Der fliegende Holländer. Фредерик Марриет
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der fliegende Holländer - Фредерик Марриет страница 14

Название: Der fliegende Holländer

Автор: Фредерик Марриет

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754928752

isbn:

СКАЧАТЬ forderte Philipp auf, ihr zu folgen; sie begaben sich in das Zimmer des Arztes, wo der junge Mann zu seiner Überraschung etwas Kaffee für sich bereit fand; ein derartiges Frühstück war nämlich in jener Zeit eine Seltenheit, die Philipp in dem Hause des filzigen Mynheer Poots nicht zu finden erwartete – indes hatte sich der alte Mann in seinem früheren Leben so sehr an diesen Genuss gewöhnt, dass er desselben nicht gut entraten konnte.

      Philipp, der in den letzten vierundzwanzig Stunden fast Nichts zu sich genommen hatte, sprach ohne Bedenken dem ihm vorgesetzten Frühmahle zu. Amine setzte sich stumm ihm gegenüber.

      »Amine,« begann Philipp endlich, »während meiner Nachtwache habe ich reichlich Zeit zu Erwägungen gehabt. Darf ich mich offen aussprechen?«

      »Warum nicht?« versetzte Amine. »Ich fühle mich überzeugt, dass Ihr Nichts reden werdet oder überhaupt nur reden könnt, was das Ohr einer Jungfrau nicht hören dürfte.«

      »Ihr lasst mir nur Gerechtigkeit widerfahren, Amine. Meine Gedanken haben sich mit Euch und Eurem Vater beschäftigt. Ihr könnt nicht länger in diesem einsamen Hause weilen.«

      »Ach, es ist freilich zu einsam – das heißt für seine Sicherheit – vielleicht auch für die meinige – aber Ihr kennt meinen Vater – gerade diese Abgeschiedenheit sagt ihm zu, der Mietzins ist nur gering und er scheut größere Ausgaben.«

      »Wem sein Geld so sehr am Herzen liegt, der sollte es auch an einem sichern Orte unterbringen – und der gegenwärtige ist nicht sicher. Hört mich an, Amine. Wie Ihr wahrscheinlich wisst, habe ich ein Wohnhäuschen, das von vielen andern umgeben ist, welche sich gegenseitig schützen. Ich verlasse es – vielleicht für immer, denn ich gedenke mit dem ersten Schiffe in die indischen Meere auszufahren.«

      »In die indischen Meere? und warum dies? Habt Ihr nicht erst in der letzten Nacht gesagt, dass Ihr im Besitze von mehreren tausend Gulden seid?«

      »Das hat ganz seine Richtigkeit; aber Amine, ich muss fort – meine Pflicht ruft mich. Fragt mich nicht weiter, sondern hört, was ich Euch jetzt vorschlage. Euer Vater muss meine Wohnung beziehen und in meiner Abwesenheit für sie Sorge tragen; er erweist mir durch seine Einwilligung einen Gefallen und Ihr werdet ihm zureden. Ihr seid dort sicher. Er mag auch mein Geld in seine Obhut nehmen – ich brauche es vorderhand nicht und kann es auch nicht mit mir nehmen.«

      »Meinem Vater ist nicht gut fremdes Geld anvertrauen.«

      »Aber warum scharrt er auch zusammen? Er kann sein Geld doch nicht mitnehmen, wenn er abgerufen wird. Es ist also für Euch – und sollte in diesem Falle mein Geld nicht in sicherer Hand sein?«

      »So überlasst es meiner Sorge, und es soll gut aufbewahrt bleiben. Aber wozu habt Ihr nötig, Euer Leben auf dem Wasser in Gefahr zu setzen, wenn Euch so reichliche Mittel zu Gebote stehen?«

      »Amine, fragt mich hierüber nicht, denn ich kann Euch – wenigstens vorderhand – nicht weiter sagen, als dass ich die Pflicht eines Sohnes zu erfüllen habe.«

      »Wenn von einer Verpflichtung die Rede ist, so will ich nicht weiter in Euch dringen. Es war nicht bloß weibliche Neugierde, nein, nein – sondern ein besseres Gefühl, glaubt mir, was mich veranlasste, die Frage zu stellen.«

      »Und welcher Art wäre dieses Gefühl, Amine?«

      »Ich weiß es selbst kaum – vielleicht eine Mischung vieler guten Gefühle – Dankbarkeit, Achtung, Vertrauen, Zuneigung. Sind diese nicht hinreichend?«

      »Allerdings, Amine – und jedenfalls sind sie ein reicher Gewinn nach einer so kurzen Bekanntschaft; aber auch ich empfinde sie für Euch und noch viel mehr. Wie dem übrigens sein mag, wenn Ihr alles dies für mich fühlt, so erweist mir den Gefallen, Euren Vater zu bereden, dass er heute noch dieses einsame Haus verlasse und das meinige beziehe.«

      »Und wohin wolltet dann Ihr gehen?«

      »Wenn mich Euer Vater für die kurze Zeit meines Hierbleibens nicht als Hausgenossen haben will, kann ich irgendwo anders ein Obdach suchen; lässt er sich aber geneigt finden, so will ich ihn gut entschädigen, – das heißt, falls Ihr nichts dagegen habt, dass ich noch einige Tage in dem Hause bleibe.«

      »Warum sollte ich auch? Unsere Wohnung ist nicht länger sicher und Ihr bietet uns Schutz an. Es wäre in der Tat höchst unrecht und undankbar, Euch von Eurem Herde zu vertreiben.«

      »So redet ihm zu, Amine. Ich verlange keinen Mietzins, sondern betrachte es als eine Gunst, da ich nur mit Bekümmernis scheiden könnte, wenn ich Euch nicht in Sicherheit wüsste. – Wollt Ihr mir's versprechen?«

      »Ich will mir alle Mühe geben – ja – ich kann Euch schon jetzt sagen, dass es geschehen wird, denn ich kenne meinen Einfluss. Hier meine Hand darauf. Wird Euch dies zufrieden stellen?«

      Philipp nahm die ihm dargebotene kleine Hand. Seine Gefühle überwältigten seine Klugheit; er führte sie nach seinen Lippen. Um sich zu überzeugen, ob Amine nicht unwillig sei, blickte er zu ihr auf und fand ihr dunkles Auge auf sich geheftet; wie früher, als sie ihn einließ, schien sie in seiner Seele lesen zu wollen – die Hand aber wurde nicht zurückgezogen.

      »In der Thal, Amine,« sagte Philipp, die Hand des Mädchens abermals küssend, »Ihr dürft auf mich bauen.«

      »Ich hoffe, – ich glaube – ja, ich bin überzeugt davon,« entgegnete sie endlich.

      Philipp ließ ihre Hand los. Amine kehrte nach ihrem Sitze zurück und schwieg eine Weile in ernstem Nachsinnen. Auch Philipp hatte seine Gedanken und blieb stumm. Endlich begann Amine –

      »Ich glaube von meinem Vater gehört zu haben, dass Eure Mutter sehr arm war – ein wenig heruntergekommen – und dass sich in Eurem Hause eine Stube befinde, welche viele Jahre verschlossen gehalten wurde.«

      »Sie war verschlossen bis gestern.«

      »Und dort habt Ihr Euer Geld gefunden? War denn Eurer Mutter nichts davon bekannt?«

      »Allerdings, denn sie machte mir auf ihrem Sterbebette die betreffende Mittheilung.«

      »So muss sie wohl gewichtige Gründe gehabt haben, das Gemach nicht zu öffnen?«

      »Ja.«

      »Und welcher Art waren dieselben, Philipp?« fragte Amine in weichem und gedämpftem Tone.

      »Ich darf nicht davon sprechen – sollte wenigstens nicht. Es genüge Euch übrigens, wenn ich sage, dass es die Furcht vor einer Erscheinung war.«

      »Vor einer Erscheinung?«

      »Sie sagte, mein Vater sei ihr erschienen.«

      »Und glaubt Ihr, dass es wirklich der Fall war, Philipp?«

      »Ich zweifle nicht im Mindesten daran. Aber jetzt kann ich auf Eure Fragen nicht weiter antworten, Amine. Das Gemach ist wieder geöffnet, und es steht nicht zu besorgen, dass sich abermals eine Spukgestalt zeige.«

      »Ich fürchte mich nicht davor,« versetzte Amine nachsinnend.

      »Aber,« fuhr sie nach einer Weile fort, »hängt dies vielleicht mit Eurem Entschlusse, auf die See zu gehen, zusammen?«

      »Ich will Euch so weit antworten, СКАЧАТЬ