Jesus nachfolgen. Henri J. M. Nouwen
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Название: Jesus nachfolgen

Автор: Henri J. M. Nouwen

Издательство: Bookwire

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783862567850

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СКАЧАТЬ zu leben heißt, Teil der Familie Gottes zu sein.

      Wenn wir sagen: „Ich sage dies im Namen Jesu“ oder: „Ich tue das im Namen Jesu“, so meinen wir damit wirklich: „Ich tue das ausgehend von Gott.“ Heutzutage meinen viele Menschen, dass dann, wenn wir etwas im Namen Jesu tun, wir dies tun, weil Jesus nicht da ist und wir das also als seine Stellvertreter, seine Repräsentanten tun. Aber das ist damit nicht gemeint. Im Namen Jesu zu sprechen, uns auf den Namen Jesu zu berufen, im Namen Jesu zu handeln heißt, dass dieser Name da ist, wo ich bin. Wo bist du? „Ich lebe in diesem Namen und das ist dort, wo ich wohne; dort, wo mein Wohnort ist.“ Wenn du erst einmal dort lebst, kannst du in die ganze Welt hinausgehen, ohne diesen Ort jemals zu verlassen.

      Außerhalb dieses Orts, außerhalb des Herzens Jesu sind alle unsere Worte und alle unsere Gedanken so gut wie nichts. Was immer du tust, verlass dabei nie diesen Ort, denn nur an diesem Ort bist du in Gott. Nur von diesem Ort her kommt die Erlösung, und es ist Erlösung, was wir in diese unsere Welt hineinbringen müssen.

      Die Einladung lautet: „Komm und sieh den Ort Gottes.“ Anfangs meinen wir, das sei einfach sein Heim, sein physischer Platz, aber im Johannesevangelium wird das so entwickelt, dass Johannes uns zeigt, dass der Ort Gottes das Innenleben Gottes selbst ist – des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes, die eine Liebesfamilie bilden, in die hinein wir eingeladen sind. Die Nachfolge Jesu ist der Weg zum Eintritt in diese Liebesfamilie.

      Wir müssen Jesus nicht nachfolgen. Zuerst ist da die Einladung: „Komm, komm. Komm und sieh!“

       Welche Antwort geben wir?

       Hinhören

      Wir lassen uns auf die Einladung Jesu ein, indem wir auf Menschen wie Johannes den Täufer hören. Hätte Johannes nicht gesagt: „Seht! Das ist das Lamm Gottes“, hätten Johannes und Andreas ihn womöglich gar nicht kennengelernt. Diese Erzählung aus dem Evangelium zeigt, dass wir auf jemanden hören müssen, der uns auf Jesus verweist. Wir finden Jesus nicht von uns aus.

      Dieser Mensch mag nicht aufregend, attraktiv oder leicht zugänglich sein. Der Mensch, der auf Jesus zeigt, mag uns gewaltig auf den Wecker gehen, und zwar wegen unserer Vorurteile. Womöglich kommt uns eine Abneigung gegen ihn und wir sagen: „Seht doch, wie der sich anzieht“, oder: „Ich mag diese Art Leute nicht, die dauernd von Jesus reden.“

      Ich möchte dich darauf aufmerksam machen, dass wir auf diese Menschen hören müssen, auch wenn sie nicht unbedingt von der Art sind, dass sie gleich unsere Sympathie haben. Vielleicht sind sie zu arm. Oder sie sind zu reich. Oder sie haben einen seltsamen Akzent. Oder sie sprechen eine andere Sprache. Irgendeinen Grund gibt es immer, zu sagen: „Na ja, die haben ihre eigenen Probleme.“

      Aber immerhin: Sie zeigen auf Jesus.

      Wir haben es notwendig, Menschen zuzuhören, die anzuhören uns nicht unbedingt leichtfällt. Das können eine recht einfache Frau, ein recht einfacher Mann sein, die uns die Frage stellen: „Liebst du Jesus?“ Sag dann: „Komm her. Worum geht’s?“ Hör dann gut zu. Bleib aufmerksam.

      Es könnte auch ein sehr mächtiger Mensch sein, der von Jesus spricht, womöglich sogar der Papst selbst, und du könntest sagen: „Na ja, du tust dich leicht, im Vatikan zu leben, mit all dem Aufwand um dich herum.“ Aber darum geht es nicht. Hör hin.

      Es könnte auch ein recht ungewöhnlicher Mensch sein, der sich nicht an alle Regeln hält. Aber sei aufmerksam, wenn dich jemand auffordert, „Jesus nachzufolgen“. Nimm diese Stimme sehr ernst.

      „Sieh hin! Sieh das Lamm Gottes!“

      Wir können tausend Argumente dafür anführen, nicht hinzusehen, nicht zuzuhören. Aber pass gut auf.

      Horche.

      Wenn du das nicht tust, findest du Jesus womöglich nie. Diejenigen, die auf Jesus zeigen, zeigen von sich selbst weg. Nimm das ernst.

      Im Alten Testament wird erzählt, dass Samuel im Tempel schlief und der Herr ihn anrief: „Samuel, Samuel!“ Da ging er zum Priester Eli und sagte: „Ich höre immer diese Stimme!“ Zuerst sagte Eli: „Geh wieder ins Bett.“ Aber schließlich ging Eli auf, dass Gott den Jungen rief, und er sagte zu ihm: „Gott spricht zu dir.“ Später, als Samuel wieder diese Stimme hörte, gab er zur Antwort: „Herr, hier bin ich. Dein Diener hört“ (1. Samuel 3,1–9). Ohne Eli hätte Samuel nicht erkannt, dass Gott zu ihm sprach. Ohne Johannes den Täufer hätten Johannes und Andreas nicht auf Jesus geschaut.

      Wir müssen auf die Menschen in unserem Leben hören, sogar auf die gebrochenen, und sie sehr ernst nehmen.

       Fragen

      Nach dem Hören müssen wir Fragen stellen.

      Johannes und Andreas fragen: „Wo wohnst du?“ Es ist sehr wichtig, dass wir wissen wollen, wer Jesus ist, wenn wir ihm folgen wollen; dass wir ihm wirklich folgen wollen.

      „Herr, wo wohnst du? Wir möchten bei dir sein. Wir möchten dich genauer kennenlernen.“

      Wir müssen Fragen stellen. Ich muss Fragen stellen.

      Hör nicht auf, immer wieder Fragen zu stellen.

      „Herr, wie ist das, bei dir zu sein? Ich möchte dir nachfolgen, aber ich bin mir dessen nicht ganz sicher.“

      Frag immer wieder.

      „Ich habe Menschen Dinge tun sehen, die ich wirklich nicht mag. Zeig mir, wie du bist, damit ich das selbst sehen kann. Zeig es mir. Wo wohnst du?“

      An diesem Punkt setzt unser Gebet an. Unsere Gebete fangen an, wenn wir sprechen: „Herr, gib mir ein Gefühl dafür, wer du bist. Manche sagen dieses über dich, andere jenes, aber ich möchte selbst spüren, wer du für mich bist.“

      Scheue dich nicht, so zu fragen.

      Jesus sagt: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern ich nenne euch Freunde, weil ich euch alles sage“ (Johannes 15,15). Wir müssen beten, um das zu verstehen. Bete: „Herr, ich möchte dich kennenlernen. Lass mich spüren, wer du bist, damit ich auf Grund dieser Erfahrung sprechen kann.“ Halten wir uns den Evangelisten Johannes vor Augen, der gesagt hat: „Wir haben ihn mit unseren eigenen Augen gesehen, mit unseren eigenen Ohren gehört und mit unseren eigenen Händen berührt“ (1. Johannes 1,1). Das wünsche ich mir für uns: Dass wir von dem sprechen wollen, was wir gesehen und was wir gehört haben.

       Wohnen

      Die dritte Reaktion auf die Einladung ist die, bei Jesus zu wohnen. „Sie gingen also mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war ungefähr die zehnte Stunde“ (vier Uhr nachmittags, Johannes 1,39).

      Um Jesus nachzufolgen, muss man bereit sein, sich zu sagen: „Diese halbe Stunde will ich jetzt bei Jesus wohnen. Ich weiß, dass ich zerstreut sein werde. Ich weiß, dass mir hundert Gedanken kommen und unzählige Einfälle, was ich alles tun müsste. Aber ich weiß, dass du mich liebst und einlädst, auch wenn ich zerstreut und ängstlich bin. Ich will jetzt einfach bei dir wohnen.“

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