir noch einmal den Tod bringen“, sagte sie und hielt Wort.

Grafik 219

      Sven Gabelbart

      Sie heiratete den Dänenkönig Sven Gabelbart und bewog ihn, Olaf zu bekriegen, bis er als Unterliegender sich selbst den Tod gab. Es scheint, dass die Männer die Frauen umso mehr liebten, je stolzer, kühner und selbständiger sie waren. Sie bewunderten ihre Klugheit, hörten auf ihren Rat, ordneten sich ihnen unter, hatten besonders eine abergläubische Ehrfurcht vor ihnen, wenn sie ihre Sehergabe, Zauberkunst und Heilkunst ausübten. Zu der Zeit, als die Sitten schon bedeutend gemildert waren, erscheinen in der Dichtung Kriemhild und Gudrun in einer Pracht der Persönlichkeit, wie sie nur bei ungekränktem Selbstgefühl sich entfalten kann.

Grafik 14

      Kriemhild

Grafik 12

      Brynhild und Gudrun

      Gudruns entrüstete Ablehnung eines Gemahls, der Vasall ist, veranlasst verheerenden Krieg, und wilden Stolz verleugnet das Königskind nie, nicht in Todesgefahr, nicht unter Qualen und Demütigungen, nicht gegenüber der Schmeichelei. Als Bräutigam und Bruder sie wiedergefunden haben und Befreiung in Aussicht steht, ist ihr erstes Tun, dass sie mit jubelndem Hohn die Wäsche, die sie waschen musste, ins Meer wirft. In königlicher Großmut sucht sie die Feindin, als sich der Sieg den Ihren zugewendet hat, zu schützen, findet es aber doch richtig, dass die Frau, die sie, die Hochgeborene, gezwungen hat, Magd-Dienste zu tun, mit dem Tod büßen muss. Nicht selten erscheint der Verschwendung, den hochmütigen Ansprüchen der Frau gegenüber der Mann als der Bescheidenere, Maßvollere.

      Wieviel Anteil die Frauen an den Staatsgeschäften nahmen, zeigt die Geschichte.

Grafik 18

      Bertrada, die Mutter Karls des Großen

       Bertrada, die Mutter Karls des Großen, veranlasste seine Heirat mit einer langobardischen Prinzessin; obwohl andere Wege eingeschlagen wurden, blieb sie bis zu ihrem Tod hochgeehrt von ihrem Sohn und ihrer ganzen Familie. Eine ähnliche Stellung hatte in Sachsen die fränkische Oda, die Frau Ludolfs und Mutter der Herzöge Brun und Otto, und ganz besonders die Königin Mathilde.

Grafik 21

      Königin Mathilde

      Sie wurde einer Heiligen gleich geachtet, ihr Name erbte sich in der Familie fort, solange sie bestand. Nicht nur ihre eigenen erwachsenen Söhne betrachteten sie als Oberhaupt, sondern auch Ottos natürlicher Sohn Wilhelm, der Erzbischof von Mainz. Nach dem Tode ihres Mannes beschäftigte sie sich mit der Sorge für Arme, Kranke und Pilger, was als vornehmste Aufgabe der Frau angesehen wurde, aber auch mit Handarbeit und Wissenschaft; ihr Biograph betont, dass sie bei aller Demut immer die königliche Würde behauptete.

Grafik 25

      Schwester Mathilde, Äbtissin von Quedlinburg

      Seiner Schwester Mathilde, der Äbtissin von Quedlinburg, vertraute Otto der Große während seiner Abwesenheit das Reich an; seine Tochter Mathilde, ebenfalls Äbtissin von Quedlinburg, hatte großen Einfluss während der Kindheit Ottos III. Ottos Bruder Heinrich hatte zwei energische und kluge Töchter, Gerberga, die Äbtissin von Gandersheim wurde, und Judith, die Gattin des viel älteren Herzogs Burkhard von Schwaben, welche letztere ganz besonders sowohl des Vaters Schönheit sowie seine Herrschsucht und sein heftiges Temperament geerbt zu haben scheint. Ihr Freund Ekkehard II., den sie zu sich auf den Hohentwiel befahl, um mit ihr den Virgil zu lesen, und den sie mit Gnaden und Geschenken überhäufte, genoss die Gunst der herben Dame halb widerwillig; so wenigstens wird berichtet.

Grafik 29

      Äbtissin Gerberga

      Unter der Führung der Äbtissin Gerberga und der Lehrerin Richardis bildete sich im Kloster Gandersheim, am Rande des Harzes, die Dichterin Hroswitha, deren Werk, wenn es auch, wie der Körper von einer Kutte, durch die fremde Sprache vermummt ist, Verstand und Geschmack und eine feste Linienführung offenbart. Dass Nonnen Latein lernten, war nicht selten. Nicht nur die Mädchen, sondern auch die Knaben erhielten ihren ersten Unterricht in den Frauenklöstern.

Grafik 371

      Gisela, Witwe des Herzogs von Schwaben

      Unter den Frauen der Salier ragt Gisela, die Witwe des Herzogs von Schwaben und Mutter des unglücklichen Ernst, als bedeutende Persönlichkeit hervor.

Grafik 372

      Richenza

       Sehr großen Einfluss scheint die Braunschweigerin Richenza auf ihren Mann, den König Lothar, gehabt zu haben, so dass, wer etwas bei ihm erreichen wollte, zuerst sie zu gewinnen suchte. Als sie mit Lothar in Italien war, besuchte sie nicht nur die heiligen Stätten, um zu beten, wie das üblich war, sondern auch die durch Geschichte und Kunst denkwürdigen Orte. Nach dem Tod ihres Mannes war sie noch jahrelang die Führerin der Welfen im Kampf gegen die Staufer; als sie starb, erlahmte die Bewegung.

Grafik 103

       Auch die Frau Barbarossas, die Kaiserin Beatrix, begleitete ihren Mann auf allen seinen Feldzügen; sie galt als klug und gebildet, und man wusste, dass der Kaiser sehr abhängig von ihrem Urteil war. Mochten Geistliche gelegentlich СКАЧАТЬ