Also zerstreute die Flut ihm die Balken. Aber Odysseus
Schwang sich auf einen und saß wie auf dem Rosse der Reiter,
Warf die Kleider hinweg, die ihm Kalypso geschenket,
Und umhüllte die Brust mit Inos heiligem Schleier.
Vorwärts sprang er hinab in das Meer, die Hände verbreitet,
Und schwamm eilend dahin. Da sah ihn der starke Poseidon,
Schüttelte zürnend sein Haupt und sprach in der Tiefe des Herzens:
So durchirre mir jetzo, mit Jammer behäuft, die Gewässer,
Bis du die Menschen erreichst, die Zeus vor allen beseligt!
Aber ich hoffe, du sollst mir dein Leiden nimmer vergessen!
Also sprach er und trieb die Rosse mit fliegender Mähne,
Bis er gen Aigai kam, zu seiner glänzenden Wohnung.
Aber ein Neues ersann Athene, die Tochter Kronions.
Eilend fesselte sie den Lauf der übrigen Winde,
Daß sie alle verstummten und hin zur Ruhe sich legten;
Und ließ stürmen den Nord und brach vor ihm die Gewässer,
Bis er zu den Phaiaken, den ruderliebenden Männern,
Käme, der edle Odysseus, entflohn dem Todesverhängnis.
Schon zween Tage trieb er und zwo entsetzliche Nächte
In dem Getümmel der Wogen und ahndete stets sein Verderben.
Als nun die Morgenröte des dritten Tages emporstieg,
Siehe, da ruhte der Wind; von heiterer Bläue des Himmels
Glänzte die stille See. Und nahe sah er das Ufer,
Als er mit forschendem Blick von der steigenden Welle dahinsah.
So erfreulich den Kindern des lieben Vaters Genesung
Kommt, der lange schon an brennenden Schmerzen der Krankheit
Niederlag und verging, vom feindlichen Dämon gemartert;
Aber ihn heilen nun zu ihrer Freude die Götter:
So erfreulich war ihm der Anblick des Landes und Waldes.
Und er strebte mit Händen und Füßen, das Land zu erreichen.
Aber so weit entfernt, wie die Stimme des Rufenden schallet,
Hört' er ein dumpfes Getöse des Meers, das die Felsen bestürmte.
Graunvoll donnerte dort an dem schroffen Gestade die hohe,
Fürchterlich strudelnde Brandung und weithin spritzte der Meerschaum.
Keine Buchten empfingen noch schirmende Reeden die Schiffe,
Sondern trotzende Felsen und Klippen umstarrten das Ufer.
Und dem edlen Odysseus erzitterten Herz und Kniee,
Tiefaufseufzend sprach er zu seiner erhabenen Seele:
Weh mir! nachdem mich Zeus dies Land ohn alles Vermuten
Sehen ließ und ich jetzo die stürmenden Wasser durchkämpfet,
Öffnet sich nirgends ein Weg aus dem dunkelwogenden Meere!
Zackichte Klippen türmen sich hier, umtobt von der Brandung
Brausenden Strudeln, und dort das glatte Felsengestade!
Und das Meer darunter ist tief; man kann es unmöglich
Mit den Füßen ergründen, um watend ans Land sich zu retten!
Wagt ich durchhin zu gehn, unwiderstehlichen Schwunges
Schmetterte mich die rollende Flut an die zackichte Klippe!
Schwimm ich aber noch weiter herum, abhängiges Ufer
Irgendwo auszuspähn und sichere Busen des Meeres,
Ach dann, fürcht ich, ergreift der Orkan mich von neuem und schleudert
Mich Schwerseufzenden weit in das fischdurchwimmelte Weltmeer!
Oder ein Himmlischer reizt auch ein Ungeheuer des Abgrunds
Wider mich auf, aus den Scharen der furchtbaren Amphitrite!
Denn ich weiß es, mir zürnt der gewaltige Küstenerschüttrer!
Als er solche Gedanken im zweifelnden Herzen bewegte,
Warf ihn mit einmal die rollende Wog an das schroffe Gestade.
Jetzo wär ihm geschunden die Haut, die Gebeine zermalmet,
Hätte nicht Pallas Athene zu seiner Seele geredet.
Eilend umfaßte der Held mit beiden Händen die Klippe,
Schmiegte sich keuchend an, bis die rollende Woge vorbei war.
Also entging er ihr jetzt. Allein da die Woge zurückkam,
Raffte sie ihn mit Gewalt und schleudert' ihn fern in das Weltmeer.
Also wird der Polype dem festen Lager entrissen,
Kiesel hängen und Sand an seinen ästigen Gliedern:
Also blieb an dem Fels von den angeklammerten Händen
Abgeschunden die Haut, und die rollende Woge verschlang ihn.
Jetzo wäre der Dulder auch wider sein Schicksal gestorben,
Hätt ihn nicht Pallas Athene mit schnellem Verstande gerüstet.
Aber er schwang sich empor aus dem Schwalle der schäumenden Brandung,
Schwamm herum und sah nach dem Land, abhängiges Ufer
Irgendwo auszuspähn und sichere Busen des Meeres.
Jetzo hatt er nun endlich die Mündung des herrlichen Stromes
Schwimmend erreicht. Hier fand er bequem zum Landen das Ufer,
Niedrig und felsenleer und vor dem Winde gesichert.
Und er erkannte den strömenden Gott und betet' im Herzen:
Höre mich, Herrscher, wer du auch seist, du sehnlich Erflehter!
Rette СКАЧАТЬ