Название: 95 ROZ E10
Автор: Matthias Wermter
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная деловая литература
isbn: 9783742770509
isbn:
03. Werkzeugmaschinen
April 2017 ... Mitten im Thüringer Wald steht ein hochmoderner Maschinenbauer, der seit den 1970er Jahren eine der modernsten Fertigungsstätten Europas sein Eigen nennt und tatsächlich weltbekannt ist. Diese beschauliche und angenehme Firma hatte moderne Gebäude, neue Maschinen, klimatisierte Fertigungshallen, motivierte und qualifizierte Mitarbeiter, aber eine unerklärliche sehr geringe 2% Umsatzrendite. So, jetzt ist es gut zu wissen, dass sie schlanke Methoden ohne Verschwendung in Materialeinsatz, Wegebenutzung, Fertigungs- und Verwaltungszeit, Menschen und Informationen anwendeten. Mit Lean ist eine Firma, so wie diese, damit rund zehnmal produktiver und profitabler als der normale hart arbeitende Mittelstand. Unglücklicherweise wurde diese schlanke Produktion in Philosophie (sehr wichtig), Theorie und Praxis aber nicht wirklich begriffen. Lean ist keine Software, die man aufspielt! Die Organisation und die Abläufe in der Fertigung waren perfekt, nur der große Einfluss des Alltäglichen war nicht bewusst. Das automatische Kleinteilelager war praktisch und sehr erklärbar lahmgelegt! Die Produktionsabläufe wurden viel zu komplex dargestellt und konnten nicht auf Effizienz überwacht werden! Die mit der Zeit gewachsene Komplexität, auch in der Berichterstattung, bremste vieles gut aus. Der Maschinenbau lebt vom entwickelnden Engineering. Unnütze Aktionen der Verwaltung, allgemeiner Leerlauf und nicht genutzte geistige Kapazitäten gab es reichlich. Das System war in sich zufrieden und gedanklich in der Rente. Die geringe Umsatzrendite störte keinen und wurde somit nicht diskutiert! Innovationen im Design beginnen auch in der Wirtschaftlichkeit! Kleinliche Kosteneinsparungen treffen das größere Genie besonders hart. Die Effizienz der Lean Production begründet Wachstum und Wohlstand, das unnütze Kapazitäten freisetzt und diese mit sinnvoller und gewinnbringender Arbeit versorgt. Auch das wurde nie begriffen. Lean kreiert Jobs! Der Personalleiter war dabei völlig unwissend, recht hilflos und ehrlich gesagt etwas zu bubenhaft. Ich glaube, um die Umsatzrentabilität auf sehr angemessene 12% zu erhöhen, sollte nicht am Personal und an den Gemeinkosten gespart werden, sondern die Personalpolitik an sich schlicht vereinfachend korrigiert werden. Es muss ein Entscheidungspapier der einzelnen Tätigkeiten erstellt werden. Sicher, jeder kennt das und viele wissen, dass es Stellenbeschreibungen gibt, doch gibt es das auch in Matrizenform auf einem A0-Blatt? Diese Landkarte der (vom Kunden bezahlten) Kapazität stellt die Vermengungen der produktiven, produktionsunterstützenden, produktionsverwaltenden, vertriebstechnischen und verwaltenden Kräfte der Firma dar. Damit werden Lücken in der Lean Production und auch in der Digitalisierung sichtbar. Ein vollautomatisches Lager ist nun mal nicht teilmechanisiert. Hier sieht man die Hilflosigkeit der Firma auf ihre modernisierten und zukunftsfördernden Prozesse. Eine Endabnahme ist keine Werkstatt, auch wenn sie noch so digitalisiert ist. Das Auslieferungslager ist nicht die Wartehalle dutzender Maschinen, die längst verpackt und unterwegs auf den fremddienstleistenden LKWs quer durch Europa sein sollten (Stichwort: Rollendes Lager). Die emsige Verwaltung hingegen war offensichtlich zu aufgeblasen und mit vielen unnützen Aktionen belastet. Ja, hier wurden 8% Punkte Umsatzrendite, völlig unter dem Radar der operativen Obergesellschaft, verbrannt. Witzigerweise kannte die Firma keine teuren Marketingaktivitäten. Das Produkt verkaufte sich von selbst. Sicher, es gab Forschung und Entwicklungskosten, doch nicht so stark wie in anderen Branchen. Meines Erachtens ist hier jemand einfach nur wild gewachsen und hat Posten besetzt, nur um im Dorf wild zusätzliche Arbeitsplätze anzubieten. Sämtliche Entscheidungsgrundlagen basierten auf familiären Befindlichkeiten, fachlichen Unzulänglichkeiten und menschlichen Abhängigkeiten. Hier möchte ich nicht von Steueroptimierung sprechen, denn es war keine. Es waren eher die Realitäten des Arbeitsmarktes und des eigenen Überlebenswillens, der Aufgaben teilt, nur um keine starken Positionen entstehen zu lassen. Ja, mitten im grünen Wald steht eine hochmoderne Firma und kann seine magere Ergebnissituation, aufgrund mangelnder objektiver Erfahrungen und fehlendem Organisationswissen nicht mehr erklären! Derzeit ist die im Grunde hochprofitable und damit finanzstarke Firma an einen schnellagierenden börsennotierten ausländischen Investor verkauft, in Hoffnung noch effizienter in die Zukunft zu gehen.
04. Windkraftanlagen
März 2016 ... Dieser sehr frühe Fall ist mir ein Anschauungsmodell für die zu umsichtig und übervorsichtig geführte Unternehmung, die sehr abhängig agierend ihre Zukunft in die eigenen unerfahrenen Hände nahm. Eine bizarre Kultur der Angst herrschte beim Management. So draufgängerisch und optimistisch die erfahrenen Leute an der arbeitenden Basis waren, so übervorsichtig agierten die vermögenden Besitzer, strategieerfahrenen Direktoren, studierten Linienmanager und bestens ausgebildeten Teamleiter. Eine Firma, die im hohen Norden der Republik ganz nah an der rauen und bitterkalten Nordsee inmitten des angenehm eigenständigen Friesenvolkes wirkt, war dies ein eher bizarres Erlebnis und verwirrte anfangs sehr. Ich fand es lustig, dass für jede Aufgabe oder Region eine GmbH gegründet worden ist, damit die Gewinne besser gesteuert und damit unterstützt werden konnten. Dieses spezielle Taktieren deutet auf einen sehr stark durchregierenden aber an sich hilflosen und fachfremden Manager hin, den ich leider nie kennenlernte, aber Zeitungsberichte gaben mir später mehr als Recht. Die Frage nach der Optimierung löst zuerst das Bedürfnis nach einer Erklärung aus. Man kann die Controllingabteilung nicht verbessern, wenn die Firma unbekannt ist. Ein gutes Controlling ist ein Abbild einer anständig geführten Unternehmung. Das Prinzip nach Teilung und Herrschaft verwirrt auch mal den Informationsfluss und dessen Qualität. Die große aber an sich recht einfache Fertigung und das umfangreiche aber transparente Servicegeschäft benötigen keine 40 Controller, die sich jeden Tag um die Zahlen, die Gewinne und die Verluste kümmern. Ich denke, trotz der Größe wären fünf Controller völlig ausreichend. Der Konzern bestand nur aus geteilter Größe und nicht aus fertigungsbedingter Komplexität. Die Infos verwässern nur, je mehr sie geteilt werden. Ok, die Infos wurden nicht nur geteilt, sie wurden auch unterschiedlich aufbereitet und nur mit Mühe zusammengehalten. Monatliche Kapitalausgleiche waren nur aufgrund der wilden GmbH-Gründungen notwendig. Man muss schon sehr verwirrt sein, um so viele Controller anzustellen, damit die sehr einfach zu berechnenden Gewinne offensichtlich werden und es ist schwer, etwas wirklich zu optimieren, wenn das nicht gewünscht ist. Wie so oft, sollten die Prozesse aufgezeichnet und die Optimierungspotentiale gefunden werden. Ich denke, wir schicken 35 Controller nach Hause und sehen wie das ERP-System damit hochmodern umgeht. Ich mag die Schocktherapie, da ich den Ablauf gut kenne. Einmal kam die Hauptbuchhalterin und legte ihre Kündigung hin und war weg. Tarifangestellt mit 4 Wochen Kündigungsfrist und Urlaubsanspruch. Uns flog nicht wirklich die Abteilung um die Ohren, doch keiner СКАЧАТЬ