Don Quijote. Miguel de Cervantes
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Читать онлайн книгу Don Quijote - Miguel de Cervantes страница 27

Название: Don Quijote

Автор: Miguel de Cervantes

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754175439

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СКАЧАТЬ wollet doch seine Schriften nicht der Vergessenheit übergeben; denn es ist nicht wohlgetan, daß Ihr, was er als ein schwergekränkter Mann verfügt hat, als ein unüberlegter vollstrecket. Verleihet vielmehr diesen Blättern Leben, damit sie es der Grausamkeit Marcelas auf ewig verleihen, um in den kommenden Zeiten den Lebenden zum Beispiel zu dienen, daß sie es meiden und scheuen, in solche Abgründe zu fallen. Denn ich und alle, die wir hier zugegen sind, wissen bereits die Geschichte dieses Eures durch Liebe in Verzweiflung gestürzten Freundes; wir kennen Eure Freundschaft und die Ursache seines Todes und die Verfügungen, die er bei seines Lebens Ende hinterlassen hat; eine jammervolle Geschichte, aus der man entnehmen kann, wie groß Marcelas Grausamkeit, Grisóstomos Liebe und die Treue Eurer Freundschaft gewesen und welches Ziel die erreichen, die mit verhängtem Zügel den Weg hinstürmen, den sinnlose Liebe ihnen vorzeichnet. Gestern abend erfuhren wir den Tod Grisóstomos, und daß er an diesem Orte bestattet werden solle, und deshalb haben wir, aus Neugier und aus schmerzlichem Mitgefühl, unsere gerade Straße verlassen und uns vorgenommen, mit unsern Augen zu sehen, was zu hören uns so sehr betrübt hatte. Zur Vergeltung nun für diese unsere Teilnahme und für den Wunsch, der in uns lebendig wurde, noch Hilfe zu leisten, wenn sie möglich wäre, bitten wir dich, Ambrosio, als verständigen Mann – ich wenigstens meinerseits gehe dich flehentlich an –: Laß ab von dem Vorhaben, diese Papiere zu verbrennen, und laß mich einige davon mit mir nehmen.«

      Und ohne die Antwort des Schäfers abzuwarten, streckte er die Hand aus und nahm einige von den zunächst liegenden Blättern. Wie Ambrosio das gewahrte, sprach er: »Aus schuldiger Höflichkeit will ich zugeben, daß Ihr die Blätter, die Ihr schon genommen, behalten möget; aber zu denken, daß ich darauf verzichte, die übrigen zu verbrennen, wäre ein eitler Gedanke.«

      Vivaldo, im lebhaften Wunsch, den Inhalt der Blätter kennenzulernen, faltete sofort eines auseinander und sah, daß die Überschrift lautete: Gesang der Verzweiflung. Das hörte Ambrosio und sprach: »Dies ist das letzte, was der Unglückliche geschrieben; und damit Ihr sehet, wie weit ihn sein Elend gebracht hat, leset es laut, daß man Euch hören kann; die Zeit, die man braucht, das Grab herzustellen, wird Euch dazu völlig ausreichen.«

      »Das will ich sehr gerne tun«, sagte Vivaldo; und da die Anwesenden sämtlich den nämlichen Wunsch hegten, stellten sie sich in die Runde, und er las mit vernehmlicher Stimme das Gedicht vor, das folgendes aussagte:

      14. Kapitel

      Welches Grisóstomos Gesang der Verzweiflung enthält, nebst andern unerwarteten Ereignissen

      Grisóstomos Gesang

      Da du es willst, daß rings von Mund zu Munde,

       Von Volk zu Volk erschallt, grausame Schöne,

       Wie hart dein Herz und wie es mir ergrimme,

      So leih ich Schmerzenston mir aus dem Grunde

       Der Hölle selbst, daß mir die grausen Töne

       Entstellen den gewohnten Klang der Stimme.

      Und meinem Wunsch gehorchend, der das schlimme

       Geschick, so deine Frevel mir verheißen,

       Laut künden will, wird wilder Schmerz erbrausen

       Und wird mir, um zu steigern Qual und Grausen,

       Vom blutgen Herzen Stücke mit sich reißen.

      Sollst du Gehör leihn, nein, dem krassen Stöhnen

       Des Jammers, der tief aus erkrankten Herzen

       Hervor sich ringt mit Wahnsinn, mit Entsetzen,

       Um mich zu letzen

       und dich doch zu schmerzen.

      Des Wolfes fürchterlich Geheul, des Leuen

       Gebrüll, das gräßliche Gezisch der schuppigen Schlange,

       Aus fremden Untiers Schlund das heisere Bellen;

      Und das Gekrächz der Krähen, die da dräuen,

       Daß Unheil naht; die Stürm im Donnergange,

       Wild kämpfend auf empörten Meereswellen;

      Des Stiers Gebrülle, den im Kampf zu fällen

       Dem Feind gelang; der Turteltaube Girren

       Um ihres Gatten Tod; der düstre Sang der Eule,

       Der vielbeneideten; das Angstgeheule

       Verdammter Geister, die im Dunkel schwirren;

      Mir sollen sich all diese Kläng entringen,

       Mit meiner Seele ineinanderklingen

       In einem Schrei, daß wirr zusammenbrechen

       Die Sinne all; denn was mein Herz bedränge,

       Heischt neue Klänge,

       um es auszusprechen.

      Nicht soll des Vaters Tajo Sandgefilde

       Mich hören, nicht der Bätis, der in Düften

       Des Ölbaums hinwallt zu des Südens Pforten:

      Ausklingen soll mein Schmerz, der grimme, wilde,

       Auf hohen Felsen und in tiefen Klüften,

       Von toter Zunge, in lebendigen Worten;

      Oder in dunklen Tälern und an Orten,

       In deren Öde Menschen nie verkehren

       Oder die nie den Sonnenstrahl gewahren,

       Oder wo wilder Bestien giftge Scharen

       Sich an des flachen Nils Gestade nähren.

      Und wenn auch nur in leblos öder Heide

       Das Echo, auferweckt von meinem Leide,

       Verkündet deine Härte sondergleichen,

       So wird es doch – ein Vorrecht meinem

       Wehe – In Fern und Nähe

       rings die Welt durchstreichen.

      Verschmähn bringt Tod; Verdacht, ob er vergebens

       Sich regt, ob wahr, weiß die Geduld zu morden;

       Tod bringt auch Eifersucht, die schlimmste Plage.

      Zu lange Trennung nagt am Mark des Lebens;

       Gegen die Angst, daß du vergessen worden,

       Hilft auch kein sichres Hoffen beßrer Tage.

      Dies all ist sichrer Tod. Ich aber frage:

       Welch Wunder, daß ich fort mein Dasein führe,

       Entfernt, verschmäht, von Eifersucht durchlodert!

       Wahrheit der Argwohn, СКАЧАТЬ