Mein Orient-Tagebuch: Der Löwe von Aššur. Tomos Forrest
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Название: Mein Orient-Tagebuch: Der Löwe von Aššur

Автор: Tomos Forrest

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754185988

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СКАЧАТЬ vor ihnen auftauchten.

      Eine Laterne hatten sie nicht dabei, was vermutlich noch zur Überraschung beitrug. Jedenfalls sprangen sie auf, schoben das Boot ins Wasser und halfen uns, an Bord zu kommen.

      Tripolis liegt am Golf von Gabès, und hier gibt es einen stärkeren Tidenhub als im übrigen Mittelmeer. Kapitän Arash hatte die Morning Star schon mit Rücksicht auf ihren Tiefgang und die beiden, seitlich angebrachten Schaufelräder, etwas weiter vom Strand entfernt geankert, und die Jacht trieb jetzt um ihren Anker als dunkler Schatten auf dem fast schwarz wirkenden Wasser.

      Sir David war verärgert und schwieg, ich hing meinen Gedanken nach, die beiden Ruderer legten sich mächtig ins Zeug, um so schnell wie möglich wieder an Bord zu gelangen und ihre Koje aufzusuchen. Sie hielten das Boot für uns im Gleichgewicht, ich ließ Lindsay den Vortritt, und geschickt hangelte er sich auf dem schwankenden Fallreep an Deck, dicht von mir gefolgt. Gerade hörte ich, wie er von der Reling aufs Deck hinuntersprang und einen dumpfen Laut von sich gab, da war ich ebenfalls oben, griff das Gitter und folgte ihm mit elegantem Schwung nach.

      Eine Bewegung konnte ich in der Dunkelheit hinter mir nur noch erahnen und wich instinktiv zur Seite aus. Dadurch traf mich der Schlag zunächst heftig auf die Schulter und ließ den Schmerz durch meinen Körper rasen. Der nächste Schlag meines Angreifers aber erwischte mich direkt am Kopf. Sterne schienen um mich herum zu funkeln, als ich auf das Deck fiel.

      „Seid Ihr wach, Master?“

      Die Stimme Lindsays schien aus großer Entfernung an mein Ohr zu dringen, und mühsam versuchte ich, mich aufzurichten. Aber das verhinderten meine Fesseln, und ein scharfer Schmerz im Kopf hinderte mich daran, den Versuch zu wiederholen.

      „Was … ist geschehen… ich kann mich nicht erinnern.“

      „Nun, man hatte uns an Bord erwartet und mit ein paar Schlägen abgefertigt. Jetzt sind wir unterwegs. Üble Burschen, diese Piraten!“

      „Piraten? Aber wie konnten die …“

      Erneut zuckte der scharfe Schmerz durch meinen Kopf und brachte mich zum Verstummen. Nach und nach kehrte die Erinnerung zurück. Der schmuddelige Hausdiener und unsere vorzeitige Rückkehr. Das Ruderboot brachte uns zurück, beim Erreichen des Decks wurden wir niedergeschlagen. Was war inzwischen geschehen?

      „Habe schon das Vergnügen gehabt mit einem der Oberschurken!“, erklärte Lindsay jetzt, während ich versuchte, etwas von unserer Umgebung wahrzunehmen. Offenbar hatte man uns in die Segelkammer im Bug eingesperrt, denn ich konnte den typischen Geruch von Leinwand und Meerwasser wahrnehmen. Als ich mich einmal um die eigene Achse drehte, stieß ich gegen eine zusammengelegte Segelbahn und nahm an, dass sich dahinter gleich die Bordwand befinden musste. Licht fiel nur spärlich durch ein paar dünne Deckenritzen, genügte aber zur Orientierung, weil sich die Augen inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

      Ich hörte deutlich das Rauschen um uns herum, außerdem vibrierte der Boden leicht und das Stampfen der Dampfmaschine war kraftvoll. Wir bewegten uns also in voller Fahrt mit unbekanntem Ziel über das Meer.

      Da waren polternde Schritte über uns zu vernehmen, gefolgt von Geräuschen, die beim Öffnen der Kammer entstanden.

      Grelles Sonnenlicht fiel plötzlich herein und blendete mich.

      Auf Arabisch schrie jemand Lindsay an, dann wurde er gepackt und aus der Kammer gezogen. Leider antwortete mir niemand auf meine Frage, warum wir überfallen wurden – die Tür fiel wieder zu, und erneut umgab mich das Dämmerlicht. Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis man meinen englischen Reisegefährten zurückbrachte und ihn rücksichtslos auf den Boden warf, wo er mit leisem Stöhnen neben mir landete.

      „Was hat man mit Euch gemacht?“, erkundigte ich mich, denn Lindsay stöhnte noch immer leise, aber dann vernahm ich seine Stimme:

      „Well, diese Burschen müssen dem Henker übergeben werden. Haben mich geprügelt, obwohl ich gefesselt war. Üble Verbrecher ohne jede Fairness. Aber wartet nur, bis ich meine Hände wieder frei habe!“ Mit diesen Worten schien sich der Engländer förmlich aufzubäumen, gab aber seine Bemühungen gleich darauf mit einem Stöhnen wieder auf.

      „Was wollen die von uns?“

      „Nun, natürlich meinen Fowling Bull, Master, was sonst?“

      Diese Antwort war so albern, dass ich trotz unserer Situation auflachen musste.

      „Ihr habt einen Fowling Bull, Sir David?“

      „Will ich meinen, jedenfalls so gut wie sicher. Hatte Euch doch von geheimen Informationen gesprochen. Wartet es nur ab, bis Ihr ihn seht. Ist ein Prachtexemplar.“

      Erneut schien sich Lindsay zu bemühen, seine Fesseln zu lockern, denn ich hörte, wie er sich mehrfach mit den Füßen an der Bordwand abstemmte und mit den gefesselten Armen um sich schlug.

      „Mal abgesehen davon, dass wir uns hier in keiner beneidenswerten Lage befinden – habt Ihr etwas über die Mannschaft erfahren können?“

      „Sind wohl fast alle noch am Leben. Müssen für die Piraten das Schiff steuern. Die Dhahabiyya folgt unserer Jacht.“

      Ich wurde langsam ungeduldig. Die Art seiner Antworten trug nicht gerade dazu bei, mir einen Überblick unserer Lage zu verschaffen. Etwas schroff erkundigte ich mich deshalb:

      „Und die Piraten wollen einen Fowling Bull stehlen, der für Euch – was genau? – bereits ausgegraben auf die Verschiffung wartet? Sir David, ich wäre Euch sehr verbunden, wenn Ihr mir ein wenig ausführlicher erzählen könnt, weshalb wir seit unserem Aufbruch aus Deutschland verfolgt, beobachtet und bestohlen werden, um schließlich hier an der Küste vor Tripolis in die Gewalt einer Piratenbande zu kommen?“

      Lindsay mochte von den Misshandlungen Schmerzen haben, denn er stöhnte erneut, bevor er antwortete. Ich kannte ihn als zwar schrulligen, aber auch ausdauernden Sportsmann, der sich wohl seiner Haut zu wehren wusste und dabei ein Meister im Boxen war.

      „Kann nicht über Einzelheiten reden, Master, zu gefährlich. Außerdem könnten diese Kerle da draußen mithören, was ich weiß. Nur so viel: Meine Gewährsleute haben im Zweistromland einen längst vergessenen Tempel des Gottes Aššur entdeckt und einige sehr interessante Ausgrabungen gemacht. Da aber das Geld fehlte, bin ich eingesprungen, yes. Und man hat mir glaubwürdig versichert, dass sich dort ein Prachtexemplar eines Fowling Bulls befindet.“

      „Verstehe. Aber eine steinerne Figur wird ja wohl kein Grund für diese Menschen sein, uns mit aller Macht festzusetzen oder gar auszuschalten!“

      Lindsay brummte etwas, was ich nicht verstand.

      „Was habt Ihr gesagt, ich habe nicht verstanden – was ist mit diesem Gott?“

      „Alte Schriften berichten von Gold in einer Grabkammer. Der assyrische König Salmānu-ašarēd I. erbaute den Tempel von Éḫursagkurkurra für den Gott wieder auf und ließ ihn mit kostbaren Kräutern, vor allem aber mit Edelsteinen, Kupfer, Gold und Silber im Fundament füllen.“

      Ich stieß einen Grunzlaut aus, denn mir kochte die Galle über. Warum hatte mir Lindsay das alles verschwiegen? Aber noch bevor ich meinem Unmut Luft machen konnte, fügte er hinzu:

      „Die Expedition zu dem Fundort geriet bereits in Lebensgefahr, weil СКАЧАТЬ