Denn die Götter wandten den Sturm und trieben ihn heimwärts.
Freudig sprang er vom Schiff ans vaterländische Ufer,
Küßt' und umarmte sein Land, und heiße Tränen entstürzten
Seiner Wange, vor Freude, die Heimat wiederzusehen.
Ihn erblickte der Wächter auf einer erhabenen Warte,
Von Aigisthos bestellt, der zwei Talente des Goldes
Ihm zum Lohne versprach. Ein Jahr lang hielt er schon Wache,
Daß er nicht heimlich käm und stürmende Tapferkeit übte.
Eilend lief er zur Burg und brachte dem Könige Botschaft,
Und Aigisthos gedachte sogleich des schlauen Betruges.
Zwanzig tapfere Männer erlas er im Volk und verbarg sie;
Auf der anderen Seite gebot er, ein Mahl zu bereiten.
Jetzo ging er und lud Agamemnon, den Hirten der Völker,
Prangend mit Rossen und Wagen, sein Herz voll arger Entwürfe,
Führte den nichts argwöhnenden Mann ins Haus und erschlug ihn
Unter den Freuden des Mahls: so erschlägt man den Stier an der Krippe!
Keiner entrann dem Tode vom ganzen Gefolg Agamemnons,
Und von Aigisthos' keiner; sie stürzten im blutigen Saale.
Also sagte der Greis. Mir brach das Herz vor Betrübnis:
Weinend saß ich im Sande des Meers und wünschte nicht länger
Unter den Lebenden hier das Licht der Sonne zu schauen.
Aber als ich mein Herz durch Weinen und Wälzen erleichtert,
Da erhub er die Stimme, der graue untrügliche Meergott:
Weine nicht immerdar, Sohn Atreus', hemme die Tränen;
Denn wir können damit nichts bessern! Aber versuche
Jetzt, aufs eiligste wieder dein Vaterland zu erreichen.
Jenen findest du noch lebendig, oder Orestes
Tötet ihn schon vor dir; dann kommst du vielleicht zum Begräbnis.
Also sprach er und stärkte mein edles Herz in dem Busen,
So bekümmert ich war, durch seine frohe Verheißung.
Und ich redet' ihn an und sprach die geflügelten Worte:
Dieser Schicksal weiß ich nunmehr. Doch nenne den dritten,
Welchen man noch lebendig im weiten Meere zurückhält
Oder auch tot. Verschweige mir nicht die traurige Botschaft!
Also sprach ich; und drauf antwortete jener und sagte:
Das ist der Sohn Laertes', der Ithakas Fluren bewohnet.
Ihn sah ich auf der Insel die bittersten Tränen vergießen
In dem Hause der Nymphe Kalypso, die mit Gewalt ihn
Hält; und er sehnt sich umsonst nach seiner heimischen Insel:
Denn es gebricht ihm dort an Ruderschiffen und Männern,
Über den weiten Rücken des Meeres ihn zu geleiten.
Aber dir bestimmt, o Geliebter von Zeus, Menelaos,
Nicht das Schicksal den Tod in der rossenährenden Argos,
Sondern die Götter führen dich einst an die Enden der Erde,
In die elysische Flur, wo der bräunliche Held Radamanthus
Wohnt und ruhiges Leben die Menschen immer beseligt:
(Dort ist kein Schnee, kein Winterorkan, kein gießender Regen,
Ewig wehn die Gesäusel des leiseatmenden Westes,
Welche der Ozean sendet, die Menschen sanft zu kühlen),
Weil du Helena hast und Zeus als Eidam dich ehret.
Also sprach er und sprang in des Meeres hochwallende Woge.
Aber ich ging zu den Schiffen mit meinen tapfern Genossen,
Schweigend, und viele Gedanken bewegten des Gehenden Seele.
Als wir jetzo das Schiff und des Meeres Ufer erreichten,
Da bereiteten wir das Mahl. Die ambrosische Nacht kam,
Und wir lagerten uns am rauschenden Ufer des Meeres.
Als die dämmernde Frühe mit Rosenfingern erwachte,
Zogen wir erst die Schiffe hinab in die heilige Meersflut,
Stellten die Masten empor und spannten die schwellenden Segel,
Traten dann selber ins Schiff und setzten uns hin auf die Bänke,
Saßen in Reihn und schlugen die graue Woge mit Rudern.
Und ich fuhr zum Strome des himmelgenährten Aigyptos,
Landete dort und brachte den Göttern heilige Opfer.
Und nachdem ich den Zorn der unsterblichen Götter gesühnet,
Häuft ich ein Grabmal auf, Agamemnon zum ewigen Nachruhm.
Als ich dieses vollbracht, entschifften wir. Günstige Winde
Sandten mir jetzo die Götter und führten mich schnell zu der Heimat.
Aber ich bitte dich, Lieber, verweil in meinem Palaste,
Bis der elfte der Tage vorbei ist oder der zwölfte.
Alsdann send ich dich heim und schenke dir köstliche Gaben:
Drei der mutigsten Rosse und einen prächtigen Wagen,
Auch ein schönes Gefäß, damit du den ewigen Göttern
Opfer gießest und dich beständig meiner erinnerst.
Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
Atreus' Sohn, berede mich nicht, hier länger zu bleiben.
Denn ich säße mit Freuden bei dir ein ganzes Jahr lang,
Ohne mich jemals heim nach meinen Eltern zu sehnen:
Siehe, СКАЧАТЬ