Название: Der fliegende Holländer
Автор: Фредерик Марриет
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754928752
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»Vergebt mir meine Zweifel. Ich fürchte jetzt nur noch, mein Vater möchte zu bald zurückkehren und von den Räubern ergriffen werden.«
Philipp verließ das Zimmer abermals, um sich auf Kundschaft zu legen. Es gewann den Anschein, als könnten die Räuber zu keinem Entschlusse kommen – die Stärke der Tür bot allen ihren Bemühungen Trotz, weshalb sie jetzt eine List versuchten. Sie klopften und als keine Antwort erfolgte, setzten sie den Lärm noch lauter fort. Da auch dies zu keinem Resultate führte, hielten sie abermals eine Beratung, worauf sie die Mündung einer Büchse an das Schlüsselloch legten und das Gewehr abfeuerten. Das Schloss der Tür wich, aber die eisernen Riegel, die an der Innenseite oben und unten angebracht waren, leisteten noch immer Widerstand.
Obgleich Philipp berechtigt gewesen wäre, schon während der ersten Konsultation an der Tür auf die Räuber Feuer zu geben, vermeidet es doch ein edler Sinn stets, ein Menschenleben anders, als im äußersten Notfall zu zerstören; dieses Gefühl wehrte ihm, von seinen Waffen Gebrauch zu machen, bis die Feindseligkeiten wirklich begannen. Jetzt aber legte er eine Büchse gegen den Kopf des am nächsten bei der Tür stehenden Räubers an, welcher eben eifrig die Wirkung seines Schusses und die Natur der weiteren Hindernisse untersuchte. Das Ziel war gut genommen und der Mann fiel tot zusammen, während die Andern, von dieser unerwarteten Vergeltung überrascht, zurückfuhren. Dann aber wurde auf Philipp, der noch immer unter dem Fenster lehnte, eine Pistole abgefeuert, ohne jedoch zu treffen, und im nächsten Augenblicke fühlte sich unser Held zurück und aus dem Bereich der feindlichen Kugeln gezogen, eine Aufmerksamkeit, die ihm von Amine erwiesen wurde, welche, ohne dass er darum wusste, an seine Seite getreten war.
»Ihr dürft Euch nicht in dieser Weise aussetzen, Philipp, sagte sie in gedämpftem Tone.
»Sie hat mich Philipp genannt,« dachte er, ohne jedoch eine Antwort zu geben.
»Sie werden Euch jetzt wieder am Fenster erwarten,« fuhr Amine fort. »Nehmt die andere Büchse und geht in die Hausflur hinunter. Wenn das Schloss der Tür abgeflogen ist, so langen sie vielleicht mit ihren Armen herein, um den Riegel zurückzuschieben. Ich glaube zwar nicht, dass es ihnen gelingen wird, kann's aber doch nicht mit Sicherheit behaupten. Jedenfalls ist es besser, wenn Ihr unten seid, weil man Euch dort am wenigsten erwartet.«
»Ihr habt Recht,« versetzte Philipp, indem er hinunterging.
»Ihr müsst übrigens nicht mehr, als einmal Feuer geben. Wenn noch einer fällt, haben wir's nur noch mit Zweien zu tun, welche nicht zugleich auf das Fenster Acht geben und sich Eingang verschaffen können. Geht, ich will inzwischen die Büchsen wieder laden.«
Philipp schlich leise und ohne Licht hinunter. An der Tür bemerkte er, dass einer der Elenden durch die Schlossöffnung seinen Arm hereinstreckte und bemüht war, den obern eisernen Riegel zurückzuschieben, welchen er eben erreichen konnte, Philipp legte an und war eben im Begriffe, seine ganze Ladung dem Räuber unter den erhobenen Arm zu geben, als er die Andern draußen schießen hörte.
»Amine hat sich am Fenster blicken lassen,« dachte Philipp, »und ist vielleicht verwundet.«
Das Verlangen nach Rache veranlasste ihn, zuerst seine Kugel in den Leib des Mannes zu jagen; dann aber flog er die Treppen hinauf, um sich von Aminen's Zustande zu überzeugen. Sie war nicht am Fenster. Er stürzte in das innere Zimmer und fand, dass sie bedächtig die Büchsen lud.
»Mein Gott! wie Ihr mich erschreckt habt, Amine! Ich glaubte, das Feuern draußen rühre von dem Umstande her, dass Ihr Euch am Fenster gezeigt hättet.«
»Nein das war gewiss nicht der Fall; aber ich meinte, wenn Ihr durch die Tür schösset, könnten sie Euer Feuer erwidern und Euch beschädigen. Ich ging daher an die Seite des Fensters, streckte an einem Stock etliche Kleider meines Vaters vor, und da die Räuber auf der Lauer lagen, so machten sie augenblicklich von ihren Waffen Gebrauch.«
»Wahrhaftig, Amine, wer hätte auch so viel Muth und Besonnenheit bei einem so jungen und schönen Wesen erwartet!« rief Philipp überrascht.
»So sind also nur die von der Natur vernachlässigten Leute tapfer?« entgegnete Amine lächelnd.
»Das wollte ich nicht sagen, Amine – aber ich verliere Zeit und muss wieder nach der Tür hinunter. Gebt mir die andere Büchse und ladet diese auf's Neue.«
Philipp schlich abermals die Treppe hinunter, um zu rekonstruieren; ehe er jedoch die Tür erreicht hatte, hörte er in der Ferne die Stimme von Mynheer Poots. Amine, der die Annäherung ihres Vaters gleichfalls nicht entgangen war, befand sich im Nu an der Seite unsres Helden und hielt in jeder Hand eine geladene Pistole.
»Fürchtet nichts, Amine,« sagte Philipp, während er die Tür entriegelte; »es sind nur ihrer zwei, und Euer Vater soll gerettet werden.«
Die Tür ging auf und Philipp stürzte mit seiner Büchse hinaus; er fand Mynheer Poots zwischen den beiden Räubern auf dem Boden liegend. Einer davon hatte eben sein Messer erhoben, um es seinem Opfer in den Leib zu bohren, als eine Kugel durch seinen Schädel sauste. Der letzte Räuber wurde nun mit Philipp handgemein und es folgte ein verzweifelter Kampf, der jedoch bald dadurch entschieden wurde, dass Amine vortrat und dem Strauchdieb eine Pistolenkugel in den Leib jagte. Wir müssen hier unseren Lesern bemerken, dass Mynheer Poots auf dem Heimwege den Knall von Feuerwaffen vernahm, der aus der Richtung seiner eigenen Hütte herkam. Die Erinnerung an sein Geld und seine Tochter – denn wir müssen ihm die Gerechtigkeit widerfahren lassen, dass er sie zärtlich liebte – liehen ihm Schwingen; er vergaß, dass er ein waffenloser, schwacher, alter Mann war und dachte an nichts, als seine Wohnung zu erreichen.
Rücksichtslos und wie ein Wahnsinniger brüllend, eilte er heran und stürzte in die Arme der beiden Räuber, welche ihn ergriffen und auch ermordet haben würden, wäre nicht Philipp so gelegen zu seinem Beistand herbeigekommen.
Sobald der letzte Räuber gefallen war, machte er sich los, um Mynheer Poots zu unterstützen, den er auf seine Arme nahm, und einem Kind gleich in's Haus trug. Der alte Mann befand sich in Folge der Angst und der vorausgehenden Aufregung noch immer in einem Zustande von Delirium. Es stand einige Minuten an, ehe Mynheer Poots zusammenhängend sprechen konnte. »Meine Tochter!« – rief er – »meine Tochter! Wo ist sie?«
»Hier, Vater,« entgegnete Amine. »Gott sei Dank, ich habe keinen Schaden genommen.«
»Ach! mein Kind ist unbeschädigt,« sagte er, seine Augen weit aufreißend. »Ja, es ist ganz recht, – und mein Geld – mein Geld – wo ist mein Geld?« – fügte er auffahrend bei.
»Ganz geborgen, Vater.«
»Ganz geborgen – du sagst ganz geborgen – weißt du es auch gewiss? – Lass mich sehen.«
»Hier ist es, Vater, wie Ihr bemerken werdet – unangetastet. Dankt es einem Mann, den Ihr nicht so gut behandelt habt.«
»Wem? – Was meinst du damit? – Ach ja, ich sehe ihn jetzt – es ist Philipp Vanderdecken – er ist mir vierthalb Gulden schuldig, und dann ist auch noch die Flasche – hat er dich gerettet und mein Geld?«
»Allerdings, und zwar mit Gefährdung seines eigenen Lebens.«
»Gut, gut; ich will ihm die ganze Schuld erlassen – ja, die ganze Schuld; aber das Fläschchen – es ist ihm doch nichts nütz – das muss er mir wieder zurückgeben. Bring mir ein wenig Wasser.«
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