Название: Commissario Paola Rossi
Автор: Cinzia G. Agostini
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Commissario Paola Rossi - Der Verona Krimi
isbn: 9783752923902
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Signora Angelo fing augenblicklich laut zu weinen an. Ispettore Nero lief auf sie zu und strich über ihren Arm.
»Sie lebt!«, rief Paola in das Weinen hinein.
Sie beugte sich zu Signora Angelo, sah ihr in die rot verweinten Augen und sagte eindringlich:
»Hören Sie! Ihre Tochter lebt! «
Ein weiterer Schwall Tränen folgte.
Paola griff zu der Wasserflasche, die auf den Tisch stand und zu einem Glas und goss etwas Wasser ein. Dann reichte sie Signora Angelo das Glas, nickte ihr zu und die Frau nahm mechanisch das Glas in die Hand und trank einen großen Schluck daraus. Sie stellte es ab, griff danach in ihre Hosentasche, ein Taschentuch kam hervor, tupfte ihre Augen und schnäuzte sich kräftig. Danach atmete sie tief durch und fragte etwas ruhiger, an die beiden Polizistinnen gewandt: »Was ist mit meiner Clarissa passiert? Wie geht es ihr? Wo ist sie?«
Paola machte mit ihrer Hand eine Bewegung zum Stuhl, schaute Signora Angelo fragend an. Sie nickte ihr zu, das war das Zeichen für Paola sich hinsetzen zu können und sie erzählte Signora Angelo den Tathergang. Dann und wann griff die Mutter zu einem Taschentuch, doch sie schien gefasst zu sein, wie Paola feststellen musste.
»Signora Angelo, ich habe folgende Frage an Sie: Waren sie in den letzten drei Stunden hier, es tut mir aufrichtig leid…«
Sie machte eine kurze Pause. »Ich muss Ihnen diese Frage stellen, aber…«
Weiter kam sie nicht, Signora Angelo nickte verständnisvoll: »Ich verstehe schon, sie müssen Ihre Arbeit machen, ich nehme es Ihnen nicht übel.«
Paola war froh, dass Signora Angelo derart entgegenkommend wirkte.
»Commissario, ich war den ganzen Tag hier. Habe Essen gekocht und die Wohnung geputzt. Vorhin hatte ich mit meinem Mann Mario gesprochen, ich habe ihn daran erinnert, dass Clarissa heute zum Essen kommt und er zusehen soll, früh Feierabend zu machen.«
Paola schaute fragend,
»Bevor sie fragen, er ist Koch in einem Restaurant. Manchmal kommt er erst recht spät, aber heute wollte er alles versuchen, um früher zu kommen. Clarissa ist sein…«, erneut fing Signora Angelo zu weinen an.
Paola schaute sie ganz ruhig an und hoffte, dass die Signora dadurch zu weinen aufhörte, damit sie mit der Befragung weitermachen konnte.
»Unsere Tochter studiert in Milano Tiermedizin. Wir sind so stolz auf sie! Sie ist die Erste in unserer Familie, die zu studieren anfing. Clarissa ist immer schon so ein aufgewecktes intelligentes Mädchen gewesen und hat uns nur Freude gemacht. Als sie ein Stipendium bekommen hat, waren wir so stolz und haben sie tatkräftig unterstützt. Eine Cousine meines Mannes lebt in Milano und so konnten wir sie mit einem guten Gefühl dorthin gehen lassen.«
Ispettore Nero machte sich derweil Notizen von dem Gesagten. Paola rückte den Stuhl etwas näher zur Signora.
»Wissen Sie, ob ihre Tochter einen Freund hat? Hat sie erzählt, dass sie mit jemandem Ärger oder Stress hatte? War sie in der letzten Zeit anders als sonst, beunruhigt oder wirkte sie ängstlich? Hatten Sie das Gefühl, Clarissa verbirgt etwas vor ihnen? Alles ist wichtig, auch wenn Sie vielleicht denken, das tut nichts zur Sache. Wir wollen herausfinden, wer oder was dahintersteckt.«
Signora Angelo nahm ihre rechte Hand und stützte den Kopf. Sie überlegte!
Nach einer Weile sagte sie: »Es ist tatsächlich etwas Merkwürdiges gewesen. Letztens habe ich mit Clarissa telefoniert. Sie erzählte mir von ihren Kommilitonen und von ihrem Professore. Clarissa sagte: ›Mamma, wenn ich nach Hause komme, will ich dir etwas zeigen. Ich will es nicht am Telefon besprechen.‹ Ich habe natürlich gefragt!«
Dazu nahm sie ihre Arme und hielt sie in die Höhe.
»Hat Sie Ihnen etwas gesagt?«, fragte Paola die Signora.
»Nein, sie war auf einmal sehr bestimmt und meinte: ›Mamma, es ist nichts Schlimmes, mache dir bitte keine Sorgen. Ich erzähle es dir doch noch.‹ Ich wollte nicht nachbohren, sie hörte sich so entschieden an, aber ich dachte, sie hat vielleicht einen jungen Mann kennengelernt. Madonna! Hätte ich doch nur eindringlicher gefragt…«
Erneut weinte Signora Angelo los.
Paola konnte es nicht mehr mit ansehen und brach die Befragung ab.
»Signora Angelo, Sie wollen doch bestimmt zu Ihrer Tochter?«
Die Signora weinte noch immer, dennoch nickte sie hinter ihrem Taschentuch hervor. »Sì!«
»Können Sie Ihren Mann telefonisch erreichen?«
Signora Angelo schaute auf die Uhr.
»Er müsste eigentlich gleich nach Hause kommen. Wieso?«
»Wir sehen doch wie stark sie das alles belastet, dürfen wir Sie zum Krankenhaus bringen?«
In dem Moment drehte sich ein Schlüssel im Schloss und eine Stimme war zu hören: »Ciao, ihr Beiden! Ich habe mich beeilt, wo seid ihr… «
Signor Angelo stand im Türrahmen zur Küche und schaute die beiden Polizistinnen fragend an. Paola und Maria erhoben sich von ihren Stühlen, zückten ihre Dienstausweise und Paola stellte sich und ihre Kollegin vor.
»Buonasera, Signor Angelo, mein Name ist Commissario Rossi, das ist meine Kollegin Ispettore Nero. Wir sind die ermittelnden Beamten im Überfall auf Ihre Tochter Clarissa.«
Sofort schossen Signor Angelo Tränen in die Augen, er schwankte. Paola hatte Sorge, dass er umfallen könnte. Sie nahm den Stuhl, auf dem sie zuvor gesessen hatte und schob ihn Signor Angelo unter.
»Setzen Sie sich erst einmal.«
Paola schaute zu Ispettore Nero und zeigte auf die Flasche Wasser. Maria verstand sofort, was sie meinte, goss in einem sauberen Glas etwas Wasser ein und reichte es dem Vater. Signor Angelo nahm es, trank einen Schluck und kaum, dass er das Glas geleert hatte, fing er zu fragen an.
Paola berichtete auch ihm den Tathergang und in welchem Krankenhaus seine Tochter aufgenommen worden war. Bei der Schwere der Verletzungen fiel es ihr bei Gott nicht leicht, sachlich und ruhig zu bleiben. Der Vater war sichtlich betroffen und starrte ins Leere. Er verharrte in einer Art Schockzustand, anders als die Mutter, die nun erst richtig zu weinen begann. Paola ging mit Maria in den Flur, um sich zu besprechen.
»Kannst du schon einmal vorfahren ins Krankenhaus und schauen, ob der zuständige Arzt noch da ist und ihn befragen«, sagte Paola.
»Ich würde gerne das Ehepaar Angelo in das Krankenhaus begleiten, du siehst ja selbst wie durcheinander sie sind. Dann kann ich den beiden noch ein paar Fragen im Auto stellen und im Krankenhaus bringe ich sie zum Zimmer ihrer Tochter. Danach komme ich zu dir und du bringst mich auf den neuesten Stand.«
Ispettore Nero nickte, »Weißt du, auf welche Station sie gebracht wurde? Hast du schon die Info?«
»Warte!«, Paola zog ihr telefonino aus der Tasche.
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