Meine Mutter, der Indianer und ich. Kerstin Groeper
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Название: Meine Mutter, der Indianer und ich

Автор: Kerstin Groeper

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783948878061

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СКАЧАТЬ Junge hinter dem riesigen Lenkrad grinste breit. „Freilich! Und nächstes Jahr mache ich den Mofaschein!“

      Felix kletterte zu dem Jungen auf den Bock und fachsimpelte über die besten Motorräder. Schnell hatte er festgestellt, dass ihn ähnliche Interessen mit dem fremden Jungen verbanden. Außerdem wusste Siggi viel über Technik, konnte bereits kleinere Reparaturen an diversen Maschinen selbst ausführen. „Wo fahren wir überhaupt hin?“, erkundigte sich Felix.

      „Auf‘s Feld! Ich brauche Grünfutter für die Kühe!“

      Schweigend beobachtete Felix, wie Siggi bei einer riesigen Scheune geschickt den Anhänger ankoppelte und wieder ins Führerhaus kletterte. Mit Vollgas ratterte er den Feldweg entlang, wich einem Radfahrer aus, der anschließend in einer riesigen Staubwolke verschwand und schimpfend hinter ihnen herbrüllte. Mit einem vergnügten Grinsen kurvte Siggi den Traktor samt Anhänger auf eine mit üppigem Gras stehende Wiese und brachte dabei den Anhänger ganz schön ins Schlingern.

      Langsam wurde es Felix bei den Fahrkünsten des Bauernjungen zu heiß. „Fährst du immer so?“, wagte er zu fragen.

      „Freilich!“, gab Siggi zurück. „Ich muss doch für meine Xbox üben! Need for Speed!“

      „Super! Aber da fliegst du nicht in echt von der Strecke!“

      „Hast du auch eine Xbox?“, fragte Siggi interessiert.

      Erleichtert bemerkte Felix, dass der Traktor nun in mäßigem Tempo über die Wiese rollte und gleichzeitig mähte. Der Geruch nach frisch geschnittenem Gras stieg ihm in die Nase, irgendwie angenehm und beruhigend.

      „Hmh!“, brummte er vorsichtig. Er hatte nämlich ziemlich viele Ballerspiele, die erst ab achtzehn Jahren freigegeben waren. Sonst war das sein Einstieg in die virtuelle Erwachsenenwelt, zu seinem „Clan“, aber er wusste noch nicht, ob er sich auf die Verschwiegenheit seiner neuen Bekanntschaft verlassen konnte.

      „Cool! Vielleicht komme ich nach dem Stall noch vorbei!“, schlug Siggi begeistert vor.

      „Nach dem Stall?“, erkundigte sich Felix irritiert. Es klang nach irgendeinem geheimen Treffpunkt oder so was.

      „Ja, nach dem Melken! Dann habe ich frei!“

      Felix tat, als wäre das selbstverständlich, obwohl er sich im Grunde über sich selbst ärgerte. Stall! Aber klar! Er war hier schließlich in einem Kuhdorf!

      „Arbeitest du schon?“

      „Nö! Das ist unser Hof! Aber heute bin ich mit Stallmisten dran.“

      „Hast du noch Geschwister?“

      Siggi nickte wichtig. „Einen Bruder und eine kleine Schwester! Und du?“

      Felix schüttelte den Kopf. „Nee, ich bin allein!“ Es klang neutral, als mache ihm das nichts aus. Inzwischen hatte er akzeptiert, dass seine Eltern keine Kinder mehr wollten. Wahrscheinlich war auch er nur ein „Unfall“ gewesen, ein Ausrutscher, der in der lauen Nacht eines teuren Urlaubs entstanden war. Na ja, und jetzt lebten seine Eltern eh getrennt. Manchmal wünschte er sich, dass er überhaupt nicht auf der Welt wäre! Was wäre er dann? Eine Blase im Kosmos? Ein leichter Gedanke, der anderen Menschen im Kopf herumspukte? Ein Windstoß? Oder wie hier – der Geruch des geschnittenen Grases? Mann, er philosophierte schon genauso wie seine Mutter!

      „Kann ich zuschauen?“, fragte er.

      „Bei was?“

      „Na, beim Melken?“

      „Klar!“, freute sich Siggi. „Dann ist es nicht so langweilig! Du kannst dir auch die Musik aussuchen!“

      „Die Musik?“ Felix verstand kein Wort.

      „Ja! Die Kühe geben mehr Milch, wenn sie Musik hören! Sie stehen auf Volksmusik, sagt mein Vater, aber das stimmt nicht! Sie mögen auch Ed Sheeran!“

      Felix lachte hemmungslos. Noch nie hatte er einen solchen Schwachsinn gehört! Kühe, die auf Musik stehen! Oh Himmel! In was für einen Film war er hier geraten?

      Er begleitete Siggi zum Kühemelken, staunte, als er ihnen tatsächlich Ed Sheeran und Adele vorspielte, und half zum ersten Mal in seinem Leben beim Stalldienst. Mit einer großen Mistgabel verteilte er das Gras, streichelte die feuchten Nüstern eines Kalbes und fühlte sich wie auf einem anderen Planeten. Ging es seiner Mutter ebenso, wenn sie schrieb? Eintauchen in eine völlig fremde Welt?

      Er verabredete sich für den Abend mit Siggi und trabte wieder nach Hause. Niemand begegnete ihm, anscheinend war der Rest der Jugend noch bei dem Dorfweiher, und er ließ seinen Blick durch die Gärten schweifen. Überall standen Schaukelgestelle und diese riesigen Trampoline herum. Fast in jedem Garten, als wären es Statussymbole. Gab es hier keinen Spielplatz? Warum brauchte jedes Kind einen eigenen Sandkasten?

      Seine Mutter hatte sich bereits umgezogen und wartete auf ihn. „Na, schon einen Freund gefunden?“

      „Kann schon sein! Siggi kommt nachher vorbei! Gehen wir jetzt essen?“

      „Sicher! Wenn du noch ein sauberes T-Shirt findest.“

      Felix rannte die Treppe hoch und wühlte in seinem Schrank nach einem sauberen T-Shirt. Nachdem er sich grundsätzlich viermal am Tag umzog und anschließend die gebrauchte Wäsche wieder in den Schrank warf, war es schwierig zu entscheiden, welche Hemden noch am wenigsten getragen waren. Er machte mehrere Geruchsproben und entschied, dass einige Sachen doch in die Wäsche gehörten. Schließlich schlüpfte er in ein Baseball-T-Shirt, ganz ohne Flecken, setzte eine neue Kappe auf und sprang,drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe nach unten.

      Seine Mutter fuhr ausgerechnet zum einzigen Gasthof des Dorfes, eigentlich hätten sie auch zu Fuß gehen können! Missmutig zog Felix die Kappe tiefer ins Gesicht und hoffte, dass keiner dieser Dorfdeppen ausgerechnet jetzt auftauchte. Ausgehen mit Mami! Noch tiefer sinken konnte er eigentlich nicht.

      Der Wirt war ganz nett. Er stellte keine unangenehmen Fragen, fragte nicht nach dem Wohin und Woher, brachte sofort die Getränke und ließ seine Mutter in Ruhe. Felix entspannte sich sichtlich, auch, weil bisher nur wenige Gäste in der gemütlichen Bauernstube saßen. Zwei kleine Kinder kreischten in voller Lautstärke, ohne von ihren Müttern zur Ordnung gerufen zu werden, und er runzelte genervt die Augenbrauen. „Kleine Mistmaden!“, murmelte er leise.

      „Wer?“, wunderte sich seine Mutter.

      „Na, die kleinen Biester dort! Ich hätte mich nie so aufführen dürfen!“

      Seine Mutter kniff vergnügt die Augenbrauen zusammen und betonte: „Du hast dich ganz genauso aufgeführt!“

      „Hab ich nicht!“, wehrte sich Felix entrüstet.

      „Doch, natürlich!“

      Seine Mutter war sichtlich erschöpft, und so wurde die Unterhaltung einseitig. Felix spekulierte über die neue Schule, über die Jugendlichen in diesem Ort, wie er seine alten Freunde einladen konnte; dann kam endlich das Essen, und jeder konzentrierte sich auf seinen Teller. Es war köstlich! Wenigstens ein Vorteil, den dieses Kaff hatte! Einen guten Wirt!

      Dann ließ seine Mutter die Katze aus dem Sack. Reichlich unvermittelt meinte sie: „Wir bekommen СКАЧАТЬ